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Das letzte Wort hat der Lokführer

Die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG) stellt ihre Erfahrungen mit Fahrerassistenzsystemen vor

Die ODEG stellt ihr Fahrerassistenzsystem vor

Jens Roos ist Umweltpionier. Wann immer der Lokführer seine Fahrgäste für die Ostdeutsche Eisenbahn GmbH (ODEG) von A nach B transportiert, hat er ein bestimmtes Ziel vor Augen: seinen Zug ressourcenschonend und effizient zu fahren. Seit 2015 wird er dabei von einem Fahrerassistenzsystem (FAS) unterstützt. Die technische Zusatzeinrichtung hilft dem Triebfahrzeugführer durch die Abgabe von Fahrempfehlungen, den Zug ausrollen zu lassen und unnötige Bremsvorgänge zu vermeiden. Welche Erfahrungen die ODEG beim Einsatz eines FAS machen konnte, hat das Unternehmen am 19. April 2018 in einem gemeinsamen Pressegespräch mit der Allianz pro Schiene im Rahmen des Projekts Fahr umweltbewusst! vorgestellt.

Kleines System – große Wirkung?

Die ODEG konnte bestätigen, was die Allianz pro Schiene bereits in ihrer Marktstudie zu Fahrerassistenzsystemen erkannt hat: Der Einsatz eines Fahrerassistenzsystems kann zu einer erheblichen Energieeinsparung beitragen. Die Qualität der Fahrempfehlung, mit der Energie gespart werden kann, hängt dabei stark von den verfügbaren Daten ab, die dem System zur Analyse zur Verfügung stehen. Am wichtigsten ist aber die Akzeptanz bei den Triebfahrzeugführern. Denn auch bei der ODEG ist der Mensch die letzte Instanz, die darüber entscheidet, ob eine Fahrempfehlung angenommen oder ignoriert wird.

Die Akzeptanz bei den Lokführern ist entscheidend

Um die Akzeptanz bei den Lokführern zu steigern, hat das Unternehmen das System „InLineMobile.FAS“, das von der Interautomation Deutschland GmbH in Kooperation mit der TU Dresden und der Inavet GmbH entwickelt worden ist,  für viele Monate innerhalb einer internen Pilotgruppe getestet. Die teilnehmenden Triebfahrzeugführer konnten Fehler auf diese Weise direkt aufdecken – für die ODEG ein großer Vorteil, denn so konnte sichergestellt werden, dass das FAS im realen Gebrauch einwandfrei funktioniert. Außerdem wurde von Beginn an kommuniziert, dass die Erfahrung und das Urteilsvermögen des Lokführers immer über dem System stehen. Doch Jens Roos ist sich sicher: „In der Regel lohnt es sich, die Fahrempfehlungen zu beachten, denn es gibt niemanden, der energiesparender fährt als das System.“ Gerade jungen Lokführern fehlt es an Streckenerfahrung, die ein Fahrerassistenzsystem durch präzise Infrastrukturdaten liefern kann. Die Technik berücksichtigt kleine Erhebungen und Kurven, nimmt Störungen entgegen, berechnet Verspätungen und weiß, wie viel Zeit der Lokführer zum Abfertigen an einer Station hat. „Doch das letzte Wort haben wir“, sagt Jens Roos.

Die ODEG stellt ihr Fahrerassistenzsystem vor
Für Triebfahrzeugführer Jens Roos von der ODEG überwiegen die Vorteile des FAS.

Ein Signal für mehr Nachhaltigkeit im Schienenverkehr

Durch den Einsatz von Fahrerassistenzsystemen senkt die ODEG den Energieverbrauch und trägt aktiv zum Klimaschutz bei. Sie zählt damit zu den Vorreitern in der Eisenbahnbranche. Arnulf Schuchmann, Geschäftsführer und Sprecher der ODEG bestätigt: „Eisenbahn und Umweltschutz – das passt! Mir persönlich ist es ein wichtiges Anliegen, dass wir als Eisenbahnunternehmen auf Nachhaltigkeit setzen. Das Fahrerassistenzsystem ermöglicht unseren Triebfahrzeugführer/-innen, Energie einzusparen und damit umweltverträglicher zu fahren. Gerade im Großraum Berlin mit den sehr straffen Fahrplänen ist das eine große Herausforderung.“ Für die Zukunft wünscht sich Schuchmann noch dynamischere Fahrerassistenzsysteme, die auch untereinander kommunizieren können. Denkbar wäre zum Beispiel eine Art „Warnsystem“ bei Verspätungen, das nachfolgenden Zügen signalisiert, hier kannst du energiesparend ausrollen, da hinten geht es eh nicht weiter’.

Wie sich solche Herausforderungen gemeinsam als Branche meistern lassen, diskutiert die Allianz pro Schiene im Rahmen des Projekts Fahr umweltbewusst! mit Anbietern und Anwendern von Fahrerassistenzsystemen in einem strukturierten Dialog.