Themen: Umwelt

Ohne Politik-Wende sind CO2-Ziele nicht zu schaffen

EU-Zahlen: Verkehrssektor ist der schlimmste Klimasünder

Berlin. Zum Auftakt der UN-Klimakonferenz in Kopenhagen fordert die Allianz pro Schiene von der deutschen Bundesregierung, dem Verkehrssektor endlich klare Ziele vorzugeben: Nach bisher unveröffentlichten Zahlen der EU-Kommission stiegen die CO2-Emissionen des Verkehrs von 1990 bis 2007 europaweit um 35,6 Prozent. In allen anderen Sektoren waren dagegen Rückgänge zu verzeichnen: Energie-Industrie (minus 4,4 Prozent), Haushalte (minus 17,6 Prozent) und Industrie (minus 17,3 Prozent) konnten ihre Emissionen deutlich senken, während allein der Verkehr weiterhin dramatische Zuwachsraten verbucht. „Ein ‚Weiter So’ im Verkehr können wir uns nicht mehr leisten“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene am Freitag in Berlin. „Leider ist unsere Forderung nach Zielen keineswegs trivial. Bislang sitzt die Politik das Thema aus und hofft, dass sich die Alarm-Rufer heiser schreien“, kritisierte Flege.

Nach neuesten Berechnungen des Umweltbundesamtes (UBA) muss der Verkehr in Deutschland im Vergleich zum Basisjahr 2005 rund 40 Millionen Tonnen CO2 einsparen, damit das nationale Gesamt-Minderungsziel zu erreichen ist. UBA-Präsident Jochen Flasbarth verlangte Anfang der Woche bei der Vorstellung der UBA-Güterverkehrsstrategie, dass sich die Regierung künftig an dieser Messlatte zu orientieren habe. „Trägt der Verkehr weniger bei, müssen Vorschläge auf den Tisch, welche anderen Sektoren mehr schultern können“, so Flasbarth.

Quelle: Allianz pro Schiene, 4.12.2009 – Berechnungen auf Basis von bislang unveröffentlichten Zahlen der Europäischen Kommission. Verkehr inklusive internationalem See- und Flugverkehr.

Die Allianz pro Schiene bemängelte, dass die Schienenpolitik bisher noch gar nicht in den Fokus von Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) gerückt sei. Dabei könne die Verkehrsverlagerung auf die Schiene ein wichtiges Instrument sein, um die ausufernden Emissionen im Verkehr auch in Wachstumszeiten zu bändigen. Flege rechnete vor, dass Güterzüge pro transportierter Tonne und Kilometer nur ein Viertel soviel CO2 ausstoßen wie der Lkw. Beim Personenverkehr halbiert sich der CO2-Wert bei der Verlagerung vom Pkw auf die Schiene. Angesichts der alarmierenden europäischen Zahlen rief Flege die Bundesregierung dazu auf, sich in Brüssel energisch für ein verbindliches CO2-Minderungsziel von mindestens 20 Prozent bis 2020 für den gesamten Verkehrssektor einzusetzen.

Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 93 Unternehmen der Bahnbranche.