Der Traum vom großen Glück des Lokomotivführers lebt nirgends in Deutschland wie im kleinen hessischen Ort Hungen bei Gießen. Dort wächst der heute fünfjährige Bennett auf.
Für Bennett ist es ein besonderes Geschenk, dass direkt hinter dem Wohnhaus mehrmals am Tag Züge auf den nah gelegenen Gleisen vorbeifahren. Täglich stellt er sich auf die Mauer am Garten, um den Triebwagenführern der Hessischen Landesbahn (HLB) zuzuwinken. Wenn Bennett morgens aufwacht ist, fragt er seine Eltern, wann die nächste Bahn kommt. Abends geht er freiwillig ins Bett, um seinem „Gute-Nacht-Zug“ lauschen zu können.
So viel Enthusiasmus lässt keinen Profi kalt – und schon gar nicht die Eisenbahner mit Herz von der Hessischen Landesbahn. Als Tim Geisler, Torsten Grünebaum und Stefan Leib von dem Nachwuchseisenbahner erfahren, lädt die HLB Bennett zu einer Besichtigungstour nach Butzbach ein.
Kurz vor Heiligabend ist es so weit. „Für uns unser diesjähriges Weihnachtsmärchen“, schreibt die glückliche Mutter Desiree C. „Für Bennett ging ein absoluter Herzenswunsch in Erfüllung.“ Einen ganz Vormittag führen ihn die Eisenbahner mit Herz durch die Werkstatt, statten ihn mit einer echten Warnweste der HLB aus, überreichen ihm Arbeitsschuhe und ein Set zum Basteln eines Zuges. Mit Triebwagenführer Tim Geisler am Steuer darf Bennett die Hupe auslösen und das Steuerrad anfassen. Durch die Waggons rennt der Junge und klettert auf das Dach eines Zuges.
Für Bennett war das ein „ganz besonderer Tag“, sagt Mutter Desiree und schlägt die HLB-Kollegen für den Eisenbahner mit Herz vor. Die haben streng genommen nicht einen Kunden begeistert und passen aus formalen Gründen nicht ins Raster des Wettbewerbs. Doch der Jury gefällt die Leistung so gut, dass sie das Trio mit einem Sonderpreis würdigt.
„Tim Geisler, Torsten Grünebaum und Stefan Leib haben mit ihrem herzlichen Empfang für einen kleinen Jungen dafür gesorgt, dass der seinen Lokführertraum weiter träumen kann“, stellt die Jury fest. „Das System Schiene lebt trotz aller Technik von den Menschen, ohne die kein Zug fahren könnte“, so die Jury weiter. „Für die Freude an der Zugbranche und deren vielen schönen Seiten haben die HLB-Kollegen mit ihrem warmen Empfang für einen jungen Fan auf vorbildliche Art und Weise ein Zeichen gesetzt.“
Die Warnweste trug Bennett selbstverständlich beim Fasching in Hungen. Auf seine Kappe klebte ihm die Mutter die Buchstaben HLB. Zugtickets hatte Bennett ebenfalls dabei, den offensichtlich alle Eisenbahn-Berufe faszinieren. Die Mutter drückt das so aus: „Bennett träumt davon, später einmal Teil der HLB-Familie zu werden.“
Woher die Begeisterung ihres Sohnes stammt, fragt sich die Mutter immer wieder einmal. Fußball hat er gespielt, im Kinderchor mitgesungen. Doch tief im Inneren gepackt haben ihn nur Schienen, Signale und Züge. Am Stammbaum der Familie kann es kaum liegen. Ein Uropa von Bennett hat in einem Stellwerk gearbeitet. Doch das wusste der Nachfahre nicht, als es ihn im zarten Alter von eineinhalb Jahren erstmals zu den Gleisen zog. Mit der Holzeisenbahn ging es weiter.
Inzwischen kutschieren Märklin-Eisenbahnen – jedenfalls nach Empfinden der Mutter – „in allen Variationen“ durch das Kinder- oder auch das Wohnzimmer. Bennett können es nicht genug (Modell-)Züge sein. Wenn sich die Jungen und Mädchen im „Wackelzahn“-Projekt des Kindergartens einen Ausflug aussuchen können und ein Wunsch lautet, mit dem Zug zu fahren, rätselt keiner lange, von wem der Vorschlag stammt. Als ein freundlicher Mann in Uniform Bennett fragt, ob er denn später auch einmal Polizist werden wolle, bekommt er eine klare, unmissverständliche Antwort: „Nein. Lokführer.“