Im Rahmen des Projektes „Plattform Leise Bahnen“ hat die Allianz pro Schiene zwischen April 2014 und März 2016 mit den bundesweit zentralen Akteuren, die sich Lärmreduzierung im Schienenverkehr als Ziel gesetzt haben, einen strukturierten zweijährigen Dialog geführt. Am Dialog waren beteiligt: einerseits verschiedene Organisationen der Zivilgesellschaft, die vom Schienenverkehrslärm Betroffene vertreten, andererseits Unternehmen und Verbände der Schienenverkehrsbranche. Vertreter der Ministerien (BMU, BMVI) und Behörden (UBA, EBA) nahmen als Gäste am Dialog teil. Der Schwerpunkt des Dialoges lag auf der Lärmreduzierung im Schienengüterverkehr und Erreichung der Lärmminderungsziele bis 2020. Als Abschluss des Projektes wurde ein Papier „Sieben Schritte auf dem Weg zu einem leiseren Schienengüterverkehr“ („7 Schritte Papier“) mit den beteiligten Akteuren diskutiert und erarbeitet.
Im Projekt „Forum leise Bahnen“ wird zwischen April 2018 und März 2020 unter der Federführung des gemeinnützigen und politisch unabhängigen Bündnisses Allianz pro Schiene in mehreren Veranstaltungen ein Dialog mit verschiedenen Akteursgruppen geführt, die für eine weitere Lärmreduzierung im Schienenverkehr relevant sind. Das sind: die Schienenverkehrsbranche in Deutschland (Bahnen, Bahnindustrie, Waggonhersteller/-vermieter), die von Lärm Betroffenen (Bürgerinitiativen und andere Organisationen der Zivilgesellschaft). Vertreter der Ministerien (BMU, BMVI) und Behörden (UBA, EBA) nehmen als Gäste am Dialog teil. Auch wird es Veranstaltungen (z.B. Parlamentarische Abende) für Bundes- und Landespolitiker geben.
Das Projekt „Forum leise Bahnen“ wird aus mehreren kleineren, strukturierten und moderierten Workshops sowie größeren Veranstaltungen bestehen, zu denen die oben genannten zentralen Akteure eingeladen werden.
Der Dialog im Projekt „Forum leise Bahnen“ knüpft an den Dialog im Vorgängerprojekt an. Ziel des Dialoges ist es, Wege aufzuzeigen, um weitere Fortschritte bei der Lärmminderung, insbesondere im Schienengüterverkehr zu erreichen. Grundlage dafür ist der Austausch von relevanten Informationen zur Schienenverkehrslärmminderung mit der Bundes- und Landespolitik, mit den von Lärm Betroffenen und den Akteuren der Schienenverkehrsbranche.
Am Anfang steht eine Bestandsaufnahme im Hinblick auf die Umsetzung der im Papier „Sieben Punkte auf dem Weg zu einem leiseren Schienengüterverkehr“ empfohlenen Maßnahmen, noch bestehende Hindernisse und Wege zur Überwindung von Hindernissen.
Im weiteren Projektverlauf wird gemeinsam nach Wegen gesucht, um weitere Fortschritte bei der Reduzierung des Schienenverkehrslärms über das Jahr 2020 hinaus zu erreichen. Bisherige wissenschaftliche Erkenntnisse und Expertise werden dabei einbezogen.
Ziel ist, konkrete Maßnahmen und Strategien zu identifizieren, die für eine weitere Lärmreduzierung im Schienenverkehr entscheidend sind. Der Dialog soll das Problembewusstsein aller Akteure schärfen und zu weiterem Handeln motivieren, nicht zuletzt in der Schienenverkehrsbranche selbst.
Dieses Projekt wurde durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Die Mittelbereitstellung erfolgte auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Projektzeitraum: 01.04.2018 – 31.03.2020
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Aus Sicht der Reisenden sind Bahnhöfe vor allem eins: Orte, an denen man in Züge ein-, um- und aussteigen kann. Aus Sicht des Öffentlichen Verkehrs sind sie wichtige Knotenpunkte, die umweltfreundliche Verkehrsmittel verknüpfen: Busse, Fahrräder und Bahnen. Bahnhöfe sind jedoch sehr viel mehr als Drehscheiben nachhaltiger Mobilität: Sie sind die Visitenkarten einer Stadt und ein Ort der Begegnungen. Gerade für Klein- und Mittelzentren im ländlichen Raum nehmen Bahnhöfe daher eine wichtige Funktion ein.
Ein Bahnhof mit Bürgeramt, Café und Co-Working-Space, der über eine Mobilitätsstation mit Sharing-Angeboten verfügt und mit dem Fahrrad sicher zu erreichen ist, ist attraktiv und bietet den Menschen in ländlichen Räumen mehr Lebensqualität. Als verkehrlicher und sozialer Ankerpunkt kann er so für eine Stärkung des gesamten Umweltverbunds sorgen.
Im Austausch mit relevanten Akteurinnen und Akteuren des Verkehrssektors, Verbänden der Zivilgesellschaft und Entscheidern auf Bundes- und Landesebene hat die Allianz pro Schiene fundierte Profile identifiziert, mit denen Bahnhöfe ihre Umgebung deutschlandweit (wieder) beleben können. Der thematische Fokus im Dialog lag auf den folgenden drei Kernbereichen:
Bahnhöfe sind Mobilitätsdrehscheiben, die verschiedene Verkehrsmittel miteinander verknüpfen – das ist seit Langem bekannt. Welche verkehrlichen Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um physische Mobilität in großem Umfang im ländlichen Raum gewährleisten zu können? Wie werden Klein- und Mittelzentren noch besser erreichbar? Wie können die Bedürfnisse der (Fahr-)Gäste in den Mittelpunkt gestellt werden?
Eine Möglichkeit, sogar Nicht-Nutzende des Öffentlichen Verkehrs an den Bahnhof zu locken und dessen Anziehungskraft insgesamt zu stärken, ist es, Versorgungsangebote zu etablieren, die ihre Kundinnen und Kunden selbst mitbringen.
Bahnhöfe in ländlichen Räumen sind auch als Begegnungsorte von hoher Bedeutung. Durch standortbezogen passende soziokulturelle Angebote können sie gerade für Gruppen, deren Bewegungsradius vor allem im Ort liegt (zum Beispiel Jugendliche oder Ältere), einen zentralen Anlauf- und Treffpunkt darstellen, der gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht.
Im spannenden Wettbewerb Bahnhof belebt haben wir uns auf die Suche nach Beispielbahnhöfen begeben, die Maßnahmen in diesen drei Bereichen schon heute vortrefflich umsetzen und sind fündig geworden. Die ausführliche Darstellung unserer Ergebnisse und die Vorstellung ausgesuchter Vorbilder finden Sie in unseren Handlungsempfehlungen. Die zentralen Erkenntnisse und Vorbilder unseres Projekts stellen wir Ihnen schon hier vor.
Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages. Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Als Knotenpunkte mit hoher Mobilitäts- und Aufenthaltsqualität, in denen die Bedürfnisse der (Fahr-) Gäste im Mittelpunkt stehen, haben Bahnhöfe das Potenzial, physische Mobilität nachhaltig und in großem Umfang zu gewährleisten. Ihre Mobilitäts- und Aufenthaltsqualität wird an den folgenden Gütemerkmalen bemessen:
Die Infrastruktur des Bahnsteigs, des Gebäudes und auch des näheren Umfeldes sollte komplett barrierefrei gestaltet sein. Denn: Ein barrierefreier Zutritt zum Empfangsgebäude und zum Bahnsteig stiftet gesellschaftlichen Nutzen für alle. Er ist Bedingung dafür, um unterschiedlichen Bevölkerungsgruppen (Familien, älteren Menschen, Pendlerinnen und Pendlern, Menschen mit Behinderung) mit verschiedenen Bedürfnissen einen gleichberechtigten Zugang zu nachhaltiger Mobilität zu ermöglichen. Um als barrierefrei zu gelten, sollten Bahnhöfe, Bahnsteige und ihr Umfeld bestimmte Merkmale erfüllen:
Um den zum Teil sehr unterschiedlichen Mobilitätsbedürfnissen der Menschen gerecht zu werden, sollten mehrere verschiedene umweltschonende Angebote am Bahnhof miteinander verknüpft sein: Schienen-, Linienbus- und Fahrradverkehr sowie Carsharing-Angebote, On-Demand-Services und Taxis. Im Idealfall sind die Taktungen der unterschiedlichen Öffentlichen Verkehrsmittel aufeinander abgestimmt. So wird es möglich, ohne langes Warten unkompliziert umzusteigen oder die letzte Meile zu überbrücken.
Welche Verknüpfungen am Bahnhof möglich sind oder werden, hängt von den infrastrukturseitigen Faktoren ab:
Wie hoch die Aufenthaltsqualität am Bahnhof ist, hängt vor allem von folgenden Faktoren ab:
Neben den infrastrukturseitigen Maßnahmen wird die Aufenthaltsqualität gleichermaßen durch zusätzliche im Bahnhof vorhandene Angebote beeinflusst, wie zum Beispiel durch:
Um die überregionale Verkehrsanbindung mit angrenzenden Mittel- und Oberzentren zu erhalten und zu stärken, haben sich die Gemeinde Apen, die Deutsche Bahn AG (DB) und ein privater Investor zusammengeschlossen und jeweils verschiedene Aufgaben übernommen: Die DB hat den Bahnhof 2021 barrierefrei ausgebaut und dafür den Bahnsteig der Bahntrasse auf die Nordseite des Bahnhofs verlegt. Die Verlegung hat eine direkte Erschließung der Nordseite erforderlich gemacht. Aus diesem Grund hat die Gemeinde dort die Verkehrsanbindung schon frühzeitig mit dem Bau von Stellplätzen für den ruhenden Verkehr (Park+Ride & Bike+Ride) sowie durch die künftige Busanbindung des Bahnhofs am neuen Außenbahnsteig verbessert. Das marode Empfangsgebäude wurde an einen privaten Investor veräußert, der das Gebäude renoviert und Verpflegungsmöglichkeiten integriert hat.
So ist ein Bahnhofsareal entstanden, das seinen 12.300 Anwohnenden und Gästen den Aufenthalt am Bahnhof so angenehm wie möglich macht und die Gemeinde auch als Wohn- und Wirtschaftsstandort stärkt. Dafür sorgen nicht zuletzt die vielen neuen und aufeinander abgestimmten Mobilitätsangebote, das hochmoderne Leitsystem und Echtzeitanzeigen, zahlreiche Stellplatz- und Lademöglichkeiten für Fahrräder, Taxis und Pkws und witterungsgeschützte Wartebereiche.
Mit der Wiederaufnahme des Schienenpersonennahverkehrs entwickelte sich der Bahnhof Nordhorn zur wichtigsten Mobilitätsdrehscheibe für seine Stadt und die Region. Ihr Bindeglied bildet das behutsam modernisierte Empfangsgebäude zwischen der bereits im November 2013 in Betrieb genommenen zentralen Busstation auf dem Bahnhofsvorplatz und dem barrierefreien Mittelbahnsteig mit zwei Gleisen, der auf Zuglänge überdacht ist.
Auf dem Bahnsteig finden die Fahrgäste Fahrkartenautomaten, Sitzgelegenheiten, ein dynamisches Fahrgastinformationssystem, W-LAN sowie Informationsvitrinen. Eine Videoüberwachung sorgt darüber hinaus für mehr Sicherheit. Kurze Wege ermöglichen zudem einen zügigen Umstieg zwischen Bus und Bahn, die jeweils zur vollen und halben Stunde einen Anschlussknoten bilden. Die helle, lichtdurchflutete und großzügige Wartehalle ist mit Sitzgelegenheiten, Schließfächern sowie einer öffentlichen Toilettenanlage ausgestattet und verfügt ebenfalls über W-LAN, dynamische Fahrgastinformationen und eine Videoüberwachung. Von der Wartehalle aus haben Besucher und Fahrgäste einen direkten Zugang in ein Café und zum Reisezentrum der Verkehrsgemeinschaft Grafschaft Bentheim (VGB).
Um die Anziehungskraft von Bahnhöfen als Visitenkarten und zentralen Anlaufpunkt ihrer Gemeinde zu stärken, sind Versorgungsangebote, die ihre Kundinnen und Kunden selbst „mitbringen“, eine erfolgsversprechende Wahl. Zu ihnen zählen neben Cafés, Restaurants, kleinen Supermärkten, Kiosks oder Bäckereien auch Informations- und Serviceangebote:
Ein schön sanierter Bahnhof stärkt die Identifikation mit dem Standort und seiner Region und kann dadurch einen gesellschaftlichen Mehrwert stiften, der die Attraktivität ländlicher Räume und den Wohlfühlfaktor am Bahnhof insgesamt steigert.
Das Angebot am Bahnhof sollte dementsprechend zielgruppenorientiert und regional angepasst sein. Gerade in Kleinstzentren mit einem hohen Anteil weniger mobiler, älterer Menschen kann der Einsatz mobiler Angebote (zum Beispiel Medi-Busse) am Bahnhof eine sinnvolle Lösung sein. Die Drehscheibenfunktion des Bahnhofs wird dadurch gestärkt. Zugleich sind die mobilen Angebote für die Nutzerinnen und Nutzer so gut erreichbar.
