Sonderpreis: Herbert Kusche

Sonderpreis Kundenliebling

Der Eisenbahner mit den meisten Nominierungen

Zugbegleiter, Stellwerker, Fahrdienstleiter: in der DDR hat Herbert Kusche (58) alle Stationen der Eisenbahnerkarriere durchlaufen. Als nach dem Mauerfall seine Strecke abgebaut wurde, packte er die Koffer und zog nach Konstanz an den Bodensee. Gefremdelt hat Kusche keinen Augenblick: Die Kollegen auf der Schwarzwaldbahn nahmen ihn mit offenen Armen auf und die Fahrgäste lieben den Zugbegleiter mit dem trockenen Humor: Kein anderer Eisenbahner wurde von den Reisenden so oft nominiert wie der Star der Schwarzwaldbahn.

Die Würdigung der Jury

Tag für Tag herausragend

Viele Bahnkunden, die unseren Aufruf lesen, schreiben uns, dass sie die ganz große Geschichte nicht beisteuern können, aber etwas kennen, das in ihren Augen genauso viel wert ist: Die gleichbleibend herausragende Leistung eines bestimmten Mitarbeiters. Zum Jubiläum unseres Wettbewerbs haben wir dafür den richtigen Preisträger gefunden: Herbert Kusche von der Schwarzwaldbahn hat mehr Kundenbriefe bekommen, als jeder andere nominierte Zugbegleiter. Kein Jahr, in dem er nicht in der Galerie der Nominierten vertreten gewesen wäre. Wenn ein Mitarbeiter über so viele Jahre seine tägliche Arbeit mit so viel Können, Herzblut und Humor verrichtet wie Herbert Kusche, dann ist das ein Eisenbahner der Sonderklasse, der für alle Kollegen ein Vorbild sein sollte.

Das Interview

„Als Ossi fühle ich mich in Konstanz bestens aufgenommen“

Herr Kusche, wenn die Schwarzwaldbahn überfüllt ist, freuen sich die Reisenden schon auf Ihre Durchsage: „Heute haben wir es wieder schön kuschelig“: Ist der Satz Ihr Markenzeichen?
„Kuschelig“ sage ich tatsächlich gern. Aber das hat nichts mit meinem Namen zu tun. Eigentlich dürfte man für die Schwarzwaldbahn keine Werbung mehr machen, denn unsere Züge sind manchmal schon gut voll. Wenn der Gang dicht ist, sage ich zu den Fahrgästen: „Schön, dass Sie aufstehen, wenn ich komme. Soviel Respekt hat nicht mal meine Frau.“

Die Liste Ihrer Lobesbriefe ist lang: Sie trösten Fahrgäste, die aus Versehen die Notbremse gezogen haben, Sie sind so charmant, dass Damenclubs den Ausstieg versäumen. Sie haben alle Zugverbindungen im Kopf, Sie sind höchst witzig und sogar Skinheads ziehen vor Ihnen die Baseball-Kappe. Wie klingt das?
Das klingt toll und freut mich ungemein. Als Ossi im Wessiland fühle ich mich in Konstanz seit 24 Jahren bestens aufgenommen.

Sind Sie der Star der Schwarzwaldbahn?
Star, na ja. Ich habe mal Ahnenforschung betrieben. Meine Vorfahren waren Holzfäller. Aber im Ernst: Wir sind hier acht Kollegen auf der Schwarzwaldbahn, und wir haben alle ein ganz besonderes Verhältnis zu unseren Reisenden. Von uns könnte jeder auf dem Siegertreppchen stehen.

Ist die Strecke Konstanz – Offenburg eine Art Eisenbahnidyll?
Ich arbeite seit 24 Jahren an einem Ort, wo andere Urlaub machen, das ist schon großartig. Allerdings gibt es auch die Kehrseite. Einmal sagte ein Hooligan zu mir: „Alter Säckel, verpiss dich“. Am liebsten hätte ich den Zug angehalten.

Was haben Sie stattdessen getan?
Die Zähne zusammengebissen. Ängstliche Reisende, Frauen mit Kinderwagen, Schüler habe ich in die erste Klasse geschickt. Aber hilflos fühlt man sich dann schon.

Wie kamen Sie zur Eisenbahn?
Das war zu DDR-Zeiten nach meiner Armeezeit: meine Mutter war meine Ausbilderin. Das war hart. Sie fragte mich immer ab: „Wie lange gilt die Arbeiterrückfahrkarte?“

Und?
Hinfahrt vier Tage, Rückfahrt vier Wochen.

Das schrieben die Einsender

Fünf Jahre Lob für Herbert Kusche

2011 nominierte Dagmar Brand Herbert Kusche, weil er einen verzweifelten Fahrgast, der aus Versehen die Notbremse gezogen hatte, sehr sensibel tröstete.

2012 beschreibt Roswitha Uibel, wie Kusche auf der Fahrt so freundlich über die Sehenswürdigkeiten der Strecke informiert, dass der Damenclub weiter fährt als eigentlich geplant. Thilo Knöller beobachtet, wie mufflige Teenager die Füße vom Sitz nehmen, wenn Kusche erscheint. Monika Grom-Rocke gefällt, dass Kusche den gesamten Fahrplan im Kopf hat und Sandra Dogruer berichtet, noch keiner habe Kusche jemals schlecht gelaunt auf dem Zug erlebt.

2013 lobt Cornelius Berkmann den besonderen Charme, mit dem Kusche die Tickets einer Fahrradgruppe kontrolliert.Thomas Kalkkuhl erzählt, dass Herbert Kusche sogar Glatzen mit Springerstiefeln zur Räson bringt. Dieter Guthörlschildert im Wortlaut die berühmten Ansagen: „Heute ist es wieder kuschlig warm und eng auf unserer Fahrt.“

2014 freut sich auch Andreas Lange an der Ansage über die Kuschelzüge, während Katharina Schwanen resümiert: „Schön, dass es ihn gibt.“ Maria Wirtensohn betont, dass Kusche auch ein Meister der Früh- und Spätschicht ist.

2015 greift Daniel Rungenhagen zum Stift: Mit seinem Humor und seinen Scherzen bringt Herbert Kusche den ganzen Zug zum Lachen. Sein Engagement, sein Stolz auf die Schaffnermütze, sein ganzes Auftreten machen die Bahnfahrt zum Erlebnis. Der Einsender ist sicher: Dieser Mann soll den Titel Eisenbahner mit Herz gewinnen