Berlin, den 15. Oktober 2017. Die Löcher für die Messingsiegertafel im Bahnhof von Bayerisch Eisenstein hatten die Chefs des Naturparks Bayerischer Wald natürlich schon vorgebohrt. So konnte die angereiste Prominenz aus Berlin und München zusammen mit den Geehrten am Sonntag ohne weitere Verzögerung zur feierlichen Enthüllung schreiten. Weithin sichtbar verkündet seitdem die wetterfeste Tafel am Portal auf der Gleisseite allen Reisenden, Touristen und Einheimischen, dass sie gerade im Bahnhof des Jahres 2017 einkehren.
Im Beisein des bayerischen Staatsministers Helmut Brunner und des Bahnhofsmanagers Walter Reichenberger (Deutsche Bahn) würdigte die Jury den bayerisch-tschechischen Doppelbahnhof Bayerisch Eisenstein als „Idyll für Grenzgänger“. „Wo früher der Eiserne Vorhang regierte, atmet der frisch renovierte Bahnhof heute wieder den guten Geist gelebter europäischer Grenzkultur“, lobte Jury-Mitglied Andreas Geißler. Die Wiedervereinigung der beiden Bahnhofshälften sei den neuen Besitzern so überzeugend gelungen, dass „Wanderer im Bayerischen Wald den Rucksack abschnallen, um sich den gastlichen Grenzverkehr im Bahnhof von Bayerisch Eisenstein in aller Ruhe anzusehen“. Der Bahnhof sei nicht nur „ein gutes Sprungbrett für Ausflügler. Er ist auch selber zum lohnenden Ausflugsziel geworden“, stellte der Pro Bahn-Ehrenvorsitzende Karl-Peter Naumann im Namen der Jury fest. Die Übernahme des deutschen Bahnhofsteils durch den Naturpark Bayerischer Wald sei für Reisende ein „echter Glücksfall“: Diverse Museen im Bahnhof, eine propere Bahnhofsallee, Gastronomie auf deutscher und tschechischer Seite, „mehr Bahnhof geht eigentlich nicht“, urteilten die zur Feier angereisten Juroren über den ersten internationalen Bahnhof des Jahres in der 14-jährigen Geschichte des Wettbewerbs. Während Bayerisch Eisenstein die Jury in der Kategorie Tourismusbahnhof überzeugt hatte, gewann Lutherstadt Wittenberg Hauptbahnhof den Titel Bahnhof des Jahres in der Kategorie Alltagsmobilität.
Der Titel für den Grenzbahnhof kam für die neuen Bahnhofsbesitzer zur rechten Zeit. Schließlich hat der Naturpark für Kauf und Renovierung der bayerischen Bahnhofshälfte seit 2006 viel Geld in die Hand genommen und noch mehr Herzblut vergossen. „Die deutschlandweite Anerkennung für unsere Bemühungen hat uns sehr gutgetan“, sagte der erste Vorsitzende des Naturparks Bayerischer Wald, Heinrich Schmidt am Sonntag zur Tafelenthüllung. „Wir sehen den Titel und diese Feier auch als Geburtstagsgeschenk und als Jubiläumsgabe für unsere Bahnverbindung, die heute 140 Jahre alt wird. Wir werden unseren Bahnhof so sorgsam pflegen, dass er die nächsten hundert Jahre gut in Schuss bleibt.“
Mit Bayerisch Eisenstein hat Bayern jetzt bereits den fünften Siegerbahnhof hervorgebracht – damit besitzt kein anderes Bundesland mehr ausgezeichnete Bahnhöfe als Bayern. Die Siegerbahnhöfe der vorigen Jahre waren 2016: Stralsund und Steinheim in Westfalen, 2015: Marburg und Obstfelderschmiede/Lichtenhain, 2014: Dresden und Hünfeld, 2013: Göttingen, Oberursel und Murnau, 2012: Bremen, Aschaffenburg und Bad Schandau, 2011: Leipzig und Halberstadt, 2010: Darmstadt und Baden-Baden, 2009: Erfurt, Uelzen und Heringsdorf, 2008: Karlsruhe und Schwerin, 2007: Berlin Hauptbahnhof und Landsberg am Lech, 2006: Hamburg Dammtor und Oberstdorf, 2005: Mannheim und Weimar und 2004: Hannover und Lübben.
Mit dem Wettbewerb „Bahnhof des Jahres“ prämiert die Allianz pro Schiene seit 2004 jährlich die kundenfreundlichsten Bahnhöfe in Deutschland. Ausgezeichnet wird nur, wer nach einer festen Kriterienliste am besten auf die Bedürfnisse der Bürger eingeht: Objektive Erfordernisse wie Kundeninformation, Sauberkeit, Integration in die Stadt und Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln sind dabei ebenso entscheidend wie ein eher subjektiver Wohlfühlfaktor. Die Jury des renommierten Wettbewerbs besteht aus Vertretern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem ACE Auto Club Europa, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Allianz pro Schiene. Um touristische Qualitäten der Bahnhöfe zu bewerten, reisen außerdem Verkehrsexperten des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) und der Kooperation „Fahrtziel Natur“ mit.
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