Oberleitungs-Lkw

Der Oberleitungs-Lkw im Feldversuch.

Bei einem Oberleitungs-Lkw, auch O-Lkw oder E-Lkw genannt, handelt es sich um einen elektrisch angetriebenen Lkw, der durch eine Oberleitung mit Strom versorgt wird. Die Fahrzeuge sollen zu einer Dekarbonisierung des wachsenden Straßengüterverkehrs beitragen.

Wo sind Oberleitungs-Lkw bislang in Betrieb?

Neben einer Teststrecke nördlich von Berlin, wurden in Baden-Württemberg, Hessen und Schleswig-Holstein Autobahnabschnitte mit Oberleitungen ausgerüstet. Im Mai 2019 wurde die Teststrecke für Elektro-Lkw auf der A5 zwischen Langen/Mörfelden und Weiterstadt in Hessen in Betrieb genommen. Seither wird der Oberleitungs-Lkw erstmals auf einer öffentlichen Straße in Deutschland erprobt.

Warum ist der Oberleitungs-Lkw bislang noch nicht marktreif?

Der Lkw-Betrieb mit einer Oberleitung ist mit großem Aufwand und mit hohen Kosten verbunden, dazu gehören unter anderem:

  • Betriebsfeste Konstruktion der Fahrleitung
  • Ausreichende Dimensionierung der Stromversorgung (Abfederung von Lastspitzen)
  • Kostspielige Investition in Fahrleitungen und Instandhaltungsaufwand
  • Zusatzantriebe oder Energiespeicher für Spurwechsel und letzte Meile

Wie wirken sich die Oberleitungs-Lkw auf den Wettbewerb aus?

Anders als bei überlangen und überschweren Lkw (sogenannte Gigaliner), stellt der Oberleitungs-Lkw keine unmittelbare Bedrohung im Wettbewerb mit dem Verkehrsträger Schiene dar.

Beim Oberleitungs-Lkw ist davon auszugehen, dass die noch zu bewältigenden technischen Herausforderungen auch Folgen für die Betriebskosten haben werden. So wird die Doppel-Motorisierung das Lkw-Gewicht erhöhen und die Fahrzeuge in der Anschaffung verteuern. Gleichzeitig sinken Ladevolumen und Nutzlast. Daher ist unter diesen Bedingungen kurz- und mittelfristig kein Kostenvorteil gegenüber dem Diesel-Lkw zu erwarten. Im hart umkämpften Verkehrsmarkt sind von den Transporteuren aber kaum höhere Preise gegenüber den Verladern durchsetzbar.

Wie wirken sich die Oberleitungs-Lkw auf die Klimabilanz aus?

Positive Effekte für das Klima sind durch Oberleitungs-Lkw in absehbarer Zeit nicht wahrscheinlich, denn:

  • die Energieeffizienz wird durch das Zusatzgewicht verschlechtert.
  • mit dem derzeit geringen Anteil erneuerbarer Energien im Strom-Mix ist die CO2-Bilanz ähnlich wie beim Diesel-Antrieb.
  • für die flächendeckende Versorgung des Lkw-Verkehrs mit erneuerbarer Energie wären, neben massiven Infrastrukturinvestitionen, auch enorme Ökostrommengen nötig.

Die Dekarbonisierung des Verkehrs ist aus Klimaschutzgründen dringend geboten. Doch der Einsatz von Oberleitungs-Lkw ist von der Realisierung noch weit entfernt. Selbst bei technischer Machbarkeit ist fraglich, ob in absehbarer Zukunft ausreichende Mengen Ökostrom zur Verfügung stehen.

Weshalb ist die Schiene eine kosteneffiziente Alternative zu den Oberleitungs-Lkw?

Der Schienengüterverkehr erbringt schon heute mehr als 90 Prozent seiner Verkehrsleistung elektrisch. Mehr als 50 Prozent des Bahnstroms stammen aus erneuerbaren Quellen. Für mehr Klimaschutz im Verkehrssektor ist daher der Ausbau der vorhandenen E-Mobilität auf der Schiene ein kosteneffizienter Weg mit sofortigem Klimanutzen:

  • Die Elektromobilität auf der Schiene ist praxisbewährt und sicher.
  • Infrastrukturmittel können ohne kostspielige und langwierige Erprobung direkt verbaut werden.
  • Im Schienengüterverkehr spart die E-Mobilität ca. 40 Prozent CO2 gegenüber der Dieseltraktion.
  • Gleichzeitig profitiert auch der Schienenpersonenverkehr von der Elektrifizierung.

E-Lkw haben vor allem im Nahverkehr eine Zukunft. Anstelle des teuren Aufbaus einer Oberleitungsinfrastruktur für Langstrecken-Lkw-Verkehre sollte daher die Entwicklung von Batterie-Lkw für den Nahbereich vorangetrieben werden. So kann jeder Verkehrsträger entsprechend seiner Stärken eingesetzt werden: Die elektrisch betriebene Güterbahn auf der Langstrecke und der E-Lkw im regionalen Verteilverkehr.