Um ein Versorgungskonzept zu entwickeln, das die lokalen Bedürfnisse bedient, ist es sinnvoll eine Standortanalyse durchzuführen, mit der die Ortsidentität ermittelt wird. Wesentliche Kernfragen einer solchen Analyse sind zum Beispiel:
Wie unterschiedlich die Ergebnisse einer solchen Analyse ausfallen können, zeigen die Bahnhöfe Winterberg, Viechtach und Ortrand:
In Winterberg lag das alte verfallene Bahnhofsgebäude auf der letzten Fläche der Innenstadt, die noch über Entwicklungspotenzial verfügte. Ziel der Stadtverwaltung war es, das Bahnareal städtebaulich attraktiv zu entwickeln und möglichst viele Dienstleistungen und Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf im und am Bahnhof zu konzentrieren und damit ins Zentrum zurückzuholen. Unter dieser Prämisse hat die Stadt zwei Investorenauswahlverfahren für den Verkauf der Fläche eingeleitet. Kriterien für die Auswahl waren, dass die Investoren das Bahnhofsgebäude mitkaufen und zweckgebunden umbauen oder ein neues Gebäude bauen, das die erwähnten Funktionen erfüllen kann.
Anstelle des alten Empfangsgebäudes ist ein zweistöckiges Einzelhandelsgebäude (Spatenstich im Jahr 2016, Eröffnung im Jahr 2017) entstanden, das neben dem Bürgerservice der Stadt, dem Gesundheits- und Jugendamt des Hochsauerlandkreises, auch ein Restaurant, eine Volkshochschule und den Servicepunkt der Winterberg Touristik und Wirtschaft beherbergt. Der Stadt ist es mittlerweile gelungen, Einkaufsangebote vom Stadtrand ins Zentrum zurückzuholen. Auch in Winterberg war der Bau einer direkten Straßenverbindung, die den Bahnhof sinnvoll zentral in den lokalen Verkehr einbindet, ein entscheidender Erfolgsfaktor. Darüber hinaus werden die Mobilitätsangebote fortlaufend weiterentwickelt, etwa durch die Integration von Ladesäulen.
Dass es nicht immer ein Bürgerbahnhof sein muss, um Menschen von nah und fern anzuziehen, zeigt der Bahnhof Viechtach in Bayern. Nachdem der Personenverkehr auf der Strecke Gotteszell-Viechtach im Jahr 2016 reaktiviert worden war, ist auch das leerstehende Bahnhofsgebäude wieder aus seinem Dornröschenschlaf erweckt worden. Die Modernisierung des Bahnhofs ist eine Gemeinschaftsleistung mehrerer Beteiligter. In diesem Fall die der Kommune, des privaten Eisenbahnverkehrsunternehmens Länderbahn und des Viechtacher Fördervereins Go-Vit. Um nach der Reaktivierung des Nahverkehrs einen festen Ansprechpartner für die Fahrgäste zu etablieren, richtete die Länderbahn mit Unterstützung des Fördervereins zunächst einen Infopoint ein, um Fahrgäste alle Informationen rund um Tarife, Verbindungen und Reisemöglichkeiten zur Verfügung zu stellen. Parallel dazu wurde das gesamte Bahnhofsumfeld von Kommune und Länderbahn neu gestaltet. Dazu zählten der Aufbau und die Inbetriebnahme eines Zentralen Omnibusbahnhofs mit Wartebereichen sowie mit Stellplätzen für Fahrräder und Pkw und die Ausstattung des gesamten Areals mit Informationssystemen.
Mittlerweile ist der Infopoint zu einem Kundencenter gewachsen. Der früher leerstehende Bahnhof beherbergt mittlerweile eine Musikschule und ein Restaurant, das sich zu einem beliebten Treffpunkt in der Stadt entwickelt hat.
Dass einer guten Mischung aus Kultur und Versorgung eine besondere Anziehungskraft innewohnt, wird auch klar, wenn man den Blick nach Ortrand in Brandenburg richtet. Der örtliche Bahnhof ist eine echte Perle der Eisenbahnkultur: Seit 2012 findet hier im Gästekeller des Empfangsgebäudes der jährliche Tag des Eisenbahners statt. Im anliegenden Kulturgüterschuppen gibt es regelmäßige Veranstaltungen, das ehemalige Badehaus auf dem Gelände beherbergt ein kleines Eisenbahnmuseum. Wer nach Museumsbesuch und Veranstaltung nicht mehr nach Hause möchte oder kann, findet für wenig Geld sogar ein bequemes Bett im umgebauten Eisenbahnwaggon.
Im Empfangsgebäude gibt es Arztpraxen, Büros und Wohnungen. Die daraus gewonnenen Mieteinnahmen bilden iederum das finanzielle Fundament für den Betrieb des Bahnhofs. Entwickelt wurde das multifunktionale Nutzungskonzept vom heutigen Bahnhofseigentümer, der den Bahnhof zum größten Teil in Eigenregie modernisiert hat. Da die erfolgreiche Organisation so vieler unterschiedlicher Angebote allein kaum zu schaffen ist, gibt es seit 2018 den Verein Ortrander Kulturbahnhof e.V., der bis heute dafür sorgt, dass der Bahnhof ein Magnet für Anwohnende und Eisenbahnfans bleibt.
Bahnhöfe in ländlichen Räumen sind auch als Begegnungsorte von hoher Bedeutung. Durch standortbezogen passende soziokulturelle Angebote[1] können sie gerade für Gruppen, deren Bewegungsradius vor allem im Ort liegt (zum Beispiel Jugendliche oder Ältere), einen zentralen Anlauf- und Treffpunkt darstellen, der gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht. Solche sozialen Ankerpunkte sollten als generationsübergreifende Zentren gedacht werde, die am Bahnhof angesiedelt sind. Jedes einzelne Angebotsformat hat die Kraft, eine stark identitätsstiftende Wirkung zu entfalten, die Bahnhöfe als soziale Zentren nachhaltig stärkt. Umgekehrt profitieren die Nutzerinnen und Nutzer dieser Angebote von der guten Erreichbarkeit.
Aber: die Nutzungsfrequenz sozialer Angebote wird unmittelbar durch die Faktoren Sauberkeit, Sicherheit und die Verfügbarkeit von Ansprechpersonen beeinflusst und ist – in sehr viel größerem Umfang als Mobilitäts- und Versorgungsangebote – abhängig von der engen Zusammenarbeit von Eigentümerinnen und Eigentümern, der kommunalen Verwaltung, Bahnhofsbetreibern, Verkehrsgesellschaften sowie Expertinnen und Experten und nicht zuletzt ehrenamtlich Engagierten.
