Schienennetz schrumpft jährlich um mehr als 400 km

Allianz pro Schiene fordert Bund und Länder zum Handeln auf:

Berlin. Trotz vereinzelter Neubaumaßnahmen schrumpft das Schienennetz in Deutschland jährlich um mehr als 400 Kilometer. Dies hat die Allianz pro Schiene mit Hilfe neuester Daten von Bund und Ländern ermittelt. „Während in Deutschland das Straßen- und Flughafennetz in den vergangenen Jahren mit öffentlichen Geldern massiv ausgebaut worden ist, lässt die öffentliche Hand große Teile der regionalen Schieneninfrastruktur verkommen“, kritisierte Allianz pro Schiene-Vorsitzender Norbert Hansen.

Hansen: „Deutschland wird dadurch Jahr für Jahr abhängiger vom Öl. Wo keine Gleise liegen, können keine energieeffizienten Bahnen fahren. Stattdessen werden immer mehr Menschen ins Auto gezwungen.“ Auch die Lkw-Kolonnen würden auf ein „unerträgliches Maß“ anschwellen.

Als Hauptgrund für die Streckenstilllegungen in ländlichen Räumen nannte der Allianz pro Schiene-Vorsitzende „betriebswirtschaftlichen Druck“. „Niemand verlangt von Regionalflughäfen oder Kreisstraßen, dass sie sich betriebswirtschaftlich rechnen, von regionalen Eisenbahnstrecken wird dies jedoch seit Jahren erwartet. Die Politik lässt die Bahnen allein“, so Hansen.

Der Allianz pro Schiene-Vorsitzende forderte Bund und Länder auf, bei der regionalen Schieneninfrastruktur „den betriebswirtschaftlichen Druck von Einzelstrecken zu nehmen“. Solange die konkurrierenden Verkehrsträger Straße, Luft und Wasserstraße nicht eigenwirtschaftlich sein müssen, dürfe sich die betriebswirtschaftliche Betrachtungsweise bei regionalen Bahnstrecken „allenfalls auf Teilnetze beschränken und nicht auf Einzelstrecken“.

Insbesondere die Bundesländer nehmen nach Hansens Einschätzung „ihren Gestaltungsauftrag bei der regionalen Schieneninfrastruktur bislang nicht an“. In Sachsen-Anhalt ist von Anfang 1994 bis Ende 2004 mit 599 km bundesweit die meiste Schieneninfrastruktur stillgelegt worden. Auf Platz zwei der Länder, in denen seit der Bahnreform am meisten volkswirtschaftliches Infrastrukturvermögen vernichtet worden ist, befindet sich Nordrhein-Westfalen mit 574 Kilometer, gefolgt von Bayern mit 522 km.