Berlin, 22.09.2025. Die Allianz pro Schiene, der Bundesverband SchienenNahverkehr (BSN) und der Verband der Bahnindustrie in Deutschland (VDB) begrüßen es, dass der Bundesverkehrsminister heute lang erwartete Eckpunkte für den Bahnverkehr in Deutschland vorgelegt hat. Der erste Schritt auf dem Weg zu klareren Verantwortlichkeiten und Rollen sei damit getan, sagten die Verbände am Montag in der Bundespressekonferenz. Die Branche werde eigene Beiträge für einen kundenorientierten und effizienteren Schienennahverkehr leisten und stellte eigene Initiativen vor.
„Es ist eine gute Nachricht für alle Bahnreisenden in Deutschland, dass wir mit dem heutigen Tag erstmals seit 30 Jahren Schwarz auf Weiß haben, welche strategischen Eckpfeiler der Bund für den Schienenverkehr in Deutschland hat“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, stellvertretend für die drei Verbände. „Was noch fehlt, ist die Verbindlichkeit und Konkretisierung. Der Bundesverkehrsminister sollte im Bundestag um einen breiten Rückhalt werben, damit aus dem Fundament eine Strategie wird, die auch die nächste und übernächste Legislaturperiode überdauert.“
Der Sprecher der Geschäftsführung des BSN, Jan Görnemann, ergänzte: „Alle Fahrgäste in Deutschland müssen spüren, dass es nicht nur bei Ankündigungen bleibt. Die Aufgabenträger werden daher gemeinsam mit den anderen Verbänden ihren Teil zur Zukunftssicherung der Schiene beitragen und setzen auf Dialog.“
„Die Eckpunkte setzen den richtigen Rahmen. Damit die Umsetzung gelingt, kommt es der Bahnindustrie jetzt auf pragmatische Finanzierungsmechanismen, eine Bundesstrategie für die Digitalisierung der Schiene und eine neue, partnerschaftliche Beschaffungskultur an“, betonte VDB-Hauptgeschäftsführerin Sarah Stark.
Dort, wo es möglich ist, will die Branche auch einen eigenen Beitrag leisten, um den Schienenverkehr in Deutschland zu verbessern. Über mehrere Monate hinweg haben Aufgabenträger und Verkehrsunternehmen mit Gewerkschaften und Verbänden an einer Lösung gearbeitet, wie der Nahverkehr auf der Schiene effizienter werden kann. „Es geht darum, dass Bahnreisende mehr und besseren Nahverkehr pro Euro Steuergeld bekommen. Wir haben Maßnahmen identifiziert, mit denen ab den 2030er Jahren dreistellige Millionenbeträge für die Verbesserung des Nahverkehrsangebots frei werden“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Flege.
Der Sprecher der Geschäftsführung des Bundesverbands SchienenNahverkehr, Jan Görnemann: „Wir alle kennen es vom Bahnfahren: Jeder Regionalzug sieht anders aus. Es gibt unterschiedlich viele und breite Türen, unterschiedliche WCs und unterschiedlich lange Züge. Dabei ist es sowohl für die Aufgabenträger als auch für die Hersteller so viel einfacher, wenn wir uns bei der Bestellung neuer Züge auf einheitliche Standards einigen. 22 Aufgabenträger haben sich in unserer Charta dazu verpflichtet, sich an diese neuen, einheitlichen Standards zu halten – das ist ein riesiger Fortschritt für die Branche und den gesamten Nahverkehr auf der Schiene. Dies hat dann beispielsweise auch positive Auswirkungen auf die Ausbildung von Fahrpersonalen sowie auf die Optimierung von Werkstatt- und Instandhaltungsprozessen. Das hebt Synergien, die dem laufenden Betrieb direkt zugutekommen können. Wir fordern nicht einfach nur mehr Geld vom Bund, wir straffen auch selbst unsere Strukturen.“
Nicht nur bei der Beschaffung neuer Fahrzeuge sieht die Branche Spielräume für Verbesserungen. Die Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Bahnindustrie in Deutschland, Sarah Stark, sagte: „Wir wollen den Nahverkehr auf der Schiene insgesamt pragmatisch, standardisiert und zukunftsorientiert weiterentwickeln. Die Bahnindustrie steht für einen Dialog zur deutlichen Vereinfachung des aufwändigen Prozesses zwischen Fahrzeugbestellern und -herstellern im Vorfeld von öffentlichen Ausschreibungen zur Verfügung. So würde unter anderem eine höhere Standardisierung des ,Bestellkataloges‘ kürzere Liefertermine begünstigen. In einem Weißbuch hat die Industrie solche Beschleunigungspotenziale in der Fahrzeugentwicklung und -beschaffung festgehalten.“
Außerdem unterstütze die Branche den Bund beim schnelleren Bau elektrischer Oberleitungen auf der Schiene. „Wir haben zusammen mit unseren Mitgliedsunternehmen eine gemeinsame Qualifizierung für Oberleitungsmonteure entwickelt, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Im Pilotjahr 2025 haben wir die ersten Monteure erfolgreich ausgebildet. Und die Initiative ist so stark nachgefragt, dass wir künftig in noch kürzeren Abständen weiterbilden werden. Auch damit leisten wir einen Beitrag zu einem gelingenden Zusammenspiel von Branche und Politik“, sagte Stark.
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