Die Preisträger 2024 – Auf einen Blick

Die Eisenbahner/innen mit Herz 2024

Auf Deutschlands Schienen sind Tag für Tag unzählige Eisenbahner und Eisenbahnerinnen mit Herz unterwegs. Einige von ihnen haben wir in den mehr als zehn Jahren unseres Wettbewerbs ausgezeichnet. Angefangen hat alles mit unserem ersten Goldsieger Jonni Käsehage, der mit beherzter Detektivarbeit dafür gesorgt hat, dass ein verlorener Laptop an Heiligabend zu seiner Besitzerin fand.

Für die siegreichen Eisenbahnerinnen und Eisenbahner ist die Auszeichnung mit der Ehrennadel eine Wertschätzung ihrer Arbeit. Oftmals geht der begehrten Auszeichnung jahrzehntelanger Einsatz „an vorderster Front“ voraus. Zu Recht erfüllt es die siegreichen Bahner daher mit einer angemessenen Portion Stolz, sich jetzt auch offiziell „Eisenbahner mit Herz“ nennen zu dürfen. Sie sind unsere Alltagshelden, ohne die die Bahnen nicht funktionieren würden.

Lernen Sie unsere Sieger der vergangenen Jahre kennen. Übrigens: Für uns gilt immer: Nach dem Eisenbahner mit Herz ist vor dem Eisenbahner mit Herz! Wenn Sie eine Geschichte erlebt haben, die wir unbedingt berücksichtigen sollten, nehmen wir dieser gern jederzeit HIER entgegen.

Sieger 2024

Zugchefinnen, die kurzerhand ihren Zug kürzen, Koordinationswunder in stressigen Situationen und privater Einsatz, der weit über das Übliche hinausgeht - unsere Eisenbahnerinnen und Eisenbahner mit Herz 2024 beweisen einmal mehr, dass Sie gern die Extrameile für Ihre Fahrgäste gehen.

Für die Jury war die Wahl aus über 150 Einsendungen in diesem Jahr so schwierig, dass sie kurzerhand zwei nominierte Eisenbahner mit dem Silberpreis ausgezeichnet hat. Und das ist nicht die einzige Besonderheit beim diesjährigen "Eisenbahner/in mit Herz". Unsere Goldpreisträgerin hat nicht nur die Jury überzeugt - mit großem Abstand wurde Sie auch von der Öffentlichkeit zum Publikumsliebling 2024 gewählt. Das hat es in der Geschichte der Auszeichnung noch nie gegeben.

Hier finden Sie die Geschichten der Bundespreisträger und unsere acht Landessieger- und Siegerinnen. Wir sagen: Herzlichen Glückwunsch!

Gold: Anja Szeglat (mit Video)

Anja Szeglat ist Eisenbahnerin mit Herz 2024
Unsere Goldsiegerin handelt schnell und rettet damit die Weiterfahrt eines Zuges. Damit gelingt ihr eine Premiere: Sie ist Publikumsliebling und Gold-Preisträgerin
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Anja Szeglat ist seit fast 14 Jahren Zugchefin bei der Deutschen Bahn – und damit, wie sie lachend sagt, quasi Mädchen für alles. Ihren Job macht sie mit Herz und auch mit sehr viel Köpfchen. Ihrem Einfallsreichtum ist es zu verdanken, dass Hunderte Fahrgäste nicht in Kassel-Wilhelmshöhe strandeten, sondern doch noch ans Ziel kamen.

Anja Szeglat ist die Frau, die einen Zug schrumpfen kann. Damit hat sie die Reisenden und die Jury des Wettbewerbs gleichermaßen beeindruckt. Die 40-Jährige ist die erste Preisträgerin, die Gold gewinnt und zugleich zum Publikumsliebling gewählt wurde.

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Frau Szeglat, bevor wir über Ihre Zugschrumpfung reden, lassen Sie uns darüber sprechen, wie Ihr Tag im Juni 2023 begonnen hat.

Anja Szeglat: Uff, das war ziemlich schrecklich. Das war der Morgen, an dem mein Kater Archie tot auf der Straße gefunden wurde. Ich war unendlich traurig, hatte aber gar keine Zeit zu trauern, weil ich ja zur Arbeit musste. Also habe ich Archie schnell im Garten begraben und habe mich mit dem Regional- zug auf den Weg nach Hamburg gemacht. Ich war so durch den Wind, dass ich leider zu spät bemerkt habe, dass ich quasi in einer Bierlache saß. Ich habe kurz geflucht, mich trockengeföhnt, und los ging mein Dienst im ICE.

Das klingt nach unglaublich schlechten Voraussetzungen. Andere hätten ihren Frust sicher an den Fahrgästen ausgelassen…

Anja Szeglat: Ja, aber ich habe die Zähne zusammengebissen. Dann ging es allerdings noch weiter mit den Hiobsbotschaften. Auf halbem Weg stellte sich heraus, dass es krankheitsbedingt nach einem Schichtwechsel gar nicht genügend Personal für meinen sehr langen Zug gab. Ich stand plötzlich als einzige Zugbegleiterin für 13 Wagen da und dachte: Mist.

Oh weia. Was können Sie denn in so einem Fall überhaupt tun?

Anja Szeglat: Tja, also eigentlich müsste ich in diesem Fall den Fahrgästen sagen: Sorry Leute, unser Zug endet heute leider in Kassel-Wilhelmshöhe. Denn als Zugchefin trage ich auch die Verantwortung für die Sicherheit im Zug. Und ich kann alleine unmöglich die Fahrgäste in 13 Wagen im Blick haben. Alle Fahrgäste aussteigen zu lassen und sie auf den nächsten Zug zu verweisen, war aber auch keine gute Option. Denn ich wusste, dass der nächste Zug kleiner war und all die Fahrgäste niemals Platz darin gefunden hätten. Also habe ich gegrübelt. Ich war nicht bereit, einfach aufzugeben. Und dann kam mir die Idee: Was, wenn ich einfach den Zug schrumpfe?

Das klingt ein bisschen nach „Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft“. Ich dachte immer, schrumpfen funktioniert nur im Film?

Anja Szeglat: (lacht) Also mein Zug war zum Glück nicht voll ausgelastet. Ich habe also überlegt, die Menschen aus 13 Wagen einfach auf sechs Wagen zu verteilen – den Zug also gewissermaßen kürzer zu machen und dann die leeren Bereiche abzuschließen. Damit hatte ich dann einen sehr viel übersichtlicheren, geschrumpften Zug.

Moment - das klingt jetzt aber sehr viel leichter, als es tatsächlich war, oder? Wie haben Sie denn die Fahrgäste dazu bewegt, sich in die sechs Waggons zu verteilen?

Anja Szeglat: Ich habe die ganze Zeit Durchsagen gemacht und die Fahrgäste auf dem Laufenden gehalten. Sie kannten also unser Personalproblem bereits. Dann habe ich ihnen gesagt: Passt auf, ich habe eine Lösung. Wir können fahren, wenn ihr euch einfach in folgenden Wagen trefft. Zum Glück hatte ich noch Mitarbeiter aus dem Bordbistro im Zug. Die haben den Fahrgästen dabei geholfen, ihr Gepäck in die anderen Waggons zu transportieren. Die Lokführerin hat dabei geholfen, die Fahrräder umzustellen – ja, und dann haben wir uns gewissermaßen alle in der Mitte des Zuges getroffen.

Anja Szeglat ist Eisenbahnerin mit Herz 2024

Wahnsinn. Und es gab kein Gemecker bei den Fahrgästen?

Anja Szeglat: Nein, die fühlten sich glaube ich ganz gut mitgenommen. Ich musste dann ja einmal durch den ganzen Zug laufen, auch um die leeren Wagen abzuschließen. Und als ich dabei durch die inzwischen gut gefüllten mittleren Wagen kam, haben mir die Fahrgäste sogar applaudiert. Mich hat das so berührt an diesem Tag, der so unangenehm begonnen hatte. Ich habe dann vor Rührung sogar geweint.

Das ist doch total verständlich. Wie ging es dann für Sie und die Fahrgäste weiter?

Anja Szeglat: Also wir haben mit ungefähr 40 Minuten Verspätung Kassel-Wilhelmshöhe verlassen, und der Rest der Fahrt verlief dann problemlos. Die Verspätung hat niemanden so richtig gestört. Denn in Kassel-Wilhelmshöhe zu stranden, wäre ja noch unangenehmer gewesen. Alle haben sich gefreut, dass wir weiterfahren konnten. Es hat sich tatsächlich niemand bei mir beschwert.

Kein Wunder, dass ein Fahrgast Sie als Eisenbahnerin mit Herz vorgeschlagen hat. Sie haben sowohl die Jury von sich überzeugt als auch den Publikumspreis abge-staubt – das gab es noch nie in der Geschichte des Wettbewerbs Eisenbahner/in mit Herz. Wie geht es Ihnen damit?

Anja Szeglat: Ich freue mich wirklich sehr darüber. Es bedeutet mir eine Menge! Für mich ist diese Auszeichnung quasi der Oscar der Eisenbahner! (lacht) Ich mache meinen Job wirklich mit Herz. Ich glaube, anders geht es auch nicht. Ich fahre zum Beispiel regelmäßig die Strecke nach Dänemark, und dabei überqueren wir mit unserem Zug die Rendsburger Hochbrücke über dem Nord-Ostsee-Kanal. Jedes Mal schaue ich aus dem Fenster und staune über Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge, ich freue mich über die Erlebnisse mit den Reisenden – man muss das einfach mit Herzblut machen und all die vielen Eindrücke zu schätzen wissen, sonst ist man einfach nicht im richtigen Job.

Liebe Frau Szeglat, danke für das Gespräch – und machen Sie bitte mit genauso viel Herz weiter.

 

Silber: Thomas Böhm (mit Video)

Eisenbahner mit Herz 2024 - Thomas Böhm
Als Thomas Böhm von einem Vater und dessen Sohn zu später Stunde um Hilfe angesprochen wird, fackelt unser Eisenbahner mit Herz 2024 nicht lange.
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Thomas Böhm hat erst spät im Berufsleben seinen Weg zur Eisenbahn gefunden. 2020, während der Corona-Pandemie, entschied sich der gebürtige Nürnberger, seine Selbstständigkeit im Eventbereich aufzugeben und Kundenbetreuer bei der Bayerischen Regiobahn zu werden. Eine Entscheidung, die er noch keinen Tag bereut hat. Und die dem 56-Jährigen jetzt einen wohlverdienten Preis beschert.

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Herr Böhm, im Moment redet alle Welt über geregelte Arbeitszeiten und über die Möglichkeit, Arbeitszeit zu reduzieren. Sie haben im vergangenen Jahr am Ende einer Spätschicht freiwillig noch drei Stunden drangehängt. Wie kam es dazu?

Thomas Böhm: Ich war an diesem Abend mit dem letzten Zug von Rosenheim nach Kufstein unterwegs. Als ich in Kufstein ausgestiegen bin und kurz vor meinem Feierabend stand, habe ich auf dem Bahnsteig einen Vater und seinen zwölfjährigen Sohn getroffen. Die beiden haben mich angesprochen, weil sie ihren Zug nach München verpasst hatten – wegen eines Gleiswechsels, ärgerlich. Und nun standen sie da, es war schon nach Mitternacht, und es fuhr kein Zug mehr nach München.

Das ist ja eine wirklich blöde Situation. Und nicht die beste Uhrzeit, um noch ein Hotel zu finden…

Thomas Böhm: Ganz genau, das hatte der Vater schon ohne Erfolg versucht. Und mit dem Sohn am Bahnsteig zu übernachten, war natürlich auch keine sehr prickelnde Option. Ich hab dann gar nicht lange drüber nachgedacht und den beiden angeboten, sie mit meinem privaten Auto nach München zu fahren.

Wie, einfach so? Weil Sie ohnehin nach München mussten?

Thomas Böhm: Naja, nicht so ganz. Eigentlich hing da ein ganz schöner Umweg dran. Mein Auto stand in Rosenheim, also gut 40 Kilometer vom Bahnhof Kufstein entfernt. Ich habe Vater und Sohn dann angeboten, dass ich wie geplant mit dem Taxi zum Bahnhof Rosenheim fahre, dort schnell mein Auto auftanke und sie wieder in Kufstein abholen komme – um sie dann zum Münchner Hauptbahnhof zu bringen, von wo aus sie wie geplant weiter nach Hannover fahren könnten.

Herr Böhm, das klingt nach einem Riesen-Umweg. Wie lange waren Sie denn da unterwegs?

Thomas Böhm: Ja, schon. Unterm Strich hat es für mich so ungefähr 300 Extra-Kilometer bedeutet, also drei Stunden nach Feierabend. Ich wollte den beiden einfach helfen, Dienst-ende hin oder her.

Wann haben Sie die beiden ungefähr am Münchner Hauptbahnhof abgesetzt? Und wann waren Sie selbst dann wohlverdient in Ihrem Bett?

In Kufstein habe ich die beiden ungefähr um 2.30 Uhr abgeholt, und in München waren wir gegen 3.45 Uhr am Hauptbahnhof. Dort konnten Vater und Sohn kurz darauf in den ersten Zug nach Hannover steigen. Ich selbst war dann so zwischen 5.00 und 5.30 Uhr zuhause.

Das ist wirklich ein außergewöhnliches Engagement. Vater und Sohn waren Ihnen sicher total dankbar?

Thomas Böhm: Ja, auf jeden Fall haben sie sich gefreut. Leider haben wir keine Telefonnummern ausgetauscht. Wir haben uns am Münchner Hauptbahnhof verabschiedet. Und ich war froh, dass ich den beiden helfen konnte. Das hat mich dann sehr glücklich und zufrieden gemacht am Ende dieser langen Nacht.

Da konnten Sie aber auch wirklich mehr als zufrieden mit sich sein. Nun passiert sowas ja nicht an jedem Arbeitstag, das wäre dann vielleicht auch etwas zu viel des Guten. Woraus ziehen Sie bei der Arbeit Ihr ganz alltägliches Glück?

Thomas Böhm: Die Strecken, auf denen ich unterwegs bin – zwischen Rosenheim, München, Kufstein, Salzburg und Holzkirchen – sind einfach landschaftlich wunderschön. Außerdem habe ich den ganzen Tag Kontakt mit den Fahrgästen. Auf deren individuelle Wünsche und Bedürfnisse lasse ich mich gerne ein. Das macht mir in meinem Job als Zugbegleiter großen Spaß.

Nun sind Sie ganz offiziell einer unserer Eisenbahner mit Herz – dazu herzlichen Glückwunsch. Was bedeutet Ihnen diese Auszeichnung?

Thomas Böhm: Das ist für mich wirklich wie Ostern und Weihnachten zusammen! Ich mache die Erfahrung, dass so viele Eisenbahner und Eisenbahnerinnen täglich mehr als das Nötigste machen. Natürlich gehört dann auch Glück dazu, nominiert und ausgezeichnet zu werden. Dafür möchte ich mich bei dem Vater und dem Sohn und auch bei der Jury ganz herzlich bedanken. Den Preis teile ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen der Bayerischen Regiobahn, die genauso einen klasse Job machen. Wir hören immer von unseren Fahrgästen, dass wir hier besonders nett sind (lacht) – es ist wirklich eine schöne Arbeit, und sie macht wirklich großen Spaß.

Ich habe den Job als Zugbegleiter leider erst sehr spät entdeckt und bin froh, jetzt bei der Eisenbahn arbeiten zu dürfen. Ich kann den jungen Leuten nur empfehlen: Kommt zur Eisenbahn, das ist ein attraktiver Job. Wir brauchen euch!

Dem wollen wir gar nichts mehr hinzufügen, lieber Herr Böhm. Danke für das Interview und Ihre Zeit.

 

Silber: Gerd Müller (mit Video)

Eisenbahner mit Herz 2024 - Gerd Müller
Eine Reisegruppe mit Menschen, die auf Rollstühle angewiesen sind, strandet aufgrund eines Fahrstuhlproblems. Gerd Müller handelt vorbildlich.
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Etwa sein halbes Leben arbeitet Gerd Müller schon für die DB Regio, seit geschlagenen 27 Jahren. Einfach Dienst nach Vorschrift zu machen, kommt für ihn nicht infrage. Er liebt die Begegnungen mit den Fahrgästen, für sie legt er sich jeden Tag ins Zeug. Im vergangenen Sommer hat er Reisende im Rollstuhl mit seinem Engagement derart beeindruckt, dass er nun Eisenbahner mit Herz ist.

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Herr Müller, erst mal ganz herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung.

Gerd Müller: Vielen Dank, ich freue mich sehr.

Sie haben im Juni 2023 dafür gesorgt, dass ein kaputter Fahrstuhl am Bahnhof in Bensheim für einige Menschen im Rollstuhl nicht zu einem Drama wurde. Erzählen Sie doch mal, was vorgefallen ist.

Gerd Müller: Ich erinnere mich noch gut, denn es war eine lange Schicht an einem heißen Tag. Ich war gerade im letzten Zug vor Feierabend und eigentlich schon etwas platt. In Bensheim kam dann ziemlich aufgeregt eine Dame auf mich zu, die erzählte, dass ein Aufzug kaputt sei und eine Gruppe, zu der auch Rollstuhlfahrer gehörten, nicht zu ihrem Zug nach Frankfurt kommen könne.

Oh nein, das war sicher total frustrierend für die Gruppe. Aber was konnten Sie dann tun, wenn der Fahrstuhl kaputt ist? Sie konnten ihn ja nicht reparieren?

Gerd Müller: Es war so, dass die eine Hälfte der Gruppe, die mobil war, in meinem Zug mitgefahren ist. Die andere Hälfte der Gruppe ist mit einem Betreuer in Bensheim geblie-
ben, weil sie einfach keine andere Wahl hatte: Es war Wochenende, das Reisezentrum hatte schon geschlossen. Und kurzfristig konnte der Betreuer keinen Fahrdienst organisieren, der auf Menschen in Elektrorollstühlen eingestellt war. Ich konnte mir gut vorstellen, wie hilflos sich die Menschen fühlen mussten, die nun keine Chance hatten, in ihren Zug nach Frankfurt zu kommen. Also habe ich aus meinem fahrenden Zug heraus einen Schlachtplan entwickelt.

Wie sah der aus?

Gerd Müller: Erst mal habe ich bei der Transportleitung angerufen. Das ist die Stelle, die dafür sorgen kann, dass ein Zug auf ein anderes Gleis umgeleitet wird – in dem Fall also auf das Gleis, an dem die Rollstuhlfahrer warteten. Die Kollegin in der Transportleitung war zum Glück top drauf und wollte auch unbedingt helfen. Ich habe ständig Kontakt gehalten zur einen Hälfte der Gruppe im Zug und auch zu der anderen Hälfte, die am Bahnsteig in Bensheim immer noch gewartet hat. Ich konnte den Leiter der Gruppe am Telefon beruhigen und habe ihm versprochen, dass wir eine Lösung finden werden.

Eisenbahner mit Herz 2024 - Gerd Müller

Da hatten Sie ja eine Menge zu organisieren und vor allem zu kommunizieren…

Gerd Müller: Ja, das stimmt. Ich habe auch meine Kollegen im Zug nach mir informiert, den die Gleisänderung dann ja betraf. Die Weichen werden zwar ohnehin gestellt, aber mir war wichtig, dass sie auch Bescheid wissen, warum wir die Gleisänderung haben. Zwischendurch habe ich für die Gruppe in meinem Zug immer wieder Durchsagen gemacht, weil ich gewissermaßen an meinem Platz festklebte, auf Rückrufe warten musste und ständig telefoniert habe.

Nun konnten Sie ja nicht selbst miterleben, ob der Gleiswechsel und der Umstieg für die Gruppe in Bens-heim geklappt hat. Wie haben Sie am Ende davon erfahren, dass alles gut gegangen ist?

Gerd Müller: Ich habe später nochmal meine Kollegen aus dem Zug angerufen, in dem die Rollstuhlfahrer mitfahren sollten, und nachgefragt. Sie haben mir bestätigt, dass alles ohne Probleme geklappt hat. Da ist mir dann ein Stein vom Herzen gefallen. Auf meinem Nachhauseweg später habe ich auch nochmal den Leiter der Gruppe angerufen und gefragt, wie es ihm geht. Und der war – obwohl das für mich wirklich ganz selbstverständlich war, zu helfen – total erleichtert und so beeindruckt, dass er mich bei der Allianz pro Schiene als Eisenbahner mit Herz vorgeschlagen hat.

Wie schön – und völlig verdient übrigens. Sicher wäre nicht jeder bereit, nach einem anstrengenden Tag und auch nach so vielen Jahren im Job noch die Extrameile zu gehen.

Gerd Müller: Da ist schon was dran. Ich merke immer wieder, dass ich mir als Zugbegleiter wirklich jeden Tag Mühe geben muss, weil die Fahrgäste aufgrund der vielen Verspätungen und Zugausfälle ja durchaus oft frustriert sind. Ich versuche ihnen dann immer zu zeigen, dass ich ihnen etwas Gutes tun will und dazu da bin, ihnen zu helfen – und dass ich nicht nur der Typ bin, der ihre Fahrkarte kontrolliert.

Wie oft kommt es denn vor, dass Sie auch Lob von den Fahrgästen bekommen?

Gerd Müller: Das passiert eigentlich erfreulich oft, wenn man sich ins Zeug legt für die Leute und wenn man einfach ein Herz für die Fahrgäste hat. Aber natürlich geht dann nicht jeder Fahrgast gleich den Weg, einen für den Eisenbahner mit Herz zu nominieren. Und ich bin ja schon wirklich lange dabei. Für mich ist das was ganz Besonderes. Es zeigt, dass meine Leistung hoch bemessen und anerkannt wird. Trotz aller Mühen, die man manchmal auf sich nimmt, ist das der richtige Weg. Als Eisenbahner sind wir ja Dienstleister für die Fahrgäste. Für mich ist die Auszeichnung eine Bestätigung, dass es sich lohnt, für die Fahrgäste am Ball zu bleiben.

Das freut uns, lieber Herr Böhm. Danke für Ihr Engagement.

 

Die Landessieger 2024

Überall sind Eisenbahner mit Herz unterwegs. Deswegen kürt die Jury neben den Bundessiegern auch Landessieger. Im Jahr 2023 kürte die Jury Preisträger aus acht Bundesländern.
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Landessiegerin Baden-Württemberg

 

Mariama Jauernig
Mariama Jauernig

GoAhead Baden-Württemberg

 

Einmal die Kinder-Fahrscheine, bitte!

 

Nicht alle erinnern sich noch an ihre erste Zugfahrt als Kind, wohl aber an ihre Begeisterung für die mächtigen Loks und die blitzschnell vorbeiziehende Landschaft. Was kann diese Faszination noch toppen? Richtig, eine Kinderfahrkarte. Mariama Jauernig ist so etwas wie Rekordhalterin im Verschenken von Kinderfahrkarten. In ihrer Rolle als Zugbegleiterin bei der GoAhead Baden-Württemberg sorgt sie so regelmäßig für gute Laune bei den Jüngsten und ihren Eltern.


Unsere Einsenderin freut sich auch sehr über Mariama Jauernigs Engagement – vor allem, weil es bei ihrem Sohn weit über die Kinderfahrkarte hinausging. Mariama Jauernig schenkt dem Kleinen ein unvergessliches Zugerlebnis: Spontan darf der stolze Kinderfahrkarten-Besitzer die Zugbegleiterin bei der Fahrkartenkontrolle begleiten. Sie machen zusammen einen langen Gang durch den Regionalzug. Unsere Einsenderin zeigt sich sehr dankbar – schließlich ist so ein Einsatz alles andere als selbstverständlich.

 

Landessieger Bayern

 

Julien Schneider

Julien Schneider

Bayerische Regiobahn

 

Lösungsorientiert in brenzliger Situation

 

Besondere Situationen erfordern besondere Maßnahmen: Unsere Einsenderin ist unterwegs im Regionalzug Richtung Ingolstadt. Der Zug ist voll, die Luft stickig und die Stimmung angespannt. Hinzu kommt, dass die einzig vorhandene Toilette kaputt und dementsprechend gesperrt ist. Besonders eine schwangere Frau hat damit zu kämpfen – sie möchte dringend das WC benutzen.

 

Der Lokführer Julien Schneider bekommt über die Zugbegleiter mit, was los ist und beschließt kurzerhand, selbst die Toilette zu reparieren. Das schafft er auch - und alle Fahrgäste samt der schwangeren Frau staunen nicht schlecht. „Ich bin sehr dankbar, dass es so hilfsbereites Zugpersonal bei der BRB gibt. Meinen größten Respekt an den Lokführer!“, schreibt unsere Einsenderin.

 

Julien Schneider beweist auf dieser Fahrt, wie ernst er die Bedürfnisse seiner Fahrgäste nimmt – er handelt so engagiert, wie es nur ein wahrer Eisenbahner mit Herz macht.

