Bronze: Kevin-Matthew Hauseder

Bronzemedaille für Kevin-Matthew Hauseder

Schweizer Juniorchef im Reisecenter München

Gerade hat Kevin Hauseder (21) eine gute Nachricht bekommen: Seine Ausbildung bei DB Vertrieb geht bald zu Ende, nun bietet die Bahn ihm einen festen Arbeitsplatz. Kein Wunder: der Junge ist soeben zum jüngsten „Eisenbahner mit Herz“ aller Zeiten gekürt worden. Dass die Einsenderin Kevin Hauseder in ihrem Brief als „Chef des Reisencenters München“ vorgestellt
hat, amüsiert den gebürtigen Schweizer köstlich. „Vom Chef bin ich noch ein bisschen entfernt.“ Aber vorstellen kann er sich einiges: „Ich strebe einen Führungsposten in der Personalbetreuung
an.“ Ziele muss man haben.

Die Würdigung der Jury

Der jüngste „Eisenbahner mit Herz“

Der Auszubildende Kevin Hauseder hat ein getrenntes Liebespaar auf der Rückreise
von Italien mit vielen gekonnten Telefonaten wieder zusammengebracht, anstatt die Fahrgäste mit der Formel „Eigenverschulden“ abzuspeisen. Bronze für einen Service, der sogar einem langgedienten Vertriebsmitarbeiter zur Ehre gereichen würde. Wir prämieren damit den jüngsten „Eisenbahner mit Herz“ in der Geschichte unseres Wettbewerbs.

Das Interview

„Ich habe es einfach gemacht“

Herr Hauseder, wie kommt ein Junge aus den Schweizer Bergen zur Deutschen Bahn?
Von Winterthur, wo ich geboren bin, zum Arbeiten nach Zürich, das hat einfach nicht geklappt. Ich fühlte mich wie ein Landei in der Stadt. Außerdem wollte ich mit zehn noch Staatsanwalt werden. Das hat auch nicht geklappt.

Aber wie kamen Sie auf die Eisenbahn?
Als ich mit der Schule fertig war, nahm ich eine kleine Auszeit. Ich kaufte das Schweizer Genaralabo und fuhr monatelang durchs ganze Land. Jetzt kenne ich 80 Prozent des
Streckennetzes.

Ihre Lieblingsstrecke?
Mit dem Glacier Express nach Zermatt. Seit dieser Fahrt liebe ich die Eisenbahn. Ich bin rumgefahren und habe nicht mehr aufgehört rumzufahren. Das mache ich auch in Deutschland. Gerade war ich Fulda. Einfach so drauflos. Es war eine wunderbare Fahrt. Das Bier in Fulda ist
extrem lecker.

Und was sagt Ihre Familie, dass Sie nach Deutschland ausgewandert sind?
Sie waren entsetzt. „Was macht denn ein Schweizer in Deutschland?“ Wir kennen es ja nur andersrum. Aber für mich stellt sich die Frage nicht. Außer dass mein Schweizer Dialekt mir immer wieder dazwischen kommt, habe ich keine Schwierigkeiten. Meine Freunde sagen, ich sei
geizig wie ein Schwabe und meine Vermieterin in Augsburg hat einen Putzfimmel: Ich fühle mich also sehr wohl.

Und nun sind Sie auch noch „Eisenbahner mit Herz“ geworden.
Da steht mir immer noch der Mund offen. Im DB-Trainingscenter waren immer die Plakate von den Nominierten aufgehängt. Und sofort dachte ich mir: „Auf das Plakat will ich auch.“

Erinnern Sie sich noch an die Geschichte der Kundin?
Kurzfassung?

Ja, bitte.
Gardasee. Frau. Mann. Er: Suchtmensch, Raucher. Zug ist weg. Später: Er drin, ohne Fahrkarte. Sie draußen. Blöd. Ich am Empfang im Reisecenter. Sehe sofort: „Kundeneigenverschulden“.

Respekt: Das war wirklich kurz. Aber „Eigenverschulden“ war nicht Ihr letztes Wort. Dürfen Sie als Azubi überhaupt solche Milde walten lassen?
Ich habe es einfach gemacht. Nennen Sie es: Instinkt.E

Die Nominierung

„Schnell, freundlich und ohne großes Tamtam“

Martina Hiss-Nowacki ist mit ihrem Freund auf der Rückreise vom Gardasee. Weil ihr Liebster ein leidenschaftlicher Raucher ist, bereitet er das Gepäck schon in München Ostbahnhof vor, um
im Hauptbahnhof schnell aussteigen zu können. Das zumindest denkt die Einsenderin. Als der Eurocity in Ostbahnhof abfährt, sieht sie mit Entsetzen, wie ihr Mann bereits auf dem Bahnsteig steht. Am Münchner Hauptbahnhof wartet der Anschluss-ICE. Die Einsenderin wartet vor dem Zug, da ihr Mann telefonisch nicht zu erreichen ist. Gerade als die Türen des ICEs sich geschlossen haben, erreicht sie sein Anruf: „Ich habe es geschafft: Bin drin.“ Und sie? Steht draußen mit allen Fahrkarten und Bahncards, während diesmal er mit dem Zug an ihr vorbeifährt. An der Reisenden-Information sucht die Kundin Trost. DB-Mitarbeiter Kevin Hauseder hört sich amüsiert die Geschichte an, greift zum Telefon, informiert die Besatzung des
fahrenden ICE, hebt die Zugbindung der Tickets auf und organisiert, dass die Liebenden sich in Ingolstadt – diesmal gemeinsam – auf die Weiterreise nach Hamburg machen können. „In Ingolstadt ist dann auch wirklich die glückliche Zusammenführung geglückt, und wir haben Hamburg zwar mit einiger Verzögerung erreicht, die Lacher waren aber eindeutig auf unserer Seite. Ein Beweis, dass es wirklich tolle Mitarbeiter bei der Bahn gibt, die schnell und freundlich, ohne großes Tamtam helfen.“

Martina Hiss-Nowacki (Buxtehude)