Zu dem Aufgabenspektrum dieser Kooperationen zählen unter anderem die folgenden Maßnahmen:
Die Bahnhöfe in Stollberg und Rottenbach zeigen, wie wichtig soziale Anker für eine Gemeinschaft sind:
Der Bahnhof Stollberg (Sachsen) ist Begegnungsort und Zuhause für die schönen Künste zugleich: Hier wird geklöppelt und geschnitzt, getöpfert und 3D gedruckt. Das denkmalgeschützte Gebäude wurde unter Verantwortung der Stadtverwaltung Stollberg saniert. Verkehrlich verknüpft der Bahnhof die City-Bahn mit dem Busverkehr in günstiger Lage zum Stadtzentrum, mit direkter Verbindung zur Bundesstraße und in unmittelbarer Nähe zum Gymnasium. In enger Abstimmung mit den jetzt ansässigen Vereinen und der Bürgerinnen und Bürger wurde ein Nutzungskonzept entwickelt, durch das sich der Bahnhof zu einem beliebten Begegnungsort der Stadt entwickelt hat. Dafür sorgen neben den Kunstvereinen auch das Café Reise-Point und das Büro für Kompetenzentwicklung. Das war jedoch nicht immer so: das heute florierende Bahnhofsgebäude stand jahrelang leer und war schließlich sogar dem Verfall preisgegeben – der Abriss stand kurz bevor.
Ein weiterer Bahnhof, der sich vorbildlich durch das ehrenamtliche Engagement seiner Bürgerinnen und Bürger entwickelt hat, ist der Bahnhof Rottenbach in Thüringen.
Die Rottenbacher Bürgerschaft entschied sich, mit zuverlässigen Partnern die Sanierung ihres Bahnhofs anzugehen und es selbst zu machen. Dank ihres Engagements wurde die Sanierung des Bahnhofs zu einem der ersten Projekte der Internationalen Bauausstellung Thüringen. Heute präsentiert sich allen Bahnreisenden und den Menschen vor Ort ein Bahnhof, der viel mehr ist als ein Umsteigepunkt zur Oberweißbacher Berg- und Schwarztalbahn. Mit dem ‚BahnHofladen‘ samt Bistro im frisch renovierten, historischen Bahnhofsgebäude hat Rottenbach endlich wieder eine Nahversorgung und zugleich einen Anlaufpunkt für Einheimische und Touristen. Bahnhof und Ort sind wieder zu einer Einheit geworden, die Leben in das Dorf bringt. Der Bahnhof Rottenbach ist wichtig für den Schienenverkehr der Region und dient zugleich als Bürgertreffpunkt. Auch ein Bürgerbüro der Gemeinde hat mittlerweile seinen Platz im sanierten Bahnhof gefunden.
[1] Zu einem solchen Angebotsspektrum können zum Beispiel Bibliotheken, Theater, Ausstellungen, soziale Wohnprojekte, multifunktionale Gemeinderäume, aber auch Betreuungsangebote oder Werkstätten für Menschen mit Behinderungen zählen.
Die Bedeutung und Potenziale einer intakten ländlichen Bahnhofsinfrastruktur wurde spätestens mit der temporären Einführung des 9-Euro-Tickets im Sommer 2022 deutlich: Rund 30 Prozent der Deutschen leben in ländlichen Räumen. Sie konnten jedoch nur dann von dem Sonderangebot profitieren, wenn entsprechende verkehrliche Voraussetzungen wie zum Beispiel eine Anbindung an die Schieneninfrastruktur und ein Verkehrsangebot mit günstigen Taktungen erfüllt waren. Entsprechend konnte auch der regionale Tourismus in ländlichen Räumen nur dann vom 9-Euro-Ticket profitieren, wenn die Orte mit dem Öffentlichen Verkehr (ÖV) gut erreichbar waren.
Darum ist es erfreulich, dass Bahnhöfe nach jahrzehntelangem Fokus auf Infrastrukturen für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) auch raum- und verkehrspolitisch wieder einen neuen Stellenwert einnehmen: So hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) 2022 das Gesamtprogramm BahnhofskonzeptPlus auf den Weg gebracht, mit dem bis zum Jahr 2030 mehr als 3000 Verkehrsstationen und Empfangsgebäude modernisiert werden sollen, um die Attraktivität kleinerer und mittlerer Bahnhöfe zu steigern.[1] Aber auch andere Ministerien fördern Mobilitätsstandorte in ländlichen Räumen. So unterstützt etwa das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit dem Förderprogramm LandStation – Verknüpfte Mobilität in ländlichen Räumen modellhafte Projekte, die Mobilitätsstationen und Mehrfunktionshäuser innovativ kombinieren.
Die Bahnen, Kommunen und Bürgerinitiativen können sich auch viele weitere Maßnahmen einer Bahnhofsmodernisierung durch investive Programme fördern lassen. Weitere Förderprogramme sind zum Beispiel:
Bund und Länder sollten dabei auch private Eigentümerinnen und Eigentümer als förderfähig deklarieren, um einen größeren Spielraum für die Modernisierung von Bahnhöfen zu schaffen.
Um die Verkehrswende in den Kommunen zu unterstützen, sollten die Länder außerdem die Gründung und den Fortbestand regionaler Vernetzungsstellen nach Vorbild der Bahnhofskompetenzstelle des VBB oder des Zukunftsnetz Mobilität NRW finanziell fördern.
Solche Kompetenz-Hubs sollten bei Aufgabenträgern oder Verkehrsverbünden als Besteller des ÖPNV verankert sein. Sie sollten Kommunen neben der Beratung zu kommunalem Mobilitätsmanagement auch Unterstützung bei der Integration von Sharing-Angeboten und On-Demand-Services anbieten.
Die Vernetzungsstellen sollten den Kommunen und allen weiteren Akteursgruppen, die einen Bahnhof revitalisieren wollen, mit folgendem Leistungsspektrum zur Verfügung stehen:
[1] Der Mitteleinsatz wurde im Jahr 2024 gekürzt. Das Programm wird weiter fortgesetzt.
Wie können wir mehr Frauen dazu bewegen, eine Karriere in MINT-Berufen der Mobilitätsbranche einzuschlagen?
Das Vorhaben „MINTeinander im digitalen Wandel – Mobilität braucht Frauen“ hat sich zum Ziel gesetzt, mit der Veranstaltung einer High-Level-Konferenz zum Themenfeld „Gender und Mobilität“ die Attraktivität der Berufe in der Mobilitätsbranche für Frauen sichtbarer zu machen. Die Mobilitätsbranche bietet nicht nur innovative und zukunftsfähige Berufe. Die Themen nachhaltige Mobilität und Umweltschutz sprechen Frauen an. Diese Aspekte sind der Schlüssel, um mehr Frauen für einen technischen Beruf in der Mobilitätsbranche zu gewinnen. Auf der Konferenz werden Speakerinnen und Teilnehmerinnen diskutieren, wie die Qualifikations- und Innovationspotenziale von Frauen in der Mobilitätsbranche besser ausgeschöpft werden können.