Landessiegerin Berlin

 

Kathleen Jurack

Kathleen Jurack

ODEG

 

Telefonische Rettung

 

Als Mitarbeiterin bei der ODEG-Kundenservice-Hotline erlebt Kathleen Jurack so einiges: Üble Beschimpfungen von frustrierten Kundinnen und Kunden sowie Scherzanrufe sind an der Tagesordnung. Letzten Sommer ereilt sie jedoch ein ungewöhnlicher Anruf, bei dem sie außergewöhnlich handelt. Doch dafür müssen wir erstmal ein Stück zurück in der Zeit reisen. Ein Vater möchte seine elfjährige Tochter zu einer Ferienfreizeit nach Hirschluch begleiten – doch auf der Strecke von Berlin nach Fürstenwalde vergessen sie den Koffer des Mädchens im ODEG-Regionalzug. Für die beiden ein großer Schreck, weil sich wichtige Medikamente für die Tochter im Koffer befinden.

 

Ein erster Anruf bei der ODEG-Kundenhotline ist niederschmetternd: Weil Sonntag ist, sei da nichts zu machen. Aber die beiden lassen nicht locker. Bei einem zweiten Telefonat mit der ODEG haben sie Kathleen Jurack an der Strippe – ein absoluter Glücksfall. Sie telefoniert sich durch bis in den Zug, in dem sich der Koffer befindet. Kathleen Jurack vereinbart mit ihren Kollegen, dass sie den Koffer an sich nehmen und ihn noch am selben Abend Vater und Tochter in Fürstenwalde übergeben. Die Erleichterung ist groß: Dank dem Einsatz von Kathleen Jurack kann das Mädchen unbeschwert ihre Ferienfreizeit genießen.

 

Landessieger Hamburg

 

Mathias Plös

Mathias Plös

DB Fernverkehr

 

Zugstopp im Galopp

 

Bahnhöfe können verwirren: Hektik, Menschenmassen und Gleisänderungen lassen einen schnell die Orientierung verlieren. So erging es auch einer jungen Mutter am Hamburger Hauptbahnhof, die in all dem Gewusel in den falschen Zug einsteigt. Nun sitzt sie gemeinsam mit ihrem kleinen Sohn im ICE nach Berlin. Dabei wollten sie doch eigentlich in die andere Richtung, nämlich zurück in ihre schleswig-holsteinische Heimat Malente. Da der ICE regulär erst wieder in Berlin hält, bedeutet die Verwechslung für sie einen Umweg von über drei Stunden.

 

Unsere Einsenderin – die Bundestagsabgeordnete Julia Verlinden – beobachtet das Geschehen und erlebt auch die entscheidende Wendung mit, als die Frau den Zugchef Mathias Plös um Hilfe bittet. Er verspricht ihr mitfühlend, sofort eine Verbindung von Berlin zurück nach Malente herauszusuchen. Wenige Minuten später ist er wieder zurück, sogar mit einer viel besseren Nachricht: Der ICE darf ausnahmsweise in Hamburg-Bergedorf halten und die Mutter mit ihrem Sohn aussteigen lassen. Damit erspart Mathias Plös ihr nicht nur große Umwege, sondern auch jede Menge Kummer. Zu Julia Verlinden sagt er ganz bescheiden: „Für mich ist es selbstverständlich, dass ich mich für meine Fahrgäste einsetze!“

Landessiegerin Hessen

 

Birgitta Bub

Birgitta Bub

Hessische Landesbahn

 

Die Ruhe im Sturm

 

Unwetter können vielleicht Züge aus dem Takt bringen, aber nicht die couragierte Zugbegleiterin Birgitta Bub von der Hessischen Landesbahn. Sie ist an Bord, als unsere Einsenderin Hannah Jestädt mit ihren beiden Freundinnen von Gießen nach Fulda fahren möchte. Trotz Unwetterwarnungen mit Hagel und Starkregen fährt der Zug pünktlich los. Doch nach drei Stationen ist Schluss: Wegen des Sturmes dürfen sie nicht weiterfahren. Nun ist Warten angesagt.

 

Birgitta Bub verkürzt den Fahrgästen die Zeit, indem sie mit ihnen scherzt und die Abläufe für alle verständlich erklärt. Sie eilt sogar zu einer nahegelegenen Spielhalle, um dort Wasserflaschen für alle zu besorgen. Immer wieder setzt sie sich persönlich zu den Reisenden – so wie auch zu unserer Einsenderin – und organisiert Taxis, die ihre Fahrgäste von den Bahnhöfen abholen können. Hannah Jestädt zieht zu der Reise mit Birgitta Bub ein rührendes Fazit: „Auch wenn wir über drei Stunden später als geplant zuhause waren, war es die schönste Zugfahrt meines Lebens. Wir haben viel gelacht und uns so gut aufgehoben gefühlt.“

Landessieger Nordrhein-Westfalen

 

Alexander Rezek

Alexander Rezek

DB Fernverkehr

 

Ein Tag, eine Reise, ein Lichtblick

 

So gut wie jedes Jahr erreichen uns zahlreiche Einsendungen zu einem Zugbegleiter: Alexander Rezek. Seine Fahrgäste geizen nicht mit Superlativen: Er sei der freundlichste, unkomplizierteste und weltoffenste Zugbegleiter. Auch dieses Jahr nominierten ihn mehrere Fahrgäste, eine Einsendung möchten wir aber besonders hervorheben:

 

Peter-Michael Thiemer ist zur Beerdigung seines Pflegevaters von Berlin nach Köln unterwegs und will noch am selben Tag wieder zurück reisen. Auf der Hinfahrt gibt es jedoch eine Signalstörung, der Zug endet abrupt in Hamm. Gerade noch rechtzeitig erreichen seine Familie und er Köln und können an der Beerdigung teilnehmen. Die Frau unseres Einsenders nimmt sich vor, nie wieder Bahnreisen zu machen – bis sie auf der Rückfahrt Zugbegleiter Alexander Rezek kennenlernt. Als er das Ticket abknipst, sagt er zugewandt: „Heute hin nach Köln und heute wieder zurück von Köln – wunderbar!“

 

Unser Einsender schreibt: „Alexander Rezek hat es geschafft, unsere auf dem Tiefpunkt liegende Stimmung so zu erhöhen, dass wir uns toll unterhalten und austauschen konnten. Mit seiner netten Art hat er auch die Meinung meiner Frau gewandelt.“ Ein größeres Kompliment gibt es wohl kaum.

Landessiegerin Rheinland-Pfalz

 

Gabriele Mischler

Gabriele Mischler

vlexx

 

Ein Engel für mehr Menschlichkeit

 

Die Tochter unserer Einsenderin ist unterwegs im vlexx-Zug Richtung Mainz. Auf der Suche nach einem Sitzplatz spricht die Teenagerin mehrere Fahrgäste an und fragt, ob sie sich zu ihnen setzen dürfe. Teilweise sitzen da nämlich nur die Rucksäcke und Taschen der Leute. Doch in allen Fällen stößt sie auf Ablehnung.

 

Die Zurückweisung der anderen Fahrgäste verletzt das eher schüchterne Mädchen. Sie stellt sich allein in den hinteren Teil des Zuges, und ihr kommen die Tränen. Glücklicherweise findet Zugbegleiterin Gabriele Mischler sie dort und reagiert sofort einfühlsam. Zunächst vermutet die vlexx-Mitarbeiterin, dass das Mädchen Liebeskummer habe, aber als sie dann den wahren Grund erfährt, fehlen ihr die Worte. Gabriele Mischler zögert nicht lange und bietet der Tochter unserer Einsenderin prompt einen Platz in der 1. Klasse an. Dort darf sie dann den Rest dieser nervenaufreibenden Zugfahrt verbringen.

 

Die Mutter schreibt uns sichtlich dankbar: „Es braucht einen Engel wie Gabriele Mischler in diesen Zeiten! Und an die Menschen, die lieber allein sitzen wollen – ich wünsche euch viel Liebe, ihr könnt sie wahrlich gebrauchen.“

Landessieger Sachsen

 

Jörg Birkenbusch

Jörg Birkenbusch

Die Länderbahn

 

Einblick mit Ausblick

 

Am 2. Weihnachtsfeiertag ist es ruhig im Dreiländereck bei Zittau. Lokführer Jörg Birkenbusch macht sich bereit für eine winterliche Zugfahrt durch die Oberlausitz. Gerade, als er in seinem Führerstand Platz nehmen will, bemerkt er, wie ein kleiner Gast erwartungsfroh in Richtung der Fahrerkabine guckt: der anderthalbjährige Anton. Gemeinsam mit seinem Papa versucht er neugierig, hineinzulugen. Da ahnen die beiden Zug-Fans noch nicht, dass Jörg Birkenbusch ihnen gleich ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk bereiten wird: Sie dürfen in der Tür stehen bleiben, wenn der Trilex-Zug Richtung Dresden losfährt – in der absoluten Pole-Position!

 

Begeistert schaut Anton von Papas Armen aus und über Jörg Birkenbuschs Schulter auf die vielen verschiedenen Knöpfe und Tasten, die der Triebfahrzeugführer den beiden Zug-Fans erklärt. Durch die hügelige Landschaft bahnen sie sich den Weg nach Dresden, da zeigt ihnen der Lokführer noch eine Pferdekoppel am Wegesrand. Die Freude bei Anton und seinem Papa ist riesig. Für den einen mag es Alltag sein, für den anderen Abenteuer: Jörg Birkenbusch sorgt mit seiner Kinderfreundlichkeit und Offenheit für dieses einmalige Vater-Sohn-Erlebnis.

Sieger 2023

Die Gewinner und Gewinnerinnen des "Eisenbahner mit Herz"-Wettbewerbs sind auch 2023 wieder leuchtende Beispiele für Zivilcourage und besonderes Engagement, das über den reinen Beruf hinausgeht.

Während ganz Deutschland im Sommer 22 das 9-Euro Ticket nutze, um die Republik zu erkunden, waren es die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner, die unter stressigsten Bedingungen ruhig und hilfsbereit für Ihre Kunden da waren.

Prügelnde Störenfriede, verirrte Fahrgäste, ganz besondere Bedürfnisse der Bahnkunden - unsere Preisträger haben in vielen Situationen wieder einmal Herz bewiesen. Dieses Jahr sogar für tierische Passagiere. Viel Spaß mit den Sieger-Geschichten!

Gold: Jochen Dietz (mit Video)

Eisenbahner mit Herz 2023: Jochen Dietz
Unser Goldsieger beweist Herz in einer Situation, die für viele Menschen zur Tortur hätte werden können. Auf offener Strecke bleibt die Straßenbahn stehen. Keine Toilette in Sicht. Doch Jochen Dietz von der Albtal-Verkehrs-Gesellschaft reagiert schnell.
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Zugtoiletten sind vielleicht nicht gerade die Lieblingsörtchen von Bahnreisenden – aber doch von unschätzbarem Wert, wenn die Blase unterwegs quengelig wird. Dumm nur, wenn man in einer Straßenbahn sitzt und kein WC an Bord ist … und diese Straßenbahn dann noch mit offenem Ende auf der Strecke feststeckt.

Es hätte so ein klassischer Murphy’s-Law-Tag werden können, als Jochen Dietz die Straßenbahn von Wörth nach Karlsruhe fährt. Für einen älteren Herrn, der dringend zur Toilette muss, droht die Fahrt zur Tortur zu werden. Doch unser Eisenbahner mit Herz zeigt vollen Einsatz – und am Ende verlassen Fahrzeugführer und Fahrgast fröhlich – und in jeder Hinsicht erleichtert – den Zug.

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Herr Dietz, wahrscheinlich kennt jeder Mensch das Gefühl, dringend zur Toilette zu müssen - aber keine in der Nähe zu haben. Extrem unangenehm, und ab einem gewissen Punkt ja auch kaum noch zu kontrollieren. Was genau ist Ihnen und dem Fahrgast da passiert?

Ich war mit der Karlsruher S-Bahn, die auch als Straßenbahn verkehrt, zwischen Wörth und Karlsruhe unterwegs. Kurz hinterm Bahnhof Wörth, wo der Straßenbahn- in den S-Bahnbereich übergeht, gab es eine Stellwerksstörung. Dort hatte sich eine Weiche verklemmt. Wir standen also eine halbe Stunde auf der Strecke herum. Nach einer Dreiviertelstunde tat sich immer noch nichts. Wir warteten auf den Entstörungsdienst und steckten in der Zeit fest.

Und es war völlig unklar, wie lange das noch dauert?

Ja, genau. Nach geschlagenen zwei Stunden kam dann ein älterer Fahrgast zu mir und sagte, er müsse dringend zur Toilette. Aber in der Stadtbahn gibt es keine Toilette, denn eigentlich ist die ja immer nur auf kurzen Strecken unterwegs.

Oh je. Was konnten Sie denn tun außer dem älteren Fahrgast zu raten, noch ein wenig durchzuhalten?

Das war natürlich erst mal blöd. Was macht man da, wenn man auf der freien Strecke vorm nächsten Bahnhof feststeckt? Ich hatte dann die Idee, den Fahrdienst in Wörth anzurufen. In den alten Bahnhöfen gibt es noch Weichenwärter – und die müssen ja auch zur Toilette. Also habe ich nachgefragt, ob ich mit dem Fahrgast zum Wärterhäuschen kommen und die Toilette benutzen darf.

Steckbrief

Jochen Dietz

Unternehmen: Albtal-Vekehrs-Gesellschaft mbH
Bundesland: Baden-Württemberg
Einsatzgebiet: Raum Karlsruhe

Auf so eine Idee muss man ja auch erst mal kommen! Aber wie sind Sie dann vom Gleis aus da hingekommen, ohne sich und den Fahrgast in Gefahr zu bringen?

Gut war ja schonmal, dass uns wegen der Stellwerksstörung keine anderen Züge entgegenkommen konnten. Sicherheitshalber habe ich uns beiden eine Warnweste umgelegt, denn wir mussten ja zunächst mal am Gleis entlanglaufen. Dann kam die nächste Hürde. Wir mussten über eine Leitplanke klettern, um auf die Straße zu kommen. Und der ältere Fahrgast war ja nicht mehr so beweglich. Mit über 80 könnte ich auch nicht mal eben über eine Leitplanke hüpfen. Ich habe dem Herrn dann erst mal geholfen sicher über die Gleise und dann über die Leitplanke auf die Straße zu kommen. Auf der Straße haben wir vorsichtig einige Hundert Meter zum Wärterhäuschen zurückgelegt, und der Fahrgast konnte endlich zur Toilette gehen.

Was für ein Abenteuer…und dann wieder der ganze Weg zurück zum Zug!

Der Rückweg war natürlich etwas entspannter für den Fahrgast. Nach diesem Abenteuer hatte er erst mal Durst, nur leider nichts zu trinken dabei. Zum Glück habe ich immer zwei Flaschen Wasser bei mir. Also habe ich ihm eine abgegeben. Der Fahrgast war daraufhin total begeistert. Seine Frau und er haben sich so über meine Hilfe gefreut und waren immer noch wirklich lustig drauf, als wir nach zweieinhalb Stunden Stillstand endlich weiterfahren konnten. Am Ende sind die beiden richtig glücklich in Karlsruhe angekommen.

Eisenbahner mit Herz 2023: Jochen Dietz

Kein Wunder, Sie haben ja auch wirklich alles gegeben.

Ich mache den Job einfach gerne. Wir haben in den Straßenbahnen immer noch Kontakt zu den Kunden, und sie können uns über die Schulter schauen. Die Kinder winken uns von draußen zu. Das macht wirklich Spaß. Wir sind bei der AVG sowohl Straßenbahn als auch Eisenbahn. Und das beides zusammen macht den Beruf so wahnsinnig interessant.

Was bedeutet es Ihnen, dass Sie jetzt Gold-Sieger des Eisenbahner-mit-Herz-Wettbewerbs sind?

Allein die Nominierung war für mich schon eine Auszeichnung. Dass ich jetzt auch noch diesen Wettbewerb gewonnen habe, das ist kaum in Worte zu fassen. Es ist einfach super! Wir haben im Alltag schon auch viel Stress und derzeit viele Störungen. Wenn wir es trotzdem schaffen, dass die Kundinnen und Kunden nach ihrer Fahrt zufrieden sind und sie uns eine positive Rückmeldung geben, dann ist das für uns ein Sechser im Lotto. Dann weiß ich, ich habe an dem Tag alles richtig gemacht und kann zufrieden Feierabend machen. Deshalb ist diese Auszeichnung wirklich das Highlight in meiner bisherigen Karriere.

Und sicher nicht das letzte, lieber Herr Dietz. Wir gratulieren Ihnen ganz herzlich zum Eisenbahner mit Herz. Vielen Dank für Ihr Engagement!

Silber: Kirstin Schley (mit Video)

Vor lauter Aufregung steigt ein Fahrgast in den falschen Zug ein. Kaiserslautern? Saarbrücken? So oder so: Der Fernbus, der sie in der Nacht weiterbringen soll - garantiert verpasst. Doch unsere Preisträgerin Kirstin Schley (DB Regio Mitte) sorgt durch Ihren Einsatz dafür, dass doch noch alles gut ausgeht.
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Kirstin Schley ist seit 2014 Kundenbetreuerin bei DB Regio. Sie ist zwischen Homburg und Kaiserslautern im Einsatz und sorgt dafür, dass die Fahrgäste möglichst bequem und sicher von A nach B kommen. Bei Verspätungen schaut sie nach Anschlusszügen, sie kontrolliert Tickets und unterstützt Menschen an Bord, die Hilfe beim Ein- und Aussteigen in den Zug benötigen.

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Frau Schley, erst mal ganz herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung! Erzählen Sie doch mal, wie es dazu kam, dass Sie bei einer Reisenden einen so positiven Eindruck hinterlassen haben.

Im Grunde war es ein ganz normaler Arbeitstag, und ich war abends im letzten Zug von Pirmasens nach Saarbrücken unterwegs. Bei der Fahrkartenkontrolle habe ich eine Frau im Rollstuhl getroffen und wir haben festgestellt, dass sie im falschen Zug sitzt.

Oh nein, wie ist das denn passiert?

Naja, also sie wollte eigentlich in die Gegenrichtung, nach Kaiserslautern, ist aber in den falschen Zug gestiegen. Das war insofern doppelt ärgerlich, weil sie schon ein Fernbus-Ticket von Kaiserslautern nach Dresden gebucht hatte. Aber um diese Zeit hätte sie keine Chance mehr gehabt nach Kaiserslautern zu kommen, weil der letzte Zug schon abgefahren war. Es sah also so aus, als würde sie in Saarbrücken stranden und die Nacht am Bahnhof verbringen müssen.

Steckbrief

Kirstin Schley

Unternehmen: DB Regio AG Mitte
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Einsatzgebiet: Homburg, Saarbrücken, Kaiserslautern

Keine sehr angenehme Vorstellung...

Ja, allerdings. Die Frau war verständlicherweise ziemlich aufgelöst, und ich habe versucht sie erst mal zu beruhigen. Ich hab ihr erklärt, dass wir jetzt gemeinsam schauen, ob es nicht doch irgendeine Möglichkeit gibt, nach Dresden zu kommen. Dann habe ich tatsächlich einen Bus gefunden, der nachts um 1.00 Uhr von Saarbrücken nach Dresden fahren sollte. Aber die Frau hatte kein Geld mehr dabei, um den Bus zu buchen.

Das klingt aber auch nach zu viel Pech auf einmal.

Ich habe dann kurz überlegt und habe einfach selbst das Ticket für sie gebucht und aus eigener Tasche bezahlt.

Wow, das ist aber auch nicht selbstverständlich. Sie konnten ja nicht wissen, ob sie das Geld wirklich wieder bekommen.

Die Frau hat mir zugesagt, dass sie mir das Geld am nächsten Tag oder einen Tag später überweisen würde. Ich hab mir gesagt: Ok, und falls nicht, dann habe ich halt Pech gehabt. Aber ich fand sie sehr vertrauenswürdig. In dem Moment war es mir vor allem wichtig zu helfen.

Eine echte Eisenbahnerin mit Herz!

Als wir in Saarbrücken ankamen, haben wir zusammen geschaut, von wo genau der Bus abfährt. Mit dem Rollstuhl wäre die Frau aber nicht allein zur Haltestelle gekommen. Ich habe ihr dann also noch einen Taxigutschein besorgt, damit sie mitten in der Nacht auch sicher zum Bus kommt.

Da waren Sie aber wirklich eine große Hilfe. Und dann sind Sie hoffentlich in Ihren wohlverdienten Feierabend gegangen?

Zuerst habe ich noch Telefonnummern mit der Reisenden ausgetauscht. Ich wollte ja am nächsten Morgen wissen, ob sie auch gut in Dresden angekommen ist. Und dann hat sie sich auch bei mir gemeldet und mir gesagt, dass alles gut geklappt hat und sich bedankt. Einen Tag später hatte ich sogar schon das Geld von ihr auf meinem Konto.

Das ist eine wirklich schöne Geschichte. Was bedeutet es Ihnen, dass Sie jetzt als Eisenbahnerin mit Herz dafür ausgezeichnet werden?

Das ist für mich eine tolle Anerkennung. Ich freue mich darüber und bin auch stolz auf den Preis. Man hilft ja eigentlich täglich Menschen, wenn man als Kundenbetreuerin bei der Bahn arbeitet. Im Normalfall gehen die einzelnen Taten aber eher ein bisschen verloren. In diesem Fall hatte ich das Glück, dass sich jemand gemeldet und mich nominiert hat. Ich nehme den Preis auch stellvertretend für meine Kolleginnen und Kollegen entgegen, die genau wie ich täglich den Reisenden helfen. Ob es nun um ein liegengebliebenes Handy geht oder ob man einem Fahrgast sein Ladekabel leiht – irgendwas ist ja immer. Und es ist schön, wenn diese Arbeit anerkannt und honoriert wird.

Wir freuen uns mit Ihnen über diese Anerkennung! Vielen Dank für das Gespräch, liebe Frau Schley.

Bronze: Andreas Immekeppel und Sebastian Rösner (mit Video)

Eisenbahner mit Herz 23: Andreas Immekeppel und Sebastian Rösner
Randale im Zug während der Hochphase des 9-Euro Tickets. Während einige Fahrgäste im Sommer scheinbar die Nerven verlieren, bleiben Andreas Immekeppel und Sebastian Rösner (RheinRuhrBahn) cool und befördern eine Gruppe prügelnden Störenfriede kurzerhand selbst auf den Bahnsteig.
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Es geht doch nichts über eine ruhige, entspannte Bahnfahrt, auf der man sich einfach zurücklehnen und aus dem Fenster gucken kann. Leider klappt das nicht immer. Im Regionalzug zwischen Coesfeld und Essen beschallen Fahrgäste das ganze Abteil mit ihrer Musik. Der Streit eskaliert, und Zugbegleiter Sebastian Rösner ist mit Lokführer Andreas Immekeppel auf einmal mittendrin.

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Herr Immekeppel, Herr Rösner - da muss es ja ordentlich zur Sache gegangen sein an Bord. Was genau ist passiert?

Andreas Immekeppel: Ja, also es war ein ziemlich heißer, stickiger Sommertag. Die Menschen an Bord hatten eh schon eine relativ kurze Zündschnur. Im Abteil hinter mir waren massive Randale. Und als ich mich umdrehte, sah ich einen Fahrgast mit blutgetränktem T-Shirt.

Uff, das sieht man ja zum Glück auch nicht jeden Tag.

Sebastian Rösner: Ja, das sah ziemlich unschön aus. Der blutende Fahrgast hatte eine aufgeplatzte Nase und eine aufgeplatzte Lippe. Dem habe ich erst mal geholfen, habe ihn verarztet und mir dann Andreas Immekeppel zur Verstärkung gerufen, damit wir die Störenfriede aus dem Zug rausbekommen.

Andreas Immekeppel: Genau, und dann habe ich die beiden Streitparteien voneinander getrennt. Natürlich wollte keiner schuld sein, ist ja immer so, dass natürlich nur „Unschulds- lämmer” an solchen Auseinandersetzungen beteiligt sind. Ich hab mich dann entschieden, vier dieser „Unschuldslämmer” an die frische Luft zu setzen, damit die mal ein bisschen ausdünsten können.

Steckbrief

Andreas Immekeppel und Sebastian Rösner

Unternehmen: RheinRuhrBahn (transdev)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Einsatzgebiet: Essen − Borken

Hatten Sie keine Angst, dass Sie in dem Gerangel selber verletzt werden?

Sebastian Rösner: Mein erster Gedanke war wirklich dem Menschen zu helfen, der da gerade geschlagen wurde und blutete. Man muss in solchen Situationen einfach selbstbewusst auf Menschen zugehen können. Denn Auseinandersetzungen zwischen Fahrgästen kommen leider gar nicht so selten vor.

Andreas Immekeppel: Angst hatte ich auch nicht. Das gehört einfach dazu. Es ist ja unsere Aufgabe, für Sicherheit zu sorgen. Also habe ich im nächsten Bahnhof die Tür aufgemacht und die relativ muskulösen, gut gebauten Herren vor die Tür gesetzt. Die Tür ging wieder zu, und die standen relativ verdutzt auf dem Bahnsteig. Für den Rest des Zuges ging es dann friedlich weiter.

