Bronze: Swen Sengebusch

Das schreibt die Einsenderin:

Susanne Bauer-Wermuth macht eine Familienreise auf die Nordseeinsel Langeoog. Weil sie Anschluss-Pech haben, verzögert sich die Reise der vier Erwachsenen und fünf Kinder um eine Stunde. Das ist vor allem für die beiden Babys, vier und sechs Monate alt, sehr nervenaufreibend. Bei einem weiteren Umstieg lässt Bauer-Wermuth in dem ganzen Trubel einen der vier Koffer versehentlich auf dem Bahnsteig stehen. Das fällt ihr erst 20 Minuten später auf. Inzwischen hat der Koffer allerdings schon die Bundespolizei auf den Plan gerufen. Just in diesem Koffer befinden sich allerdings sämtliche Babysachen. Buchstäblicher Retter gegen die Hungersnot ist jetzt der Lokführer Swen Sengebusch. Der NordWestBahn-Mitarbeiter erkennt die Zwickmühle seiner Fahrgäste und handelt sofort. Er erwirkt als erstes, dass der Koffer wieder aus der Sicherungsverwahrung kommt. Dann teilt er seinen Fahrgästen mit, dass er heute diese Strecke nochmal fahren und dabei den Koffer mitnehmen werde. Schließlich sorgt er dafür, dass ein Busunternehmen den Koffer bis zur Küste transportiert und auf das letzte Schiff zur Insel an diesem Tag bringt. „Swen Sengebusch hat meinem Baby und mir den Urlaub gerettet! Wir hatten noch am selben Abend den Koffer auf der Insel und damit rechtzeitig für die abendliche Flasche Milch! Für mich war das die hilfsbereiteste Tat, die ich je von einem Bahnmitarbeiter erfahren habe! Es verdient meinen größten Dank und Anerkennung!“

Susanne Bauer-Wermuth (Ochsenfurt)

 

Das schreibt die Jury:

„Mit beachtlichem logistischem Wissen hat dieser Triebfahrzeugführer seinen Fahrgästen den Urlaub gerettet“, lobte die Jury. „Swen Sengebusch bewegt nicht nur Züge, sondern auch Polizeibeamte, Busfahrer und das Fährpersonal: Wirklich ein Meister der Reisekette.“

„Die letzte Fähre nach Langeoog – das ist doch Ehrensache“

NordWestBahn-Lokführer Swen Sengebusch über knifflige Anschlussketten und Notbremsungen an Bahnübergängen

 

Herr Sengebusch, die Jury lobt Sie als Meister der Anschlusskette. Wussten Sie überhaupt, wie dramatisch das mit der letzten Fähre nach Langeoog ist?

Ich hatte mal eine Freundin, die von Langeoog kam. Und obwohl die Insulaner ja sonst sehr entspannt sind, bei der letzten Fähre am Abend auf die Insel, da geht es um was. Die darf man nicht verpassen.

 

Der Koffer mit dem Babybrei war bei der Bundespolizei, das Bombenräumkommando schon unterwegs und Sie haben Ihren Fahrgästen trotzdem Mut gemacht?

Ich dachte, das ist doch Ehrensache, dass dieser Koffer noch am selben Abend auf die Insel kommt. Aber natürlich konnte ich das nicht fest versprechen. Die Eisenbahn mit ihren Anschlüssen ist ein komplexes System. In so einem Fall müssen alle zusammenarbeiten: Fahrgäste, Polizei, Lokführer, Busfahrer, Fährpersonal.

 

Also war es gar nicht Ihr Verdienst?

Es gehört auch Glück dazu. Zufällig hatte ich an diesem Tag Verstärkung an Bord. Eine Kollegin musste ihre Streckenkunde auffrischen und konnte den Zug weiterfahren. Wäre ich allein im Führerhaus gewesen, hätte ich nicht so intensiv nach den Besitzern des Koffers forschen können.

 

Steht Ihnen das Glück auch sonst zur Seite?

Unbedingt. Ich hatte schon mehrere Beinahe-Unfälle an Bahnübergängen. Einmal stand ein Pkw auf den Gleisen. Trotz Notbremsung habe ich ihn am Kotflügel erwischt. Das Auto mit einer ganzen Familie drin flog in den Straßengraben. Ich schaute aus dem Zug, und sah: Da steigt Rauch auf.

 

Und dann?

Ich bin rausgesprungen und war auf alles gefasst. Aber der Rauch war zum Glück nur Kühlwasser. Ich war dananch außer Dienst und wurde nach Hause gebracht. Dort habe ich es aber nicht ausgehalten und fuhr ins Krankenhaus. Da sagten sie mir, dass die Familie schon wieder entlassen worden war.

 

Wie gut haben Sie die Orkane in letzten Jahr überstanden?

Gegen entwurzelte Bäume habe ich eine Handsäge an Bord. Ganz so leicht lassen wir uns nicht aufhalten. Auch wenn in den Zeitungen oft was anderes steht. Unsere Fahrgäste wissen das besser: In der Not sind wir für sie da.