Wer? | Träger des Zukunftsnetz Mobilität NRW sind der Nahverkehr Westfalen-Lippe (NWL), der Verkehrsverbund Rhein-Ruhr (VRR) und der Verkehrsverbund Rhein-Sieg (VRS) |
Was? | Das Zukunftsnetz Mobilität NRW berät, unterstützt und vernetzt seine Mitgliedskommunen bei der Förderung einer nachhaltigen Mobilität durch ein zielgruppen- und standortbezogenes Mobilitätsmanagement. |
Seit wann? | seit 2015 |
Beitrag zur Verkehrswende | Verankerung eines ganzheitlichen Mobilitätsmanagements in der kommunalen Verwaltung durch politische Zielvorgaben, eine Kommunikationsstrategie, abgestimmte Push- und Pull-Maßnahmen sowie ein regionales Miteinander – auch über kommunale Grenzen hinweg |
Weitere Informationen | https://www.zukunftsnetz-mobilitaet.nrw.de |
Können Sie das Projekt in kurzen Worten beschreiben?
Das Zukunftsnetz Mobilität NRW ist ein kommunales Unterstützungsnetzwerk, das sich auf die Fahne geschrieben hat, die Mobilitätswende auf kommunaler Ebene anzugehen. Anspruch auf unsere Unterstützung haben alle Städte, Kreise und Gemeinden in NRW, die Mitglied in unserem Netzwerk sind. Mittlerweile sind das landesweit bereits zwei Drittel aller Kommunen. Im Kern beraten, qualifizieren und vernetzen wir unsere Mitglieder beim Aufbau eines kommunalen Mobilitätsmanagements. Das schafft die notwendigen politischen, prozessualen und kommunikativen Rahmenbedingungen, mit Hilfe derer Kommunen ihren Bürgerinnen und Bürgern attraktive Mobilitätsangebote jenseits des eigenen Autos machen können. Der Netzwerkgedanke spiegelt sich auch in unserer Organisation wider. Unsere regionalen Koordinierungsstellen sind bei den Verkehrsverbünden und Zweckverbünden im Land angesiedelt, also dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg, dem Verkehrsverbund Rhein-Ruhr und dem Nahverkehr Westfalen-Lippe. Gefördert wird das Zukunftsnetz Mobilität NRW maßgeblich vom Ministerium für Verkehrs des Landes Nordrhein-Westfalen.
Was hat Sie bzw. Ihr Netzwerk dazu motiviert, dieses Projekt zu entwickeln?
Unsere Vision ist die Verbesserung der Lebensqualität in Stadt und Land. Bessere Luft, weniger Lärm, eine bessere Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, sichere Wege für die Kinder, eine bezahlbare Mobilität für alle und eine verlässliche Anbindung des ländlichen Raums bedeuten eine Ausrichtung der Verkehrspolitik auf eine Mobilität für Menschen. Verstärkt wird dieses Bestreben natürlich durch den notwendigen Klimaschutz im Verkehrssektor. Unter dem Gesichtspunkt der Generationengerechtigkeit ist nach dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts ein zeitnahes und entschlossenes Handeln notwendig.
Die Mobilitätswende ist aber für die Kommunen eine echte Herausforderung. Der Wandel von der autoorientierten Verkehrs- und Siedlungsplanung zu einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung erfordert das Aufbrechen von Planungsmustern und Prozessen in Politik und Planungsverwaltungen, die sich über Jahrzehnte etabliert haben. Auf dieser Erkenntnis basiert die Idee des Zukunftsnetz Mobilität NRW: Die Mobilitätswende vor Ort kann nur gelingen, wenn die Mobilitätswende eindeutig politisch gewollt ist, von einer handlungsstarken Kommunalverwaltung umgesetzt wird und von der Zivilgesellschaft mitgetragen wird. Zur Gestaltung dieses Transformationsprozesses brauchen die Kommunen Unterstützung von außen und regionale Kooperation. Der zukunftsweisende Ansatz des Mobilitätsmanagements verbindet diese Elemente.
Welchen Beitrag leistet Ihr Projekt zur Verkehrswende?
Wir beraten und begleiten unsere Mitgliedskommunen in drei Schwerpunkten auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung.
