Silber: Recep Buluter

Das schreibt der Einsender:

Robert Mewes ist beeindruckt über einen Vorfall im ICE nach Berlin: Fußballfans der Hertha geraten nach einem klar verlorenen Auswärtsspiel außer Rand und Band. Sie rauchen, kleben Aufkleber ihres Clubs überall hin und reißen die Wandverkleidung runter. Zugbegleiter Recep Buluter greift ein und wirkt auf die meisten Fans beruhigend. Bei anderen zeigen seine Worte dagegen keine Wirkung. Als einige von ihnen Fahrgäste belästigen und anpöbeln, ruft er die Bundespolizei und verweist die Störer des Zuges. „Auch hier sorgt sein umsichtiges Auftreten dafür, dass die Lage an Bord nicht eskaliert. So viel Einsatz und Besonnenheit sollten gewürdigt werden.“

Robert Mewes (Möchengladbach)

 

Das schreibt die Jury:

Der Mitarbeiter von DB Fernverkehr Hannover „ist ein mutiger Mensch, der auch an seinem Platz bleibt, wenn es brenzlig wird“, begeisterte sich die Jury. Allerdings sei künftig auch die Politik gefragt, um Bahnbetreiber, Zugpersonal und die Reisenden besser vor gewaltbereiten Fußballfans zu schützen.

„Wenn sie verlieren, drehen sie durch“

ICE-Zugbegleiter Recep Buluter über Hooligans und wann für ihn der Spaß beim Fußball aufhört

 

Herr Buluter, Sie sehen nicht so aus, aber schauen Sie schon mal Fußball?

Natürlich! Ich bin leidenschaftlicher Hannover 96-Fan. Mit einem kleinen Etat bringt dieser Club wirklich einiges zu Stande.

 

Haben Sie also Verständnis für Fans, die an Bord der Züge ein bisschen Dampf ablassen?

Wenn Fans singen und feiern, dann habe ich dafür ein Grundverständnis. Sogar eingefleischte Hooligans haben übrigens fast immer vorbildlich gebuchte Fahrkarten – mit Platzreservierung. Erst wenn der Alkohol dazu kommt und wenn ihre Mannschaft verliert, dann drehen sie manchmal durch. 

 

Wie bei dem verlorenen Auswärtsspiel der Hertha.

Das war schon wild: Wir haben sofort die erste Klasse abgesichert und das Bordbistro, aber in der zweiten Klasse war die Lage außer Kontrolle. Sobald andere Reisende bedroht und belästigt werden und mein Zug beschädigt wird, hört bei mir jedes Verständnis auf. Da stelle ich mich vor meine Fahrgäste.

 

Hatten Sie keine Angst?

Ich habe eine gute Menschenkenntnis. Und ich wirke selber nicht aggressiv. Einige der Randalierer konnte ich mit Vernunft beruhigen. Beim Rest musste dann die Polizei durchgreifen.

 

Die Jury fand Ihr Eingreifen mutig, und jetzt sind Sie Eisenbahner mit Herz.

Ich war sprachlos, als ich das erfahren habe. An meinem freien Tag rief mich mein Gruppenleiter um 6.44 Uhr an.

 

Arg früh, oder?

Das dachte ich auch. Also schlief ich weiter und rief dann mit dem ersten Kaffee in der Hand zurück. Er sagte: „Herzlichen Glückwunsch“. Fast ist mir die Tasse aus der Hand gefallen.

 

Wenn Sie Ihren türkischen Verwandten daheim von Ihrer Arbeit erzählen, welche Reaktionen kriegen Sie da?

Im Ausland ist es immer noch wenig bekannt, wie modern unsere Eisenbahn ist. Wir sind top in Europa. Und unsere Fahrgäste – das ist wirklich wie im Fußball: Die Deutschen sind 80 Millionen Bahnchefs.

 

Wenn es eine Eisenbahn-Weltmeisterschaft gäbe, wo sehen Sie die Deutsche Bahn?

Ganz klar: Anwärter auf den Titel.