Fakten und Finanzierungsmöglichkeiten

Die Bedeutung und Potenziale einer intakten ländlichen Bahnhofsinfrastruktur wurde spätestens mit der temporären Einführung des 9-Euro-Tickets im Sommer 2022 deutlich: Rund 30 Prozent der Deutschen leben in ländlichen Räumen. Sie konnten jedoch nur dann von dem Sonderangebot profitieren, wenn entsprechende verkehrliche Voraussetzungen wie zum Beispiel eine Anbindung an die Schieneninfrastruktur und ein Verkehrsangebot mit günstigen Taktungen erfüllt waren. Entsprechend konnte auch der regionale Tourismus in ländlichen Räumen nur dann vom 9-Euro-Ticket profitieren, wenn die Orte mit dem Öffentlichen Verkehr (ÖV) gut erreichbar waren.

Darum ist es erfreulich, dass Bahnhöfe nach jahrzehntelangem Fokus auf Infrastrukturen für den Motorisierten Individualverkehr (MIV) auch raum- und verkehrspolitisch wieder einen neuen Stellenwert einnehmen: So hat das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) 2022 das Gesamtprogramm BahnhofskonzeptPlus auf den Weg gebracht, mit dem bis zum Jahr 2030 mehr als 3000 Verkehrsstationen und Empfangsgebäude modernisiert werden sollen, um die Attraktivität kleinerer und mittlerer Bahnhöfe zu steigern.[1] Aber auch andere Ministerien fördern Mobilitätsstandorte in ländlichen Räumen. So unterstützt etwa das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) mit dem Förderprogramm LandStation – Verknüpfte Mobilität in ländlichen Räumen modellhafte Projekte, die Mobilitätsstationen und Mehrfunktionshäuser innovativ kombinieren.

Die Bahnen, Kommunen und Bürgerinitiativen können sich auch viele weitere Maßnahmen einer Bahnhofsmodernisierung durch investive Programme fördern lassen. Weitere Förderprogramme sind zum Beispiel:

Bund und Länder sollten dabei auch private Eigentümerinnen und Eigentümer als förderfähig deklarieren, um einen größeren Spielraum für die Modernisierung von Bahnhöfen zu schaffen.

Um die Verkehrswende in den Kommunen zu unterstützen, sollten die Länder außerdem die Gründung und den Fortbestand regionaler Vernetzungsstellen nach Vorbild der Bahnhofskompetenzstelle des VBB oder des Zukunftsnetz Mobilität NRW finanziell fördern.

Solche Kompetenz-Hubs sollten bei Aufgabenträgern oder Verkehrsverbünden als Besteller des ÖPNV verankert sein. Sie sollten Kommunen neben der Beratung zu kommunalem Mobilitätsmanagement auch Unterstützung bei der Integration von Sharing-Angeboten und On-Demand-Services anbieten.

Die Vernetzungsstellen sollten den Kommunen und allen weiteren Akteursgruppen, die einen Bahnhof revitalisieren wollen, mit folgendem Leistungsspektrum zur Verfügung stehen:

  • Beratung zu geeigneten Standortkonzepten,
  • Beratung zu geeigneten Landesförderprogrammen,
  • Klärung des Flächenbedarfs,
  • Hilfestellung bei der Planung und Umsetzung der Konzepte sowie
  • Vernetzung der einzelnen Kommunen des Landes in Workshops zum Erfahrungsaustausch.

[1] Der Mitteleinsatz wurde im Jahr 2024 gekürzt. Das Programm wird weiter fortgesetzt.