Akademikerinnen, Berufseinsteigerinnen, Young Professionals und Studentinnen begegnen auf der Konferenz Führungskräften und Expertinnen aus den Unternehmen der Mobilitätsbranche, Expertinnen der Genderforschung sowie Expertinnen aus Forschungseinrichtungen und Hochschulen, die zu Mobilitätsthemen forschen. Im Austausch können sich die Teilnehmerinnen über Chancen und Karrieren im MINT-Bereich informieren und von Best-Practice Beispielen lernen.
Durch die Konferenz sollen mehr Frauen befähigt werden, die Verkehrswende zur nachhaltigen Mobilität und den digitalen Wandel der Verkehrsbranche bis in die Spitzenpositionen von Wissenschaft, Unternehmen und Forschung aktiv mit zu gestalten. Als Vorbilder und Botschafterinnen für Chancengleichheit geben Entscheidungsträgerinnen auf der High-Level-Konferenz der Vielfalt in der Mobilitätsbranche ein Gesicht. So wird die Konferenz eine eigene Website haben, auf der die Botschafterinnen und Speakerinnen auch vorgestellt werden.
Die Konferenz wird in Berlin auf dem EUREF-Campus am 8. und 9. Mai 2019 stattfinden. Es werden 200 Teilnehmerinnen erwartet.
Die Botschaften der Konferenz sind:
Das Programm sowie weitere Informationen finden Sie auf der Konferenz-Webseite.
Das Projekt „MINTeinander im digitalen Wandel – Mobilität braucht Frauen“ wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung unter dem Förderkennzeichen 01FP1728 gefördert.
Laufzeit des Projekts: 01.04.2018 – 30.11.2019
Der Verkehr gehört zu den größten Energieverbrauchern und ist damit auch ein zentrales Handlungsfeld für den Klimaschutz. Das Klimaschutzziel in Deutschland kann nur erreicht werden, wenn das gesamte Verkehrssystem ressourcenschonend und nachhaltig gestaltet wird. Hier leistet der Schienenverkehr schon im Status quo einen wichtigen Beitrag, denn er ist deutlich energieeffizienter als die konkurrierenden motorisierten Verkehrsträger.
Der Schienenverkehr kann seinen Umweltvorsprung weiter vergrößern, indem mehr Verkehrsunternehmen Innovationen zur Energieeinsparung anwenden. Eine von diesen Innovationen sind Fahrerassistenzsysteme.
Fahrerassistenzsysteme sind elektronische Einrichtungen im Schienenfahrzeug, die eine energieoptimierte Fahrweise berechnen und den Triebfahrzeugführern und Lokführern entsprechende Empfehlungen geben. Sie können im Personen- und im Güterverkehr eingesetzt werden. Dadurch kann im Durchschnitt 6 bis 15% Energie eingespart werden. Mit Senkung der Energiekosten gehen die Reduzierung von Treibhausgasemissionen, Verringerung der Feinstaubbelastung, Verbesserung der Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit der Züge und auch Steigerung der Kapazität des gesamten Streckennetzes einher.
Obwohl diese Vorteile auf der Hand liegen gibt es bei der Einführung von Fahrerassistenzsystemen substanzielle Barrieren und Hemmnisse. Zum Beispiel:
Der Verbreitungsgrad von Fahrerassistenzsystemen im Schienenverkehr ist deshalb immer noch sehr gering.
Ohne Unterstützung bei der Informationssuche und im Erfahrungsaustausch zwischen Anbietern und Anwendern von Fahrerassistenzsystemen wird eine breite Einführung von Fahrerassistenzsystemen aus energie- und klimapolitischer Perspektive viel zu lange dauern.
Im Projekt „Fahr umweltbewusst!“ sollen verschiedene Anbieter von Fahrerassistenzsystemen mit Anwendern in einen strukturierten Dialog treten. Bei den Anwendern handelt es sich um Eisenbahnverkehrsunternehmen, die bereits Fahrerassistenzsysteme einsetzen und auch Unternehmen, die über den Einsatz solcher Systeme nachdenken.
Der Dialog soll in der Branche das Problembewusstsein für die Energieeffizienz im Schienenverkehr schärfen und die Bereitschaft für den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen bei den Akteuren wecken. In mehreren internen Workshops werden diese Akteure sich über Erfahrungen, Best Practice, Barrieren und Hemmnisse bei der Einführung von Fahrerassistenzsystemen austauschen und gemeinsam Empfehlungen für die Überwindung von Hemmnissen und eine schnellere Implementierung von Fahrerassistenzsystemen im Personen- und Güterverkehr erarbeiten.
Interessierte Anwender werden zudem durch breitenwirksame Öffentlichkeitsarbeit in Printmedien, über die Online-Präsenz des Projekts sowie in den sozialen Medien Facebook und Twitter über die zahlreichen Vorteile und Good-Practice Beispiele beim Einsatz von Fahrerassistenzsystemen informiert. Die mediale Präsenz des Projekts wird außerdem durch unsere Medienkooperationspartner, die Bahn Fachverlag GmbH und die Hanse-Medien Verlag GmbH, unterstützt.
Das Projekt "Fahr umweltbewusst!" wird gefördert von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).
Der Verkehrssektor verursacht rund ein Viertel des weltweiten energiebedingten Treibhausgasausstoßes, weshalb dieses Themenfeld eine gewichtige Rolle auch in der internationalen Klimadiskussion spielt. Der Weltklimarat IPCC warnt in seinem 5. Sachstandsbericht erneut eindringlich vor den Folgen eines ungebremsten globalen Klimawandels. Im Verkehrssektor konnte in Deutschland seit 1990 keine Minderung der Treibhausgasemissionen erreicht werden. Das anhaltende Verkehrswachstum hat alle bisherigen Effizienzgewinne kompensiert. Neue Ansätze sind dringend nötig.
Der Schienenverkehr bietet hier ein großes Potenzial, den Treibhausgasausstoß deutlich und dauerhaft zu reduzieren, aufgrund seiner deutlichen höheren Energieeffizienz und der in Deutschland schon sehr weitreichenden Elektrifizierung. Seit der Jahrtausendwende hat der Schienenverkehr seine spezifischen Treibhausgasemissionen stärker reduziert als die übrigen Verkehrsträger. Die schrittweise Umstellung des Bahnsektors auf erneuerbare Energiequellen ist bereits eingeleitet und der hohe Grad der Elektrifizierung bietet eine gute Ausgangbedingung für den weiteren Ausbau.
