Die Bahnbranche gehört zu den klassischen Männerdomänen. Aber muss das so bleiben? Nein. Und man findet sie schon heute, die erfolgreichen Frauen bei der Eisenbahn: Carmen Maria Parrino (40) ist Geschäftsführerin bei Abellio Rail Mitteldeutschland und sorgt für Kundenfreundlichkeit auf über 1.000 Schienenkilometern.
Rein männlich war die Geschäftsführungsrunde der Abellio GmbH bisher, nun ist eine Frau dazugekommen: Carmen Maria Parrino verstärkt seit Mitte März die Leitung der Tochtergesellschaft Abellio Rail Mitteldeutschland. Dass sich die Herren über eine Frau im Team freuen war selbstverständlich. Großes Aufheben wurde über die Steigerung der Frauenquote in der Führungsetage aber nicht gemacht.
Das hatte Parrino auch gar nicht erwartet – aus Erfahrung weiß sie schließlich, dass Emotionen zeigen nicht gerade eine männliche Stärke ist. Sie wechselte von der Dienstleistung zur Industrie, vom Geld zur Bahn, aber „egal, wo ich hinging, meistens hatte ich männliche Kollegen.“ Dass sie ausgerechnet bei Abellio in der Bahnbranche landen würde, hätte die bis dato leidenschaftliche Autofahrerin trotzdem nicht gedacht.
Angefangen hat alles im Frankfurter Bankenviertel, wo Carmen Maria Parrino eine Ausbildung zur Bürokauffrau absolvierte. Weil sie Spaß an der Arbeit hatte und immer alles ganz genau verstehen wollte, begann sie nach der Ausbildung noch ein Abendstudium in BWL. Die Doppelbelastung durch Arbeit und Studium war extrem, aber Parrino sah auch die Vorteile: „Alles, was ich abends an der Uni gelernt habe, konnte ich morgens im Unternehmen sofort umsetzen.“ Etwas blieb dann aber doch auf der Strecke. „Familie und Beruf – ich wüsste nicht, wie ich das unter einen Hut bekommen sollte.“
Nach 17 Jahren in der Bankenbranche wechselte Parrino „auf die Seite der Produktion“. Dem Bankensektor trauert sie nicht hinterher. Seit ihrem Wechsel zu Abellio in die Bahnindustrie lässt sie ihr Auto auch mal in der Garage stehen. „Mittlerweile erkunde ich das Land gerne mit der Bahn“, schmunzelt Parrino.
Im März 2016 zog sie weiter nach Halle. Dort ist sie die erste Frau in der Geschäftsführung der Abellio Rail Mitteldeutschland GmbH. Als Teil der Dreier-Spitze ist Parrino zuständig für die Bereiche Finanzen und Controlling, IT, Tarif sowie Vertrieb und Erlösmanagement.
Gerade hat Abellio den Betrieb des 575 Kilometer langen Saale-Thüringen-Südharz-Netzes aufgenommen. Da braucht es natürlich neue Mitarbeiter. „Gerade im Bereich Kundenbetreuung arbeiten viele Frauen, während beispielswiese Triebfahrzeugführer fast ausschließlich männlich sind. Frauen sind das Gesicht nach außen, aber wenn es um Technik geht, sind dann doch eher die Herren am Werk.“ Muss das eigentlich so sein?
„Nein“, sagt Carmen Maria Parrino und wünscht sich, „dass mehr Frauen sich trauen, in Männerdomänen einzusteigen.“ Durch die Schule könnten Mädchen an Technik herangeführt und traditionelle Rollenbilder aufgebrochen werden. Für Parrino selbst war es nie ein Thema, dass in ihrem Umfeld fast nur Männer arbeiteten. Besonders ihr erster Chef gab ihr das nötige Vertrauen und bestärkte sie darin, ihren eigenen Weg zu gehen.
Dabei sei es gerade in der Verkehrsbranche wichtig, dass Frauen nicht wie Männer werden, sondern Weiblichkeit mitbringen, um einen Wandel zu schaffen. „Unser Verkehrssystem ist hauptsächlich von älteren Männern erdacht und gemacht worden. Wir wollen aber eine junge Generation ansprechen. Die Eisenbahn muss freundlicher werden.“ Mit einem Lachen fügt sie hinzu: „Und schöner!“
Das macht Abellio in Punkto Chancengleichheit: Eltern- und Kindererziehungszeiten, Teilzeitarbeit und Karrieremöglichkeiten unabhängig vom Geschlecht, gleiche Bezahlung, neutrale Bewertung einer Kinderpause im Recruiting, Teilnahme am Girls Day
Händeringend gesucht: Fahrpersonal, Werkstattpersonal, MitarbeiterInnen in der Verwaltung
Die Bahnbranche gehört zu den klassischen Männerdomänen. Aber muss das so bleiben? Das Frauennetzwerk der Allianz pro Schiene unterstützt und vernetzt Unternehmen beim Thema Frauenförderung und Chancengleichheit.