Bayerischer Wald profitiert kaum vom 9-Euro-Ticket

Großes Gefälle im ländlichen Raum bei Erreichbarkeit von Bus und Bahn

Erreichbarkeit, 9-Euro-Ticket
Weite Wege zum öffentlichen Verkehr in Dingolfing-Landau, kurze im Main-Taunus-Kreis. Der Vergleich der Landkreise zeigt große Unterschiede in der Erreichbarkeit von Bus und Bahn.

Berlin, 19. Mai 2022. Die Bundesbürgerinnen und Bundesbürger werden das 9-Euro-Ticket jenseits der Metropolen höchst unterschiedlich nutzen können. „Während sich die Menschen etwa in Hessen und Nordrhein-Westfalen auf das Sonderangebot freuen dürfen, werden viele in Bayern und Mecklenburg-Vorpommern in die Röhre gucken“, sagte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege am Donnerstag in Berlin. Zahlreiche Landkreise im ländlichen Raum seien praktisch abgehängt, insbesondere in Bayern. „Wer im Bayerischen Wald lebt, profitiert kaum vom 9-Euro-Ticket“, so Flege.

Nach einer deutschlandweiten Erreichbarkeits-Auswertung der gemeinnützigen Allianz pro Schiene schneiden bayerische Landkreise beim Bus und Bahnangebot besonders schlecht ab. Sieben der zehn unterversorgtesten Landkreise liegen in Bayern. Negativ-Spitzenreiter im bundesweiten Vergleich sind die Landkreise Dingolfing-Landau, Straubing-Bogen (beide Niederbayern) und Cham (Bayerischer Wald).

Die Unterversorgung mit Bus und Bahn liegt laut Allianz pro Schiene nicht nur an der geringen Bevölkerungsdichte. „Die zehn Landkreisen mit der geringsten Bevölkerungsdichte haben allesamt ein besseres Bus- und Bahnangebot als die Flop-10-Landkreise“, sagte der Geschäftsführer des Verbandes. Flege: „Die 9-Euro-Sommeraktion des Bundes bringt auch die großen Unterschiede innerhalb Deutschlands beim Bus- und Bahnangebot ins Bewusstsein. Nach Ende der auf drei Monate befristeten Preisoffensive muss der Bund gemeinsam mit den Ländern und Landkreisen eine Angebotsoffensive starten. Erst, wenn es flächendeckend ein attraktives Bus- und Bahnangebot gibt, steigen die Menschen dauerhaft um.“

Das Erreichbarkeits-Ranking der Allianz pro Schiene basiert auf offiziellen Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), das dem Bundesinnenministerium unterstellt ist. Das Institut berechnet den Anteil der Bevölkerung, der innerhalb eines Radius von 600 Metern Luftlinie bis zu einer Bushaltestelle oder 1200 Metern bis zu einem Bahnhof lebt, wobei die Stationen werktags mindestens zehn Fahrten pro Richtung anbieten müssen. 600 Meter entsprechen einem Fußweg von etwa acht bis zehn Minuten, was das BBSR als noch zumutbar bewertet. Bei Bahnhöfen stuft es sogar noch größere Distanzen als hinnehmbar ein.

Eine interaktive Deutschland-Karte der Allianz pro Schiene veranschaulicht die Situation in den einzelnen Landkreisen. Mit einem Klick ist es möglich, sich die lokalen Erreichbarkeitsdaten anzeigen zu lassen.

 

 

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