Erfolgreiche Regionalbahnen
1. Baden-Württemberg: Schönbuchbahn
Eigentlich war auf der Strecke Böblingen und Dettenhausen die letzte Messe schon gelesen, doch wehrhafte Bürger befreiten Mitte der 90er die Gleise eigenhändig von Dornen und Gestrüpp. Der Landkreis Böblingen kaufte die Strecke für eine symbolische D-Mark. Die Infrastruktur bekam eine Frischzellenkur, und mit der WEG wehte bald ein neuer Wind auf der Schönbuchbahn.
Betreiber: Württembergische Eisenbahngesellschaft mbH (WEG)
Fahrgäste 1996 bis 2013: + 300 %
2. Bayern: Paartalbahn
Die glanzvollen Tage der Schienenverbindung zwischen Augsburg und Ingolstadt schienen gezählt und der Paartalbahn drohte ein Tod auf Raten. Doch im Gefolge der Bahnreform riss die Bayerische Eisenbahngesellschaft (BEG) das Ruder noch einmal herum und nahm die Paartalbahn in den Bayern-Takt auf. Als 2009 die bayerische Regiobahn mit neuen Fahrzeugen und einem ausgeweiteten Takt an den Start ging, kamen die Fahrgäste in Scharen zurück.
Betreiber: Bayerische Regiobahn GmbH, Tochter der Veolia Verkehr GmbH
Fahrgäste 2008 bis 2012: + 72 %
3. Berlin / Brandenburg: Heidekrautbahn
Die Heidekrautbahn ist ein Opfer des geteilten Berlins: Der Mauerbau kappte ihre Stammstrecke und machte das Zentrum Berlins für die Pendler aus dem Umland nur noch über Umwege erreichbar. Doch auch mit einem Startpunkt am Stadtrand hat sich die Heidekrautbahn zwischen Berlin-Karow und Groß Schönebeck wieder etabliert: eine modernisierte Infrastruktur, schnittige Fahrzeuge und kurze Reisezeiten haben die Fahrgäste überzeugt.
Betreiber: Niederbarnimer Eisenbahn NEB Betriebsgesellschaft mbH
Fahrgäste 1998 bis 2013: + 134 %
4. Brandenburg / Berlin: RE1
Einen eigenen Namen hat er nicht, trotzdem ist der RE 1 als erster Regional-Express Deutschlands zum Namenspatron für eine ganze Zuggattung geworden. Das Rezept ist so zwingend, wie nur eine wirklich gute Idee es sein kann: Ein Zug, der die Metropole Berlin mit dem Umland und anderen großen Städten Brandenburgs verbindet. In den 90er Jahren war das ein kühner Plan, heute ist es überall Selbstverständlichkeit. Der RE 1 wurde so auch zum Botschafter der Wiedervereinigung Berlins auf dem Schienennetz.
Betreiber: DB Regio Nordost
Fahrgäste 1993 bis 2013: + 463 %
5. Hamburg / Niedersachsen: S-Bahn Hamburg
Wo schon viel los ist, geht auch noch mehr: Ein Geniestreich der Ingenieurskunst befreite die Linie 3 der Hamburger S-Bahn aus ihrem Gleichstrom-Korsett und dockte sie an die Oberleitung an. Das Ergebnis: umsteigefrei vom Hamburger Zentrum bis ins niedersächsische Stade. Die „Systemwechselstelle“ brachte der vielgenutzten Linie ein weiteres sattes Plus bei den Fahrgästen. Kein Wunder, dass das Beispiel Schule machen soll.
Betreiber: S-Bahn Hamburg GmbH, Tochter der DB AG
Fahrgäste 2007 bis 2013: + 57 %
6. Hessen: Taunusbahn
Zur Rettung des guten alten „Heckenexpress“ machte seinerzeit der Hochtaunuskreis mobil und kaufte die Strecke Grävenwiesbach-Friedrichsdorf von der damaligen Bundesbahn. Die folgende Modernisierung zahlte sich aus. Pendler in den Ballungsraum Frankfurt am Main lassen in Scharen das Auto stehen – nicht nur, wenn es im Vorder-, Hoch- und Hintertaunus stürmt und schneit.
Betreiber: Hessische Landesbahn GmbH (HLB)
Fahrgäste 1989 bis 2012: + 633 %
7. Mecklenburg-Vorpommern: Usedomer Bäderbahn
Die blau-weiße Usedomer Bäderbahn prägt das Bild einer ganzen Insel. So sehr, dass kaum einer mehr weiß, dass die Strecke 1992 stillgelegt werden sollte. Der lange Kampf einiger wehrhafter DB-Leute hat sich ausgezahlt: Festlandanbindung, sanierte Gleise, neue Fahrzeuge, ein Halt im polnischen Swinemünde wandelten die UBB zu einem Fahrgastmagneten. Ziel für 2017: Vier Millionen Fahrgäste jährlich.
Betreiber: Usedomer Bäderbahn GmbH, Tochter der DB AG
Fahrgäste 1992 bis 2011: + 1153 %
8. Niedersachsen/Hamburg: metronom
Humorvolles Marketing und ein unkonventionelles Auftreten ist metronom zu eigen. Und ohne nennenswerte Aufstockung der Betriebsleistung schaffte die Bahn schon in den ersten beiden Jahren nach dem Start ein sattes Fahrgastplus von 35 Prozent auf der Expresslinie Hamburg-Uelzen. metronom reagiert konsequent auf die Wünsche seiner Fahrgäste: neben Sonderwagen für Ruhebedürftige und Fahrräder gibt es sogar Fairtrade-Kaffee im Zug.
