Initiative für Kommunen: Fahrrad und Zug vereint

Interview mit Ludger Palz und Marco Ladenthin (Projektleiter Bike+Ride Offensive)

Mit dem Fahrrad zum Zug – und von da aus weiter. Eigentlich die perfekte Art sich fortzubewegen. Laut einer Forsa-Studie der Allianz pro Schiene fahren an einem gewöhnlichen Arbeitstag jedoch allein 68 Prozent aller Arbeitnehmer ausschließlich mit dem Auto zur Arbeit. Die Kombination aus Fahrrad und Bahn wurde viel zu selten genutzt und dieser Zustand hält an. Eine Ursache dafür ist die unzureichende Abstellsituation für Fahrräder an Bahnhöfen. Mit unserem Projekt Fahr-Rad-Zum-Zug wollen wir diesen Zustand ändern. Wir haben uns daher mit Ludger Palz und Marco Ladenthin zum Interview getroffen. Die beiden verantworten bei der Deutschen Bahn die Bike+Ride-Offensive.

 

Guten Tag Herr Palz, guten Tag Herr Ladenthin, Mitte März wurde am ICE-Bahnhof in Fulda die erste hessische Bike+Ride-Anlage in Betrieb genommen. Das Projekt wurde mit Hilfe der Bike+Ride-Offensive entwickelt und umgesetzt und ist zur Zeit bundesweit die größte realisierte Anlage innerhalb des Programms. Was sind die Ziele dieser Offensive?

Die DB Station&Service und das Bundesumweltministerium möchte die beiden umweltfreundlichen Verkehrsmittel Fahrrad und Bahn besser verknüpfen. Wir arbeiten gemeinsam mit den Kommunen daran, dass es für die Menschen attraktiver wird, mit dem Fahrrad zum Bahnhof und von dort mit dem Zug weiter zu fahren. Im Idealfall erreichen wir damit, dass das Auto häufiger zuhause stehen bleibt. Dazu müssen aber gute und vor allem ausreichend Fahrradabstellplätze an den Bahnhöfen vorhanden sein.

Warum braucht es so eine Initiative überhaupt?

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum das Angebot an Fahrradabstellanlagen an den Bahnhöfen oft nicht der Nachfrage entspricht. Häufig sind die Abstimmungsprozesse beim Thema „ruhender Verkehr“ langwierig. Daher arbeiten jetzt in der Bike+Ride Offensive alle beteiligten Akteure systemisch zusammen. Wir wollen die Kommunen durch verschiedene Angebote unterstützen – mit Erfolg, wie die neue Anlage in Fulda zeigt.

Was waren die größten Herausforderungen bei der Errichtung der Abstellanlage in Fulda?

Radfahrer nehmen Fahrradabstellanlagen am Bahnhof nur bei möglichst kurzen Wegen zum Bahnsteig an. An vielen Bahnhöfen ist es daher eine Herausforderung, ausreichend verfügbare Flächen zu finden. Je urbaner der Bahnhof und je größer die gewünschte Zahl der Stellplätze, desto schwieriger ist es in der Regel.

Radfahrer nehmen Fahrradabstellanlagen am Bahnhof nur bei möglichst kurzen Wegen zum Bahnsteig an

Die Anlage in Fulda steht an einem großen Bahnhof. In Deutschland gibt es aber sehr unterschiedliche Bahnhofstypen. Haben Sie Unterschiede im Umsetzungsprozess festgestellt?

Die Gegebenheiten an den Bahnhöfen sind in der Tat stets unterschiedlich. Wir haben daher verschiedene Anlagentypen in das Programm aufgenommen. Die Reihenbügel sind besonders kosteneffizient und sehr schnell zu installieren; ebenso die Doppelstockanlagen, welche an Standorten genutzt werden, wo die Flächen besonders knapp und die Nachfrage groß ist. Die Sammelschließanlagen bieten durch die abschließbare Einhausung noch ein zusätzliches Maß an Sicherheit, insbesondere für Kunden, die mit einem hochwertigen Rad zum Bahnhof fahren wollen. Selbstverständlich sind alle Anlagen ADFC-zertifiziert.

Welche Vorteile haben Kommunen, die sich bei Ihnen bewerben? Wie unterstützt die Kooperation Kommunen, die eine Fahrradabstellanlage errichten wollen?

Wir unterstützen die Kommunen bei der Flächensuche, bieten eine finanzielle Förderung des Bundes in Höhe von 60 Prozent und ermöglichen einen einfachen Bezug der Abstellanlagen. Interessierte Kommunen können sich jederzeit bei uns melden.

Was sollten Kommunen beachten, die sich bei Ihnen bewerben?

Neben der Einbeziehung auch kommunaler Flächen ist es für die Umsetzung wichtig, dass Kommunen die Finanzierung rechtzeitig auf den Weg bringen. Trotz Förderung verbleibt stets noch ein Eigenanteil, für den ein entsprechender Posten im Haushalt der Kommune vorgesehen werden muss.

Gibt es Besonderheiten vor Ort, auf die Sie achten?

Entscheidend für den Erfolg ist es meistens, dass wir anfangs möglichst viele Flächen in die Prüfung aufnehmen. Innerhalb der DB klären wir mit unterschiedlichen Eigentümern auch die Verfügbarkeit von Bahn-Flächen. Genauso notwendig ist es aber, dass die Kommune ihrerseits prüft, ob die in Frage kommenden kommunalen Flächen verfügbar sind. Nur dann erhält man eine ausreichende Zahl von attraktiven Flächen für die neuen Abstellanlagen.

Wo und wie können sich interessierte Kommunen an Sie wenden?

Über Ablauf und Modalitäten des gesamten Programms können sich Kommunen auf unserer Website informieren www.deutschebahn.com/bikeandride. Dort können sie sich übrigens per Kontaktformular auch gleich anmelden, und für Fragen haben wir eine Hotline eingerichtet. Wir nehmen dann umgehend Kontakt auf und vereinbaren den ersten wichtigen Termin, um gemeinsam Flächen für die neuen Stellplätze zu finden. Gern weisen wir die Kommunen auch darauf hin, dass das Programm nur bis 2022 läuft, also zeitlich begrenzt ist.

 

Das Projekt wird gefördert durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) aus Mitteln zur Umsetzung des Nationalen Radverkehrsplans 2020.

 

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