Mehr Vitamine, weniger CO2 - Coop setzt auf die Schiene

Die Nachhaltigkeitsstrategie von Coop: Der Güterzug beliefert die Verteilerzentren, dann übernimmt der Elektro-Lkw.
Frische Logistik: Der Güterzug ist das Rückgrat der Coop-Transportkette

Mit rund 2.000 Ladengeschäften ist die Coop-Gruppe der zweitgrößte Einzelhändler in der Schweiz. Supermärkte, Baumärkte, Apotheken und mehr – täglich werden mehrere tausend Tonnen Ware zwischen Verteilerzentren und Geschäften transportiert. Der Schienenverkehr nimmt im Logistikkonzept des Unternehmens die zentrale Rolle ein, denn bereits 2008 setzte sich Coop mit ihrer CO2-Vision das Ziel, im betrieblichen Bereich bis 2023 CO2-neutral zu werden. „Wir wollten nicht nur Versprechungen machen, sondern wirklich etwas für den Umweltschutz tun“, sagt Beat Hirschi, Leiter der Fachstelle Transporte bei Coop. Konsequent verlagert das Unternehmen seine Transporte seitdem auf die umweltfreundliche Schiene. Im Kombinierten Verkehr kommt die Ware in die Läden. Die Straßentransportdienstleister von Coop müssen aber auch hier die höchsten Umweltstandards erfüllen.

Beim Thema Nachhaltigkeit denkt Coop jedoch nicht nur an den Umweltschutz. Vielmehr hat man in der Firmenzentrale in Basel auch das stetig steigende Verkehrsaufkommen im Blick. Denn die immer längeren Staus auf den Straßen stellt die pünktliche Versorgung der vielen Ladengeschäfte vor eine große Herausforderung. Für die Umfahrungen im Raum Genf und Lausanne etwa werden schon heute täglich anderthalb bis über zwei Stunden zusätzlich gebraucht. Ein weiterer Grund für mehr Schienengüterverkehr ist das Nachtfahrverbot. Zwischen 22:00 und 6:00 Uhr stehen Lkw in der Schweiz still. Auf frische Produkte am Morgen im Supermarkt will man jedoch nicht verzichten. Die Schiene ist die Lösung: Die Verteilerzentren werden im Nachtsprung beliefert. Durch den Kombinierten Verkehr hat Coop seine Liefergenauigkeit auf 96 Prozent gesteigert. Mit dem richtigen Konzept zeigen die Güterbahnen auch im Konsumgütertransport ihre Stärken.

Coop: Frisches Logistikkonzept

Die Logistik von Coop funktioniert denkbar einfach, erklärt Logistik-Leiter Hirschi. Das Unternehmen hat nationale und regionale Verteilzentralen. Frische Ware wie Fleisch, Obst, Gemüse, Milch und Joghurt wird in die fünf regionalen Verteilzentralen geliefert. Langhaltende Produkte werden in den drei nationalen Verteilzentralen gelagert. Die Auslieferungen an die Ladengeschäfte werden in diesen großen Knotenpunkten kommissioniert und ab 20 Uhr per Güterzug zu den regionalen Verteilzentralen transportiert. Dort wird dann die frische Ware bereitgestellt und dem Kunden mit einem Lkw auf der letzten Meile zugestellt. Ein großer Teil der Lkw-Flotte fährt schon heute mit Strom.

2011 hat Coop das Transportunternehmen railCare gekauft, das die gesamte Transportabwicklung von der Rampe bis zur Verlaufsstelle „aus einer Hand“ organisiert. In Pionierleistung hat das Unternehmen in der Schweiz ein Netz für den Kombinierten Verkehr aufgebaut. Zum Einsatz kommen dabei vergleichbar kurze Züge mit einer Länge von rund 250 Metern. Mit einer Ladefläche für circa 450 Europaletten sind dies kleinere Volumina als etwa in Deutschland üblich, allerdings sind die kompakten Güterzüge mit bis zu 120 km/h wesentlich schneller unterwegs.