Betreiber: metronom Eisenbahngesellschaft mbH
Fahrgäste Espresslinie 2003 bis 2014: + 89 %
9. Nordrhein-Westfalen: Regiobahn
Das Wort „Erfolg“ ist zu klein: Die Regiobahn ist ganz klar die Klassenbeste. Auf der Strecke Kaarst – Mettmann sind die Fahrgastzahlen seit 1998 regelrecht explodiert. Das Erfolgsrezept ist ein dichter Takt: Alle 20 Minuten verkehren die Züge. Zu Stoßzeiten waren sie so voll, dass neue hinzugekauft werden mussten. Dafür geht die Erfolgsbahn jetzt in die Verlängerung: Ab Dezember 2016 sollen die Regiobahnzüge bis Wuppertal fahren.
Betreiber: RBE GmbH im Auftrag der Regiobahn Fahrbetriebs GmbH
Fahrgäste 1998 bis 2013: + 4412 %
10. Nordrhein-Westfalen: Euregio-Bahn
Nach 20 Jahren Stillstand im kleinen Grenzverkehr zwischen dem westfälischen Gronau und dem niederländischen Enschede bedient die Euregio-Bahn die Traditionsstrecke Münster – Enschede wieder durchgängig. Die Gemeinden entlang der Strecke ziehen mit und weisen ihre Neubaugebiete gezielt bahnnah aus. So kommt nicht nur der Zug zu den Menschen, sondern dank intelligenter Siedlungsplanung auch die Menschen zum Zug.
Betreiber: DB Regio NRW
Fahrgäste 2000 bis 2013: + 92 %
11. Rheinland-Pfalz: Albtal-Verkehrs-Gesellschaft
Die Aufwertung und Elektrifizierung der 27,4 km langen Strecke Germersheim-Wörth beschert den linksrheinischen Südpfälzern seit 2010 den direkten Anschluss ins rechtsrheinische Karlsruhe. Die AVG setzt dabei moderne Zweisystembahnen ein, die mit bis zu 100 km/h Land und Stadt verbinden. Satt nachfrageorientierter Planung verfolgt die AVG eine angebotsorientierte, vorwärtsstrebende Kundenstrategie. Die Zahlen geben ihr Recht.
Betreiber: Albtal-Verkehrs-Gesellschaft mbH
Fahrgäste 2008/09 bis 2013 (Mo-Fr): + 38 %
12. Saarland: Saarbahn
Bus oder Bahn, die Saarbrücker hatten die Wahl und stimmten für die Schiene. Die Saarbahn ist ein Wunschkind, das Eisenbahn und Straßenbahn kombiniert. Sogar beim Design durften die Bürger mitreden. Bei Kundenumfragen erzielt die Saarbahn seit ihrer Jungfernfahrt im Jahr 1997 Bestnoten. Seitdem fährt die Saarbahn auch über die Landesgrenze ins französische Ausland. Im Herbst 2014 war die Streckenverlängerung bis Lebach/Jabach vollendet.
Betreiber: Saarbahn GmbH
Fahrgäste 1997 bis 2012: + 88 %
13. Sachsen: Zschopautalbahn
Seit dem Jahr 2000 war die Erzgebirgsstadt Annaberg vom Eisenbahnnetz abgeschnitten, dann kam das Hochwasser 2002 und gab der Strecke bis Chemnitz den Rest. Trotzdem waren die Gründerväter der Erzgebirgsbahn fest entschlossen, der Zschopautalbahn neues Leben einzuhauchen. Sätze wie „Da fährt doch niemand mit“ sind inzwischen widerlegt. Der Beweis zeigt noch mehr: Auch in weiten, dünnbesiedelten Räumen hat die Eisenbahn eine Chance.
Betreiber: DB RegioNetz Verkehrs GmbH Erzgebirgsbahn
Fahrgäste 2007 bis 2014: + 99 %
14. Schleswig-Holstein: Nordbahn
Zehn Jahre lang war die Strecke zwischen Neumünster und Bad Oldesloe schon stillgelegt, doch dann kam mit der Bahnreform die Wiederauferstehung. Mit neuen Wagen, erfrischender Geschwindigkeit und guter Taktung erbringt die Nordbahn täglich den Beweis, dass die Eisenbahn auch auf dem platten Land Erfolg haben kann. Heute drängen sich die Reisenden im Sprinter für Nordlichter wie Sardinen in der Büchse.
Betreiber: NBE nordbahn
Fahrgäste 2000 bis 2012: + 267 %
15. Thüringen / Sachsen / Bayern: Elster Saale Bahn
Als die Erfurter Bahn den Personenverkehr zwischen Gera und Hof von der Deutschen Bahn übernahm, schwante ihr bereits, worauf sie sich eingelassen hatte. Weniger als 300 Fahrgäste fuhren in unregelmäßigen Abständen auf der 85 km langen Strecke pro Tag. Die Regioshuttles der neu gegründeten Elster Saale Bahn queren jetzt alle zwei Stunden die Grenzen der drei Bundesländer. Die Fahrgäste belohnen das: eine Verdoppelung in nur zwei Jahren.
Betreiber: Erfurter Bahn
Fahrgäste 2011 bis 2013: + 97 %