Hünfeld, den 8. Oktober 2014. Dass auch ein eher ländlicher Bahnhof das höchste Kundenlob verdienen kann, lesen die Reisenden im hessischen Hünfeld seit dem 8. Oktober in Messing graviert am Portal ihres Bahnhofs. Verkehrsexperten und Bahnfreunde feierten gemeinsam mit der Allianz pro Schiene am Mittwoch in Hünfeld die Siegerkür zum Gewinn des Titels Bahnhof des Jahres 2014. Im Beisein des Geschäftsführers des Rhein-Main-Verkehrsverbundes, Prof. Knut Ringat, enthüllten die Jury-Mitglieder die Siegertafel am Bahnhof. Der Hünfelder Bahnhofsmanager Gerd Tucholka (Deutsche Bahn) und Bürgermeister Stefan Schwenk (CDU) bekamen eine Urkunde für ihre vorbildliche Gemeinschaftsleistung bei der Neukonzeption des Bahnhofs.
Die 6-köpfige Jury aus Vertretern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem ACE Auto Club Europa, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club ADFC und der Allianz pro Schiene zeichnete neben dem hessischen Hünfeld (Kleinstadtbahnhof) auch die sächsische Landeshauptstadt Dresden (Großstadtbahnhof) aus.
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Bahnhof Hünfeld: Der Idyllische
Das klassizistische Empfangsgebäude ist sehr sauber und sehr grün: Gleich hinter den Gleisen beginnen Wiesen und Felder des Biosphärenreservates Rhön. Hünfeld ist ein ländlicher Bahnhof im allerbesten Sinne, lobte Jury-Mitglied Karl-Peter Naumann von Pro Bahn nach dem Vorort-Test. Offenbar habe man im hessischen Hünfeld beschlossen, sich vorbildlich um seine Gäste zu kümmern. Reisende mit Fragezeichen über dem Kopf sucht man hier vergebens. Ein Reisebüro drinnen, dezente Tafeln zu Stadtzentrum und Wander-Wegen draußen, wer sich hier verirren wolle, müsse sich richtig anstrengen, sagte Naumann.
In Hünfeld ist mit Händen zu greifen, dass die Stadt sich kümmert, urteilte Jury-Mitglied Dieter Harms von ACE und verwies damit nicht nur auf das adrette Umfeld. Der Bahnhof hat ein rundum durchdachtes Gesamtkonzept. Damit macht Hünfeld, die Wahlheimat des Computer-Erfinders Konrad Zuse, seinem Ahnherren alle Ehre, sagte Harms.
Der lange Weg zum Bürgerbahnhof
Jury-Mitglied Dirk Flege von der Allianz pro Schiene wies auf die inzwischen elfjährige Geschichte des Wettbewerbs hin. In diesen Jahren gab es einen dramatischen Wandel in der deutschen Bahnhofskultur, weil sich die Deutsche Bahn von Hunderten kleiner Bahnhöfe getrennt hat. Viele dieser Gebäude seien zunächst in den Besitz von Immobilienfonds geraten und dem Verfall preisgegeben worden. In jüngster Zeit stoße die Jury auf ihren Rundreisen jedoch zunehmend auf die Früchte eines neuen Bürgerengagements. Städte und Kommunen kaufen sich ihre Bahnhöfe zurück und richten sie liebevoll wieder her, sagte Flege. In Hünfeld gehören Empfangsgebäude und Vorplatz der Stadt. Der Bahnhof Hünfeld ist wie der Vorjahressieger Oberursel – ein gutes Beispiel für diesen Prozess hin zum Bürgerbahnhof.
Die Checkliste immer dabei
Mit dem Wettbewerb Bahnhof des Jahres“ prämiert die Allianz pro Schiene seit 2004 jährlich die besten deutschen Großstadt- und Kleinstadtbahnhöfe. Ausgezeichnet wird nur, wer nach einer festen Kriterienliste am besten auf die Bedürfnisse der Bürger eingeht: Objektive Erfordernisse wie Kundeninformation, Sauberkeit, Integration in die Stadt und Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln sind dabei ebenso entscheidend wie ein eher subjektiver Wohlfühlfaktor. Dass schmutzige Toiletten das Aus bedeuten, versteht sich. Die Siegerbahnhöfe der vorigen Jahre waren 2013: Göttingen und Oberursel, 2012: Bremen und Aschaffenburg, 2011: Leipzig und Halberstadt, 2010: Darmstadt und Baden-Baden, 2009: Erfurt und Uelzen, 2008: Karlsruhe und Schwerin, 2007: Berlin Hauptbahnhof und Landsberg am Lech, 2006: Hamburg Dammtor und Oberstdorf, 2005: Mannheim und Weimar und 2004: Hannover und Lübben.