„Dobrindts Verkehrspolitik wird immer unsinniger“

Streichpläne bei DB Cargo: Über 200 Güterverladestellen vor dem Aus?

Im Paderborner Güterbahnhof werden Container mit Zement transportiert
Im Paderborner Güterbahnhof werden Container mit Zement transportiert

Berlin, den 7. Juni 2016. Über 200 Güterverladestellen im deutschen Schienennetz stehen offenbar vor dem Aus. Am Mittwoch berät der Aufsichtsrat der Deutschen Bahn auf einem außerordentlichen Treffen über die Zukunft der Standorte. Vor allem der Osten Deutschlands ist von den Streichplänen betroffen, mehr als 80 Güterverladestellen müssten dort ihren Betrieb einstellen.

Für Speditionsunternehmen in diesen Regionen würde damit eine Alternative zum Transport mit dem LKW wegfallen, wie der Vorstandsvorsitzende der Havelländischen Eisenbahn, Günther Alsdorf, im rbb-Fernsehen am Beispiel der Güterverladestelle Wustermark erklärt: „Wustermark fällt aus dem Katalog der zu befahrenden Güterverkehrsstellen. Das heißt, ein neutraler Logistiker wird diese Verkehrsstelle nicht mehr ohne Weiteres finden und auch nicht mehr anfahren.“

„Dobrindts Verkehrspolitik wird immer unsinniger.“

„Die Verkehrspolitik des Bunds ist zutiefst widersprüchlich“, sagt Richard Mergner, stellvertretender Vorsitzender der Allianz pro Schiene und verkehrspolitischer Sprecher beim Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) am Dienstag in Berlin. „Einerseits soll laut Koalitionsvereinbarung der umweltfreundliche Schienengüterverkehr gestärkt werden. Andererseits verbilligt dieselbe Bundesregierung durch ein Absenken der Mautsätze den Lkw-Verkehr und verteuert die Schiene durch steigende Trassenpreise sowie eine angehobene EEG-Umlage. Dann darf man sich auch über einen Rückzug der DB Cargo aus der Fläche nicht wundern. Als Konsequenz gibt es immer mehr LKW auf Deutschlands Straßen und der CO2-Ausstoß steigt und steigt. Dobrindts Verkehrspolitik wird immer unsinniger.“

Handlungsbedarf: Die Schiene muss attraktiv bleiben

Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege fordert den Verkehrsminister auf, nun gegenzusteuern. „Als Sofortmaßnahme muss jetzt die Stromsteuer für den elektrischen Schienenverkehr gesenkt werden, das stärkt die Güterbahnen im Wettbewerb mit dem Lkw. Der EU-Vergleich zeigt, dass sich Deutschland die zweithöchste Bahnstromsteuer leistet. Außerdem müssen die Weichen für längere und effizientere Güterzüge gestellt werden. Im Entwurf zum neuen Bundesverkehrswegeplan sind zahlreiche kostengünstige und schnell umsetzbare Ausbaumaßen noch in der Warteschleife. Die müssen jetzt zügig bewertet und umgesetzt werden, sonst bleiben längere Züge ein Wunschtraum.“

Tonnenschwere Papierrollen werden auf einer Güterverladestelle auf einen Waggon geladen
Tonnenschwere Papierrollen werden auf einer Güterverladestelle auf einen Waggon geladen

Erst kürzlich hatte der EU-Rechnungshof die EU-Kommission und einige Nationalstaaten, darunter auch Deutschland, wegen mangelnder Bemühungen um die Verlagerung des Güterverkehrs von der Straße auf die Schiene gerügt. Der Marktanteil der Güterbahnen in Deutschland stagniert seit Jahren bei gut 17 Prozent. Mehr als 71 Prozent aller Transporte werden mit LKW durchgeführt.

 

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