Berlin. Deutschland droht im europäischen Vergleich den Anschluss zu verlieren. Während etliche Nachbarländer massiv in die Schieneninfrastruktur investieren, sinken im Haupttransitland Europas die Investitionen in Schienenwege dramatisch. „Im vergangenen Jahr sind die Schieneninvestitionen auf den zweitniedrigsten Wert seit der Bahnreform im Jahr 1994 geschrumpft“, so Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege. Flege sagte vor Pressevertretern in Berlin, der Rückgang bei den Investitionen in Höhe von 22 Prozent auf lediglich 3,2 Milliarden Euro im Jahr 2004 lasse den „Investitionsstau“ für die Schiene hierzulande auf 14 Milliarden Euro anwachsen. Gleichzeitig seien die Investitionen in Bundesfernstraßen mit 4,9 Milliarden Euro auf Rekordhöhe hochgeschraubt worden.
„Etliche Länder Europas stärken dagegen den umweltfreundlichen und sicheren Verkehrsträger Schiene ganz gezielt“, so Dirk Flege. So investierten Frankreich (+71 Prozent) und Großbritannien (+23 Prozent) beispielsweise deutlich stärker in neue Gleise als in Nationalstraßen.
„Der Schienenverkehr erlebt weltweit eine Renaissance und Deutschland koppelt sich ab“, warnte Flege. Während die deutsche Regierung die Investitionen in die Schiene runterfahre, hätten Frankreich, Finnland, Italien und Schweden ihren Schienen-Etat zweistellig angehoben. Flege: „Selbst Slowenien investiert mit 41 Euro pro Einwohner und Jahr mittlerweile mehr in die Schieneninfrastruktur als Deutschland (39 )“.
Der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer forderte von der nächsten Bundesregierung, „eine Aufholjagd zur europäischen Spitzenklasse“, in der sich neben Italien (6,5 Milliarden Euro pro Jahr für Schieneninfrastruktur) auch Spanien (bis 2020 jährlich 7 Milliarden Euro) befindet.
Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 15 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen, darunter die Umweltverbände BUND, NABU und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, sowie die drei Verkehrsgewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 1,5 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 58 bahnnahen Unternehmen.