Eisenbahner mit Herz 23: Andreas Immekeppel und Sebastian Rösner

Klingt so, als wären Sie beide die perfekte Besetzung auch für schwierige Situationen. Haben Sie immer in der Bahnbranche gearbeitet?

Andreas Immekeppel: Nein, gar nicht. Ich habe mit über 50 Jahren als Dozent an einer Hochschule aufgehört, um Eisenbahner zu werden. Ich wollte das eigentlich früher schon, dann habe ich es einfach gemacht. Und es ist toll, weil wirklich jeder Tag anders ist. Manchmal sorgen die Fahrzeuge für kreative Abwechslung, mal die Fahrgäste oder auch die Kollegen. Es ist ein Zusammenspiel von vielen Zahnrädern, und es wundert mich jedes Mal und freut mich, wenn die Zahnräder tatsächlich auch die Maschine nach vorne bewegen.

Sebastian Rösner: Ich habe vorher in der Gastronomie gearbeitet, das war ein sehr stressiger Job. Ich habe immer gerne Kontakt zu anderen Menschen gehabt und wollte den auch weiterhin haben. Freunde und Bekannte haben mich auf die Idee gebracht, zur Eisenbahn zu gehen. Und das habe ich bis heute nicht bereut. Die Auszeichnung ist jetzt eine schöne Bestätigung dafür, dass meine Kollegen und ich einen guten Job machen.

Vielen Dank an Sie beide für Ihren Einsatz! Und ganz herzlichen Glückwunsch, dass Sie jetzt zu unseren Eisenbahnern mit Herz gehören.

Sonderpreis: Robert Gottschalk (mit Video)

Eisenbahner mit Herz 23: Robert Gottschalk
Erste Hilfe für eine Katze? Das gehört nicht zur Grundausbildung von Lokführern. Unser Sonderpreisträger Robert Gottschalk (NordWestBahn) beweist tierisch Herz, als er eine zuckende, im Gleisbett liegende, Katze findet.
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Es ist früh am Morgen, als Lokführer Robert Gottschalk sich auf den Weg nach Göttingen macht. Kurz vorm Bahnhof Bodenfelde steht ein Mann am Gleis, der wild mit den Armen wedelt und immer wieder aufs Gleisbett zeigt. Robert Gottschalk weiß nicht, was los ist, aber erkennt sofort, dass er anhalten muss.

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Herr Gottschalk, Sie haben sicher einen Schreck gekriegt. Was haben Sie gesehen, als Sie aus dem Zug gestiegen sind?

Das war wirklich ziemlich verrückt. Da lag tatsächlich eine Katze im Gleisbett. Erst dachte ich, sie liegt da ganz regungslos. Aber sie hat noch gezuckt.

Oh je. Nun lernt man ja als Lokführer keine Erste Hilfe für Katzen. Was haben Sie gemacht?

Da ich sehr tierlieb bin, wollte ich sofort etwas tun, um die Katze zu retten. Ich hab vom Bahnsteig aus versucht einen Tierarzt anzurufen. Aber das Blöde war: Es war erst 7 Uhr morgens, und es ging keiner ran. Ich musste ja weiter nach Göttingen, also habe ich in einer Kurzschlussreaktion die Katze einfach mit in den Zug genommen.

Eisenbahner mit Herz 23: Robert Gottschalk

Wow, das kann sicher auch nicht jede Katze von sich sagen, dass sie schonmal beim Lokführer vorne mitgefahren ist...

Stimmt, und ich habe versucht, es möglichst gemütlich zu machen. Ich habe die Heizung eingeschaltet und die Katze in eine Warnweste eingewickelt, um sie warmzuhalten. Unterwegs habe ich dann zum Glück den Tierarzt erreicht. Er kam zum Bahnhof Adelebsen zu mir in den Führerstand. Nach einer kurzen Untersuchung mit dem Stethoskop sagte er, dass die Katze weiter versorgt werden muss. Also sind wir weiter mit dem Zug bis Göttingen gefahren. Dort habe ich die Feuerwehr gerufen, die die Katze an sich genommen und zur Tierklinik gebracht hat.

Sie wollten ja sicher wissen, wie es der Katze dort ergangen ist, nachdem Sie keine Mühen gescheut hatten, das Tier zu retten?

Das war wegen Datenschutz und Schweigepflicht gar nicht so leicht. Aber ich konnte nachweisen, dass ich der Finder bin und habe dann erfahren, dass die Katze auf der Intensivstation behandelt wird, weil sie vergiftet wurde. Aber am nächsten Tag ging es der Katze bzw. dem Kater zum Glück besser. Ich habe erst später erfahren, dass der Kleine Oskar heißt.

Hach, das wäre dann ja schonmal ein halbes Happy End. Aber Sie wussten ja noch gar nicht, wem der Kater gehört?

Ich habe alle möglichen Tierheime im Umkreis abtelefoniert und gefragt, ob jemand einen Kater vermisst. Schließlich kam ich auf die Idee, auf Ebay Kleinanzeigen eine Annonce aufzugeben. Ich hatte schon überlegt, den Kater notfalls bei mir aufzunehmen, bevor er in ein Tierheim kommt. Aber dann hat sich tatsächlich auf die Anzeige hin die Besitzerin gemeldet!

Das gibt’s ja nicht!

Mich hat das selber auch total berührt. Die Besitzerin hat sich natürlich richtig gefreut und ist dann nach Göttingen gekommen. Sie hat erst mal überhaupt nicht verstanden, wie es ihr Kater nach Göttingen geschafft hat. Und war total erstaunt, dass ich Oskar im Zug mitgenommen habe.

Was für eine anrührende Geschichte...

Ich freue mich auch total, dass ich dafür jetzt einen Preis bekomme. Das ist richtig schön, dass ich jetzt Eisenbahner mit Herz bin.

Das finden wir auch, lieber Herr Gottschalk. Als Eisenbahner mit Herz für Mensch UND Tier haben Sie sich sogar ein doppeltes Herz verdient. Machen Sie bitte genauso weiter!

Publikumspreis: Tolga Özgül

Tolga Özgül (DB Station&Service) macht gerade einen Kontrollgang am Bahnsteig des Düsseldorfer Flughafens. Es ist noch früh am Abend, und viele Menschen sind unterwegs. In einer Ecke fällt ihm eine junge Frau auf, die von zwei Männern bedrängt wird.
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Herr Özgül, was war Ihre erste Reaktion, als Sie die Situation bemerkt haben?

Ich habe sofort gespürt, dass die Frau total verängstigt war. Sie war in einer Schockstarre, ihr sind die Tränen gelaufen, und sie hat gar nicht mehr auf die obszönen Gesten und derben Sprüche der beiden sehr kräftigen Männer reagiert. Die beiden hatten sie in eine Ecke gedrängt, in der es keine Videoüberwachung gibt - sicher auch kein Zufall. Die Männer kamen ihr immer näher und haben die Frau auch angefasst. Ich musste schnell dazwischengehen.

Nun waren Sie allein unterwegs, und die Männer hätten auch Sie ziemlich leicht angreifen können.

Die beiden waren mir definitiv körperlich überlegen. Aber ich stand unter Adrenalin und habe so getan, als würde ich die Polizei alarmieren und als wären die Polizisten schon auf dem Weg. Ich wollte die Täter in Panik versetzen, damit sie weg-laufen. Das hat dann auch geklappt, und ich konnte erst mal die Frau beruhigen. Eine Touristin aus Taiwan, wie ich später erfahren habe. Wir konnten nur Englisch miteinander sprechen, aber ich habe ihr zu verstehen gegeben, dass sie jetzt keine Angst mehr haben muss.

Ein Glück. Es war wirklich mutig von Ihnen dazwischenzugehen.

Ich würde mir eigentlich wünschen, dass alle so reagieren würden. Ich war schon überrascht, dass Menschen diese
Situation gesehen haben und einfach weitergelaufen sind. Die Frau hat sich später noch per Mail bei mir bedankt und ich habe ihr geschrieben, dass die Täter jetzt gefasst worden sind. Das habe ich von der Bundespolizei erfahren. Ich bin wirklich froh, dass ich helfen konnte.

Danke, Herr Özgül. Hoffen wir, dass Ihre Zivilcourage auch andere inspiriert. Herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung!

Die Landessieger 2023

Überall sind Eisenbahner mit Herz unterwegs. Deswegen kürt die Jury neben den Bundessiegern auch Landessieger. Im Jahr 2023 kürte die Jury Preisträger aus sieben Bundesländern.
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Landessieger Baden-Württemberg

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Heinz Korte

Mario Bidlingmaier

DB Fernverkehr

 

Geburt im ICE

 

Inan Aydin reist mit dem ICE von Paris nach Stuttgart. Eine ganz normale Zugfahrt für die Bahnfahrerin, erst mal nicht der Rede wert. Bis eine Durchsage von Zugchef Mario Bidlingmaier die wohlige Routine durcheinander bringt. Bei einer Mitreisenden haben überraschend die Wehen eingesetzt. Sie braucht dringend medizinische Hilfe.

 

Plötzlich ist alles anders: Der Zug wird zu einem Bahnhof in Lothringen umgeleitet, medizinische Hilfe ist auf dem Weg. Zugchef Mario Bidlingmaier hat alle Hände voll zu tun, alles zu koordinieren. Die junge Frau kann nicht mehr in ein Krankenhaus gebracht werden, die Geburt ist schon zu weit fortgeschritten. Das Baby kommt also in einem leergeräumten ICE-Abteil zur Welt.

 

Mario Bidlingmaier hält die Fahrgäste mit Durchsagen auf dem Laufenden. Während der Geburt hilft er beim Dolmetschen zwischen den französischen Rettungskräften und der werdenden Mutter, die aus Deutschland kommt. Trotz der stressigen Situation bleibt Mario Bidlingmaier ruhig und freundlich. Das beeindruckt auch unsere Reisende Inan Aydin: „Meiner Meinung nach verdient so ein Einsatz eine besondere Auszeichnung. Letztlich haben die DB und Mario Bidlingmaier einer Familie ein Leben geschenkt – da nimmt man ausnahmsweise auch eine Verspätung gerne in Kauf!“

Landessieger Bayern

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Mirko Schrickel

Dietmar Strobel

DB Regio Bayern

 

24/7 im Einsatz

 

Es ist eine uralte Tradition: Seit dem 17. Jahrhundert werden in Oberammergau alle zehn Jahre die Passionsspiele aufgeführt. 2022 ist es wieder soweit. Nach einer Vorstellung am Samstagabend pilgern viele Zuschauerinnen und Zuschauer zum Bus. Denn zwischen Oberammergau und Murnau gibt es gerade Schienenersatzverkehr. Erst in Murnau wartet die Regionalbahn auf die Fahrgäste.

 

Nach einem schönen Abend folgt dann die Ernüchterung: Der Bus ist defekt, der Schienenersatzverkehr fällt aus. Dutzende Reisende drohen in Oberammergau zu stranden. Aber sie haben Glück. Denn unter ihnen ist auch Dietmar Strobel, Mitarbeiter von DB Regio. Eigentlich hat er seinen freien Tag und will genauso nach Hause kommen wie die übrigen Fahrgäste auch. Freizeit hin oder her, Dietmar Strobel nimmt jetzt die Zügel in die Hand und versucht einen Ersatzbus zu organisieren. Er telefoniert hin und her, hält die wartenden Fahrgäste auf dem Laufenden – und hat schließlich Erfolg: Er schafft es, dass zwei Busse kommen und alle zur Regionalbahn nach Murnau bringen. Die Bahn wartet auf die verspäteten Fahrgäste, auch darum hat sich Dietmar Strobel gekümmert.

 

„So einen tollen Dienst am Bahnreisenden wünschte ich mir immer“, schreibt uns Jens-Christian Koch. Und auch Bärbel Schmid meint: „Er war einfach super engagiert und sehr nett. Klasse! Ein echter Eisenbahner mit Herz!“

Landessiegerin Brandenburg

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Marko Hempel

Irina Lindner

ODEG

 

Sturmfeste Eisenbahnerin

 

Ein Sturm fegt im Februar 2022 über weite Teile Deutschlands und Europas hinweg. Tief Zeynep wirbelt auch den Fahrplan auf der Schiene kräftig durcheinander. Zwischen Berlin und Stendal wird die Strecke sicherheitshalber gesperrt. Ab Mitternacht geht gar nichts mehr.

 

Für unseren Einsender Daniel Masera heißt das: Er steckt zusammen mit den anderen Fahrgästen fest. Sie müssen mit dem Regionalexpress wegen des Sturms im Bahnhof Elstal stehen bleiben. Es gibt weder Essen noch Trinken an Bord. Der Zug kann auch nicht evakuiert werden. Taxis und Busse stehen genauso still. Es sieht nach einer sehr ungemütlichen Nacht aus.

 

Zugbegleiterin Irina Lindner will es den Fahrgästen wenigstens so angenehm wie möglich machen. Zusammen mit einem der Reisenden läuft sie zu später Stunde durch den Sturm zur nächsten Tankstelle. Sie kauft von ihrem Geld Proviant und Getränke für die Fahrgäste. Die schätzen sich sehr glücklich, denn die Zugfahrt geht erst am nächsten Morgen, nach neun Stunden Stillstand, weiter. Unser Einsender Daniel Masera findet: „Sie hat sehr vorbildlich gehandelt und war die ganze Nacht für uns Fahrgäste da.“

Landessieger Hamburg

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Nadine Gelencsér

Florian Saß

DB Station&Service

 

Ende gut, alles gut

 

Unsere Einsenderin Angelika Tarhaus ist mit dem InterCity von Gelsenkirchen an die Ostsee unterwegs. Bis Hamburg läuft alles reibungslos, doch dann stockt es. Die Weiterfahrt verzögert sich, weil eine Person auf den Gleisen unterwegs ist. Angelika Tarhaus und die anderen Fahrgäste warten erst 30, dann 60 Minuten.

 

Angelika Tarhaus braucht frische Luft. Sie stellt sich auf den Bahnsteig und telefoniert nebenbei. Als sie sich kurz umschaut, kriegt sie einen Schreck. Die Türen des Zuges schließen sich – und lassen sich auch nicht mehr öffnen. Der Zug fährt einfach vor ihrer Nase ab – und mit ihm auch ihr Koffer und ihr Rucksack. Jetzt ist Angelika Tarhaus richtig verzweifelt.

 

Doch sie hat Glück im Unglück. Am Infoschalter der DB trifft sie auf Florian Saß. Der beruhigt sie und kümmert sich dann umgehend darum, dass Angelika Tarhaus zu ihrer Reha an die Ostsee kommt – und ihr Gepäck dort bereits wie ein Empfangskomitee auf sie wartet. Florian Saß ruft unsere Reisende später sogar an und fragt nach, ob alles gut geklappt hat. Die ist rundum glücklich und schreibt uns: „Daher wünsche ich ihm, in die Reihe der Eisenbahner mit Herz aufgenommen zu werden.“ Das hat dann schonmal geklappt!

Landessieger Hessen

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Nadine Gelencsér

Mike Menger

DB Fernverkehr

 

Kaputt macht kreativ

 

Mit Fahrrad im ICE zu verreisen ist ja an und für sich schon ein kleines Abenteuer. Unser Einsender Bernd Unterburger ist mit zwei Freunden und drei Rädern nach Würzburg unterwegs. Kurz bevor sie aussteigen wollen, wartet allerdings eine schlechte Nachricht auf sie: Denn die rechte Tür des Fahrradabteils, zu der die Fahrgäste mit ihren Rädern aussteigen müssen, ist defekt. Darauf stimmt Zugbegleiter Mike Menger die Fahrgäste vorsichtig ein. Als Alternative schlägt er vor, dass die drei Herren ihre Räder durch das Zugabteil schieben, um an der nächsten Tür auszusteigen. Wirklich attraktiv ist diese Option aber nicht – denn der Zug ist voll besetzt.

 

Doch dann hat Mike Menger eine viel bessere Idee. Wenn der Zug in Würzburg auf ein anderes Gleis umgeleitet werden könnte, dann könnten die Fahrradfahrer durch die funktionierende Tür ihres Abteils aussteigen, ohne ihre Räder durch den Zug zu schieben.

 

Mike Menger telefoniert mit der Leitzentrale in Würzburg und bittet darum, kurzfristig auf das gegenüberliegende Gleis am selben Bahnsteig umgeleitet zu werden. Und tatsächlich, das Gleis ist noch frei – und es klappt. Eine große Erleichterung für Bernd Unterburger und seine Freunde, die kurz darauf ganz bequem aus dem Zug aussteigen können. Anschließend schreibt uns Bernd Unterburger: „Das war von Mike Menger eine hervorragende Dienstleistung am Bahnkunden, die sicherlich nicht alltäglich zu erwarten ist. Dafür möchten wir auch an dieser Stelle unseren herzlichen Dank ausdrücken!“

Landessieger Niedersachsen

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Nadine Gelencsér

Eva-Juliane Hoffmann

DB Fernverkehr

 

Im Sprint zur Eisenbahnerin mit Herz

 

Jonas Wernz möchte mit dem ICE von Berlin nach Aachen reisen. Leider hat der erste der beiden Züge schon 40 Minuten Verspätung angesammelt. Unser Einsender hat Zweifel, dass er seinen Anschluss-ICE in Köln noch erreicht.

 

Dann kommt eine gute Nachricht: Der ICE aus Berlin wird extra auf das Gleis gegenüber geleitet, damit die Reisenden schneller umsteigen können. Jonas Wernz ist erleichtert. Doch als der ICE aus Berlin in den Kölner Hauptbahnhof einfährt, fährt just in diesem Moment der ICE nach Aachen los. Der Anschluss scheint verloren.

 

Das will Zugchefin Eva-Juliane Hoffmann nicht hinnehmen. Sie rennt dem fahrenden ICE hinterher und schafft es, dass er noch einmal anhält. Jonas Wernz ist schwer beeindruckt: „Ich habe noch nie eine Zugchefin im Sprint auf die Abfertigung am Bahnsteig zulaufen sehen, aber heute war es soweit. Sie hat alles gegeben, was man als Gastgeberin nur für die Fahrgäste tun kann. Und ob es jetzt ihr Einsatz bei der Abfertigung war oder ihre Kollegen in der Fahrdienstleitung… der ICE hat wirklich nochmal gehalten und uns mitgenommen – und ich habe mich wieder in die Eisenbahner verliebt. Danke, dass ihr rausholt, was noch geht.“

Landessieger Sachsen-Anhalt

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Nadine Gelencsér

Thomas Lehmann

ODEG

 

Gelungene Heimfahrt nach dem Urlaub

 

Monika Habich und ihr Mann kommen gerade aus dem Urlaub zurück und möchten jetzt mit dem Regionalzug vom Flughafen BER nach Stendal. Von dort soll sie ein Taxi nach Hause bringen.

 

Doch die Heimreise droht stressig zu werden. Der Flug verspätet sich, und das Paar bekommt gerade noch so den letzten Zug nach Stendal. Monika Habich hat nun die Befürchtung, dass es zu so später Stunde gar keine wartenden Taxis mehr in Stendal gibt. Das erzählt sie dann auch Zugbegleiter Thomas Lehmann, als der ihre Fahrkarte kontrolliert.

 

Der Zugbegleiter will dem Ehepaar helfen. Er versucht sofort ein Taxiunternehmen in Stendal zu kontaktieren. Das einzige wartende Taxi ist tatsächlich schon vorbestellt. Doch Thomas Lehmann lässt nicht locker. Am Ende schafft er es, ein Taxi für Monika Habich und ihren Mann zu organisieren. In Stendal begleitet er sie sogar dorthin, weil er sichergehen will, dass auch wirklich alles geklappt hat.

 

Monika Habich schreibt uns später: „Wir möchten uns mit dieser Nominierung noch einmal bei Herrn Lehmann bedanken. Er ist ein echter Eisenbahner mit Herz.“

Sieger 2022

Auch in schwierigen Zeiten, haben unsere Eisenbahnerinnen und Eisenbahner wieder gezeigt, mit welchem Einsatz sie für die Reisenden da sind.

Unsere Gewinnerinnen und Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs sind wieder einmal herausragende Beispiele für besonderes Engagement für unsere Mitmenschen. Unser Goldgewinner ist wahrlich ein Held, unsere Sonderpreisgewinner half in einer der schlimmsten Katastrophen der letzten Jahre und unsere Silbersiegerinnen zeigten entschlossen Herz.

Kurzum: Unsere Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind Botschafter der Menschlichkeit.

Silber: Janina Küfner/ Julia Schelhorn (mit Video)

Die beiden DB-Fernverkehrsmitarbeiterinnen haben großes Herz bewiesen - und eine ungerechte Sache geradegerückt. Über 200 Euro sollte eine Studentin für ein Ticket bezahlen, obwohl ihr vorheriger Zug ausgefallen war. Unsere Silbersiegerinnen sorgen dafür, dass die Studentin das Geld zurückbekommt.
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Wir treffen Janina Küfner und Julia Schelhorn im ICE von München nach Erfurt. Ab Nürnberg wird es voll. Die beiden behalten einen kühlen Kopf und kümmern sich um die vielen
Fahrgäste. 90 Minuten und einen Kaffee später sitzen wir zusammen in der neu gestalteten Mitarbeiterlounge in Erfurt.

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Liebe Frau Küfner, liebe Frau Schelhorn, herzlichen Glückwunsch zum Eisenbahner mit Herz! Sie haben sich ja gleich zu zweit für einen Fahrgast eingesetzt...

JS: Das war selbstverständlich. Wir waren auf dem Rückweg im ICE von Hamburg nach Nürnberg via Berlin. Ich traf bei der Fahrkartenkontrolle auf eine weinende Studentin, die wegen
eines ausgefallenen Zugs ihren Super-Sparpreis für 49 Euro nicht nutzen konnte und ein Ticket für 233 Euro kaufen musste. Das geht ja gar nicht.

JK: Julia kam gleich zu mir. Und wir waren uns sofort einig, dass hier etwas schief gelaufen war.

JS: Der EC von Berlin nach Budapest war ausgefallen, im Reisezentrum am Berliner Hbf gab es ein Missverständnis mit Celia - so hieß die Studentin - sodass sie ein neues Ticket für die
Strecke über Nürnberg und Wien kaufte. Das war aber nicht nötig. Wenn ein Zug ausfällt, kann der Fahrgast jeden anderen Zug nehmen, damit er möglichst schnell an sein Ziel kommt.

Was haben Sie unternommen?

JS: Wir mussten erst einmal die völlig aufgelöste Studentin beruhigen und haben ihr einen Snack und Getränke auf Kulanz besorgt. Sie hatte ihre halbe Monatsmiete in Budapest für die Fahrkarte ausgegeben. Da sie gar nicht soviel Geld dabei hatte, musste sie die Notfall-Kreditkarte ihrer Eltern nutzen. Sie wusste nicht, wie sie das Geld jemals zurückzahlen könnte.

Das dauerte sicher lange, bis die Sache geklärt war?

JS: In jedem Fall war es nicht so einfach. Ich wollte das Reisezentrum im Berliner Hbf anrufen. Doch die Reisezentren sind telefonisch nicht erreichbar, nicht einmal für uns. Da fiel mir ein, dass die DB Lounge in Berlin direkt neben dem Reisezentrum liegt. Also habe ich dort angerufen und die Kollegin ist mit dem schnurlosen Telefon ins Reisezentrum gegangen. Nachdem ich den Fall geschildert hatte, war klar, dass die Studentin gar keine neue Fahrkarte gebraucht hätte. Bei Zugausfall dürfen Fahrgäste alternative Verbindungen nutzen, und zwar ohne Mehrkosten, auch wenn es eine längere Strecke ist.

Und dann?

JK: Wir wollten erreichen, dass die Studentin ihr Geld sofort zurückbekommt. In Nürnberg war unser Dienst zu Ende, und Celia hatte 90 Minuten Umsteigezeit. Also sind wir zusammen ins Nürnberger Reisezentrum.

JS: Und nach etwas Diskussion hat sie den Betrag abzüglich 19 Euro Bearbeitungsgebühr auch direkt auf die Kreditkarte zurückgebucht bekommen. Und die 19 Euro Bearbeitungsgebühr gab es später auch noch zurück.

Dafür gab es sicher auch ein riesiges Dankeschön der
Studentin.

JK: Sie bedankte sich gleich nach ihrer Ankunft in Budapest noch einmal über WhatsApp. Wenn ich daran denke, macht mich das heute noch froh.

JS: Wir waren dann sehr überrascht, als wir erfuhren, dass wir für den Eisenbahner mit Herz nominiert sind.

Warum, es war doch eine tolle Serviceleistung von Ihnen?

JK: Für uns war das so selbstverständlich. Wir erleben regelmäßig, dass wir Fahrgästen in wichtigen Situationen mit individuellem Einsatz helfen müssen.