Mit unseren Angeboten zum Aufbau des kommunalen Mobilitätsmanagements erhalten die Kommunen wichtige Instrumente, den Transformationsprozess in der Verwaltung im Zusammenspiel mit der Kommunalpolitik erfolgreich anzustoßen und umzusetzen von der strategischen Planung über die Kommunikation bis hin zum Prozessmanagement. Mit unserem Lehrgang „Kommunales Mobilitätsmanagement“ bilden wir kommunale Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kommunalen Mobilitätsmanager*innen weiter.
Der zweite Schwerpunkt liegt in der Beratung zur Aufstellung und Umsetzung eines nachhaltigen Mobilitätskonzepts, das Maßnahmen des Mobilitätsmanagements mit Push-&-Pull-Maßnahmen verbindet, vom betrieblichen Mobilitätsmanagement bis zum Parkraummanagement. Insbesondere stellen wir die Bedeutung der Beeinflussung des Mobilitätsverhaltens als wesentlichen Teil der kommunalen Verkehrsplanung heraus. Denn das Mobilitätsverhalten ist geprägt durch Gewohnheiten und Routinen. Mit unseren Angeboten zum zielgruppenspezifischen Mobilitätsmanagement z.B. für Betriebe, Schulen, Neubürger*innen können neue Mobilitätsroutinen etabliert werden.
Der dritte Schwerpunkt liegt in unseren Angeboten zur regionalen Vernetzung. Darauf legen wir großen Wert, sowohl in unseren Veranstaltungen und Schulungen als auch in der Projektplanung. Nur gemeinsam lassen sich die Verkehrsprobleme im Rahmen von Stadt-Umland-Beziehungen erfolgreich angehen. Die Verkehrsverbünde bieten sich hier als regionale Koordinierungsstellen für verkehrsmittelübergreifende Lösungen an und stärken somit den ÖPNV als Rückgrat der Verkehrswende.
Was wünschen Sie sich, damit die Verkehrswende insgesamt noch schneller vorankommt?
Allein mit technischen Verbesserungen wie der Elektromobilität lassen sich die gesetzlich verankerten Klimaziele im Verkehrssektor nicht erreichen. Wenn der Wandel gemäß dem Urteil des Bundesverfassungsgerichts zum Klimaschutz wirklich gelingen soll, müssen wir den Pfad der traditionellen autoorientierten Verkehrspolitik verlassen. Das Umweltbundesamt bilanziert, dass die Behörden klimaschädliches Mobilitätsverhalten mit 30 Milliarden Euro jährlich fördern.
Der neue Pfad wird bestimmt durch postfossile und multimodale, öffentliche, digitale und entfernungsarme Mobilität. Auf Bundes- und Landesebene brauchen wir dazu eine gezielte Bevorzugung der Verkehrsmittel des Umweltverbundes gegenüber dem motorisierten Individualverkehr, also Push-&-Pull-Maßnahmen. Im Ordnungs-, Planungs- und Steuerrecht als auch in den Förderkulissen müssen die Instrumente auf die Förderung einer nachhaltigen Mobilitätsentwicklung ausgerichtet werden.
Die Verbesserung des Angebots der Verkehrsmittel des Umweltverbundes ist eine wichtige Voraussetzung. Aber ebenso von zentraler Bedeutung ist eine Mobilitätswende im Sinne eines Wandels des Mobilitätsverhaltens – ein Kulturwandel auf allen gesellschaftlichen Ebenen. Dieser lässt sich nicht erzwingen, aber er lässt sich durch ein gezieltes und umfassendes Mobilitätsmanagement wirkungsvoll gestalten und fördern. Bund, Länder und Kommunen haben wesentliche Hebel in der Hand, um dem Mobilitätsmanagement in Deutschland zum nötigen Durchbruch zu verhelfen, und sollten diese endlich gezielt nutzen.
Geschäftsstelle Zukunftsnetz Mobilität NRW
Sitz: Verkehrsverbund Rhein-Sieg GmbH
Glockengasse 37–39
50667 Köln
Tel.: (0221) 20 808 741
zukunftsnetz-mobilitaet@vrs.de