Julia Kuhfuß - Überfüllte Waggons und Züge vermeiden

Gerade in Corona-Zeiten ist es für Fahrgäste besonders wichtig, Enge in Zügen wenn immer möglich zu vermeiden. Dazu leistet Julia Kuhfuß mit ihrer Innovation einen wichtigen Beitrag.  Die Messung der Auslastung mit Hilfe von Lichtschranken statt wie heute noch üblich mit Türsensoren stellt einen Fortschritt dar, von dem vor allem die Fahrgäste profitieren. Sie können sich mit Hilfe der Zusatzinformationen darauf einstellen, welcher Zug oder welcher Wagen noch genügend Platz bietet. Auch die Pünktlichkeit steigt, wenn die Fahrgäste mit Hilfe des Systems schneller ein- und aussteigen können. Ein großer Vorteil der Erfindung ist darüber hinaus, dass sie fahrzeugunabhängig und damit branchenweit zum Einsatz kommen kann. Und sie benötigt keinen Eingriff in die klassische Schienen-Infrastruktur, so dass sie schnell und ohne großen Aufwand umgesetzt werden kann.

Die dynamische und intelligente Steuerung der Auslastung gehört zu den besonderen Chancen durch eine Digitalisierung. Julia Kuhfuß sorgt mit ihrem Erfinderinnengeist dafür, dass die Schiene dieses Potential nutzt. Bereits während ihres Studiums beschäftigte sie sich mit digitalen Lösungen in Smart Cities. Bei der S-Bahn Hamburg setzt sie ihr Know-how, ihre Leidenschaft für IT und ihr Ideenreichtum zum Wohle der Kunden und des Bahnbetriebs insgesamt ein. Mit ihrer Innovation gewinnt der Personenverkehr auf der Schiene noch einmal an Leistungsfähigkeit und Attraktivität.

Interview mit der Gewinnerin:

Frau Kuhfuß, herzlichen Glückwunsch zum Clara-Jaschke-Preis. Können Sie ihre Innovation ganz kurz beschreiben?

Julia Kuhfuß: Ziel der Innovation ist es, durch eine dynamische und intelligente Auslastungssteuerung mehr Fahrgäste besser an ihr Ziel zu bringen – und das auf der bestehenden Infrastruktur. Wir haben mit unserem Entwicklungspartner ein fahrzeugunabhängiges System entwickelt, welches uns in Echtzeit die Auslastung der Wagen liefert.

Fahrzeugmessung mittels Licht – das ist Ihre Innovation. Wie genau funktioniert das?

Julia Kuhfuß: Eigentlich ganz einfach – wir bauen eine Lichtschranke am Gleis auf. Das Ganze folgt dem Prinzip, dass bei steigender Fahrgastanzahl immer weniger Licht durch die Fenster kommt. Unsere Lichtschranke misst also einfach wie viele Lichtpunkte von der einen zur anderen Seite ankommen, während der Zug daran vorbeifährt.

Wie ermitteln Sie aus Lichtsignalen das Volumen im Inneren der Wagen?

Julia Kuhfuß: Aus unseren Lichtpunkten entsteht ein Histogramm, welches wir in einen Besetzungswert umwandeln können. Um die Genauigkeit des Systems auch im Vergleich mit anderen Verfahren zu ermitteln, wurden immer wieder manuelle Personenzählungen durchgeführt und die Werte miteinander abgeglichen. Dabei haben wir schon zu Beginn des Projektes sehr gute Ergebnisse erzielt.

Also eine Innovation, von der direkt die Verbraucher profitieren. Was genau verbessert sich für die Fahrgäste?

Julia Kuhfuß: Ziel ist es, unseren Fahrgästen diese wichtige Zusatzinformation zukommen zu lassen. In Zeiten von Corona hat dieses Datum – wann ist es wo besonders voll – erneut an Bedeutung gewonnen. Wir stellen uns vor, die Echtzeitauslastung unserer Züge zum Beispiel am Bahnsteig anzuzeigen, darüber hinaus aber auch in den digitalen Kundeninformationssystemen einzubinden. Damit können sich Kunden bereits vor der Fahrt für einen Zug bzw. vor Ort für einen Wagen entscheiden, der zu den persönlichen Bedürfnissen passt.

Ist das auch etwas, was Sie persönlich antreibt?

Julia Kuhfuß: Ja, ich bin natürlich schon lange vor meiner Tätigkeit Kundin bei der
S-Bahn und habe mir immer Informationen zur Auslastung der Züge gewünscht. Umso schöner ist es nun auch für mich persönlich, ein Innovationsprojekt wie dieses von der ersten Idee über erste Prototypen bis hin zum heutigen Produkt zu begleiten. Vor allem würde mich aber freuen, wenn sich unsere Fahrgäste von einem solchen Angebot begeistern lassen würden.

Was motiviert Sie als Innovations- und Projektmanagerin, zukunftsträchtige Themen umzusetzen?

Julia Kuhfuß: Das Thema Mobilität beschäftigt mich schon immer. Während meines Masterstudiums habe ich mich bereits mit digitalen Lösungen im Bereich Smart Cities beschäftigt. Als Hamburgerin möchte ich meine Stadt mitgestalten und relevante Neuerungen vorantreiben. Dabei treiben mich vor allem innovative und clevere Lösungen an, in denen ich meine IT-Affinität und meinen Ideenreichtum gewinnbringend für unsere Kunden und den Bahnbetrieb einbringen kann. Bei der S-Bahn Hamburg kann ich genau dies tun und aus Ideen Innovationen machen.