Stärkung und der Ausbau des Schienenverkehrs sind auch deshalb ein Ziel der Bundesregierung. Das "Aktionsprogramm Klimaschutz 2020" der Bundesregierung setzt auf die Nutzung dieses Potenzials. In diesem Aktionsprogramm hat die Bundesregierung konkrete Maßnahmen beschlossen, um das 2020-Ziel zu erreichen: eine Minderung der Treibhausgasemissionen bis 2020 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990. Der Schienenverkehr kann einen wesentlichen zusätzlichen Beitrag zum Klimaschutz und zum Gelingen der Energiewende in Deutschland leisten, wenn seine Potenziale konsequent genutzt werden.
Bisher ist es aber in Deutschland nur unzureichend gelungen, die Potenziale des Schienenverkehrs auszuschöpfen. Zwar sind sowohl die Bürger als auch die verladende Wirtschaft an einer stärkeren Nutzung der Verkehrsträgers Schiene interessiert (aktuelle Beispiele aus Deutschland: „Stadt, Land, Schiene“ und „Die Bahn bringt’s“), es fehlt jedoch an Austausch zwischen den verschiedenen Akteuren und an Kommunikation der Potenziale des Schienenverkehrs für die Erreichung der Klimaziele an die Öffentlichkeit und auch an die Politik. Ein solcher Austausch kann dazu beitragen, Schwierigkeiten und Hemmnisse zu überwinden, die einer stärkeren Nutzung der klimafreundlichen Schiene heute noch entgegenstehen.
Es bedarf deshalb einer stärkeren Vernetzung der Akteure: der Schienenbranche, der Verbände der Zivilgesellschaft und der Politik. Das Dialogprojekt “DIALOG: MEHR KLIMASCHUTZ MIT SCHIENENVERKEHR“ wird die wichtigen Akteure zusammenführen, um die Potenziale des Schienenverkehrs aufzuzeigen und gemeinsam nach konstruktiven, schnellen und effektiven Wegen zu suchen, wie der Schienenverkehr seinen Beitrag zum Klimaschutz weiter steigern kann.
Dieser Dialog wird auch dazu beitragen, den zusätzlichen Nutzen für die Bürger und die verladende Wirtschaft aufzuzeigen, den die klimapolitisch gebotene stärkere Nutzung der Schiene mit sich bringt.
Das Projekt „Dialog: Mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr“ wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgte auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Laufzeit des Projekts: 01.04.2016 – 30.03.2018
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Lärm, zu viele Autos, Luftverschmutzung: die Defizite des deutschen Verkehrssystems sind zahlreich und machen den Verkehr nicht umsonst zum Sorgenkind des Umweltschutzes. Deutschland braucht dringend eine Verkehrswende. Aber wie geht man sie an? Und wer setzt sie um?
Wenn von Verkehrswende die Rede ist, wird häufig auf Beispiele aus dem europäischen Ausland verwiesen. Projekte in Barcelona, Wien, Oslo und andere werden genannt, um zu veranschaulichen, dass Verkehrswende möglich ist. Wir sind jedoch der Überzeugung, dass es auch in Deutschland bereits heute vorbildliche, nachahmenswerte Beispiele gibt, die zeigen wie eine Verkehrswende gelingen kann.
Die Allianz pro Schiene e.V. setzt daher im Dialog mit relevanten Akteuren des Verkehrssektors, Verbänden der Zivilgesellschaft und Entscheidern auf Bundes- und Landesebene auf eine anwendungsorientierte Diskussion. Erprobte Ansätze werden in den Fokus gerückt, um gemeinsam verkehrsträgerübergreifende „Leuchttürme“ nachhaltiger Mobilität zu identifizieren und bundesweit bekannt zu machen. Damit will das Projekt Stakeholder und Multiplikatoren von nachahmenswerten Lösungsansätzen überzeugen, die schon heute einen relevanten Beitrag zur Verkehrswende leisten.
Das Projekt „Verkehrswende konkret“ wird durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz gefördert. Die Mittelbereitstellung erfolgt auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Laufzeit des Projekts: 01.10.2020 – 30.09.2022
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Vielen Dank für Ihr Interesse an unserem Projekt "Verkehrswende konkret!". Die Frist für die Einreichung Ihres Projekts ist leider schon abgelaufen.
In wenigen Wochen können Sie hier über die Vorzeige-Beispiele lesen, die uns erreicht haben.
Mit Förderung des Umweltbundesamtes brachte die Allianz pro Schiene alle Akteure, die sich Lärmreduzierung als Ziel gesetzt haben, zum Dialog an einen Tisch. Das sind Unternehmen der gesamten Schienenbranche (Bahnen, Bahnindustrie, Waggonhersteller/-vermieter), aber auch verschiedene Organisationen der Zivilgesellschaft. Damit war sowohl die Perspektive des Bahnsektors vertreten als auch die Perspektive der Betroffenen. Das Projekt wiurde als ein intensiver Dialogprozess durchgeführt. Dabei ging es unter anderem um
Das Projekt wurde bis zum März 2016 in verschiedenen nicht-öffentlichen Workshops mit allen wichtigen Branchenakteuren durchgeführt. Dabei sind diese konkrete Schritte zur Verminderung der Lärmbelastung durch Güterzüge in der Broschüre „Sieben Schritte auf dem Weg zu einem leiseren Schienengüterverkehr“ festgehalten worden.
Sebastian Hartmann (SPD), Abgeordneter des Deutschen Bundestags und Mitglied im Ausschuss für Verkehr und digitale Infrastruktur: „Die Ergebnisse des Dialogprojektes „Plattform Leise Bahnen“ helfen mir als Bundestagsabgeordneten enorm in der Kommunikation mit den Bürgern. In meiner Heimat, dem Rhein-Sieg-Kreis, ist Schienenverkehrslärm ein zentrales Thema. Ich habe schon mehrfach die Broschüre “Sieben Schritte auf dem Weg zu einem leiseren Schienengüterverkehr“ nachbestellt und in der Bürgersprechstunde ausgehändigt“.
Dieses Projekt wurde gefördert durch das Umweltbundesamt und das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz. Die Mittelbereitstellung erfolgte auf Beschluss des Deutschen Bundestages.
Die Verantwortung für den Inhalt dieser Veröffentlichung liegt bei den Autorinnen und Autoren.
Betriebliches Mobilitätsmanagement ist ein innovatives Instrument, mit dem Unternehmen den Pkw-Verkehr an ihrem Standort effektiv reduzieren können. Beim Berufsverkehr zielt Mobilitätsmanagement darauf, das Mobilitätsverhalten von Beschäftigten zu beeinflussen. Um dies zu erreichen, werden die Alternativen zum Pkw, wie öffentliche Verkehrsmittel, Fahrrad und Fahrgemeinschaften, gezielt attraktiver gestaltet.
