„Monstertrucks überfordern die Infrastruktur“

Allianz pro Schiene befürchtet Katastrophen wie in Minneapolis

Berlin. Eine Zulassung so genannter Gigaliner könnte nach Einschätzung der Allianz pro Schiene in Deutschland zu ähnlichen Katastrophen wie dem Brückeneinsturz in Minneapolis (USA) führen. „Monstertrucks bringen langfristig mehr Verkehr auf die Straße und überfordern die Infrastruktur“, warnt Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege vor den bis zu 25,25 Meter langen und bis zu 60 Tonnen schweren Riesen-Lkw. Nach Presseberichten weisen US-Verkehrsexperten anlässlich des Unglücks in Minneapolis darauf hin, dass das Verkehrsvolumen, für das Brücken und Autobahnen in den USA ursprünglich gebaut wurden, bereits bei weitem überschritten ist. In einer aktuellen Studie der Amerikanischen Vereinigung der Landesautobahnen (AASHTO) wurde der Zusammenhang zwischen der Achslast und den Fahrbahnschäden berechnet. Das Ergebnis: Bei einer Steigerung des Lkw-Gewichts um 25 Prozent steigt die Belastung der Verkehrsbauten um 300 Prozent.

Auch in Deutschland sprengt das Verkehrsvolumen die Kapazitäten. Für die Einführung der in Deutschland aktuell diskutierten überlangen Variante (48-Tonner bzw. 60-Tonner mit bis zu 25,25 Metern Länge) haben unabhängige Gutachter eine Verlagerung von bis zu 55 Prozent des Schienenverkehrs auf die Straße berechnet. Dirk Flege: „Ohne ein Verbot der Monstertrucks ist der Verkehrskollaps auf unseren Straßen nicht aufzuhalten. Wer jetzt für 48-Tonner mit Überlänge plädiert, wird morgen den 60-Tonner und übermorgen den 80-Tonner auf unsere Straßen lassen. Eine Katastrophe für Mensch und Natur.“

In Deutschland bröckelt die Front der Befürworter von Riesen-Lkw weiter. Der Vorsitzende der Landesverkehrsministerkonferenz und Verkehrsminister von Sachsen-Anhalt, Karl-Heinz Daehre (CDU), sagte der Nachrichtenagentur ddp heute, dass die Anfang Juli beendeten Feldversuche in seinem Bundesland nicht fortgesetzt werden. Die überlangen Fahrzeuge seien für Kreuzungen und Kreisverkehre nicht geeignet. Kreis-, Landes- oder Bundesstraßen könnten sie kaum nutzen. Im Oktober werden die Verkehrsminister der Länder auf ihrer Konferenz über die Zulassung von Monstertrucks in Deutschland entscheiden.

Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 77 Unternehmen der Bahnbranche.