Plötzlich Lokführer, Folge 7

André Kleinbölting ist am Ziel angelangt – mit Begeisterung steuert er durchs Rheintal

Der Einstieg ist geglückt: André Kleinbölting kann den Wechsel zur Eisenbahn „nur empfehlen“.

Zwanzig lange Jahre saß André Kleinbölting im Fahrerhaus seines Lkw und alles sprach dafür, dass er auch die nächsten zwanzig Jahre dort sitzen würde. Doch der 44-Jährige hat auf die Bremse getreten und einen Neuanfang gewagt und lernte den Beruf Lokführer auf einer Akademie der SBB Cargo International. Die Allianz pro Schiene hat den Quereinsteiger durch seine Ausbildung am Standort Köln begleitet und in mehreren Folgen berichtet: von den Hochs und Tiefs, von Prüfungen und Weckern, die nachts um zwei zur Frühschicht rufen, von Dienstplänen, Schweiß und Freudentränen.  Mit dem Happy-End schließt die Serie „Plötzlich Lokführer“ mit dieser Folge.

André Kleinbölting hat es geschafft: Am 21. November bestand der frühere Lkw-Fahrer die Prüfung zum Lokführer. Seitdem steuert er Güterzüge für die SBB Cargo durch Deutschland. Ob er irgendetwas vermisst auf der Schiene nach so langer Zeit auf der Straße? „Auf keinen Fall“, sagt der 44-Jährige.

Die ersten Fahrten mit den bis zu 600 Meter langen Zügen fühlten sich für den Neulokführer noch etwas mulmig an. Bei jeder Tour begleiten ihn im Führerhaus die besorgten Fragen: Wo sind die kritischen Punkte? Wo verbirgt sich ein möglicherweise nur schwer zu erkenendes Signal? Und vor allem: Wie rangiert man am besten in dem Bahnhof, den man als Neuling noch nicht so gut kennt? „Die ersten Fahrten waren schon etwas anstrengend“, erinnert sich Kleinbölting mit dem Abstand von wenigen Wochen. Von einer „kleinen Unregelmäßigkeit“ spricht er, als er von der bisher größten Panne in seinem zweiten Berufsleben erzählt. Im Raum Frankfurt kam er durch eine falsche Weichenstellung vom geplanten Weg ab, musste im unbekannten Bahnhof rangieren und gelangte „im Dreieck“ zurück auf das gewünschte Gleis. Doch schon nach ein paar Wochen stellt sich die erste Routine ein – und dies ist bei dieser anspruchsvollen Aufgabe positiv gemeint. „Je besser man die Routen und die Abläufe kennenlernt, um so ruhiger wird man.“ Inzwischen ist sich der Eisenbahner ganz sicher: „Jetzt kenn ich mich auf der Strecke gut genug aus“. Meist ist er von Offenbach bis Duisburg und Uerdingen unterwegs, bringt die Kesselwagenzüge mit Chemikalien und anderen sensiblen Gütern durch das viel befahrene Mittelrheintal sicher ans Ziel.

Bildergalerie „Die schönsten Momente“: Andrés Weg vom Lkw-Fahrer zum Lokführer

20 Jahre lang saß Kleinbölting im Fahrerhaus eines Lkws, bevor er in der Mitte seines Berufslebens von der Straße auf die Schiene wechselte. Nach einer Ausbildung an der Akademie der SBB Cargo International und den ersten Erfahrungen als Lokführer ist sich der Quereinsteiger ganz sicher: „Ich würde es jedem empfehlen.“ Sein Rat an alle, die über einen Jobwechsel nachdenken und mit dem Gedanken spielen, im mittleren Alter auf die Eisenbahn umzusteigen: „Wer ein bisschen Herz für die Eisenbahn und die Technik hat, sollte es auf jeden Fall machen.“

Das kann die Schienenbranche nur begrüßen. Laut Institut der deutschen Wirtschaft (IW) spitzt sich gerade bei Triebfahrzeugführern der Fachkräftemangel weiter zu. Im Jahr 2017 standen nach IW-Angaben 100 offenen Stellen lediglich 35 Arbeitssuchende gegenüber. Daher kann ein Arbeitsplatz erst nach durchschnittlich 200 Tagen mit einem Lokführer besetzt werden. Umso willkommener sind alle, die wie Kleinbölting auf die Schiene wechseln wollen.

 

Plötzlich Lokführer: Alle Folgen im Überblick