JS: Ich muss an die kleine Amelie denken, deren Mutter es aus der Zigarettenpause am Bahnsteig in Fulda nicht mehr in den ICE geschafft hatte. Wir haben sie mit Süßigkeiten und Spielen getröstet – und gleich in Kassel einem Kollegen übergeben, der sie dann in den darauf folgenden Zug mit der Mutter gebracht hat.

Dann wird es ja nicht lange dauern, bis sie wieder nominiert werden.

JK: Ach, das muss gar nicht sein. Wir freuen uns genauso, wenn die Leistungen unserer Kolleginnen und Kollegen ausgezeichnet werden.

Vielen Dank für eure Zeit!

Bronze: Mohammed Boujettou (mit Video)

Eigentlich ist es ein ruhiger Tag in der Bahn. Plötzlich muss Eurobahn-Mitarbeiter Mohammed Boujettou aber einen wilden Fahrgast beruhigen. Gleichzeitig will er nicht, dass seine Fahrgäste alle wichtigen Anschlusszüge verpassen. Ein Drahtseilakt.
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Strahlender Sonnenschein. Nachmittags. Viele Familien und Ausflügler fahren in der Bahn von
Mohammed Boujettou wieder zurück in die Stadt. Eigentlich eine ruhige Strecke. Nicht so aber
an diesem Tag. Ein Gast wird ausfällig, beleidigt andere Reisende. Und unser Bronze-Gewinner,
seit 20 Jahren Kundenbetreuer bei der eurobahn, mittendrin. Durch seine offene, herzliche und
doch bestimmte Art schafft er es, den Gast ruhig zu stellen. Die Reisenden sind ihm dankbar und
nominieren ihn umgehend für den Eisenbahner mit Herz-Wettbewerb.

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Herr Boujettou, herzlichen Glückwunsch zum Bronze-Preis. Sind Sie nervös?

Ich habe noch nie ein Interview gegeben.

In einer anderen Situation haben Sie keine Nervosität gezeigt.

Da war keine Zeit. Ich musste meine Fahrgäste schützen. Aber für mich ist das Alltag, damit haben wir jeden Tag zu tun.

Wie sieht denn der Alltag bei Ihnen aus?

Das Schöne ist: In diesem Beruf gibt es keine normalen Arbeitstage. Es ist immer unterschiedlich, mal mit etwas Stress, mal ein ruhiger Tag. Ich kann nie vorher sagen, wie es wird.

Und an diesem besonderen Tag?

Zuerst war alles ganz normal. Ein sonniger Tag, viele Fahrgäste unterwegs. Ich bin in Altenbeken in den Zug nach Bielefeld eingestiegen. Ich bin zuerst einmal ganz durch den Zug gegangen, um mir einen Überblick zu verschaffen. Das mache ich immer so, denn die Fahrgäste haben oft Fragen, ein falsches Ticket oder sitzen sogar im falschen Zug. An diesem Tag ist mir ein Fahrgast gleich aufgefallen.

Warum?

Er saß ganz ruhig da, hatte keine Maske auf. Ich ermahnte ihn, und er sagte nur „Jaja, okay“. Ich dachte er hätte etwas getrunken, vielleicht stand er auch unter Drogen. Als wir losfuhren, geht er auf die Knie und beginnt mit rituellen Gebeten. Bevor er sich hingekniet hat, hat er mich gefragt, wie ich heiße. Okay, sagte er, dann bete ich jetzt für dich.

Das ist nicht alltäglich, oder?

Ganz und gar nicht, obwohl ich schon einiges erlebt habe. Dann begann er Fahrgäste anzusprechen und zu belästigen. Da habe ich eingegriffen und ihm gesagt, wir setzen uns jetzt hin und reden.

Warum das? Sie hätten doch einfach die Polizei rufen können.

Das ist richtig. Aber auf dem Land gibt es keine Bundespolizei, da kann ich nur die normale Polizei rufen und das dauert meist eine halbe Stunde, bis die da ist. Ich wollte aber, dass meine Fahrgäste ihren Anschluss in Bielefeld bekommen.

Wie ging es weiter?

Er hat sich geweigert sich zu setzen, hat nochmal einen kräftigen Schluck Wodka genommen und mich umarmt. Dann habe ich weiter Fahrkarten kontrolliert. In Detmold war inzwischen ein älterer Mann eingestiegen, der von einem Wanderausflug kam. Auf einmal bekam der Störenfried einen Wutanfall, hämmerte mit den Fäusten auf die Sitze und schrie durchs Abteil. Der Wanderer entfernte sich, der Störenfried hinterher, er schrie ihn an und biss sogar in seinen Wanderstock. Da bin ich dazwischen gegangen und habe ihn festgehalten. „Lass die Leute in Ruhe“, habe ich gesagt und ihn in dem Raum zwischen Fahrkartenautomat und Toilette gedrängt und den Ausgang blockiert.

War das nicht gefährlich?

Ich hatte ja keine Wahl. Er ist jeden Fahrgast angegangen, der ihn angeguckt hat. Nur vor mir hatte er irgendwie Respekt. Er hat danach ganz zutraulich gesagt: „Du bist mein Bruder.“ Ich habe gesagt: „Ja, ich bin sogar dein Vater, wenn du willst, Hauptsache, du bist jetzt ruhig.“ Das hat dann auch geklappt, auch wenn es noch lange 30 Minuten zwischen Detmold und Bielefeld waren.

Was war das Beste an diesem Tag?

Wir waren pünktlich in Bielefeld.

Vielen Dank für das Gespräch.

Sonderpreis Pasquale D‘Ambrosio (mit Video)

Flutkatastrophe im Ahrtal. Unser Sonderpreisträger Pasquale D‘Ambrosio überlegt nicht lange. Er fährt mit seinen ehemaligen Kameraden aus der Bundeswehr sofort in das betroffene Gebiet und hilft dort den Menschen. Der National Express-Mitarbeiter konnte unsere Jury sofort überzeugen.
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Jury verleiht Sonderpreis an tatkräftigen Lokführer für Fluthilfe im Ahrtal
Pasquale D‘Ambrosio ist Lehrlokführer. Er sorgt dafür, dass aus Auszubildenden hervorragende Lokführerinnen und Lokführer werden. Mit dem diesjährigen Sonderpreis hat unsere Jury Pasquale D‘Ambrosio allerdings für sein besonderes Engagement außerhalb seiner Arbeitszeit ausgezeichnet. Im Sommer 2021 kommt es zu einer Flutkatastrophe, die besonders das Ahrtal hart trifft. Viele Menschen dort stehen vor dem Nichts und sind dringend auf helfende Hände angewiesen. So auch Niki Kozisek aus Ahrweiler, der uns Pasquale D‘Ambrosio für den Wettbewerb vorgeschlagen hat: „Pasquale war einer der ersten, helfenden Leute vor Ort und packte ohne zu fragen an mehreren Tagen „mit Herz“ und Muskelkraft an, schleppte Schlamm, räumte schwerste Lasten aus dem Weg und war eine „echte Bank“ in der Eimerkette.“ - ein preiswürdiges Engagement!

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Pasquale, wie kam es, dass Du zum Fluthelfer wurdest?

Einer meiner damaligen Kameraden, aus meiner Zeit als Berufssoldat, hat über Whatsapp zur Fluthilfe aufgerufen und ich habe sofort zugesagt. Wir sind dann recht schnell in die Region gefahren und haben Niki kennengelernt, einen der betroffenen Anwohner.

Wie war der erste Eindruck dort?

Das Ausmaß der Zerstörung war wirklich gewaltig. Wir haben dann ohne zu zögern angepackt. Erstmal waren wir zwei Tage in Folge vor Ort und sind dann immer wieder hingefahren und haben gearbeitet. Ich wohne nicht sehr weit vom Ahrtal, habe eine gute Stunde Anfahrt. Wir haben immer kurzfristig erfahren, wo der Schuh besonders drückt und sind direkt dorthin. Das Netzwerk der Helfenden wurde Tag für Tag größer. Die Solidarität war beeindruckend hoch.

Was hast Du im Zuge deiner Hilfsaktion gelernt?

Wenn man zusammenhält, kann man viel bewegen! Und man muss nicht viel können oder besonders kräftig sein. Mir ist immer noch eine ältere Dame im Kopf, die mit einem Tablett mit geschmierten Stullen umherging und diese verteilt hat. Das hat mich bewegt. Alle können helfen, es ist eine Einstellungssache.

Was hat Dich motiviert hinzugehen und anzupacken?

Für mich war das eine moralische Frage. Kann ich ruhig zu Hause sitzen, wenn unweit von mir die Hölle losbricht? Das muss jeder für sich beantworten. Für mich gab es da keine Ausreden. Mir war klar, dass die Frage nicht ist, ob ich helfe, sondern: Wann geht‘s los? Durch die tatkräftige Unterstützung meiner Frau, die trotz ihrer Berufstätigkeit zu Hause viel gestemmt hat, war es dann möglich, dass ich in meiner Freizeit vor Ort sein konnte.

Nun wirst Du mit dem Eisenbahner mit Herz Sonderpreis ausgezeichnet, was bedeutet Dir das?

Der Preis ist eine sehr schöne Anerkennung. Ich freue mich darüber und war total überrascht. Vielleicht spornt die Auszeichnung ja auch andere Menschen an, anzupacken, wenn Hilfe gefragt ist. Ich möchte die Gelegenheit nutzen, an jeden Menschen zu appellieren: Haltet zusammen und helft, wo ihr könnt.

 

Publikumspreis: Adrian Lindlar

Eisenbahner mit Herz Publikumsliebling
Mit seinem nächtlichen Einsatz für gestrandete Fahrgäste hat Adrian Lindlar das Herz der Zugkunden gewonnen. Der DB-Kundenbetreuer aus Köln setzte sich bei der bundesweiten Online-Abstimmung für den Publikumspreis bei Deutschlands Eisenbahner mit Herz in einem bis zum Schluss offenen Rennen denkbar knapp durch. Mit nur 5 Stimmen Vorsprung bei insgesamt rund 3500 Voten kürten ihn die Kunden zusammen mit seinen Kollegen Atcha Boukari und Stefan Salentin zum Publikumsliebling.
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Mit seinem nächtlichen Einsatz für gestrandete Fahrgäste hat Adrian Lindlar das Herz der Zugkunden gewonnen. Der DB-Kundenbetreuer aus Köln setzte sich bei der bundesweiten Online-Abstimmung für den Publikumspreis bei Deutschlands Eisenbahner mit Herz in einem bis zum Schluss offenen Rennen denkbar knapp durch. Mit nur 5 Stimmen Vorsprung bei insgesamt rund 3500 Voten kürten ihn die Kunden zusammen mit seinen Kollegen Atcha Boukari und Stefan Salentin zum Publikumsliebling.

In dieser Situation steckte schon mancher Bahnkunde: Melina Kelmendi und ihre Begleitung sind unterwegs im ICE von Brüssel nach Köln, als der Zug 30 Minuten lang auf der Strecke halten muss. Im Kölner Hauptbahnhof ist der letzte Anschlusszug nach Frankfurt bereits abgefahren. Was nun? Das Paar und weitere 12 Gestrandete fürchten eine Nacht im Bahnhof verbringen zu müssen. Doch die drei Mitarbeiter von DB Station & Service zeigen vollen Einsatz: Zwei fragen telefonisch Transportmöglichkeiten an, einer von ihnen rennt aus dem Bahnhof und organisiert Kombi-Taxis. So kommen schließlich alle Fahrgäste noch nachts um halb zwei Uhr in Frankfurt an.

„Wir waren sehr dankbar, dass die drei Männer so viel Engagement an den Tag legten und zu dieser späten Stunde vereint eine schnelle Lösung fanden, so dass wir und einige weitere Reisende nicht stundenlang nachts am Bahnhof warten mussten“, schrieb Melina Kelmendi, als sie das Service-Trio für den Eisenbahner mit Herz vorschlug. Mit Erfolg – der bahnalltagsnahe Einsatz konnte die meisten Stimmen auf sich vereinen.

Die Landessieger 2022

Eisenbahner mit Herz Landessieger 2022
Überall sind Eisenbahner mit Herz unterwegs. Deswegen kürt die Jury neben den Bundessiegern auch Landessieger. Im Jahr 2022 kürte die Jury Preisträger aus vier Bundesländern.
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Landessieger Niedersachsen

 

Eisenbahner mit Herz 2022 - Heinz Korte

Heinz Korte

DB Station & Service

 

 

 

Einsenderin Marliese Hevicke will mit ihrem Mann ein Wochenende mit Kulturprogramm in Hamburg verbringen. Hierbei passiert, was niemand erleben möchte. Die Handtasche inklusive Konzerttickets, Impfpass und allen Ausweisen bleibt im Zug liegen!
Was tun? Glücklicherweise steht Heinz Korte schon auf dem Bahnsteig, „freundlich, zugewandt, ansprechbereit. Es dauerte keine Minute, da hatte er bereits den richtigen Telefonkontakt, beschrieb die Tasche und deren „Sitzplatz“ und schickte uns zur Beruhigung erstmal zum Kaffeetrinken“, schreibt Hevicke. Wenig später kommt Korte freudestrahlend auf die Einsenderin zu: Die Tasche ist gefunden und wird in Emden dem Lokführer des Gegenzuges übergeben. In Leer nimmt Korte das ersehnte Fundstück entgegen und übergibt es der begeisterten Einsenderin – Ende gut, alles gut!

Landessieger Baden-Württemberg

 

Mirko Schrickel ist Landessieger Baden Württemberg beim Eisenbahner mit Herz 2022
Eisenbahner mit Herz 2022 - Mirko Schrickel

Mirko Schrickel

DB Regionalverkehr Alb-Bodensee

 

 

 

Markus Zei ist unterwegs im IR3 von Waldshut nach Ulm. Kurz nach Schaffhausen, im schweizerischen Thayngen, kommt es zum Halt. Die Strecke ist aufgrund eines Personenschadens gesperrt – Weiterfahrt unmöglich.
Zei und etwa 30 Mitreisende verlassen den Zug, mit ihnen Zugbegleiter Mirko Schrickel. Dieser beruhigt die Fahrgäste und organisiert den Schienenersatzverkehr nach Singen. In Singen bleibt Schrickel weiter bei den Fahrgästen, obwohl er längst Feierabend hat und fragt diese nach ihren weiteren Reisezielen. Um etwa 22:15 Uhr geht die Reise dann von Singen weiter nach Friedrichshafen. Unserem Einsender wird klar, dass es schwierig wird, dort den letzten Zug nach Ulm zu erreichen. Doch Schrickel, der mit in den Zug gestiegen ist, hängt sich ans Telefon und erreicht, dass der Zug Richtung Ulm wartet. Damit nicht genug, organsiert er für einen weiteren Fahrgast die Weiterfahrt nach München – das alles außerhalb der Arbeitszeit.

Landessieger Berlin

 

Marko Hempel ist Landessieger Berlin beim Eisenbahner mit Herz Wettbewerb 2022
Eisenbahner mit Herz 2022 - Marko Hempel

Marko Hempel

DB Regio

 

 

 

Unser Einsender Johannes Korndörfer ist Hochschuldozent und regelmäßig in Berlin. Nach einem langen und intensiven Arbeitstag besucht er ein Familienmitglied und es fällt ihm erst nach seiner Ankunft auf, dass sein Rucksack fehlt – Laptop, Akten, Kaffeebecher, alles weg! Eine Nachfrage bei der BVG bleibt – trotz freundlicher Unterstützung durch eine Triebfahrzeugführerin – ohne Ergebnis. Aber: der Einsender war zuvor im Regionalexpress unterwegs und hatte seinen Rucksack „glücklicherweise“ bereits dort liegen lassen. Zugbegleiter Marko Hempel findet den Rucksack, recherchiert anhand der Unterlagen den Arbeitgeber des Einsenders, und meldet sich bei der Hochschulverwaltung. Diese informiert am Morgen darauf unseren überglücklichen Einsender, dass sein Rucksack beim Fundservice in Berlin-Lichtenberg bereitsteht. „Ich bin sehr berührt davon, dass sich Herr Hempel die Mühe gemacht hat, nach mir zu recherchieren, und dass die Kontaktaufnahme geklappt hat“, schreibt uns Johannes Korndörfer.

Landessiegerin und Landessieger Brandenburg

 

Nadine Gelencsér ist Landessiegerin Brandenburg beim Eisenbahner mit Herz 2022
Eisenbahner mit Herz 2022 - Nadine Gelencsér

Andreas Polaschek ist Landessieger Brandenburg beim Eisenbahner mit Herz 2022
Eisenbahner mit Herz 2022 - Andreas Polaschek

Nadine Gelencsér & Andreas Polaschek

ODEG

 

 

 

 

Eine Situation, in die niemand kommen will. An einem stürmischen Oktoberabend lässt Einsenderin Andrea Arold ihre Tasche voller wichtiger Unterlagen am Bahnsteig Potsdam Rehbrücke liegen. Erst in Jüterbog bemerkt sie den Verlust und fährt sofort zurück nach Potsdam. Auf dem Weg versucht Zugbegleiter Andreas Polaschek sie zu beruhigen und telefoniert eilig umher, um die Tasche zu finden – auch spendiert er Gummibärchen. Schließlich die gute Nachricht: Die Tasche ist gefunden, und befindet sich schon im entgegenkommenden Zug. Polaschek arrangiert, dass Andrea Arold schnell umsteigen kann. Im nächsten Zug wird sie von Zugbegleiterin Nadine Gelencsér empfangen, die das Fundstück schon in den Händen hält. „Ich bin beiden Zugbegleitern so dankbar und denke, dass beide „Eisenbahner mit Herz“ sind“, schreibt Andrea Arold.

Sieger 2021

Natürlich war das vergangene Jahr auch für die Eisenbahnerinnen und Eisenbahner ein besonderes Jahr. Auch in der Hochphase der Pandemie hielten sie ein Großteil des Angebots auf der Schiene aufrecht. Menschlichkeit wurde in diesen herausfordernden Zeiten besonders wichtig.

Unsere Gewinnerinnen und Gewinner des diesjährigen Wettbewerbs sind wieder einmal herausragende Beispiele für besonderes Engagement für unsere Mitmenschen. Unsere Goldgewinnerinnen haben wildfremde Menschen kurzerhand im eigenen Pkw ans Ziel gefahren, unsere Sonderpreisgewinner organisierten eine Beerdigung für einen Fahrgast und unser Bronzegewinner zeigt, dass Humor viele Situationen erträglicher macht.

Kurzum: Unsere Eisenbahnerinnen und Eisenbahner sind Botschafter der Menschlichkeit.

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Gold: Manuela Burkhardt

Manuela Burkhardt
In rekordverdächtigem Tempo zur Eisenbahnerin mit Herz: Das hat Zugbegleiterin Manuela Burkhardt geschafft. Mit 57 eingestiegen bei der Bahn – ein dreiviertel Jahr später wird sie zur Retterin in der Not. Mit Einfühlungsvermögen und mit Entschlossenheit sorgt sie dafür, dass für eine kleine Familie die Anreise zur Mutter-Kind-Kur ein glückliches Ende nimmt.   
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Liebe Frau Burkhardt, herzlichen Glückwunsch – Sie sind Eisenbahnerin mit Herz!

Burkhardt: Ich bin überrascht, weil ja viele Menschen helfend unterwegs sind. Und ich bin ja auch erst vor einem dreiviertel Jahr zur Bahn gekommen. Ich freue mich aber sehr!  

Erzählen Sie, was im Mai 2020 passiert ist.

Burkhardt: Wir hatten gerade eine Phase mit super Wetter und einer Öffnung in der Corona-Pandemie. Die Züge waren voll. Die Mutter mit ihren zwei kleinen Kindern kam von München zu uns in den Norden. Aber wir hatten Verspätung. Der Bus zum Fähranleger nach Langeoog konnte nicht warten. Taxen waren auch nicht vor Ort. Da habe ich bei der Fähre angerufen – aber die wollten pünktlich ablegen. Und damit hätte die kleine Familie die Fähre verpasst.

Entsprechend verzweifelt war die Mutter…

Burkhardt: Es war ihre allererste Zugfahrt. Sie war zuvor noch nie in ihrem Leben mit der Bahn gefahren. Und dann das. Sie hatten auch nichts zu essen und zu trinken mit. Und die junge Frau wurde immer verzweifelter.

Konnte sie nicht eine Fähre später nehmen?

Burkhardt: Dann hätte sie das ganze Begrüßungsprogramm der Mutter-Kind-Kur verpasst. Sie wäre auf Langeoog nicht wie alle anderen abgeholt worden für die gemeinsame Kutschfahrt. Und sie hätte über die ganze Insel mit den beiden Kindern laufen müssen.

Wann war für Sie klar, dass Sie aktiv werden müssen?

Burkhardt: Die Kinder waren sehr lieb. Aber irgendwann fingen sie an zu weinen, weil sie sahen, wie bei ihrer Mutter die Tränen flossen. Da habe ich gesagt: Nein, da muss ich helfen und sie privat mit meinem Auto zur Fähre bringen. Meine Kollegen waren sofort einverstanden. Der Lokführer hat gewartet. So konnten wir nach dem Aussteigen den Bahnsteig schnell zweimal überqueren – erst zu Fuß zum Parkplatz und dann mit dem Auto zurück Richtung Küste. Erst dann ist er mit dem Zug weitergefahren. Sonst hätten wir es nicht geschafft.

Da ging es um jede Minute...

Burkhardt: Wirklich. Ausgerechnet an dem Tag war die Küstenstraße gesperrt. Wir mussten einen Umweg nehmen. Zwei Minuten, bevor die Fähre ablegte, kamen wir an.

Vielleicht haben Sie mit diesem Einsatz in Ihrer Freizeit die Mutter ja zur begeisterten Bahnfahrerin gemacht…

Burkhardt: Das hoffe ich! Einmal Bahn und nie wieder – das wollte ich auf keinen Fall zulassen.

Der einzig Leidtragende war Ihr Mann.

Burkhardt: Wir wollten eigentlich abends zusammen essen gehen. Aber dafür wurde es zu spät. Da habe ich ihn angerufen: Heute musst Du Dir eine Pizza im Ofen warmmachen.  

Und Ihr Mann – war der einverstanden?

Burkhardt: Der kann das verstehen. Er ist inzwischen auch Zugbegleiter. Nach meinem schönen Start hat er vor einem Jahr seine Ausbildung angefangen. Jetzt macht es ihm genauso Spaß wie mir.

Wie sind Sie denn zur Bahn gekommen?

Burkhardt: Mit 57 bin ich darein geschlittert. Lange habe ich als Kosmetikerin gearbeitet und in vielen anderen Dienstleistungsjobs, etwa in Hotels. Aber in diesen Zeiten ist es ja wichtig, etwas für sein Rentenkonto zu tun. Also habe ich mich bei der Bahn beworben. Zwei Tage später hatte ich ein Vorstellungsgespräch und zwei Tage danach habe ich angefangen.

Seiteneinsteigerin mit 57!

Burkhardt: Mein Mann war sogar ein bisschen älter, als er anfing. Jetzt sind wir drei in der Bahnfamilie. Der Bruder meines Mannes ist seit 45 Jahren bei der Bahn. Der hat als Schlosser angefangen. 

Toll, wenn man kurz vor der Rente eine neue Chance bekommt.

Burkhardt: Auf jeden Fall. Wir sind ein bisschen älter, dafür aber auch verlässlicher. Die Kinder sind nicht mehr zu Hause, so dass wir uns darum nicht mehr kümmern müssen. Das ist das Schöne beim Wechsel in die Bahnbranche: Es muss der Wille da sein und dann kriegt man auch eine Chance.

Gold: Claudia Menges

Fasste sich ein Herz: Claudia Menges.
Mehr als eine Extrameile nimmt Claudia Menges auf sich, wenn es um das Wohl ihrer Kunden geht. Zur Not fährt die metronom-Zugbegleiterin sie auch nach Mitternacht mit dem privaten Pkw nach Hause.  Mit 54 kam die gelernte Erzieherin zur Schienenbranche – seitdem begeistert sie mit ihrer Begeisterung die Reisenden.
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Liebe Frau Menges, schon beim Einstieg ist dem begeisterten Zugreisenden Ferdinand Wanzek bei seiner Fahrt im August Ihre freundliche Art aufgefallen. Haben Sie ein Rezept für den Umgang mit Kunden?

Claudia Menges: Ich mag Menschen.

So einfach ist das?

Claudia Menges: Wenn ich morgens am Bahnsteig stehe, freue ich mich. Und im Zug freue ich mich, mit einem schönen ‚Guten Morgen‘ die Fahrgäste begrüßen zu können. Oder mit einem Lächeln bei der Fahrscheinkontrolle. Freundlich zu sein ist für mich nicht anstrengend. Ich mag den Job im Zug und gehe gerne auf Menschen zu. Das entspricht meinem Naturell.

Wie gehen Sie mit schwierigen Situationen um, etwa wenn die Stimmung im Zug nicht gerade fröhlich ist…?

Claudia Menges: Da helfen die Lebenserfahrung und die Menschenkenntnis, die man über die Zeit erworben hat. Ich bin zwar erst seit vier Jahren dabei. Wichtig ist, ruhig zu bleiben. Ich bin niemand, der auf Konfrontationskurs geht.

