Themen: Infrastruktur

Verkehrspolitiker für mehr E-Mobilität auf der Schiene

Özdemir übernimmt Schirmherrschaft beim parlamentarischen Frühstück der Allianz pro Schiene

Ausschussvorsitzender Cem Özdemir hat die Schirmherrschaft des parlamentarischen Frühstücks der Allianz pro Schiene am 21. Februar 2018 übernommen.
Gemeinsam für mehr Elektromobilität auf der Schiene: Dirk Flege (Geschäftsführer der Allianz pro Schiene) mit Cem Özdemir (Verkehrsausschussvorsitzender)

Um bei einem verkehrspolitischen Frühstück über die Zukunft der Elektromobilität bei den Bahnen zu diskutieren, hat die Allianz pro Schiene am Mittwoch rund 30 Gäste im Bundestag empfangen. Unter den Teilnehmern befanden sich Mitglieder des Deutschen Bundestages (MdB) von CDU, CSU, SPD, den Linken und den Grünen. Die Schirmherrschaft der Veranstaltung übernahm der Verkehrsausschussvorsitzende Cem Özdemir.

Cem Özdemir beginnt seine Begrüßungsrede mit einer persönlichen Anekdote: Schon in seiner Jugend habe er sich für die Schiene eingesetzt. In seiner württembergischen Heimat hatte sich eine Initiative gebildet mit dem Ziel, die Bahnverbindung Metzingen – Bad Urach für den Personenverkehr zu reaktivieren. Bei Sonderfahrten, die die Strecke vor der Stilllegung bewahren sollten, schlüpfte er in die Rolle des Zugbegleiters – mit improvisierter Schaffnermütze. Und die Initiative hatte Erfolg: Seit August 1999 fahren wieder Personenzüge nach Bad Urach, und wegen der stetig steigenden Fahrgastzahlen wird nun die Elektrifizierung der Strecke angepeilt. Das mache Mut – denn eine gute Bahnanbindung mache Städte und Regionen erst so richtig attraktiv. Um diese Bahnanbindungen zukunftssicher zu gestalten, sei eine Elektrifizierung des Netztes Voraussetzung, so Özdemir.

 

Elektrifizierungsziel von 70 Prozent „erreichbar“

Derzeit liegt Deutschland bei der Elektrifizierung mit 60 Prozent jedoch noch weit hinter Nachbarländern wie Schweiz, Belgien oder Österreich zurück. Zum Vergleich: In der Schweiz sind 100 Prozent der Bahnstrecken mit einer Oberleitung ausgestattet. Als erster Verband forderte die Allianz pro Schiene 2012 daher ein verbindliches Elektrifizierungsziel für Deutschland. Inzwischen hat es die 70-Prozent-Forderung bis in den Koalitionsvertrag geschafft. Damit dieses Ziel in acht Jahren Realität werden kann, reichen die Vorhaben der Bundesregierung, die im Bundesverkehrswegeplan festgehalten sind, jedoch nicht aus.

Wir stellten uns daraufhin die Frage: „Wo kann der Bund sofort anfangen? Welche Strecken gibt es in den Bundesländern, die nicht im Bundesverkehrswegeplan stehen und die trotzdem verkehrspolitisch sinnvoll sind und gute Realisierungschancen haben?“ Das Ergebnis der Analyse haben wir kurzerhand in einer Karte festgehalten. „Wenn der Bund jetzt anfängt, und die von uns zusätzlich vorgeschlagenen Strecken Stück für Stück elektrifiziert, dann steht dem Ziel nichts im Wege“, so Flege. Auch Özdemir hält das Elektrifizierungsziel für ehrgeizig, aber machbar. „Das riesige Modernisierungspotential des Verkehrsträgers Schiene gehört abgerufen.“ Das angekündigte Elektrifizierungsziel von Union und SPD sei ein positives Signal, und der Verkehrsausschuss werde dazu beitragen, dass den Worten auch Taten folgen. „Der Ausbau elektrischer Oberleitungen im Schienennetz kann sofort angepackt werden. Deshalb brauchen wir zusätzliche Mittel zur Elektrifizierung von Bahnstrecken“, sagte Özdemir.

 

Rückenwind aus allen Parteien

Zustimmende Worte kamen auch von den Mitgliedern des Verkehrsausschusses. Daniela Ludwig (CDU/CSU) äußerte sich erleichtert über die Koalitionsvereinbarung; sie sei „sehr froh, dass die Elektrifizierung der Schiene endlich stärker ins Bewusstsein rückt.“ Kirsten Lühmann (SPD) betonte zwar, dass das Ziel ambitioniert sei und durch Bauarbeiten mit Kapazitätsbeschränkungen zu rechnen sei, hob aber gleichzeitig auch die Lärmschutz-Vorteile von elektrifizierten Bahnstrecken hervor. Dr. Christian Jung (FDP) begrüßte die „große Übereinstimmung für Elektrifizierung unter den demokratischen Parteien“, mahnte gleichzeitig jedoch, das Thema auch international zu denken. Sabine Leidig (Die Linke) drängte auf eine rasche Umsetzung. Auch sollte die Schiene hinsichtlich der knappen Ressourcen „prioritär“ behandelt werden. „Wenn die Mittel in die Elektrifizierung von Autobahnen wandern, dann fehlt das Geld nachher bei der Schiene“, so Leidig. Ganz ähnlich sah das auch Matthias Gastel (Bündnis 90 / Die Grünen): „Bei der Elektromobilität müssen wir unbedingt auch an die Schiene denken – und nicht nur ans E-Auto.“ Dass Deutschland bisher nur 60 Prozent der Strecken elektrifiziert habe, sei mangelhaft – nun müsse in großen Schritten gehandelt werden. Er begrüße die Elektrifizierungskarte der Allianz pro Schiene ausdrücklich.

 

Weitere Informationen:

Hier gibt’s mehr Infos zur Elektromobilität auf der Schiene

Hier geht’s zum Erklärfilm: 100 Prozent Elektromobilität auf der Schiene – Wie geht das?

Hier geht’s zur Pressemitteilung: Elektrifizierungsziel von 70 Prozent „erreichbar“

Streckenkarte: Beschleunigungsprogramm Elektromobilität Schiene 2025