Um erfolgreich zu sein, muss Mobilitätsmanagement gut auf die Bedürfnisse der Beschäftigten und die Bedingungen am Standort eines Unternehmens ausgerichtet werden. Am Anfang steht daher stets eine Analyse der Ausgangssituation. Auf dieser Basis lassen sich dann konkrete Anreize und verbesserte Rahmenbedingungen für Bus und Bahn, Fahrrad und Fahrgemeinschaften schaffen.
Das Spektrum der möglichen Maßnahmen ist groß und reicht von attraktiven Jobticket-Angeboten über das Leasing von Dienstfahrrädern bis zur Einführung moderner, web- oder Smartphone-gesteuerter Mitfahrbörsen. Oft haben bereits kleine Schritte einen großen Effekt, wie etwa die Beleuchtung des Fußwegs zur Haltestelle oder die Öffnung einer Einbahnstraße für Fahrradfahrer. So individuell wie die Betriebe sind auch die Lösungen, die Mobilitätsmanagement bietet.
Unter Federführung des ACE Auto Club Europa veranstaltet die Allianz pro Schiene bis zum Frühjahr 2016 zwei Workshops, die eine Bestandsaufnahme des betrieblichen Mobilitätsmanagements im Verkehrssektor und eine Handreichung mit Empfehlungen für interessierte Unternehmen zum Ziel haben.
Unser Verkehr in Europa erlaubt kein “Weiter so” – zu viel, zu dreckig, zu viele Unfallopfer, zu teuer für die Gesellschaft. Doch wie kann Verkehr grüner werden und zu einer hohen Lebensqualität in Europa beitragen?
Dazu hat die Allianz pro Schiene von Dezember 2012 bis Mai 2015 gemeinsam mit sieben Projektpartnern aus sechs Ländern unter Federführung des Fraunhofer-Instituts für System und Innovationsforschung in einer „Railmap“ 62 in sich komplexe Maßnahmen in den 10 Aktionsfeldern Netzwerke, Bahnreform, Planungsinstrumente, kundenorientierte Dienstleistungen, Stadtgestaltung, Finanzierung, Mobilitätsmanagement, Bahnhöfe, Rollmaterial und Regulierung erarbeitet. Berücksichtigt wurden zudem unterschiedliche Regionstypen: dicht besiedelte, eher wohlhabende Regionen im Zentrum Europas gegenüber dünn besiedelten Regionen an der europäischen Peripherie. Da das Ziel aus dem EU-Weißbuch Verkehr, 50 Prozent des Verkehrs auf die umweltfreundliche Bahn zu verlagern, extrem ambitioniert ist, müssen die Maßnahmen ohne Zeitverzug gestartet werden, und ein gutes Zusammenspiel aller Akteure ist notwendig, um die Konsistenz der Interventionen zu gewährleisten.
Die Top-Maßnahmen in Bezug auf Effektivität und Effizienz sind der Ausbau und die Aufrüstung des Schienennetzwerks, um die Verdrei- bis Verfünffachung des Bahnverkehrs bis 2050 zu bewältigen. An zweiter Stelle stehen Bahn- und Politikreformen, integrierte Planung und Angebotsverbesserungen. Wichtige Leistungen sind eine dichtere Zugfolge in allen Regionen, Tür-zu-Tür-Angebote, optimierte Beratung und Information im Personen- und Güterverkehr, sowie Europaweite Logistikplattformen.
„Understanding Social behaviour for Eco-friendly multimodal mobility“ - so lautet der volle Titel des EU-Projektes USEmobility. Dahinter verbirgt sich die Frage, warum Menschen auf umweltfreundliche Verkehrsmittel umsteigen.
Umfragen in zehn ausgewählten Regionen in fünf europäischen Ländern sollten Aufschluss darüber geben. Das Neue an dem Projekt: Die Bürger wurden nicht gefragt, was geschehen müsste, damit sie ihr Auto in Zukunft zugunsten öffentlicher Verkehrsmittel stehen lassen würden - also kein Wünsch-Dir-Was und keine verbalen Absichtserklärungen. Sondern es wurden Bürger gefragt, die bereits auf Bus und Bahn umgestiegen sind, warum sie sich dazu entschieden haben - und was hat sie ganz konkret dazu bewegt, ihr Verkehrsverhalten zu ändern.
Ein Ergebnis: Die Menschen in Europa sind überraschend beweglich in der Wahl ihres Verkehrsmittels. Etwa die Hälfte aller Reisenden aus sechs europäischen Ländern hat im Laufe der vergangenen fünf Jahre die eigenen Mobilitäts-Routinen geändert und einen neuen Verkehrsmittel-Mix ausprobiert.
So haben die Verkehrsforscher herausgefunden, dass die Menschen ihre eingeschliffene Verkehrsmittelwahl in jeder neuen Lebenssituation überprüfen, angefangen vom Schulweg über den Beginn einer Ausbildung, bis hin zum Jobwechsel oder dem Eintritt ins Pensionsalter. Und: Die Hälfte aller Befragten haben im Laufe von fünf Jahren tatsächlich einen solchen Wechsel vollzogen.
Auf der Basis dieser Befragungsergebnisse hat das Projektkonsortium eine Reihe von Maßnahmen vorgeschlagen, die einen Wechsel zum multimodalen Verkehrsverhalten mittel- und langfristig befördern. USEmobility hat zukünftige Szenarien für eine umweltfreundliche Mobilität entwickelt und intensiv mit Politik und Verkehrsunternehmen diskutiert.
Das Projekt fand von Januar 2010 bis Februar 2013 unter Leitung der Allianz pro Schiene mit folgenden Partnern statt: Meinungsforschungsinstitut Quotas, BSL Transportation Consultants, European Passengers‘ Federation (Belgien), Clean Air Action Group (Ungarn), Verkehrsclub Österreich (VCÖ), Savez za Zeljeznicu (Kroatien).
Das Ziel des Projektes FLAVIA war es, die intermodale Güterverkehrslogistik zwischen Mittel- und Südosteuropa zu verbessern und dabei die umweltfreundlichen Verkehrsträger Schiene und Binnenschiff zu stärken. Durch die Verlagerung von Güterverkehren auf diese umweltschonenderen Verkehrsträger können die Straßen entlastet und die Erreichbarkeit der Regionen in Mittel- und Südosteuropa verbessert werden.
FLAVIA will dazu beitragen, das Potenzial des Schienengüterverkehrs in Europa besser auszuschöpfen – denn dass es noch Potenzial gibt, zeigt ein Vergleich mit den Marktanteilen des Schienengüterverkehrs in Ländern wie USA, Russland oder Australien, wo die Güterbahnen das wichtigste Transportmittel auf dem Güterverkehrsmarkt sind.