Auch bei Ihrer Goldgeschichte geht es um eine heikle Lage und Ihren tollen Umgang damit. Was war im August vergangenes Jahr passiert?

Claudia Menges: Wir bekamen an dem Tag auf meiner letzten Fahrt von Hildesheim nach Wolfsburg kurz vor Braunschweig das Signal Rot. In Braunschweig kam es nach einem Personenunfall zu Sperrungen.  Also mussten wir bis nach Lengede-Broistedt zurücksetzen. Dort sollten wir aussteigen. Und ich bekam über die Leitstelle die Info, dass ein Bus als Schienenersatzverkehr uns nach Braunschweig und weiter nach Wolfsburg bringt.

Und da wurde es schon sehr spät…

Claudia Menges: Ja, es war fast Mitternacht. Also habe ich mich erkundigt, wer wohin muss. Ich hatte zwei minderjährige Mädels an Bord, die in Braunschweig nicht mehr mit dem Bus nach Hause kamen. Um die Zeit konnte ich sie nicht allein dort stehen lassen. Da hat der Busfahrer vom Schienenersatzverkehr zugesagt, dass er sie auf dem Rückweg von Wolfsburg aus nach Hause bringen könnte. Zudem aber waren noch Ferdinand und ein ausländischer Mitbürger mit Ziel Wolfsburg im Bus.  Als wir dort ankamen, war es schon nach ein Uhr. Und die Bürgersteige waren hochgeklappt. Also habe ich die beiden mit meinem Pkw nach Hause gebracht. Um die Zeit überlasse ich Menschen nicht einfach sich selbst.  

Keine Angst?

Claudia Menges (lacht): Junger Mann!

Danke! Aber man kann ja auch an den Falschen geraten…

Claudia Menges: Ich bin fast 59 Jahre alt und in meinem Leben schon ein bisschen in dieser Welt herumgekommen. Bis jetzt durfte ich mich immer auf meine Menschenkenntnis verlassen. Mit einem komischen Gefühl hätte ich es nicht gemacht. Ich hatte aber kein komisches Gefühl.

Wo in der Welt waren Sie denn?

Claudia Menges: Drei Jahre habe ich in der Türkei gelebt und dort meinen Sohn geboren. Mit meinen Kindern habe ich drei Jahre in Südindien gelebt und in einem Projekt mit 2000 Menschen gearbeitet. Ich war schon immer gerne unterwegs, früher auch mit Interrail.

Und wie sind Sie beruflich zur Schiene gekommen?

Claudia Menges: Ich bin froh, dass metronom mir mit 54 Jahren noch einmal die Chance gegeben hat, neu anzufangen. Vorher habe ich als Erzieherin im Behindertenbereich gearbeitet. Das war eine erfüllende Aufgabe. Irgendwann aber war ich damit körperlich und psychisch durch. Und die Frage stellte sich: Was mache ich jetzt? Plötzlich stand metronom vor der Tür – sozusagen. Die Schienenbranche hat Menschen mit Lebenserfahrung wirklich etwas zu bieten.

Und jetzt sind Sie auch noch Eisenbahnerin mit Herz...

Claudia Menges: Das finde ich super. Damit hätte ich nie gerechnet. Leider konnte ich mich nie bei Ferdinand dafür bedanken, dass er mich vorgeschlagen hat. Das würde ich sehr gerne nachholen.

Das können Sie: Wir laden auch die Einsender der Siegergeschichten zur Preisverleihung auf der EimiH-Feier ein. Da treffen Sie Ferdinand noch einmal – virtuell oder je nach Corona-Lage hoffentlich sogar persönlich.

Claudia Menges: Das wäre ja toll. Ich möchte mich wirklich bei ihm bedanken, dass er das nicht vergessen hat.

Bronze: Daniel Farny

Daniel Farny vor einem ICE
Ein Zugchef wird mit einer Durchsage im ICE zum Star in den sozialen Medien – das hat Bronze-Gewinner Daniel Farny von DB Fernverkehr geschafft. Seine Ausführungen zur Maskenpflicht gestaltet er so kreativ, dass eine riesige Fangemeinde ihm applaudiert.
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Lieber Daniel Farny, „In Kürze erreichen wir Düsseldorf…“ Das ist eine typische Durchsage im ICE. Haben Sie mal gezählt, wie oft Sie das im Jahr ankündigen?

Daniel Farny: Sehr häufig – so viel kann ich sagen. Ich wollte mal Buch führen, wie viele Kilometer ich im Jahr fahre. Aber auch das habe ich noch nicht gemacht.

Sie sind mit einer ganz speziellen Durchsage bundesweit bekannt geworden. Wie ist Ihnen das gelungen?

Daniel Farny: Ich denke, dass ich den Zahn der Zeit getroffen habe. Das Thema Corona beschäftigt jeden. Offenbar fanden viele lustig, was ich dazu gesagt habe.

War das eine spontane Aktion?

Daniel Farny: Ich hatte mir den Text vorher zurechtgelegt und aufgeschrieben.

Und wie haben die Fahrgäste im Zug reagiert? Und wie die Kollegen?

Daniel Farny: Mit den Kollegen hatte ich vorher gesprochen und sie informiert. Die Fahrgäste haben mir durchweg positives Feedback gegeben. Schon bei der Durchsage habe ich Lachen gehört.

Ihr Video ist unglaublich oft angeklickt worden im Netz. Hat Sie diese Welle überrascht?

Daniel Farny: Das hat mich überwältigt. Ich hätte nicht gedacht, dass so etwas so schnell öffentlich werden kann.

Sympathischer Zeitgenosse: Daniel Farny

Corona und die Maskenpflicht sind ein heikles Thema für alle Verkehrsunternehmen. Gab es schwierige Situationen in der Pandemie für Sie?

Daniel Farny: Leider gab es die. Wir haben immer wieder Maskenverweigerer an Bord. Zum Glück ist das sehr selten geworden. Das war am Anfang noch schlimmer.

Denken Sie sich öfter etwas Besonderes aus für Ihre Durchsagen?

Daniel Farny: Im normalen Alltag ja. Da versuche ich gerne, ein bisschen Witz in die Durchsagen zu bringen. Während der Pandemie habe ich damit aufgehört. Im Zug sind weniger Reisegruppen und andere, die auf so etwas anspringen. Jetzt sind nur noch die unterwegs, die wirklich reisen müssen.

Dennoch: Bitte schildern Sie uns ein Beispiel.

Daniel Farny: Einmal hat mir ein Reisender über den QR-Code an den Sitzen eine witzige Mitteilung auf mein Handy geschickt: „Das W-Lan ist langsam und meine Sitznachbarin fällt durch die Prüfung“. Ich wusste, das kam von einer Schulklasse. Daraufhin habe ich durchgerufen: „Die Sitznachbarin in Wagen 6, die durch die Prüfung fällt, möge sich bitte beim Zugchef melden.“ Und tatsächlich: Sie kam – und hat von mir einen Getränkegutschein erhalten.

Können Sie sich noch an Ihre erste Zugdurchsage erinnern? Waren Sie nervös?

Daniel Farny: Nein. Ich hatte schon als Schüler im Praktikum in der neunten Klasse im Bahnhof Braunschweig die Anschlüsse durchgesagt. Daran kann ich mich erinnern, vor allem an die Reaktion meiner Betreuerin. Ich hätte das gut gemacht, sagte sie. Noch besser aber wäre es gewesen, wenn ich nicht die Anschlüsse der vergangenen Stunde, sondern die aktuellen durchgesagt hätte.

Apropos: Jeder Tagesschau-Sprecher kann tolle Geschichten über Pannen erzählen. Was ist Ihr Lieblings-Versprecher?

Daniel Farny: Zwischen Essen und Bochum habe ich einmal angesagt: „Nächster Halt Hildesheim“. Bis heute weiß ich nicht, wie ich darauf gekommen bin. Hildesheim liegt nicht mal auf der Route.

Freut sich ein Profi wie Sie auf die nächste Durchsage? Oder ist das nur noch Routine?

Daniel Farny: Ich mache wahnsinnig gerne Durchsagen – auch heute noch. Damit kann man die Stimmung an Bord beeinflussen. Wenn man in einer schwierigen Situation humorvolle, aber auch zuverlässige Durchsagen macht, kann man möglicherweise sogar verhindern, dass die Stimmung kippt.

Social Media Hero: Sebastian Fröschke

Mit großem Abstand Deutschlands beliebtester Eisenbahner im Jahr 2021: Der ODEG Mitarbeiter Sebastian Fröschke hat mit seinem Handeln nachhaltig für Eindruck gesorgt.
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Sebastian Fröschke
Mit seinem selbstlosen Einsatz für einen Fahrgast ohne Ticket und gültige Bankkarte hat ODEG-Zugbegleiter Sebastian Fröschke das Herz der Zugkunden gewonnen. Der 33-Jährige aus Finsterwalde bei Berlin holte bei der bundesweiten Online-Abstimmung der Schienenallianz über Deutschlands Eisenbahner mit Herz die meisten Stimmen. Mit großem Vorsprung kürten ihn die Kunden beim Wettbewerb Eisenbahner mit Herz zu ihrem „Social Media Hero“. „Meine herzlichen Glückwünsche gehen an einen Zugbegleiter, der seine Kunden mit Herz, mit Verständnis und großer Hilfsbereitschaft betreut“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. Das gemeinnützige Verkehrsbündnis veranstaltet den Wettbewerb.

Das kann sich jeder Kunde vorstellen:  Kein Geld, kein Ticket – und dann?

In diese Lage kann sich wohl jeder Bahnreisende gut hineinversetzen: Die junge Frau Lieselotte Zein saß nach dem Besuch der Familie in der Niederlausitz auf dem Weg zurück nach Berlin glücklich im Zug und freute sich auf eine entspannte und ruhige Fahrt. Ihr Ticket wollte sie bei dem freundlichen Zugbegleiter Sebastian Fröschke erwerben, mit dem sie bereits vorher ins Gespräch gekommen war. Da merkte Lieselotte Zein zu ihrem Schreck, dass ihre Bankkarte abgelaufen war. Kein Bargeld, kein Ticket, keine gültige Bankkarte – was also tun? Eisenbahner mit Herz Sebastian Fröschke bot sofort seine Hilfe an und kauft das Ticket erst einmal auf eigene Kosten. Zurück in Berlin überweist Lieselotte Zein dem netten Zugbegleiter den Betrag. Und sie schlägt ihn gleich bei der Schienenallianz als ihren Eisenbahner mit Herz vor. „Herr Frösche hat mir den Jahresanfang wirklich gerettet und mich inspiriert, in Zukunft ebenso couragiert und menschlich zu handeln“, schreibt Zein.

Sonderpreis: Vanessa Rohs

Ein Stammgast, ein lieb gewonnener Kunde, ein Freund stirbt – ohne Familie und ohne Ersparnisse. Da organisieren die Eisenbahner und Eisenbahnerinnen eine würdige Trauerfeier, sammeln tausende Euro an Spenden. Werner Meyer, wegen seines Lieblings-Anzugs auch Karate-Werner genannt, finanzierte sich seine BahnCard 100 durch einen spartanischen Lebensstil und das Sammeln von Pfandflaschen. Der Eisenbahnerfamilie bleibt er unvergessen. Federführend mit dabei: Zugbegleiterin Vanessa Rohs.
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Frau Rohs, Glückwunsch. Sie haben stellvertretend für die Gruppe, die Werner Meyers Bestattung ermöglicht hat, einen Sonderpreis beim „Eisenbahner mit Herz“ erhalten – Glückwunsch!

Vanessa Rohs: Dankeschön. Wir waren überrascht, weil der Wettbewerb ja eigentlich auf Fahrgasteinsendungen basiert und es hier etwas anders war. Wir haben uns sehr gefreut. So kommt es vielleicht etwas mehr an die Öffentlichkeit, was Mitarbeiter der Deutschen Bahn zusammen geschafft haben.

Wie haben Sie Werner Meyer kennengelernt?

Vanessa Rohs: Vom Sehen kannte ich ihn schon, als ich noch ein Kind war. Wir waren regelmäßig in Hannover und haben ihn dort oft mit seinem Karateanzug gesehen. Bei der Bahn bin ich „erst“ seit fünf Jahren und habe ihn dann im Zug wieder gesehen. Er war jemand, der auch mal gefragt hat, wie es einem geht und ob der Tag gut läuft. Man ist gerne auf ihn zugegangen und hat mit ihm geplaudert. Manche Kollegen kannten und schätzten ihn seit Jahrzehnten.

Er war also ein gerngesehener Stammgast im Zug?

Vanessa Rohs: Ja. Gerade in hitzigen oder chaotischen Situationen war er oft derjenige, der besänftigt und einen dann quasi gerettet hat.

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Im letzten Winter ging es Meyer dann plötzlich gesundheitlich schlechter, was war passiert?

Vanessa Rohs: Er hatte im Dezember 2020 einen Schlaganfall. Im Januar habe ich ihn dann im Zug angesprochen, weil ich sah, dass er in keiner guten Verfassung ist. Er erzählte mir, dass er mit dem „Papierkram“ nicht gut zurechtkam. Also habe ich ihm angeboten, ihm bei Organisation einer Betreuung zu helfen. Das hatte ich für einen älteren Nachbarn schon einmal gemacht. Er hat sich sehr darüber gefreut. Ich habe mich dann per E-Mail an das zuständige Betreuungsgericht gewandt, um alles Weitere anzustoßen.

Dazu ist es dann leider nicht mehr gekommen?

Vanessa Rohs: Nein. Wenige Tage später ist Werner Meyer in München gestorben. Ich selbst habe davon einem Freitagabend durch unsere Facebook-Gruppe „DB-Family“ erfahren. Dort hatte ich die Tage zuvor schon auf seinen Gesundheitszustand hingewiesen, damit die Kollegen Bescheid wissen.

Wie ging es dann weiter?

Vanessa Rohs: Wir haben dann direkt in der Gruppe eine Spendenaktion gestartet – zunächst um einen Kranz zu kaufen. Da kamen dann schon in der ersten Nacht 1.800 Euro zusammen. Kurz darauf habe ich mich dann in München an das Krankenhaus und die Behörden gewendet. Wir wollten nicht, dass Werner Meyer in München anonym beerdigt wird. Da sich keine Angehörigen finden ließen, war die einzige Möglichkeit, dass wir als Gruppe die Kosten für Rückführung und Bestattung komplett übernehmen.

Eine große Verantwortung.

Vanessa Rohs: Ja. Wir haben unsere Spendenaktion öffentlich gemacht und weiter mobilisiert. Schließlich haben etwa 600 Kolleginnen und Kollegen und weitere 100 Privatpersonen insgesamt über 7.000 Euro gespendet.

Was für eine Summe. Somit haben Sie dann auch die Rückführung und eine würdige Trauerfeier realisieren können?

Vanessa Rohs: Genau. Wir konnten dann alles in die Wege leiten. Mit passenden Blumenkränzen in Hannover- und DB-Farben haben wir ein stimmiges Arrangement gefunden. Der Bestatter hat sogar noch ein großes ICE-Modell dazugestellt. Die Musikbegleitung bei der Beisetzung der Urne auf dem Waldfriedhof Seelhorst kam übrigens auch von DB-Kolleginnen und Kollegen.

Die Landessieger: acht Mal besonderes Engagement

Überall sind Eisenbahner mit Herz unterwegs. Deswegen kürt die Jury neben den Bundessiegern auch Landessieger – diesmal aus acht Bundesländern.
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Landessieger Berlin

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Klaus Dieter Kabus
Eisenbahner mit Herz 2021 - Nominierter Klaus Dieter Kabus

Klaus Dieter Kabus

DB Fernverkehr

 

 

 

 

Vollblut-Eisenbahner im 50. Dienstjahr

 

Seit 50 Jahren tut Klaus Dieter Kabus Dienst auf dem Zug! Sein Elan ist dabei ungebremst. So haben gleich drei Einsender ihn zum Favoriten erklärt. Darius Lange bekommt von Kabus ein Getränk spendiert und  erhält Infos zum Design des Zuges. „Es war ein tolles Erlebnis und eine sehr schöne Bahnfahrt“, schreibt er. Henning Röhls Sohn Theo darf eine Durchsage machen. „Eine unvergessliche Zugerinnerung“, so Röhl. Auch Dr. Alexander Jehn ist begeistert: „Kabus zeigt Haltung mit Humor, gepaart mit einem Schuss Selbstironie. Ein Botschafter mit Seele und Herz für den Betrieb Bahn.“

Landessieger Bayern

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Gunther Egerer
Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Gunther Egerer

Gunther Egerer

DB Fernverkehr

 

 

 

 

 

Courage in Zeiten der Pandemie

 

Nathalie Garcia Hartl ist im Nachtzug nach Berlin unterwegs. Ihre Uroma ist an Covid-19 erkrankt und wird stationär behandelt. Hartl nutzt die Fahrt, um sich telefonisch nach ihrer Urgroßmutter zu erkundigen. Ein Fahrgast, der sich vom Gespräch gestört fühlt, bedrängt Hartl. Zugbegleiter Gunter Egerer eilt ihr zu Hilfe und weist den Störenfried zurecht. „Obwohl man viel liest und hört, dachte ich bisher eigentlich nicht, dass Deutschland ein Land ist, in dem man als Frau nachts nicht allein (angstfrei) Zug fahren kann. Mit solchen Zugbegleitern kann es dabei bleiben!“, schreibt Hartl.

Landessiegerin Baden-Württemberg

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Susann Kilian
Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Susann Kilian

Susann Kilian

Abellio

 

 

 

 

 

Gelebte Barrierefreiheit

 

Rollstuhlfahrer Nicolas Bellm ist unterwegs nach Heidelberg. In Mannheim will er in den Abellio-Regionalzug umsteigen. Die Aufzüge liegen am anderen Ende des Bahnsteigs, so dass es knapp wird. Als er am Zug eintrifft, schließen sich bereits die Türen. Zugbegleiterin Susann Kilian informiert ihn, dass er die Fahrt eigentlich 24 Stunden vorher über die Mobilitätszentrale anmelden müsse, fasst sich aber ein Herz und sorgt dafür, dass er noch zusteigen kann. „Dadurch bescherte sie mir gute Laune und eine halbe Stunde Qualitätszeit“, schreibt Bellm. Ein Statement in Sachen barrierefreies Reisen!

Landessiegerinnen Sachsen-Anhalt

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Eva Händly

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Martina Wedell

Eva Händly & Martina Wedell

Abellio

 

 

 

 

 

Tasche auf Reisen

 

Frank Mertens lässt im Regionalexpress seine Reisetasche stehen. Immer ein großes Ärgernis. Zum Glück findet Abellio-Zugbegleiterin Eva Händly die Tasche, nimmt sie an sich und registriert sie sogleich im Fundsachensystem. Wie kommt die Tasche nun zum Besitzer? Dank des beherzten Einsatzes von Abellio-Kollegin Martina Wedell kann unser Einsender das Fundstück wenige Tage später auf seiner Rückreise auf der gleichen Strecke an sich nehmen. „Starke Leistung am Kunden, Respekt!“, schreibt uns Frank Mertens.

Landessieger Hessen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Mehmet Yorulmaz
Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Mehmet Yorulmaz

Mehmet Yorulmaz

DB Fernverkehr

 

 

 

 

 

Hand in Hand

 

Lars Naundorf ist mit seiner Familie auf dem Weg nach Amsterdam und lässt in der Frankfurter DB Lounge seinen Fahrschein liegen. Im Zug fällt ihm der Verlust auf. Er ruft in der Lounge an und erfährt, dass das Ticket dort ist.

DB-Mitarbeiter Mehmet Yorulmaz eilt mit dem Fahrschein noch zum Gleis. Der Zug rollt aber schon. Die weitere Kommunikation gelingt: Zugbegleiterin Andrea Gutfrucht kommt zu den Naundorfs. Sie hat schon eine digitale Kopie des Tickets erhalten. Zudem organisiert sie, dass ein Kollege aus dem Folgezug das Ticket in Amsterdam an Naundorf übergibt. Ende gut, alles gut.

Landessieger Bremen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Dylan Bevers
Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Dylan Bevers

Dylan Bevers

NordWestBahn

 

 

 

Kleiner Abenteurer an Bord

 

Den 10-jährigen Sohn von Birigt Bergmann packt die Abenteuerlust. Er büxt ohne Wissen seiner Eltern aus und fährt mit der Bahn von Verden nach Bremen. Dort überkommt ihn dann das Heimweh, er steigt wieder in den Zug, leider in den falschen.

Bei Bremerhaven fällt ihm der Fehler auf. Er wendet sich an Zugbegleiter Dylan Bevers. Dieser beruhigt den kleinen Fahrgast, spendiert Kakao und findet die Telefonnummer der Bergmanns heraus. Diese sind schon voller Sorge und die Erleichterung ist riesig, als der Anruf kommt. Ende gut, alles Gut: Der kleine Passagier wird in Verden wohlbehalten von seinen Eltern abgeholt.

Landessieger Sachsen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Sebastian Fröschke

Sebastian Fröschke

ODEG

 

 

 

Ein echter Vertrauensvorschuss

 

Lieselotte Zein hat ihre Familie besucht und sitzt im Zug zurück nach Berlin. Sie kommt mit Zugbegleiter Sebastian Fröschke ins Gespräch.

Den Fahrschein möchte sie im Zug lösen. Leider hat sie versäumt, dass ihre Bankkarte abgelaufen ist - Zahlung nicht möglich. Fröschke bietet an, das Ticket zu bezahlen, wenn sie ihm den Betrag anschließend überweist.

„Herr Fröschke hat mir den Jahresanfang wirklich gerettet und mich inspiriert in Zukunft ebenso couragiert und menschlich zu handeln. Wir leben in einer schnelllebigen, egoistischen Welt- da ist solches Handeln wirklich die Ausnahme“, so Zein.

Landessiegerinnen Nordrhein-Westfalen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2021 - Jeanette Mollenhauer

Jeanette Mollenhauer

DB Fernverkehr

 

 

 

 

Mobil zum Automobil

 

Die Leibers fahren mit dem Zug nach Wolfsburg um ihr neues Auto abzuholen. Durch eine Verspätung klappt der Anschluss nicht. Sie suchen eine Alternative, steigen aber in den falschen ICE. Kurt Leiber informiert Zugchefin Mollenhauer. Sie findet eine Verbindung zurück. Aber: Durch die Verspätung wäre die Abholung des Autos erst tags darauf möglich.

Die Leibers, über 80 Jahre alt, sind auf eine Übernachtung nicht vorbereitet. Da der Zug in dem sie sitzen eh über Wolfsburg fährt, organisiert Mollenhauer einen kurzen Halt. Die Leibers kommen so noch rechtzeitig zum neuen Auto. „Wir waren und sind Frau Mollenhauer unendlich dankbar“, schreibt Leiber.

 

Sieger 2020

Dieses Jahr wird der Eisenbahner mit Herz 10 Jahre alt! Eigentlich war ein brausendes Fest für unsere Helden des Alltags geplant. Aber auch in ungewöhnlichen Corona-Zeiten haben wir unsere Eisenbahner mit Herz natürlich nicht vergessen. Mehr denn je stehen die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in und an den Zügen momentan im Mittelpunkt. Sie halten den Verkehr als Rückgrat unserer Gesellschaft am Laufen. Wir sagen Danke dafür!

Auch in diesem Jahr haben uns wieder unzählige Einsendungen von Bahnkunden erreicht, die uns ihre Erlebnisse mit Eisenbahner*Innen geschildert haben. Aus den besten Geschichten kürte die Jury die Gold-, Silber- und Bronze-Preisträger sowie die Landessieger aus elf Bundesländern.

Fest etabliert hat sich inzwischen auch der "Eisenbahner mit Herz - Social Media Hero", für den auf Facebook abgestimmt werden konnte. Zudem vergab die Jury einen Sonderpreis für eine außergewöhnliche Leistung.

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Gold: Christoph Angstl

Eigentlich wartet unser Goldmedaille-Gewinner Züge für die Bayerische Oberlandbahn GmbH. Im Dezember wird er aber zum Lebensretter. Mit seinem beherzten Eingreifen in einer dramatischen Situation rettet er das Leben einer Reisenden und verhindert ein schlimmes Unglück.
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Als Elektroniker wartet und repariert Christoph Angstl im Alltag Züge für die Bayerische Oberlandbahn GmbH. Mit Fahrgästen kommen Techniker wie der 32-jährige Vater zweier kleiner Kinder kaum in Kontakt. Ganz selten nur haben sie daher die Chance, beim Eisenbahner mit Herz zu gewinnen. Denn hier geht es um die KollegInnen, die sich über das normale Maß hinaus um ihre Kunden verdient gemacht haben. Das aber trifft auf den diesjährigen Bundessieger ganz besonders zu.

Lieber Herr Angstl, den 12. Dezember 2019 werden Sie sicher nie vergessen. Es ist der Tag, an dem Sie zum Lebensretter und Helden wurden. Was ist passiert?

