Berlin, den 31. Oktober 2016. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) und die Allianz pro Schiene kritisieren die fehlende Berücksichtigung von regionalen Schienenprojekten und Bahnalternativen zu Straßen im Bundesverkehrswegeplan (BVWP) 2030. Stattdessen seien mehr als 514 Ortsumfahrungen mit nur lokaler Bedeutung und Gesamtkosten von 12,6 Milliarden Euro aufgenommen worden. Viele dieser Ortsumfahrungen müssten zugunsten von Schienenstrecken gestrichen und ein Programm für den stadtverträglichen Umbau von Ortsdurchfahrten aufgelegt werden, fordern die Verbände.
Der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger erinnerte daran, dass die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor seit Jahren steigen. Auch vor dem Hintergrund der europäischen und internationalen Klimaschutzvereinbarungen müsse mehr Verkehr auf die Schiene verlagert werden. Die in den Ausbaugesetzen zum BVWP enthaltene „Netzkonzeption 2030“ für den Fernverkehr, sei bisher der einzige Beitrag zum Klimaschutz und biete die Chance für Verlagerung auf die Schiene im Fernverkehr. Diese müsse durch regionale Schienenprojekte ergänzt werden.
„Nach deutschem und europäischem Recht müssen bei Straßenprojekten auch Verkehrsträger übergreifende Alternativen geprüft werden. Das ist nach unserer Kenntnis bei keinem der fast 1.500 Straßenprojekte erfolgt. Im Gegenteil wurden Bahnalternativen pauschal abgelehnt“, sagte Weiger. Der BUND hatte Bahnalternativen unter anderem zur B10 Landau–Hinterweidenthal, zur A98 Rheinfelden–Tiengen, zur B26n Schweinfurt–Karlstadt, zum A7-Ausbau Ulm–Memmingen und zur A52 bei Gladbeck eingereicht. Keine davon sei berücksichtigt worden, mit der offiziellen Begründung sie seien „nicht BVWP-relevant“. Beispielhaft nannte der BUND-Vorsitzende die Ertüchtigung der direkt parallel zur Bundesstraße bei Warendorf (B64) verlaufenden Bahnstrecke von Münster bis Bielefeld. Diese Maßnahme sei abgelehnt worden, obwohl lediglich unbeschrankte Bahnübergänge beseitigt werden müssten. Stattdessen sei die umstrittene B64n mit drei Ortsumfahrungen im Vordringlichen Bedarf vorgesehen.
„Die meisten Ortsumfahrungen haben überwiegend lokale Bedeutung und befriedigen in erster Linie Wahlkreisinteressen“, sagte Weiger. „Beteiligungen der Bürger vor Ort und Alternativenprüfungen gab es bisher nur bei der Schiene. Aus der Sicht der Verbände müssen solche Verfahren aber auch bei Straßenprojekten selbstverständlich werden“, so der BUND-Vorsitzende.
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