Bahnhof Bayerisch Eisenstein

Der Bahnhof Bayerisch Eisenstein ist Bahnhof des Jahres 2017.
Der hat schon kältere Zeiten überlebt: Der Bahnhof Bayerisch Eisenstein empfängt Touristen mit neuem Glanz. Die deutsche Seite und das Duplikat auf der tschechischen Seite sind beide renoviert.

Europa in der Krise? Nicht in Bayerisch Eisenstein. Der monumentale Doppelbahnhof direkt auf der Grenze zwischen Deutschland und Tschechien hat das Schlimmste hinter sich: Eiserner Vorhang, vernagelte Grenze, Verfall. Heute atmet das frisch renovierte Bahnhofs-Ensemble einer gesamteuropäischen Zukunft entgegen. Grenzen? Sind auf Steinmarkierungen im Fußboden geschrumpft. Militärposten? Im Bahnhof Bayerisch Eisenstein nicht zu sehen. Stacheldraht? Abgebaut. Dafür gibt es in diesem Zwillingsbahnhof zwei Wartesäle, zwei Bahnhofsrestaurants und zwei Gleisanlagen, auf denen zwei Brüder-Bahnen in zwei verschiedene Länder hineinfahren. München oder Prag, das ist doch eine echte Wahl. Kein Wunder also, dass Touristen, die im Bayerischen Wald oder im Böhmerwald eigentlich wandern wollen, den Rucksack abschnallen und dem gastlichen Grenzverkehr im Bahnhof von Bayerisch Eisenstein einen eigenen Besuch abstatten.

Der Bahnhof Bayerisch Eisenstein muss keine Pendlerströme aufnehmen. Während die tannengrüne Waldbahn im Stundentakt vor allem Touristen aus dem flachen Plattling in die Höhe befördert, versteht sich der Bahnhof als federndes Sprungbrett für Ausflüge in die Umgebung. Ein Wartesaal mit historischem Fußboden und Bänken erwärmt Wanderer auch an kühlen Regentagen, Schließfächer stehen bereit und eine Beschilderung verrät auf Deutsch und Tschechisch, wie es vom Bahnhof Bayerisch Eisenstein aus weitergeht. Im früheren Wartesaal der ersten Klasse ist auf der bayerischen Seite ein Wirtshaus untergekommen, das die übliche Bahnhofsgastronomie mühelos in den Schatten stellt. Unter einer Stuckdecke nimmt der Reisende Platz, während von der Wand Kaiser Franz Josef und König Ludwig II. auf gutgemachte Grünkernbuletten blicken.

Galerie: Der Bahnhof Bayerisch Eisenstein

Ein Durchgangsbahnhof? Ein Durchlauferhitzer von erzwungener Mobilität? Das ist Bayerisch Eisenstein nirgendwo, am wenigsten in der großen Eingangshalle. Wo früher die Grenze mit Absperrungen buchstäblich das Gebäude teilte, zeigt heute ein gewaltiges Tischmodell, wie den Bahnhof ringsum Berge, Wälder und Täler umarmen, die gleich zu mehreren Natur- und Nationalparks gehören. Wer in dieser Halle steht, hört vom Großen Arber das Rauschen der Hochlagenfichten. Und ahnt, dass inzwischen auch Wölfe und Luchse in dies Idyll zurückgekehrt sind.

Nicht nur ein Bahnhof

Dass die Deutsche Bahn ihr mächtiges Bahnhofsgebäude 2006 an den Naturpark Bayerischer Wald überschrieben hat, erweist sich für Besucher und Reisende heute als besonderer Glücksfall. Auf fünf Etagen und rund 3000 Quadratmetern ist den Machern das Kunststück gelungen, ihren Bahnhof selbst zum vollgültigen Ausflugsziel aufzuwerten. Im Bahnhof Bayerisch Eisenstein selbst sind verschiedene Museen und Sammlungen entstanden, die Touristen mit einem Ticket besichtigen können: Ein Fledermausmuseum, ein Skimuseum, eine historische Ausstellung zum Bau der Eisenbahnstrecke, eine Dokumentation aus den Zeiten des kalten Krieges. Die Bahnhofstraße hat mit dem Umbau von Bayerisch Eisenstein ebenfalls eine Renaissance erlebt: Hier finden Touristen heute eine Kunstgalerie, eine Glashütte, kulinarische Spezialitäten, ein weiteres Restaurant und ein Lokalbahnmuseum.

Mehr Bahnhof geht eigentlich nicht: Da auch die tschechische Seite mit Gastronomie, zollfreien Zigaretten und trinkfrohen Festen wirbt, umgibt den Bahnhof Bayerisch Eisenstein in diesem abgeschiedenen Winkel Bayerns ein Hauch von urlaubsgerechter Betriebsamkeit. Die passt gut zur Museums-Aura und zu einer vielsprachigen Weltläufigkeit, die immer auch lokal bestens verwurzelt ist. Der große Wiedervereinigte in Bayerisch Eisenstein ist gelebte europäische Grenzkultur. Denn was ist Reisen schließlich anderes, als Grenzen zu überwinden? Beifall für den ersten internationalen Tourismusbahnhof des Jahres 2017.

Bahnhof Bayerisch Eisenstein: Lage und Bedeutung

Die Gemeinde im Bayerischen Wald befindet sich im dicht bewaldeten Tal des Großen Regens, dem „Eisensteiner Tal“. Sie ist die nördlichste Gemeinde Niederbayerns und liegt an der Grenze zu Tschechien. Der Bahnhof Bayerisch Eisenstein ist ein Grenzbahnhof. Die Staatsgrenze zwischen Deutschland und Tschechien verläuft durch das Bahnhofsgelände und teilt das Bahnhofsgebäude. Die beiden Gebäudeflügel der Eisenbahngesellschaften wurden dem damaligen Stil entsprechend großdimensioniert gestaltet.

Der Durchgangsbahnhof fungiert als wichtige Schnittstelle ins tschechische Böhmen. So gelangen Reisende von Plattling, Regen über Zwiesel nach Bayerisch Eisenstein und von dort geht es weiter nach Prag (Praha), Pilsen (Plzeň) oder Klattau (Klatovy) in Tschechien.

Der Siegerbahnhof im Video: Bahnhof Bayerisch Eisenstein (1:39 min)

https://www.youtube.com/watch?v=r_yp04Zp9R4

Der Bahnhof in Zahlen

  • Durchschnittliche Reisende und Besucher: täglich ca. 760
  • Durchschnittliche Züge pro Tag: DB 16 Züge Ankunft und 16 Züge Abfahrt, CZ 10 Züge Ankunft und 10 Züge Abfahrt
  • Anzahlder Bahnsteiggleise: Mittelbahnsteig mit Gleis 2 und Gleis 4, Bahnsteig ist geteilt in DB Teil und CZ Teil. Gleis 1 ist inaktiv
  • Parkmöglichkeiten: 14 Stellplätze und ein Behindertenstellplatz
  • Fahrradparkplätze: 9 überdachte Fahrradstellplätze