Angstl: In der Tat kann ich mich an den Tag noch erinnern, als sei es gestern gewesen. Wir hatten Betriebsversammlung in Rosenheim. Als die fertig war, bin ich zum Bahnhof gelaufen. Als ich ankam, hatte ich bis zur Abfahrt des Zuges noch eine halbe Stunde Zeit. Also bin ich auf dem Bahnhof ein bisschen hin und her gelaufen, um mir die Zeit zu vertreiben. Dann stand ich auf Gleis 1. Auf einmal habe ich im Augenwinkel eine Person gesehen, die ins Gleis gestürzt ist.

Was haben Sie gedacht?

Angstl: Was kann ich jetzt machen? Das kann nicht sein. Ein Schockmoment. Da ging der Puls richtig hoch. Es war dunkel. Ich konnte die Person kaum sehen, die auf Gleis 2 lag.

Aber Sie mussten schnell handeln – schließlich konnte jeden Moment ein Zug einfahren.

Angstl: Richtig. Am Bahnsteig habe ich schnell nach einer Notrufsäule gesucht, in der Hektik aber keine gefunden. Dann rief ich laut: „Achtung! Person im Gleis!“. Zum Glück meldete sich auf dem gegenüberliegenden Bahnsteig ein Mann, der Florian. Für uns war klar, dass wir schnell handeln mussten. Also sind wir beide auf die Gleise gesprungen, haben die Frau gepackt und auf Gleis 1 herübergezogen. Dann kam auch schon der Zug aus Richtung Salzburg. Die Lichter konnten wir schon sehen. Der Lokführer des Zuges setzte schon ein Signalhorn ab.

Wie konnten Sie sich in Sicherheit bringen?

Angstl: Erst einmal möchte ich mich bei Florian bedanken. Allein und ohne ihn hätte ich es nicht geschafft. Wir konnten uns in letzter Minute noch aufs andere Gleis retten, auf das wir ja auch die Frau gezogen hatten.

Hatten sie keine Angst?

Angstl: Viel nachgedacht habe ich nicht. In der Situation wollte ich einfach nur helfen. Es war mir ja klar, dass es hier um Leben oder Tod geht. Ich wollte wenigstens versuchen, die Frau zu retten.

Wie hat der Lokführer reagiert?

Angstl: Der Lokführer hat uns gesehen und sofort eine Notbremsung eingeleitet. Aber bis ein so langer Zug stehen bleibt, dauert es eben.

Jetzt sind Sie nicht nur ein Held, sondern auch Eisenbahner mit Herz. Was bedeutet die Ehrung für Sie?

Angstl: Für mich zählt, dass es der Frau wieder gut geht. Das ist das Wichtigste.

Aber über die Auszeichnung freuen Sie sich schon?

Angstl: Selbstverständlich. Zunächst war ich überrascht, dass ich überhaupt nominiert wurde. Nie hätte ich damit gerechnet, dass mich die Jury zum Bundessieger wählen würde. Das ist eine tolle Sache. Vor allem finde ich es schön, dass auch wir Techniker einen solchen Preis gewinnen können. Das Werkstattpersonal hat es verdient, auch einmal im Mittelpunkt zu stehen.

Bundespolizeidirektion München: Frau stürzt ins Gleis – Retter setzen ihr eigenes Leben aufs Spiel

Pressemitteilung der Polizei vom 13. Dezember 2019 (Auszug):

Am Bahnhof in Rosenheim haben zwei Männer unter Inkaufnahme einer erheblichen Selbstgefährdung einer 51-Jährigen das Leben gerettet. (….) Der herannahende Fernzug hatte schon einen Achtungspifff abgegeben. Unter Gefährdung ihres eigenen Lebens sprangen die 32 und 41 Jahre alten Männer ins Gleis und zogen die verletzte Frau unvermittelt aufs Nachbargleis. Aus Sicherheitsgründen stoppte die Bahn sofort den Zugverkehr für diese Gleise. Die verständigten Beamten der Landes- und Bundespolizei leisteten Erste Hilfe und versorgten die Verletzte gemeinsam mit den Rettungskräften. Die Münchnerin hatte vom Sturz eine stark blutende Wunde davongetragen und musste in eine Klinik eingeliefert werden.“

Würdigung der Eisenbahner mit Herz-Jury:

„Wir freuen uns sehr, dass wir dieses Jahr mit Christoph Angstl einen Eisenbahner auszeichnen können, der gewöhnlich nicht in direktem Kundenkontakt steht. Die Goldmedaille hat sich Christoph Angstl wahrlich verdient – mit einer echten Heldentat.“

Silber & Social Media Hero: Mirko Mai

Der Silbergewinner von 2020 sorgt in den Sonderzügen zum Stadion der Eintracht Frankfurt dafür, dass die Fans nicht nur in Torlaune sind, sondern auch friedlich und entspannt anreisen. Aber nicht nur das: Mit seinem Einsatz zeigt er Herz und unterstützt soziale Organisationen.
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Mit Fußballfans auf dem Weg ins Stadion kann es unangenehm werden. Könnte man meinen. Nicht aber, wenn DB-Zugbegleiter Mirko Mai mit den Anhängern von Eintracht Frankfurt unterwegs ist. Dann herrscht nicht nur beste Laune. Zusammen stellen Mirko Mai und die Fans auch noch eine tolle Aktion für krebskranke Kinder auf die Beine. Für die Jury ist Mirko Mai ein echter Eisenbahner mit Herz.

Herr Mai, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem tollen Erfolg beim Eisenbahner mit Herz!

Mirko Mai: Danke. Das hätte ich nie erwartet. Ich bin ja eher der ruhigere Typ. Ich mache meine Arbeit. Ich versuche, die Fußballfans und die andere Kundschaft bei Laune zu halten. Die Kunden wollen etwas für ihr Geld bekommen Die Fans wollen unterhalten sein. Und sie wünschen sich jemanden, der für sie ansprechbar ist.

Verraten Sie uns Ihr Geheimrezept! Wie schaffen Sie es, Fußballanhänger so friedlich zu stimmen wie einen Kirchenchor auf Wochenendausflug?

Mirko Mai:  Das ist ganz einfach. Schon als junger Eisenbahner habe ich ein Konzept gelernt, um mit allen Reisenden so wenig wie möglich auf Konfrontation zu gehen. Das ist das Shake-Hand-, das Kumpel-Prinzip. Wichtig ist, immer das Gespräch zu suchen, wenn jemand einmal ein Problem hat. Und ich bin flexibel. Unser Regelwerk halte ich selbstverständlich ein, lege es aber so kundenfreundlich aus wie möglich. 

Die Eintracht-Fans sind als leidenschaftlich bekannt, können aber auch mal ruppig werden. Haben Sie auch negative Sachen erlebt?

Mirko Mai: Natürlich. Ich kann mich gut erinnern, wie sich einmal ein Fußballfan richtig danebenbenahm, obwohl Kinder im Zug waren. Erst einmal habe ich ihm die Tür gezeigt und ihn gebeten, den Zug freiwillig zu verlassen. Später bin ich deutlicher geworden und habe ihm den Einsatz von Ordnungsdienst und Polizei angekündigt. Er ist ausgestiegen. Vorher aber richtete er noch beträchtlichen Schaden auf der Toilette an.

Das sind ja schon schwere Herausforderungen auch für den Zugbegleiter…

Mirko Mai: Es sind Straftaten, die natürlich entsprechend geahndet werden. Ich habe über die Lautsprecheranlage allen Fans klar gesagt: Wenn wir miteinander fahren, müssen wir miteinander auskommen. Ihr könnt feiern und Spaß haben. Aber lasst mir die Züge ganz. Wer ein Problem hat, soll sich an mich wenden. Dann klären wir das im persönlichen Gespräch. Ich glaube, die Botschaft ist gut angekommen. Seitdem hatten wir Ruhe im Zug.

Selbst sind Sie bestimmt auch Eintracht-Fan, oder?

Mirko Mai: Eigentlich bin ich neutral. Selbst habe ich nie Fußball gespielt und bin auch nicht fußball-besessen. Die Leidenschaft hat sich aus dem Beruf entwickelt. Einen Vereins-Schal und einen Aufkleber auf dem Auto habe ich heute aber schon.

Wenn Fußballfans unterwegs sind, fallen viele leere Pfandflaschen an. Sie haben die Erlöse daraus der Kinderkrebshilfe Mainz gespendet. Wie kam es dazu?

Mirko Mai: Selber habe ich keine Kinder. Ich habe mir aber gedacht, dass es genügend bedürftige Kinder gibt. Also habe ich den Fans und den Fanbeauftragten gesagt: Ihr bringt die Flaschen ja eh nicht zurück in die Supermärkte. Lasst uns doch die Flaschen sammeln und etwas Gutes damit bewirken.

Was ist daraus entstanden?

Mirko Mai: Die Fans fanden das super und haben freiwillig ihr Leergut gesammelt und mir übergeben. Den Pfanderlös daraus habe ich der Kinderkrebshilfe Mainz übergeben – das waren immerhin 1011 Euro.

Tolle Sache. Die Fußballfans sind also besser als ihr Ruf.

Mirko Mai: Viele denken, die seien alles nur Säufer und wilde Kerle ohne Benehmen. Aber ich habe es ganz anders erlebt. Wichtig ist, den Wert des Menschen anzuerkennen.

So Loben Kunden Mirko Mai:

„Dieser Eisenbahner hat den Titel Eisenbahner mit Herz redlich verdient. Wer seinen Job so liebt, dass man unglaublich viel private Zeit zusätzlich investiert, der ist ein wahrer Vollbluteisenbahner!”

„Selten so einen Vollbluteisenbahner gesehen. Kenne ihn jetzt seit zwei Jahren. Immer engagiert
und mit viel Verständnis und Einfühlungsvermögen im Sonderzug.”

„Kundenorientiert, immer ein offenes Ohr und sozial!”

„Er ist immer sachlich und sehr freundlich. Mirko, Du bist und bleibst der Beste!”

Bronze: Tamara Lang

"Ein Engel in der Not.“ Mit diesen Worten bedankt sich ein 87-jähriger Kunde bei Tamara Lang, der Gewinnerin der Bronzemedaille. Als Mitarbeiterin der Bayerischen Oberlandbahn GmbH leistet sie erste Hilfe und kümmert sich vorbildlich, als ein Fahrgast im Zug Probleme mit dem Kreislauf bekommt.
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Komplimente von Fahrgästen bekommt Tamara Lang, freundliche Kundenbetreuerin bei der Bayerischen Oberlandbahn GmbH, immer mal wieder. Der 87-jährige Roman Mayr aber war besonders dankbar für die professionelle Herzlichkeit, mit der Tamara ihm nach einem Kreislaufkollaps am Münchner Hauptbahnhof zur Seite stand. Und jetzt ist Tamara Lang auch noch Bronzegewinnerin beim Eisenbahner mit Herz.

„Sie war ein Engel in der Not.“ Das hat Roman Mayr, Kunde der BOB, über Sie geschrieben. Kann es ein schöneres Kompliment von einem Fahrgast geben?

Tamara Lang:  Ich fühle mich schon geschmeichelt. Das ist toll, so ein Kompliment von einem Kunden zu bekommen. Besonders hat mich gefreut, dass es Roman in Erinnerung geblieben ist. Und natürlich, dass er mich als Eisenbahnerin mit Herz vorgeschlagen hat.

Sie haben dem Rentner, der einen Kreislaufkollaps erlitten hatte, geholfen und dafür gesorgt, dass er sicher nach Hause kommt. Wie gut kennen sich in medizinischen Dingen aus?

Tamara Lang: Ich helfe gerne, wenn Not am Mann oder der Frau ist. Eine medizinische Ausbildung habe ich nicht. Aber im Rahmen meiner Ausbildung zur Kundenbetreuerin habe ich einen Kurs in Erster Hilfe absolviert. Und mein Papa hat als Sanitäter gearbeitet. So gesehen liegt es bei mir vielleicht ein bisschen in der Familie.

Der Vorfall ereignete sich am 21. Oktober. Können Sie sich noch gut erinnern?

Tamara Lang: Sicher. Ich stand am Starnberger Flügelbahnhof, der ja zum Münchner Hauptbahnhof gehört. Im Augenwinkel sah ich, dass am Bahnsteig ein Fahrgast zu Boden gegangen ist. Zum Glück stand ein jüngerer Mann dahinter und konnte den älteren Herren auffangen. Sonst wäre er auf den Boden gefallen.

Sie waren als Kundenbetreuerin mit der BOB unterwegs. Wie konnten Sie Roman Mayr helfen?

Tamara Lang: Ich habe mitbekommen, dass Roman unbedingt mit der BOB weiterfahren wollte, um nach Hause zu kommen. Dabei stand ihm der kalte Schweiß auf der Stirn. Also habe ich mich erst einmal mit Roman auf die Bank gesetzt und mit ihm geredet. Ob er denn genügend gegessen habe? Seine Antwort: Hmmm. Ja. Ein Zwetschgendatschi (für alle Nicht-Bayern: Pflaumenkuchen Anm. d. Red.). Wie schaut es aus mit Trinken? Hmmm. Na ja. Auch nicht so richtig. Ein paar Kekse hatte ich noch im Rucksack. Ein Herr brachte ihm Wasser. So konnten wir ihn versorgen, damit er in die Pötte kommt.

Eigentlich mussten Sie ja weiter mit der BOB…

Tamara Lang: Richtig. Also habe mit dem Zugführer gesprochen. Der hat von der Leitzentrale das Ok bekommen, dass ich in München bleiben und mich um den Fahrgast kümmern kann. Dann kamen die Rettungssanitäter, haben einen Kreislaufkollaps diagnostiziert, aber gesagt, dass er im Grunde wieder stabil sei. Nur wollte ich ihn nicht allein nach Hause fahren lassen. Meine Sorge war, dass noch mal etwas passieren könnte.

Also habe Sie Ihren Kunden begleitet…

Tamara Lang: Genau. Bis er unterwegs eine Dame getroffen hat, die ihn dann bis nach Hause gebracht hat. Ich habe ihn abends angerufen, um sicher zu gehen, dass es ihm auch wirklich gut geht…

Was Roman Mayr besonders begeistert hat. „Ich bin ihr sehr dankbar für ihre nette und kompetente Hilfe“ – so seine Worte. Kommen Sie immer so gut mit ihren Fahrgästen zurecht?

Lang: 99 Prozent der Fahrgäste sind einfach lieb. Einzelne Leute haben natürlich auch mal einen schlechten Tag. Aber ich denke mir: Vielleicht kann man ihnen mit einem Lächeln den Tag wieder schön machen. Meistens klappt`s.

Sonderpreis: Tim Geisler, Torsten Grünebaum & Stefan Leib

Der fünfjährigen Bennett ist ein riesengroßer Eisenbahn-Fan. Als Stefan Leib und seine Kollegen von der Hessischen Landesbahn von der Bahn-Leidenschaft des Jungen erfahren, lädt die HLB den Jungen zu ihrem Standort in Butzbach ein. Nach einer Werksbesichtigung inklusive Mitfahrt im Führerhaus hat Bennett keine Zweifel mehr an seinem Traumberuf: Lokführer.
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Der Traum vom großen Glück des Lokomotivführers lebt nirgends in Deutschland wie im kleinen hessischen Ort Hungen bei Gießen. Dort wächst der heute fünfjährige Bennett auf.

Für Bennett ist es ein besonderes Geschenk, dass direkt hinter dem Wohnhaus mehrmals am Tag Züge auf den nah gelegenen Gleisen vorbeifahren. Täglich stellt er sich auf die Mauer am Garten, um den Triebwagenführern der Hessischen Landesbahn (HLB) zuzuwinken. Wenn Bennett morgens aufwacht ist, fragt er seine Eltern, wann die nächste Bahn kommt. Abends geht er freiwillig ins Bett, um seinem „Gute-Nacht-Zug“ lauschen zu können. 

So viel Enthusiasmus lässt keinen Profi kalt – und schon gar nicht die Eisenbahner mit Herz von der Hessischen Landesbahn. Als Tim Geisler, Torsten Grünebaum und Stefan Leib von dem Nachwuchseisenbahner erfahren, lädt die HLB Bennett zu einer Besichtigungstour nach Butzbach ein.

Weihnachtsmärchen im Werk

Kurz vor Heiligabend ist es so weit. „Für uns unser diesjähriges Weihnachtsmärchen“, schreibt die glückliche Mutter Desiree C. „Für Bennett ging ein absoluter Herzenswunsch in Erfüllung.“ Einen ganz Vormittag führen ihn die Eisenbahner mit Herz durch die Werkstatt, statten ihn mit einer echten Warnweste der HLB aus, überreichen ihm Arbeitsschuhe und ein Set zum Basteln eines Zuges. Mit Triebwagenführer Tim Geisler am Steuer darf Bennett die Hupe auslösen und das Steuerrad anfassen. Durch die Waggons rennt der Junge und klettert auf das Dach eines Zuges.

Für Bennett war das ein „ganz besonderer Tag“, sagt Mutter Desiree und schlägt die HLB-Kollegen für den Eisenbahner mit Herz vor. Die haben streng genommen nicht einen Kunden begeistert und passen aus formalen Gründen nicht ins Raster des Wettbewerbs. Doch der Jury gefällt die Leistung so gut, dass sie das Trio mit einem Sonderpreis würdigt.

Jury würdigt Einsatz der Eisenbahner

„Tim Geisler, Torsten Grünebaum und Stefan Leib haben mit ihrem herzlichen Empfang für einen kleinen Jungen dafür gesorgt, dass der seinen Lokführertraum weiter träumen kann“, stellt die Jury fest. „Das System Schiene lebt trotz aller Technik von den Menschen, ohne die kein Zug fahren könnte“, so die Jury weiter. „Für die Freude an der Zugbranche und deren vielen schönen Seiten haben die HLB-Kollegen mit ihrem warmen Empfang für einen jungen Fan auf vorbildliche Art und Weise ein Zeichen gesetzt.“ 

Die Warnweste trug Bennett selbstverständlich beim Fasching in Hungen. Auf seine Kappe klebte ihm die Mutter die Buchstaben HLB. Zugtickets hatte Bennett ebenfalls dabei, den offensichtlich alle Eisenbahn-Berufe faszinieren. Die Mutter drückt das so aus: „Bennett träumt davon, später einmal Teil der HLB-Familie zu werden.“

Bahn-Begeisterung die ansteckt

Woher die Begeisterung ihres Sohnes stammt, fragt sich die Mutter immer wieder einmal. Fußball hat er gespielt, im Kinderchor mitgesungen. Doch tief im Inneren gepackt haben ihn nur Schienen, Signale und Züge. Am Stammbaum der Familie kann es kaum liegen. Ein Uropa von Bennett hat in einem Stellwerk gearbeitet. Doch das wusste der Nachfahre nicht, als es ihn im zarten Alter von eineinhalb Jahren erstmals zu den Gleisen zog. Mit der Holzeisenbahn ging es weiter.

Inzwischen kutschieren Märklin-Eisenbahnen – jedenfalls nach Empfinden der Mutter – „in allen Variationen“ durch das Kinder- oder auch das Wohnzimmer. Bennett können es nicht genug (Modell-)Züge sein. Wenn sich die Jungen und Mädchen im „Wackelzahn“-Projekt des Kindergartens einen Ausflug aussuchen können und ein Wunsch lautet, mit dem Zug zu fahren, rätselt keiner lange, von wem der Vorschlag stammt. Als ein freundlicher Mann in Uniform Bennett fragt, ob er denn später auch einmal Polizist werden wolle, bekommt er eine klare, unmissverständliche Antwort: „Nein. Lokführer.“

Die Landessieger: eine Meister-Elf

Überall sind Eisenbahner mit Herz unterwegs. Deswegen kürt die Jury neben den Bundessiegern auch Landessieger – diesmal aus elf Bundesländern. So kam eine Meister-Elf zusammen.
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Landessieger Baden-Württemberg

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Patrick Späth

Patrick Späth

DB ZugBus RAB

Einsenderin: Natalie Njimet

 

 

 

 

Ein Azubi mit perfektem Service

 

Noch ist Patrick Späth Azubi. Doch als er sieht, dass Fahrgäste auf dem Bahnhof Aulendorf lange auf die Regionalbahn nach Altshausen warten müssen, liefert er den perfekten Service. Natalie Njimet und drei andere Wartende nimmt er im eigenen PKW nach Altshausen mit und heitert sie mit Bonbons und guter Laune auf. Schon in jungen Jahren ist Patrick Späth ein Eisenbahner mit Herz.

Landessiegerin Berlin

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Doreen Punkt

Doreen Punkt

Zugbegleiterin DB Fernverkehr

Einsenderin: Annkatrin Rahf

 

 

 

 

Zwischenstopp mit Herz

 

Eine ältere, gehbehinderte Dame will im ICE in Spandau aussteigen, übersieht jedoch das „Defekt“-Schild an der Tür. Der Zug rollt los – nächster Stopp: Hamburg! Wenig später hält der ICE außerplanmäßig an einem Regionalbahnhof. Gegenüber steht eine Regionalbahn, mit der die Dame zurückfahren kann. Dank Zugbegleiterin Doreen Punkt. Sie ist für Kundin Annkatrin Rahf eindeutig eine „Eisenbahnerin mit Herz“.

Landessieger Brandenburg

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Sebastian Fröschke

Sebastian Fröschke

Zugbegleiter ODEG

Einsenderin: Sigrid Hugo (Geb.-kind)

 

 

 

 

Geburtstagsfeier im Zug

 

An ihrem Geburtstag reist Sigrid Hugo mit Gästen im ODEG-Zug von Görlitz nach Hoyerswerda. Vorher bittet sie die ODEG um einen Geburtstagssekt. Mit Erfolg. Zugbegleiter Sebastian Fröschke serviert zum perfekt gekühlten Sekt aus „fast echten“ pinkfarbenen Gläsern, ein Geburtstagsständchen, zudem Süßigkeiten, kleine Präsente und Anekdoten. „Für uns alle ein unvergessliches Erlebnis“, schreibt die Einsenderin.

Landessieger Bremen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Eduard Skura

Eduard Skura

Zugbegleiter NordWestBahn

Einsenderin: Friedlinde Runge

 

 

 

 

Tasche auf Reisen

 

Für das Wohl der Kundin gibt Eduard Skura alles. Das zeigt er, als Friedlinde Runge in der NordWestBahn auf der Fahrt von Bremen nach Lunestedt ihre Handtasche vergisst. Zugbegleiter Skura ruft auf dem Handy der Kundin die letzte gewählte Nummer und erreicht ihre Schwester. Da er am selben Abend noch einmal in Lunestedt Halt macht, kann er die Tasche ihrer überglücklichen Besitzerin übergeben.

Landessieger Hamburg

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Florian Möller

Florian Saß

DB Station & Service

Einsenderin: Hanna Jöst

 

 

 

 

Stechmücken für Forschung gerettet

 

Eine Box voller toter Stechmücken hat DB-Mitarbeiter Florian Saß rechtzeitig ans Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg gebracht. Für die Forschung an Medikamenten gegen Malaria eine wertvolle Fracht. Wissenschaftlerin Hanna Jöst hatte sie im ICE liegen gelassen. Doch Florian Saß legte Überstunden ein und eilte vom Hauptbahnhof zum Institut. „Vielen Dank für den tollen Einsatz“, schreibt Jöst.

Landessieger Hessen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Wytze De Jong

Wytze De Jong

Vias-Triebfahrzeugführer

Einsender: Lukas Jakobi und viele andere

 

 

 

 

Der freundliche Holländer

 

Vom Vias-Triebfahrzeugführer Wytze De Jong mit seinem wohlklingenden holländischen Akzent schwärmt nicht nur ein Pendler auf der Strecke Wiesbaden – Frankfurt am Main. Stellvertretend für viele schreibt Lukas Jakobi, wie De Jong „die Reisenden mit  humorvollen Ansagen bei Laune hält. „Weiter so, Herr de Jong“, schreibt Dauerpendlerin Kerstin S. über den Eisenbahner mit Herz.

Landessiegerin Mecklenburg-Vorpommern

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Antje Puchert

Antje Puchert

ODEG

Einsenderin: Anna Groschwitz

 

 

 

 

Teddy wieder da

 

Als die Tochter von Anna Groschwitz das geliebte Stofftier am Bahnsteig in Ludwigslust verliert, hat sie Glück im Unglück. ODEG-Mitarbeiterin Antje Puchert wird sofort aktiv, als Fahrgäste ihr den Rucksack übergeben. Sie schnürt ein Paket mit dem Fundstück, in das sie auch artverwandte Gummibärchen packt. Familie Groschwitz hat ihre Eisenbahnerin mit Herz gefunden!