15 Partner aus 7 Ländern arbeiteten in dem von der Europäischen Union geförderten Projekt zusammen. Die Kooperationspartner waren Universitäten, Unternehmen und Verbände aus Deutschland, Österreich, der Tschechischen Republik, Slowakei, Polen, Ungarn und Rumänien. Acht weitere assoziierte Partner unterstützten das Projekt. Koordiniert wurde das Projekt von Herrn Prof. Herbert Sonntag von der Technischen Hochschule Wildau (FH), Lehrgebiet „Verkehrslogistik“. Laufzeit des Projektes: von März 2010 bis April 2013.
Das Projekt „Efficient Semi-Trailer Transport on Rail Baltica“ unterstützt die Markteinführung des CargoBeamer, einer neuen Umschlagstechnologie im Güterverkehr. Der CargoBeamer kann so genannte Sattelauflieger auf die Bahn verladen und damit 60 Prozent aller Lkw-Fahrten überflüssig machen. Die Europäische Kommission förderte das Projekt mit Mitteln des Programms Marco Polo II, weil sie darin die Chance sieht, den Transitverkehr insbesondere in Richtung Osteuropa effizienter und umweltfreundlicher zu gestalten.
Über 60 Prozent aller Lkw auf den europäischen Autobahnen fahren mit Sattelaufliegern. Nur zwei Prozent dieser Sattelauflieger sind technisch so umgerüstet worden, dass sie überhaupt auf die umweltfreundliche Bahn verladen werden können. Die Umschlagtechnologie CargoBeamer, die aus neuartigen Terminals und Waggons besteht, kann alle existierenden Sattelauflieger auf die Bahn verladen - ohne Umrüstung. Dadurch können endlich auch Sattelauflieger von den Vorteilen des Kombinierten Verkehrs profitieren, bei dem Teile der Transportstrecke auf der Schiene und Teile auf der Straße zurückgelegt werden.
CargoBeamer: Schneller und kostengünstiger
Die CargoBeamer-Technologie ergänzt die bestehenden Großterminals des Kombinierten Verkehrs Straße-Schiene. Die CargoBeamer-Waggons können auch deren klassische Kran-Terminals nutzen, so dass keine Insellösungen oder parallele Systeme entstehen - wichtig für das vernetzte System Bahn.
Von Mai 2009 bis Juni 2011 beteiligte sich die Allianz pro Schiene an dem internationalen Projekt ECORailS. ECORailS steht für „Energy efficiency and environmental criteria in the awarding of regional rail transport vehicles and services“ und wurde von der EU im Rahmen des Programms „Intelligent Energy for Europe“ gefördert. Im Rahmen des Projekts wurde ein Leitfaden für die europäischen Aufgabenträger des Schienenpersonennahverkehrs (SPNV) entwickelt, mit dessen Hilfe diese Umweltkriterien in Ausschreibungen und Verkehrsverträge integriert werden können.
Der Schwerpunkt liegt dabei - entsprechend den Zielstellungen des EU-Förderprogramms - auf der Reduktion von Energieverbrauch und CO2-Emissionen. Mit Anwendung des Leitfadens kann der spezifische Energieverbrauch und der CO2-Ausstoß im regionalen Bahnverkehr gesenkt werden, und zwar um 5 % im Vergleich zu bisherigen Vergaben, um 10 % im Vergleich zum gegenwärtig existierenden Fahrzeugpark und um 15 % systemweit (EU-weiter SPNV) bis zum Jahr 2020.
Der Leitfaden, der im ECORailS-Projekt erarbeitet wurde, berücksichtigt das europäische Vergaberecht, damit ihn die Aufgabenträger des SPNV in möglichst vielen europäischen Ländern zur praktischen Anwendung bringen. Dazu stellt der Leitfaden rechtlich geprüfte Textbausteine zur Verfügung, mit deren Hilfe Energieeffizienzkriterien in Ausschreibungen und Verkehrsverträgen berücksichtigt werden können.
Die Analyse der rechtlichen Situation in der EU und den sechs an ECORailS beteiligten Ländern zeigt, dass es zulässig ist, Umweltkriterien in Ausschreibungen vorzuschreiben oder hoch zu gewichten. Das gilt selbst dann, wenn diese ambitioniert sind und über das Zulassungsrecht für Fahrzeuge oder die Netzzugangsbedingungen hinausgehen.
Im Rahmen des vom Bundesumweltministerium geförderten Projektes „Umweltbezogene Risikobewertung bei der Finanzierung" haben wir ein Bewertungssystem entwickelt, das Banken und andere Finanzierungsinstitutionen nutzen können, um die Wiedereinsatzmöglichkeiten von Fahrzeugen, die unter Umweltaspekten entweder besonders innovativ oder problematisch sind, mit wenig Aufwand realistisch zu beurteilen.
Eins der Ergebnisse ist, dass bei der Wertentwicklung signifikante Unterschiede zwischen Eisenbahnfahrzeugen unterschiedlicher umweltbezogener Qualitätsklassen bestehen. Umfang und Ausprägung dieser Unterschiede hängen von dem zu Grunde gelegten umweltpolitischen Szenario ab. Die möglichen Szenarien beinhalten Entwicklungen des Zulassungsrechts, Auswirkungen von Lärmminderungs- und Luftqualitätsplanung und das künftige Bestellverhalten von Aufgabenträgern des SPNV.
Auch beim umweltfreundlichsten Verkehrsträger Bahn gibt es noch Potenzial, um Energieverbrauch, Schadstoffausstoß und Lärmemission zu senken. Wenn die Bahnunternehmen weiterhin als Nummer Eins im Umweltschutz gelten wollen, müssen sie ihre Umweltbilanz weiter verbessern - so die Analyse der Allianz pro Schiene. Auf dieser Überlegung basiert das vom Bundesumweltministerium geförderte Projekt, zum ersten Mal das Umweltengagement der deutschen Bahnbetreiber zu vergleichen. Das Motto: Von den besten Bahnen lernen.
Seit August 2005 liegt die Auswertungsbroschüre zum Umweltvergleich Schienenverkehr vor. In ihr werden die Zielsetzung des Projektes, das Bewertungssystem, die Jury und die Preisträger vorgestellt. Im zweiten Teil des Heftes werden systematisch die Möglichkeiten dargestellt, die Eisenbahn-Verkehrsunternehmen (EVU) haben, um die Umweltwirkungen ihres Betriebes zu verbessern. Wichtige und vorbildliche Maßnahmen werden vorgestellt, die die Vermeidung von Lärmemissionen, Energieverbrauch und Schadstoffausstoß betreffen. Es werden sowohl Maßnahmen im Zusammenhang mit Neubeschaffungen und Modernisierungen als auch ökologische Verbesserungen im Betriebseinsatz aufgezeigt. Ergänzend werden auch Themen aus dem stationären Bereich angesprochen.