Wirtschaftlich und nachhaltig auch auf kurzen Strecken

Jeder Coop-Güterzug ersetzt 28 Lkw. Obwohl die auf der Schiene zurückgelegten Strecken vergleichsweise kurz sind, lohnt sich der Schienentransport für Coop trotzdem. Im Durchschnitt fahren die Züge Strecken bis zu 100 km, im Raum Genf sind es sogar nur 67 km. Das widerlegt die oft herrschende Meinung Vorurteil, dass die Schiene erst ab einer Transportentfernung von 300 km wirtschaftlich genutzt werden kann. Im Coop-Logistikkonzept ist das Preisniveau des Kombinierten Verkehrs und des reinen Straßentransports gleich hoch. „Vorschläge, die Transporte von der Schiene zurück auf die Straße zu verlegen, werden von unseren Logistikern mit Argusaugen geprüft“, berichtet Hirschi.

Keine Kräne versperren den Blick auf die Alpen

Der Umschlag der standardisierten Container-Ladeeinheiten wird horizontal abgewickelt. railCare nutzt hierfür das System ContainerMover-3000 der InnovaTrain AG. Lkw und Güterwaggons werden dafür mit Hub- und Seitenverschub-Konstruktionen ausgerüstet: Der sogenannte ContainerMover hebt den Container mit Druckluft an und verschiebt ihn seitlich hydraulisch vom Wagenadapter auf den Lkw und zurück. Der Umschlag wird vom Fahrer ferngesteuert und dauert weniger als fünf Minuten.

Sensible Frachtgüter, wie etwa Lebensmittel, müssen während des Transports auf der Schiene oft gekühlt, gefroren oder beheizt werden. Die Kühlaggregate schlucken eine Menge Diesel. Auch hier gehen die Schweizer neue Wege. Um den Dieselverbrauch zu senken und die Transporte mit der Schiene noch umweltfreundlicher zu gestalten hat railCare ein neues Kühlsystem für Bahntransporte entwickelt: Das „rCE-Powerpack“. An den Radachsen der Güterzüge sind Module installiert, die die kinetische Energie des Zugs in Strom umwandelt und in Akkus speichert. Dieser Strom versorgt dann die Kühlaggregate. So kann das Frachtgut völlig ohne Diesel temperiert werden. Ein weiterer Umweltvorteil: Die Elektro-Aggregate sind wesentlich leiser als herkömmliche Diesel-Aggregate.

Verkehrsverlagerung: Vorbildliche Transportkette bei Coop

In den letzten Jahren ist das Transportvolumen auf der Schiene zu Lasten der Straße bei Coop stetig gewachsen – der beste Beweis, dass die Umstellung der Logistik auf die Schiene ein richtiger Schritt war. Pro Jahr spart das Unternehmen mit seinen grünen Transportketten rund 10.000 Tonnen CO2, ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz in der Schweiz. Für sein Engagement hat Coop zahlreiche Auszeichnungen erhalten. Darunter den „Global Energy World Award 2016“, den „Schweizer Umweltpreis 2015“ und den „Zukunftspreis Logistik 2014“. Im Jahr 2011 wurde Coop vom unabhängigen Ratinginstitut Oekom Research zum nachhaltigsten Einzelhändler der Welt gekürt.

Die Fakten im Überblick

ProduktKonsumgüter, insbesondere auch frische Ware wie Gemüse, Obst, Milch etc.
Verlagerte Tonnage2015 konnte Coop dank der Transporte im unbegleiteten Kombinierten Verkehr 9,8 Millionen Lastwagen-Kilometer einsparen und 2.150 Tonnen CO2-Ausstoss vermeiden.
UnternehmenCoop Genossenschaft (Detailhändler)
Motivation für VerlagerungUmweltschutz, Zuverlässigkeit der Belieferung von Verkaufsstellen
Verlagerungszeitpunkt2011
StreckeZwischen den Hubs in der Schweiz
Streckenlängeje 67 – 100 km
TransportunternehmenrailCare AG

 

Dieses Logistik-Portrait ist Teil des Projekts „Klima Dialog: Mehr Klimaschutz mit Schienenverkehr“