Landessiegerinnen Nordrhein-Westfalen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Jutta Bittner
Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Heidemarie Wurm

Jutta Bittner / Heidemarie Wurm

Zugbegleiterinnen Keolis

Einsender: Guido Hornert

 

 

 

 

Erste Hilfe mit Herz

 

Guido Hornert beobachtet in der Regionalbahn von Hamm nach Münster, wie eine Mitreisende einen Kreislaufzusammenbruch erleidet. Und er erlebt, wie die beiden Keolis-Zugbegleiterinnen Heidemarie Wurm und Jutta Bittner sich umgehend und beherzt um die junge Frau kümmern, Erstversorgung leisten und Trost spenden. „Alles funktionierte Hand in Hand und die Versorgung der Patientin war top“, schreibt Hornert. Ein vorbildlicher Einsatz, mit dem die beiden Eisenbahnerinnen mit Herz zum glimpflichen Ausgang des Vorfalls beitragen.

 

Landessieger Rheinland-Pfalz

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Heike Bayer

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Peter Langner
Heike Bayer / Peter Langner

Vlexx-Triebfahrzeugführerin /
Vlexx-Zugbegleiter

Einsenderin: Ulrike Becker

 

 

 

 

Eine Tasche in St. Wendel

 

Ulrike Becker steigt in St. Wendel in den vlexx nach Mainz. Der Zug rollt schon, als ihr auffällt, dass sie ihre rote Reisetasche am Gleis hat stehen lassen. Ein Schockmoment. Gemeinsam sorgen Triebfahrzeugführerin Heike Bayer und Zugbegleiter Peter Langner dafür, dass die Tasche zurück zur Besitzerin kommt. Zugbegleiter Langner leiht der Reisenden sein privates Mobiltelefon, so dass sie ihre Familie in St. Wendel anrufen kann. Die freut sich über den „guten Service“ der Eisenbahner mit Herz.

Landessieger Sachsen-Anhalt

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2020 - Martin Mietschke

Martin Mietschke

Abellio-Zugbegleiter

Einsenderin: Dorit Rauch

 

 

 

 

Mit Ruhe und Gelassenheit

 

Dorit Rauch ist auf dem Weg von Weimar nach Dresden – zur Beisetzung ihres Onkels. Zwischen Naumburg und Leising hört sie eine Besorgnis erregende Durchsage: Ein Güterzug ist in Brand geraten und es geht erst einmal nicht mehr weiter. Doch Zugbegleiter Martin Mietschke sorgt dafür, dass der Zug nach Naumburg zurückfährt, kümmert sich um ein Taxi für Dorit Rauch und weitere Fahrgäste. Das alles, so schreibt Rauch, „in einer Ruhe und Gelassenheit, die schon allein einer Würdigung bedarf“. Sie kommt pünktlich zur Kapelle, um sich von ihrem Onkel zu verabschieden.

 

Sieger 2019

Jedes Jahr schicken Bahnkunden ihre Erlebnisse mit tollen Eisenbahner*innen an die Allianz pro Schiene. Aus den besten Geschichten kürte die Jury die Gold-, Silber- und Bronze-Preisträger sowie die Landessieger aus elf Bundesländern. Zum zweiten Mal wurde außerdem ein "Social Media Hero" geehrt, der auf Facebook fast 1.000 "Gefällt mir"-Angaben erhielt. Zudem vergab die Jury einen Sonderpreis für eine außergewöhnliche Leistung.

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Gold: Mareen Harder

Die Hamburger Zugchefin Mareen Harder hat im Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“ der Allianz pro Schiene den ersten Preis gewonnen.
Die Hamburger Zugchefin Mareen Harder hat im Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“ der Allianz pro Schiene den ersten Preis gewonnen. Die Mitarbeiterin der Deutschen Bahn überzeugte die Jury mit ihrem mutigen, entschlossenen Einsatz für eine junge Reisende, die als kleines Kind ihre Mutter beim Zugunglück von Eschede verloren hat.
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Über Goldgewinnerin Mareen Harder schreibt die Jury: „In einer absoluten Ausnahmesituation zeigte sie menschliche Größe. Mareen Harder ist eine echte Eisenbahnerin mit Herz.“ Es war der 2. Juni 2018, als Charlotte mit ihrem Freund Alexander nach Eschede anreist, um an dem für sie so wichtigen Gedenkgottesdienst teilzunehmen. Als sie voller Verzweiflung auf ihrer Bahn-App die wachsende Verspätung des ICE sieht, sucht Alexander Hilfe – und findet Mareen Harder. Sie sorgt dafür, dass wenige Minuten später auf Charlottes Bahn-App die unglaubliche Botschaft erscheint: „Nächster Halt Eschede“.  Charlotte vermutet einen Fehler oder ein Missverständnis. Doch es stimmt: Mareen Harder hat binnen weniger Minuten einen Sonderhalt des ICE organisiert. Als der Zug in Eschede stoppt, steigen zwei Leute aus: Charlotte und Alex. Gerade noch rechtzeitig erreichen sie die Kirche.

„Mir war klar – ich muss helfen“

DB-Zugchefin Mareen Harder über ein kurzes Telefonat und eine beherzte Tat 

 

Frau Harder, wie präsent ist das Unglück von Eschede 20 Jahre später bei Ihnen und Ihren Kollegen?

Wir haben häufig im Kollegenkreis über das Unglück gesprochen. Es sind dabei auch viele Kollegen gestoben. Der 3. Juni – das ist ein wichtiger Tag für uns Eisenbahner.

Ihre Geschichte spielt einen Tag vor dem 20. Jahrestag, am 2. Juni 2018. Können Sie sich noch erinnern, wie ein junger Mann in dem ICE Richtung Hamburg auf Sie zukam?

Sehr gut. Das spielte sich kurz vor Hannover ab. Der junge Mann schilderte mir, dass er mit seiner Freundin unterwegs sei und sie bei dem Zugunglück von Eschede ihre Mutter verloren habe. Und wie wichtig es für sie ist, am Gedenkgottesdienst am 2. Juni teilnehmen zu können. Dass es aber zeitlich nicht mehr zu schaffen ist.

Und dann haben Sie nicht lange überlegt und sofort gehandelt.

Als ich von dem Verlust der Mutter hörte, war mir klar: Ich muss helfen. Dementsprechend: Telefon heraus. Einmal telefonieren. Und dann ging es seinen Gang.

Was genau spielte sich in den wenigen Minuten im Hintergrund ab?

Ich habe mit der Verkehrsleitung in Hannover telefoniert. Die Kollegen dort müssen alles regeln. Das OK für den Halt in Eschede kam innerhalb von zwei Minuten. 

Es geht dann ja auch um die Sicherheit in einem kleinen Bahnhof...

Genau. Es muss geschaut werden, ob wir komplett an den Bahnsteig passen, ob wir genug Personal im Zug haben, um gegebenenfalls zu sichern. In Eschede haben wir nur eine Tür geöffnet, weil der Bahnsteig zu kurz war und ja auch nur zwei Leute aussteigen wollten. Die Kollegen in der Zentrale müssen zudem Verzögerungen im Fahrplan einkalkulieren.

Die junge Frau, Charlotte, hat beim Ausstieg versucht, sich bei Ihnen zu bedanken. Sie mussten gleich weiterfahren. Haben Sie gemerkt, wie wichtig das für Charlotte war?

Wie erleichtert sie ist, konnte ich sehen. Für mich zählt in dem Moment, dass die Menschen dort hinkommen, wo sie hinmöchten. Das ist das Wichtigste für mich.

 

Das sagt Charlotte

„Die Selbstverständlichkeit, mit der sie in diesem Moment handelte, und ihre darauf folgende Bescheidenheit haben mich dazu bewegt, Ihnen an dieser Stelle von dem Vorfall zu berichten. Diese große Geste zeugt von enormer Menschlichkeit und hat in mir eine ewig anhaltende, tiefe Dankbarkeit ausgelöst. Für mich war das alles andere als selbstverständlich.“

Silber: Alexander Pojonie

Silber erhält ein DB-Zugbegleiter, der jede Bahnfahrt zu einem Erlebnis macht. „Alexander Pojonie ist ein wahrer Alltagsheld, der mit seiner Herzlichkeit und Menschlichkeit eine rekordverdächtige Fanschar um sich gesammelt hat“, urteilt die Jury.
Silber erhält ein DB-Zugbegleiter, der jede Bahnfahrt zu einem Erlebnis macht. „Alexander Pojonie ist ein wahrer Alltagsheld, der mit seiner Herzlichkeit und Menschlichkeit eine rekordverdächtige Fanschar um sich gesammelt hat“, urteilt die Jury.
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Wenn Alexander  Pojonie einen Zug betritt, fährt die gute Laune mit. Eine rekordverdächtige Zahl von Bahnreisenden hat den Zugbegleiter für die Auszeichnung „Eisenbahner mit Herz“ vorgeschlagen. Als wir ihn am Kölner Hauptbahnhof treffen und ein Passant an einer Treppe stürzt, ist Pojonie sofort zur Stelle.  Wenn andere vorbeilaufen, kümmert er sich um Verbandsmaterial und leistet erste Hilfe. Für seinen Charme, seinen Witz und seine Freundlichkeit im Umgang mit Passagieren gewann er bereits einen Landespreis – diesmal war für die Jury eine Auszeichnung auf Bundesebene fällig. Mal sehen, was nächstes Jahr kommt.

„Bahnkunden sind meine Gäste

DB-Zugbegleiter Alexander Pojonie über Freude und Liebe – und über Wünsche an die Fahrgäste

 

Stress und schlechte Laune – gibt es das bei Alexander Pojonie?

Natürlich. Aber ich weiß, wie ich mit Stress-Situationen umzugehen habe. Wenn es kritisch wird, hilft mir meine Liebe zum Beruf. Sobald ich im Zug bin, ist die schlechte Laune ohnehin weg.

Und jetzt die Auszeichnung als Eisenbahner mit Herz. Was bedeutet diese Wertschätzung für Sie?

Das ist für mich Gänsehaut pur. Es ist für mich eine ganz große Freude, weil ich offensichtlich die Herzen der Fahrgäste erreiche. Ein schönes Gefühl.

Für einen Zugbegleiter gibt es viele Pflichtaufgaben. Wie finden Sie die Zeit, sich intensiv um das Wohlbefinden der Passagiere zu kümmern?

Wir sind nie allein im Zug. Wir sind gemeinsam stark. Der Schaffner gemeinsam mit den vielen Kollegen, die hinter den Kulissen arbeiten.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Mein Lebensmotto ist, dass sich meine Fahrgäste wohl fühlen sollen. Für mich sind Bahnkunden wie Gäste, die ich zu Hause empfange.

Bekannt sind Ihre Gesangseinlagen. Wo haben Sie das Talent dafür entwickelt?

Schon als Schüler habe ich gerne gesungen. Einmal habe ich es geschafft, im Fernsehen den Raab der Woche zu gewinnen. Und das für eine Gesangseinlage, die mich sehr stolz gemacht hat.

Eine kleine Kostprobe, bitte.

(Singt) Junge Leute brauchen Liebe – ohne Liebe kann doch keiner leben…

Ist der ICE Ihre Bühne?

Den Eindruck will ich auf keinen Fall erwecken. Ich mache da schon meine Arbeit. Aber immer mit dem Wunsch, den Fahrgast ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Genießen Sie bei Zugfahrten auch mal die Stille, wenn Sie weniger zu tun haben?

Das tue ich. Gestern bin ich zum Beispiel aus Brüssel gekommen und konnte mir den wunderschönen Sonnenaufgang anschauen. Da konnte ich Energie tanken.

Wenn Sie einen Wunsch an Bahnreisende frei hätten, was wäre das?

Ich würde mir wünschen, dass die Fahrgäste entspannter sind. Nicht zu gestresst. Das ist einfacher gesagt als getan – aber das würde ich mir wünschen.

 

Das schreibt die Einsenderin

„Nach einem verspäteten Flug verpassten wir in München unseren Anschlusszug nach Frankfurt/Wiesbaden. Völlig genervt suchten wir daraufhin ein Hotel und probierten unser Glück mit der Bahn am nächsten Tag. Nach 15 Stunden Rückreise und weiteren viereinhalb Stunden Zugfahrt vor uns konnten wir uns kaum vorstellen, dass unsere Laune sich noch einmal aufrappeln würde. Doch wie das Schicksal es wollte, lernten wir Alexander Pojonie kennen. Letztendlich bin ich sogar froh, dass wir unseren anderen Zug verpasst haben und wir Alexander Pojonie kennenlernen durften. Ich hoffe seitdem, dass wir ihn bei jeder Bahnfahrt treffen.“

Michelle Schmid (Ditzingen)

 

Bronze: Ronald Kwapinski

Bronze hat sich Ronald Kwapinski verdient durch seine selbstlose Unterstützung für den zehnjährigen Dominik. Als der Junge ohne Geld und Monatskarte im Zug auf ihn zukommt, kauft ihm der Transdev-Mitarbeiter auf eigene Kosten ein Ticket.
Der Bronze-Gewinner kam erst spät zur Eisenbahn – nach einer langen Karriere im Maschinenbau. Dafür fährt er jetzt auch als Rentner weiter als Zugbegleiter der NordWestBahn durch die Lande. Sehr zur Freude eines Schuljungen, dem Ronald Kwapinski als Eisenbahner mit Herz selbstlos aus der Patsche half.
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Bronze hat sich Ronald Kwapinski verdient durch seine selbstlose Unterstützung für den zehnjährigen Dominik. Als der Junge ohne Geld und Monatskarte im Zug auf ihn zukommt, kauft ihm der Transdev-Mitarbeiter auf eigene Kosten ein Ticket. „Es ist auch in einem solchen Fall mit einem Kind alles andere als selbstverständlich, dass jemand sein eigenes Geld einsetzt, um helfen zu können“, befindet die Jury.

„Sofort sicher, dass er ehrlich ist“

Transdev-Zugbegleiter Ronald Kwapinski über ehrliche und andere Passagiere, über Großzügigkeit und einen blitzartigen Einfall 

 

Sie sind der Eisenbahner, der einem kleinen Jungen aus der Patsche geholfen hat. Wie sind Sie überhaupt auf ihn aufmerksam geworden?

Wir sind gerade in Bremen vom Hauptbahnhof losgefahren. Da kam der Junge auf mich zu und sprach mich an: Er hätte kein Portemonnaie dabei, kein Geld und auch kein Ticket. Es ging nur um wenige Stationen. Ich kann gar nicht mehr sagen, wie ich blitzartig auf die Idee kam, ihm einen Fahrschein zu kaufen.

Haben Sie überlegt, den Jungen einfach ohne Ticket fahren zu lassen?

Eigentlich nicht. Das ist nicht erlaubt. Der Zug war auch voll und viele Fahrgäste haben die Situation beobachtet. Alle kaufen sich ja ihr Ticket, die Kinder genau wie die Erwachsenen. Deswegen gibt es nur die Möglichkeit, entweder den Passagier aufzuschreiben oder ihm ein Ticket zu kaufen. Man muss auch den Frieden mit den anderen Fahrgästen wahren.

Und jetzt sind Sie Eisenbahner mit Herz…

Damit hätte ich nie gerechnet. Ich habe mich sehr, sehr gefreut, dass die Mutter das so positiv aufgenommen und gemeldet hat. Ich war froh, dass ich dem Jungen geholfen habe. Damit war die Sache für mich erledigt.

Sind Sie generell ein großzügiger Typ?

Es hängt bei mir von der Situation ab. Das war ja auch kein Riesenbetrag. Und als Kontrolleur entwickelt man mit der Zeit ein Gefühl: wer schwindelt einen an, wer schwindelt einen nicht an. Bei Dominik war ich mir sofort sicher, dass er ehrlich ist.

Sie arbeiten im Rentenalter weiter. Was ist das Besondere an dem Beruf?

Ich liebe das Gespräch mit den Kunden, die Betreuung, den Kontakt. Ich wäre kein Mann dafür, vorne alleine in der Lok zu sitzen. Ich suche den Umgang mit den Menschen. 

Ihr Rat an alle Vergesslichen: Was sollte man machen, wenn man sein Monatsticket vergessen hat?

Nicht einfach warten und hoffen, dass einen keiner erwischt. Ich empfehle, jemanden von der Bahn zu suchen und zu fragen, wo der Kontrolleur ist. Dann findet sich eine Lösung. 

 

Das schreibt die Einsenderin

„Normalerweise hätte Dominik sofort auf der Strecke aussteigen müssen oder er hätte eine Strafe bekommen. Was macht der Schaffner? Er kauft  Dominik von seinem eigenen Geld eine Fahrkarte und lässt ihn  damit weiterfahren. Denn Dominik hatte gar kein Geld dabei. So kam er pünktlich zu Hause an. Sonst hätte ich mir um die Uhrzeit sicherlich Sorgen gemacht. Das war doch wirklich supernett von dem Schaffner. VIELEN VIELEN DANK!“

Katharina Urban (Bremen)

 

Social Media Hero: Peter Hohmann

Peter Hohmann ist Eisenbahner mit Herz 2018.
Er ist der beliebteste Eisenbahner der Online-Gemeinde: Peter Hohmann bekam bei der Facebook-Abstimmung die meisten Likes und holte sich zum zweiten Mal den Titel des Social Media Hero.
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Deutschlands Reisende haben den Zugbegleiter Peter Hohmann aus Fulda zum beliebtesten Eisenbahner Deutschlands gewählt. In der von der Allianz pro Schiene organisierten Online-Abstimmung kürten die Kunden den 47-Jährigen mit großem Vorsprung zu ihrem „Social Media Hero“. Damit verteidigte der Zugbegleiter der Deutschen Bahn seinen Titel aus dem Vorjahr. Am Ende sammelte er über 38 Prozent mehr Likes ein als der zweitplatzierte Mario Meier aus Oberbayern.

Hohmann begeistert als Zugbegleiter der Deutschen Bahn auf seiner Stammstrecke von Fulda nach Frankfurt die Reisenden durch seine freundliche, offene Art und seine Hilfsbereitschaft im Umgang mit den Kunden. „Durch ihn sieht man, dass Menschlichkeit doch noch möglich ist“, schreibt eine Facebook-Nutzerin. „Bester  Mann ever“, heißt es in einem anderen Kommentar. „Er hat immer gute Laune und kennt die Dauerpendler.“ Eine frühere Kundin des Social Media Heros bedauert ihren Ortswechsel: „Leider sind wir umgezogen. Wir werden ihn definitiv vermissen. Zug fahren ist nie langweilig mit ihm.“

Seit zwei Jahren vergibt die Allianz pro Schiene beim „Eisenbahner mit Herz“ zusätzlich zu den Jury-Preisen die Auszeichnung „Social Media Hero“. „Hier können alle Bahnkunden im Internet direkt abstimmen“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Mit ihrer Entscheidung zeigen die Reisenden klar und deutlich, dass Peter Hohmann mit seiner herzlichen Art auf einzigartige Weise die Wünsche der Kunden erfüllt.“

 

Lieber Peter, Glückwunsch zur Wiederwahl. Wie fühlt man sich als souveräner Titelverteidiger?

Vielen Dank. Ich freue mich sehr, dass ich gewonnen habe. Erst wollte ich nicht noch einmal mitmachen. Aber es kamen so viele Fahrgäste auf mich zu und haben mich motiviert. Da habe ich mir dann gesagt: Einmal kann man den Titel ja ruhig verteidigen.

Du hast ja eine große Fangemeinde in den sozialen Netzwerken. Hilft Deine Großmutter Dir nach wie vor, im Internet den Überblick zu behalten?

Ja, sie ist vor Kurzem 95 geworden und ist immer noch ständig online und hat die Facebook-Seite vom „Eisenbahner mit Herz“ gut im Blick.

Was uns mit Blick auf die Zukunft noch interessieren würde: Was macht einen guten Eisenbahner aus und was würdest Du dem Nachwuchs mit auf den Weg geben?

Ich bin stetig im Kontakt mit unseren Nachwuchskräften und sage immer: Ansprechbar sein, Präsenz zeigen, Blickkontakt zum Fahrgast aufbauen und vor allem immer ein offenes Ohr haben. Damit bin ich 27 Jahre gut gefahren.

Sonderpreis: Benjamin Ritter & Thomas Wiese

Mit einem Sonderpreis würdigt die Jury Triebfahrzeugführer Benjamin Ritter sowie Zugbegleiter Thomas Wiese von National Express. Beide leisteten 2017 herausragende Dienste, konnten  2018 jedoch nicht am Wettbewerb teilnehmen, da damals noch juristische Ermittlungen liefen.
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Am Abend des 5. Dezember 2017: Der National Express-Triebfahrzeugführer Benjamin Ritter und der Zugbegleiter Thomas Wiese haben Dienst auf dem Rhein-Münsterland-Express, der Linie RE 7. Auf der Strecke fährt ein leerer Güterzug Richtung Rotterdam. Aufgrund von Fehlinformationen aus dem Stellwerk muss Ritter davon ausgehen, dass der vor ihm liegende Streckenabschnitt frei ist. Als er den Güterzug in einiger Entfernung wahrnehmen kann, ist die Kollision unvermeidlich. Er bremst den Zug so stark wie möglich ab und stürmt nach hinten, um seine Fahrgäste zu warnen. Bei Meerbusch-Osterath kommt es zum unvermeidlichen Aufprall und zahlreiche Fahrgäste werden verletzt. Zugbegleiter Wiese kümmert sich – obwohl selbst unter Schock – umgehend um die Verletzten. Glücklicherweise ist eine Krankenschwester an Bord, die tatkräftig mit anpackt. So kann die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte überbrückt werden, ohne dass Panik ausbricht. Die Berichterstattung über den Unfall bewegt Arndt Finkenrath zu einer Nominierung des Triebfahrzeugführers Ritter für den „Eisenbahner mit Herz“. Inge Schürmann war als Passagierin im Zug und nominiert Thomas Wiese. Da die juristische Aufarbeitung des Vorfalls abgewartet werden musste, konnten die Nominierungen im vergangenen Jahr nicht berücksichtigt werden. Nun hat die Jury sich entschieden, das außergewöhnliche Engagement der beiden tapferen Eisenbahner mit einem Sonderpreis zu würdigen. „Ritters und Wieses beherzter Einsatz trug maßgeblich dazu bei, dass der ohnehin schwere Unfall nicht noch weitaus schlimmere Folgen hatte“, lobt die Jury.

Die Landessieger: eine Meister-Elf

Überall sind Eisenbahner mit Herz unterwegs. Deswegen kürt die Jury neben den Bundessiegern auch Landessieger – diesmal aus elf Bundesländern. So kam eine Meister-Elf zusammen.
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Landessieger Bayern

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2019 - Thomas Hindellang

Thomas Hindelang

Triebfahrzeugführer Bayerische Oberlandbahn Meridian

Einsender: Gaby Seydel, Jannik Schubert

 

 

 

 

Reiseführer am Zugsteuer

 

Auf der Strecke von Holzkirchen Richtung München kommt Jannik Schubert kaum noch dazu, sich mit seinen Begleitern zu unterhalten. Wenn Thomas Hindelang den Zug steuert, lauschen die Passagiere fasziniert seinen Durchsagen. Mit gekonnten Streckenbeschreibungen und seinen Oden an den malerischen Tegernsee oder die herrliche Herbstlandschaft wird der Triebfahrzeugführer zum allseits beliebten Reiseführer.

Landessieger Baden-Württemberg

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2019 - Michael Schweiger

Michael Schweiger

Triebfahrzeugführer AVG

Einsenderin:  Silke Becker

 

 

 

 

Erste Hilfe an Heiligabend

 

Eine Weihnachtsgeschichte der besonderen Art schreibt Michael Schweiger mit seinem couragierten Einsatz für einen Passagier, der mit starken Brustschmerzen und einem Kribbeln in der Hand an einer Haltestelle sitzt. Schweiger stoppt den Zug, verständigt sofort den Notarzt und sorgt für den schnellen Transport ins Krankenhaus. „Mit diesem überzeugenden Engagement hat Michael Schweiger wahrscheinlich ein Leben gerettet“, lobt die Jury.

Landessieger Berlin

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2019 - Thomas Lehmann

Thomas Lehmann

Zugbegleiter ODEG

Einsender: Hans-Joachim Nauck

 

 

 

 

„Begeistert und dankbar“

 

Ausweis, Bankarten, Monatskarte verloren – das passiert Passagieren jeden Tag. Ein Glück, wer dann auf einen Eisenbahner mit Herz wie Thomas Lehmann trifft. Der ehrliche Finder ruht auch in der Freizeit nicht, um die wertvollen Sachen an den Reisenden Hans-Joachim Nauck zurück zu geben. „Ich war begeistert und dankbar“, schreibt der.

Landessieger Brandenburg

 

Eisenbahner mit Herz: Nominierte 2019 - Oliver Ott

Oliver Ott

Zugbegleiter ODEG

Einsender: Martin Wenzel

 

 

 

 

Nie mehr ohne ihn

 

So stressig der Alltag auch sein mag, Oliver Ott ist stets ein Eisenbahner mit Herz. Gerade diese Freundlichkeit und Souveränität im täglichen Betrieb beeindrucken Jury und Fahrgäste. Eine Einsenderin möchte gar „nie mehr ohne ihn“ Zug fahren.

Landessieger Hessen

 

Eisenbahner mit Herz: Nominierte 2019 - Peter Hohmann

Peter Hohmann

Kundenbetreuer DB Regio Fulda

Einsender: Sabine Wachholz und andere

 

 

 

 

Die Legende

 

In den Online-Medien ist Peter Homann ohnehin ein Held – der Social Media Hero eben. Die Grundlage dafür legt er immer wieder im wirklichen Leben mit seiner zugewandten, freundlichen, geduldigen Art. Ein Wettbewerb „Eisenbahner mit Herz“ ohne Peter Hohmann ist fast schon nicht mehr vorstellbar.

Landessiegerin Mecklenburg-Vorpommern

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2019 - Yvonne Heise

Yvonne Heise

Kundenbetreuerin Usedomer Bäderbahn

Einsender: Mario Bointner

 

 

 

 

Die Alltagsheldin

 

Ein Trost für einen Jungen, der den ersten Zahn verliert. Eine freundliche Geste für einen älteren Fahrgast. Diese große Herzlichkeit begeistert Jury wie Passagiere gleichermaßen. „Solche Mitarbeiter/-innen wünscht man sich täglich, wenn man mit öffentlichen Verkehrsmitteln reist“, schreibt Bahnkunde Mario Bointner.

Landessieger Niedersachsen

 

Eisenbahner mit Herz: Nominierte 2019 - Heinz Korte

Heinz Korte

Bahnhofsmitarbeiter DB Station & Service

Einsenderin: Hildburg Kautzsch

 

 

 

 

Zum Durchblick verholfen

 

Als sie sich bei einem Autounfall verletzt, verliert Hildburg Kautzsch auch noch ihre Brille. Da kann die Bahn helfen – oder genauer Heinz Korte. Er organsiert nicht nur den Fahrkartenkauf, sondern schenkt der Frau auch noch eine Lesebrille. So kann sie sehenden Auges nach Hause fahren und findet zugleich einen Eisenbahner mit Herz.

Landessieger Nordrhein-Westfalen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2019 - Shawn Glaeser

Shawn Glaeser

Zugbegleiter DB Fernverkehr Dortmund, DB Fernverkehr Münster

Einsender: Helge Vieweg

 

 

 

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2019 - Jonna Upmeyer

Jonna Upmeyer

Zugbegleiterin DB Fernverkehr Dortmund, DB Fernverkehr Münster

Einsender: Helge Vieweg

 

 

 

 

Sturm gemeistert

 

Ein Sturm, der den Fernverkehr zum Erliegen bringt, und ein zwölfjähriger Junge allein im Zug. Da springt der Zugbegleiter Shwan Glaeser zusammen mit Jonna Upmeyer, die gar nicht im Dienst ist, ein. Beide kümmern sich rührend um Robin, ersparen ihm eine Übernachtung im Hotelzug und so gelangt der Junge sicher zurück zu seinen Eltern in Lohne bei Hamm. 

Landessieger Sachsen

 

Eisenbahner mit Herz Nominierte 2019 - Jan Krehl

Jan Krehl

Triebfahrzeugführer railmen Sachsen

Einsender: Andreas Schreiber

 

 

 

 

Mit Herz und Verstand durch einen schweren Tag

 

„In einem äußerst schweren Moment für jeden Eisenbahner zeigt Jan Krehl Menschlichkeit und Persönlichkeit“ – so schreibt die Jury über den Triebfahrzeugführer. Als der Zug ausgelöst durch einen Selbstmörder einen Unfall erleidet, setzt Jan Krehl nicht nur einen Notruf ab und informiert die Passagiere. Mehrfach geht er auch durch die Waggons, steht den Fahrgästen Rede und Antwort und beruhigt sie.  Eine großartige Leistung, findet auch die Jury.

Landessieger Schleswig-Holstein

 

Eisenbahner Mit Herz Nominierte 2019 - Klaus Radix

Klaus Radix

Kundenbetreuer DB-Regio Schleswig-Holstein

Einsender: Christian Stolz

 

 

 

 

Als Geldbote den Urlaub gerettet

 

Einen Urlaub zu retten – das gelingt auch einem Zugführer nicht jeden Tag. Klaus Radix hat es vollbracht. Aus Versehen fährt eine Leipzigerin mit dem Portemonnaie eines Freundes im Rucksack von der Ostsee zurück in die Heimat. Ihr Bekannter Christian Stolz will am nächsten Tag in den Urlaub fahren - aber ohne Geld und Papiere? Zugführer Klaus Radix bietet sich als Geldbote an und bringt mit der nächsten Tour nach Flensburg alles zurück zum überglücklichen Besitzer.

Landessiegerin Thüringen

 

Eisenbahner mit Herz: Nominierte 2019 - Gabriele Kiesel

Gabriele Kiesel

Zugbegleiterin Abellio

Einsenderin: Daniela Danz

 

 

 

 

Doppelte Hilfsbereitschaft

 

Gleich zweimal leistet Gabriele Kiesel Hilfe, als Daniela Danz ihren Koffer sucht und ihr Anschlusszug losfährt. Die Zugbegleiterin lässt Danz noch zusteigen und informiert die Polizei, über die der Koffer den Weg zurückfindet zur erleichterten Besitzerin.

Die Siegergala 2019 in Bildern

Nach der Preisverleihung ging es in den Speisesaal des Kaiserbahnhofs in Potsdam.
Auf einer festlichen Gala im Kaiserbahnhof in Potsdam wurden die Preisträgerinnen und Preisträger für ihr Engagement ausgezeichnet. Unser Fotograf hat den Abend in Bildern festgehalten.
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Alle Fotos der Siegergala in voller Auflösung herunterladen

 

Sieger 2018

Die "Eisenbahner mit Herz 2018"-Sieger stehen fest: Bahnkunden hatten bis zum Januar rund 200 Geschichten an die Allianz pro Schiene geschickt. Aus den besten Reisegeschichten kürte die Jury die Gold-, Silber- und Bronze-Preisträger sowie die Landessieger aus acht Bundesländern. Erstmals wurde außerdem der "Social Media Hero" geehrt, der auf Facebook knapp 6.000 "Gefällt-mir"-Angaben von den Bahnkunden erhielt.

Gold: Hartmut Dreßler

Hartmut Dressler erhielt 2018 die GOLD-Auszeichnung für den Wettbewerb Eisenbahner mit Herz der Allianz pro Schiene
Mit Gold ehrt die Jury ICE-Zugchef Hartmut Dreßler, der während des Orkans Xavier einen liegengebliebenen Zug vorbildlich gemanagt hat. Der Mitarbeiter von DB Fernverkehr Berlin „ist mit Herzblut für seine Fahrgäste dagewesen“, urteilte die Jury.
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Das schreibt der Einsender:

Philipp Reske fährt am 5. Oktober 2017 mit dem ICE. Wegen des Orkans Xavier bleibt sein ICE zunächst stundenlang am Bahnhof Ludwigslust stehen. Irgendwann fällt die Stromversorgung aus, und die Fahrgäste verbringen weitere sechs Stunden in einem dunklen, auskühlenden Zug. Einziger Lichtblick ist Hartmut Dreßler, „der beste Zugchef ever!“, schreibt der Einsender. Sein Eisenbahner hat zu jeder Zeit gute Laune. Als klar ist, dass es gar nicht mehr weiter geht, quartiert er alle Fahrgäste mit Hilfe des Katastrophenschutzes, der Feuerwehr und des Deutschen Roten Kreuzes in einer Sporthalle ein, sorgt für Feldbetten, Gulaschsuppe und Bohneneintopf. Dreßler schläft die ganze Nacht nicht, und doch hat er am nächsten Morgen eine gute Nachricht für seine nicht-mehr-Zuggäste: es kommen Busse, die nach Hamburg und zurück nach Berlin fahren. Zuvor aber solle jeder noch ein Brötchen essen. Reske schreibt bewundernd: „Hartmut Dreßler hat immer noch Späße gemacht, obwohl er so etwas in 40 Dienstjahren nicht erlebt hat.“

Philip Reske (Buxtehude)

 

Das sagt die Jury:

Der Mitarbeiter von DB Fernverkehr Berlin „ist mit Herzblut für seine Fahrgäste dagewesen“, urteilte die Jury. „Durch seine Fürsorglichkeit hat er ein Katastrophenszenario in ein unvergessliches Gemeinschaftserlebnis verwandelt, während sich das restliche Bordpersonal bereits abgesetzt hatte.“

„Es kann nicht immer die Sonne scheinen“

ICE-Zugchef Hartmut Dreßler über Tränen nach dem Orkan und Deutschlands Wiedervereinigung auf der Schiene

 

Herr Dreßler, muss erst ein Orkan kommen, damit sich die Menschen näher kommen?

Normalerweise nehme ich meine Fahrgäste nicht zum Kuscheln in den Arm, aber nachdem wir gemeinsam einen Tag in dem ausgekühlten Zug verbracht haben und dann noch eine Nacht in der Turnhalle, da sind mir beim Abschied schon die Tränen gekommen. So schön war das. Fast familiär.

 

Sie sind erst ganz zum Schluss in den Bus nach Berlin gestiegen. Wie der berühmte Kapitän, der als letzter von Bord geht.

Aber vorher habe ich noch gesagt: Ohne Frühstück fährt hier keiner weg. Und so war’s dann auch.

 

Wie schlimm war denn der Orkan?

Als unser Zug in Ludwigslust gestrandet ist, stand ganz in der Nähe ein Baum an der Strecke. Nachher stand der nicht mehr da. Natürlich kann nicht immer die Sonne scheinen, aber so ein Unwetter habe ich in 40 Dienstjahren nicht erlebt.

 

40 Dienstjahre? Dann waren Sie ja schon von Anfang an bei der Bahn.

Die Eisenbahn war meins. Ich wollte immer reisen und habe als Kind unter der Bettdecke mit der Taschenlampe Reisemagazine gelesen. Dabei habe ich mir dann die Augen verdorben, was doof war. Denn mit Brille konnte man in der DDR nicht Lokführer werden. Also lernte ich Zugbegleiter.

 

Aber mit der Reiselust war das in der DDR ja nicht so leicht.

Stimmt, wir hatten diesen Gartenzaun, aber ich habe sofort ein Auge auf den internationalen Verkehr geworfen. Da fuhr der D-Zug Berlin – Warschau. Und dann bekam ich das Angebot, im Transitverkehr in den Westen zu fahren.

 

Wie viele Ihrer Kollegen hatten so eine Erlaubnis?

Wir waren etwa 30 Reichsbahner, die fahren durften. Wir sind auch über Nacht im Westen geblieben und haben regelmäßig gemütlich mit den Bundesbahnern geschnattert. Manche von den Kollegen sind auch heute noch im Dienst.

 

Was dachten Sie über den Westen?

Es gab dort viel mehr Bananen, und endlich konnte ich mir jede Menge Bahnhöfe ansehen. Aber im Ernst: Es ist ein großes Glück, dass wir den Mauerfall erlebt haben. Ich werde nie vergessen, wie voll die Züge nach Westberlin waren: Wir hatten so viele Fahrgäste, dass wir fast auf dem Drehgestell gefahren sind. Mehr als Tempo 40 war da nicht drin.

 

Jetzt sind Sie Eisenbahner mit Herz. Was kann danach noch kommen?

Nix mehr. Jetzt kommt nur noch die Rente. Und dann werde ich ... raten Sie mal?

 

Verreisen und Bahnhöfe ansehen.

Ganz genau.

Silber: Recep Buluter

Recep Buluter erhielt 2018 die SILBER-Auszeichnung für den Wettbewerb Eisenbahner mit Herz der Allianz pro Schiene
Silber erhält der ICE-Zugbegleiter Recep Buluter, der sich einer Horde von randalierenden Hooligans entgegenstellte und die Fahrgäste vor deren Übergriffen schützte. Der Mitarbeiter von DB Fernverkehr Hannover „ist ein mutiger Mensch, der auch an seinem Platz bleibt, wenn es brenzlig wird“, begeisterte sich die Jury.
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Das schreibt der Einsender:

Robert Mewes ist beeindruckt über einen Vorfall im ICE nach Berlin: Fußballfans der Hertha geraten nach einem klar verlorenen Auswärtsspiel außer Rand und Band. Sie rauchen, kleben Aufkleber ihres Clubs überall hin und reißen die Wandverkleidung runter. Zugbegleiter Recep Buluter greift ein und wirkt auf die meisten Fans beruhigend. Bei anderen zeigen seine Worte dagegen keine Wirkung. Als einige von ihnen Fahrgäste belästigen und anpöbeln, ruft er die Bundespolizei und verweist die Störer des Zuges. „Auch hier sorgt sein umsichtiges Auftreten dafür, dass die Lage an Bord nicht eskaliert. So viel Einsatz und Besonnenheit sollten gewürdigt werden.“

Robert Mewes (Möchengladbach)

 

Das schreibt die Jury:

Der Mitarbeiter von DB Fernverkehr Hannover „ist ein mutiger Mensch, der auch an seinem Platz bleibt, wenn es brenzlig wird“, begeisterte sich die Jury. Allerdings sei künftig auch die Politik gefragt, um Bahnbetreiber, Zugpersonal und die Reisenden besser vor gewaltbereiten Fußballfans zu schützen.

„Wenn sie verlieren, drehen sie durch“

ICE-Zugbegleiter Recep Buluter über Hooligans und wann für ihn der Spaß beim Fußball aufhört

 

Herr Buluter, Sie sehen nicht so aus, aber schauen Sie schon mal Fußball?

Natürlich! Ich bin leidenschaftlicher Hannover 96-Fan. Mit einem kleinen Etat bringt dieser Club wirklich einiges zu Stande.

 

Haben Sie also Verständnis für Fans, die an Bord der Züge ein bisschen Dampf ablassen?

Wenn Fans singen und feiern, dann habe ich dafür ein Grundverständnis. Sogar eingefleischte Hooligans haben übrigens fast immer vorbildlich gebuchte Fahrkarten – mit Platzreservierung. Erst wenn der Alkohol dazu kommt und wenn ihre Mannschaft verliert, dann drehen sie manchmal durch. 

 

Wie bei dem verlorenen Auswärtsspiel der Hertha.

Das war schon wild: Wir haben sofort die erste Klasse abgesichert und das Bordbistro, aber in der zweiten Klasse war die Lage außer Kontrolle. Sobald andere Reisende bedroht und belästigt werden und mein Zug beschädigt wird, hört bei mir jedes Verständnis auf. Da stelle ich mich vor meine Fahrgäste.

 

Hatten Sie keine Angst?

Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Und ich wirke selber nicht aggressiv. Einige der Randalierer konnte ich mit Vernunft beruhigen. Beim Rest musste dann die Polizei durchgreifen.

 

Die Jury fand Ihr Eingreifen mutig, und jetzt sind Sie Eisenbahner mit Herz.

Ich war sprachlos, als ich das erfahren habe. An meinem freien Tag rief mich mein Gruppenleiter um 6.44 Uhr an.

 

Arg früh, oder?

Das dachte ich auch. Also schlief ich weiter und rief dann mit dem ersten Kaffee in der Hand zurück. Er sagte: „Herzlichen Glückwunsch“. Fast ist mir die Tasse aus der Hand gefallen.

 

Wenn Sie Ihren türkischen Verwandten daheim von Ihrer Arbeit erzählen, welche Reaktionen kriegen Sie da?

Im Ausland ist es immer noch wenig bekannt, wie modern unsere Eisenbahn ist. Wir sind top in Europa. Und unsere Fahrgäste - das ist wirklich wie im Fußball: Die Deutschen sind 80 Millionen Bahnchefs.

 

Wenn es eine Eisenbahn-Weltmeisterschaft gäbe, wo sehen Sie die Deutsche Bahn?

Ganz klar: Anwärter auf den Titel.

 

 

Bronze: Swen Sengebusch

Swen Sengebusch erhielt 2018 die BRONZE-Auszeichnung für den Wettbewerb Eisenbahner mit Herz der Allianz pro Schiene
Bronze gewinnt der NordWestBahn-Lokführer Swen Sengebusch, der einen vergessenen Koffer mit Babynahrung aus den Fängen der Polizei befreite und ihn höchstpersönlich auf die letzte Fähre zur Nordseeinsel Langeoog dirigierte.
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Das schreibt die Einsenderin:

Susanne Bauer-Wermuth macht eine Familienreise auf die Nordseeinsel Langeoog. Weil sie Anschluss-Pech haben, verzögert sich die Reise der vier Erwachsenen und fünf Kinder um eine Stunde. Das ist vor allem für die beiden Babys, vier und sechs Monate alt, sehr nervenaufreibend. Bei einem weiteren Umstieg lässt Bauer-Wermuth in dem ganzen Trubel einen der vier Koffer versehentlich auf dem Bahnsteig stehen. Das fällt ihr erst 20 Minuten später auf. Inzwischen hat der Koffer allerdings schon die Bundespolizei auf den Plan gerufen. Just in diesem Koffer befinden sich allerdings sämtliche Babysachen. Buchstäblicher Retter gegen die Hungersnot ist jetzt der Lokführer Swen Sengebusch. Der NordWestBahn-Mitarbeiter erkennt die Zwickmühle seiner Fahrgäste und handelt sofort. Er erwirkt als erstes, dass der Koffer wieder aus der Sicherungsverwahrung kommt. Dann teilt er seinen Fahrgästen mit, dass er heute diese Strecke nochmal fahren und dabei den Koffer mitnehmen werde. Schließlich sorgt er dafür, dass ein Busunternehmen den Koffer bis zur Küste transportiert und auf das letzte Schiff zur Insel an diesem Tag bringt. „Swen Sengebusch hat meinem Baby und mir den Urlaub gerettet! Wir hatten noch am selben Abend den Koffer auf der Insel und damit rechtzeitig für die abendliche Flasche Milch! Für mich war das die hilfsbereiteste Tat, die ich je von einem Bahnmitarbeiter erfahren habe! Es verdient meinen größten Dank und Anerkennung!“

Susanne Bauer-Wermuth (Ochsenfurt)

 

Das schreibt die Jury:

„Mit beachtlichem logistischem Wissen hat dieser Triebfahrzeugführer seinen Fahrgästen den Urlaub gerettet“, lobte die Jury. „Swen Sengebusch bewegt nicht nur Züge, sondern auch Polizeibeamte, Busfahrer und das Fährpersonal: Wirklich ein Meister der Reisekette.“

„Die letzte Fähre nach Langeoog – das ist doch Ehrensache“

NordWestBahn-Lokführer Swen Sengebusch über knifflige Anschlussketten und Notbremsungen an Bahnübergängen

 

Herr Sengebusch, die Jury lobt Sie als Meister der Anschlusskette. Wussten Sie überhaupt, wie dramatisch das mit der letzten Fähre nach Langeoog ist?

Ich hatte mal eine Freundin, die von Langeoog kam. Und obwohl die Insulaner ja sonst sehr entspannt sind, bei der letzten Fähre am Abend auf die Insel, da geht es um was. Die darf man nicht verpassen.

 

Der Koffer mit dem Babybrei war bei der Bundespolizei, das Bombenräumkommando schon unterwegs und Sie haben Ihren Fahrgästen trotzdem Mut gemacht?

Ich dachte, das ist doch Ehrensache, dass dieser Koffer noch am selben Abend auf die Insel kommt. Aber natürlich konnte ich das nicht fest versprechen. Die Eisenbahn mit ihren Anschlüssen ist ein komplexes System. In so einem Fall müssen alle zusammenarbeiten: Fahrgäste, Polizei, Lokführer, Busfahrer, Fährpersonal.

 

Also war es gar nicht Ihr Verdienst?

Es gehört auch Glück dazu. Zufällig hatte ich an diesem Tag Verstärkung an Bord. Eine Kollegin musste ihre Streckenkunde auffrischen und konnte den Zug weiterfahren. Wäre ich allein im Führerhaus gewesen, hätte ich nicht so intensiv nach den Besitzern des Koffers forschen können.

 

Steht Ihnen das Glück auch sonst zur Seite?

Unbedingt. Ich hatte schon mehrere Beinahe-Unfälle an Bahnübergängen. Einmal stand ein Pkw auf den Gleisen. Trotz Notbremsung habe ich ihn am Kotflügel erwischt. Das Auto mit einer ganzen Familie drin flog in den Straßengraben. Ich schaute aus dem Zug, und sah: Da steigt Rauch auf.

 

Und dann?

Ich bin rausgesprungen und war auf alles gefasst. Aber der Rauch war zum Glück nur Kühlwasser. Ich war dananch außer Dienst und wurde nach Hause gebracht. Dort habe ich es aber nicht ausgehalten und fuhr ins Krankenhaus. Da sagten sie mir, dass die Familie schon wieder entlassen worden war.

 

Wie gut haben Sie die Orkane in letzten Jahr überstanden?

Gegen entwurzelte Bäume habe ich eine Handsäge an Bord. Ganz so leicht lassen wir uns nicht aufhalten. Auch wenn in den Zeitungen oft was anderes steht. Unsere Fahrgäste wissen das besser: In der Not sind wir für sie da.  

Social Media Hero: Peter Hohmann

Peter Hohmann ist Eisenbahner mit Herz 2018.
Erstmals hatten die Reisenden in diesem Jahr auch die Möglichkeit, auf Facebook einen Publikumspreis zu vergeben. Unangefochtener Sieger ist demnach DB Regio-Zugbegleiter Peter Hohmann, der zum Stichtag 5.802 Likes von Pendlern bekommen hatte.
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Erstmals hatten die Reisenden in diesem Jahr auch die Möglichkeit, auf Facebook einen Publikumspreis zu vergeben. Unangefochtener Sieger ist demnach DB Regio-Zugbegleiter Peter Hohmann, der zum Stichtag 5.802 Likes von Pendlern bekommen hatte.

Das schreibt der Einsender

Frank Dieter pendelt regelmäßig nach Frankfurt am Main. Dabei fällt ihm seit Jahren der DB Regio-Zugbegleiter Peter Hohmann auf: „Man hat als Fahrgast das Gefühl, dass Herr Hohmann all seine "Gäste" persönlich kennt, da er mit fast jedem einen kurzen Smalltalk hält, worüber die Fahrgäste sichtlich erfreut sind“, schreibt der Einsender. Er habe schon mehrfach beobachten können, wie Hohmann den Reisenden ein Lächeln ins Gesicht gezaubert habe. Und das mache er schon viele Jahre. Für Dieter ist da „ein wahrer Eisenbahner mit Herz“ an Bord seines RE.

Frank Dieter

Das schreiben die Facebook-Fans

"Mit Peter an Bord lassen sich selbst legendäre Verspätungen ertragen." - Simone D.

"Solche Menschen braucht die Welt." - Ira D.

"Wenn Herr Hohmann Dienst hat, freut sich der ganze Zug" - Petra G.

"Der freundlichste Bahnmitarbeiter, den ich kenne." - Harald K.

"Ein großartiger Mann! Er hat mir schon so oft meine Stimmung gerettet und mir Mut gemacht." - Monsder S.

 

„Ich rede lieber mit echten Menschen“

DB Regio-Zugbegleiter Peter Hohmann im Interview

 

Herr Hohmann, Sie haben in fünf Tagen 6.000 Likes bei Facebook bekommen und mehr als 1.000 Kommentare. Haben Sie schon alle gelesen?

Nein, hundert habe ich geschafft, aber dann brauchte ich eine Pause. Ich habe keinen Computer zu Hause. Keinen Laptop. Nicht mal einen Drucker. Das ist alles nix für mich. Ich rede lieber mit echten Menschen.

 

Wie? Sie überleben ohne Facebook-Profil?

Wenn ich dazu etwas wissen will, dann frage ich meine Großmutter. Die weiß mit Facebook Bescheid, hat Whatsapp und druckt mir auch mal was aus. Sie ist 94 und noch gut in Schuß.

 

Dann sind Sie ja in Ihrer neuen Rolle als „Eisenbahner mit Herz“ und „Social Media Hero“ in besten Händen.

Guten Rat kann ich wirklich brauchen. Seit die Nachricht öffentlich ist, habe ich keine ruhige Minute mehr. Radio, Fernsehen, alle wollen mit mir sprechen. Und die Nachbarn haben es in der Zeitung gelesen und fragen …

 

Was denn?

.. ob ich jetzt überhaupt noch arbeiten muss. So berühmt wie ich bin. Oder ob ich ihnen eine Autogrammkarte geben könnte.

 

Wie fühlt sich das an?

Stressig.

 

Offenbar sind Sie ein überaus großartiger Zugbegleiter.

Ich hatte gerade mein 25. Dienstjubiläum. Und mein Job, ja, der macht mir Spaß. Ich denke, dass ich die nächsten 20 Jahre auch noch sehr gut bei der Bahn rumkriege. Obwohl: Einer meiner Fahrgäste ist ein hochkarätiger Manager und wollte mich abwerben.

 

Peter Hohmann im Frankfurter Bankenviertel – das wäre doch was.

Um Gotteswillen. Meine Pendler machen sich schon Sorgen, wenn sie mich mal drei Tage nicht auf dem Zug sehen, weil ich eine andere Schicht fahre. Nein, ich kann hier nicht weg.  

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