Die Branche geht optimistisch ins nächste Jahrzehnt

InnoTrans-Umfrage: Kräftiges Wachstum auf der Schiene bis 2020

Nur die Politik steht auf der Bremse. Branchenvertreter beklagten auf der InnoTrans, dass zu wenig Geld ins Schienennetz fließt.

Berlin. Nach dem Absturz der Verkehrsleistung im Krisenjahr 2009 und einem schmerzhaften Verlust von Marktanteilen an den Lkw blickt die Eisenbahnbranche wieder optimistisch in die Zukunft und sagt sich selbst ein starkes Wachstum in den kommenden zehn Jahren voraus. Laut einer Umfrage der Allianz pro Schiene bei der InnoTrans erwarten Branchenvertreter einen Marktanteilsanstieg der Güterbahnen von derzeit 16,2 Prozent auf 22,4 Prozent im Jahr 2020, was einem Plus von 6,4 Prozentpunkten entspricht. Etwas weniger stark wird das Wachstum für den schienengebunden Personenverkehr prognostiziert: von derzeit 9,5 auf 13,7 Prozent, also ein Plus von 4,2 Prozentpunkten. Etliche Teilnehmer der Umfrage beklagten die mangelnde Unterstützung der Politik, die das Wachstum des Schienenverkehrs bremse. „Insbesondere die unzureichende Investitionsbereitschaft der öffentlichen Hand für die Schieneninfrastruktur wurde von den Branchenexperten aus Deutschland als Hemmschuh für ein noch stärkeres Wachstum des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs genannt“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, zum Ausklang der InnoTrans am Freitag in Berlin.

Insgesamt blickt die Branche sogar optimistischer in die Zukunft als der Chef der Deutschen Bahn. Erst kürzlich hatte Rüdiger Grube in einem Interview mit dem Greenpeace-Magazin erklärt, er rechne bis zum Jahr 2025 mit einem Marktanteil der Güterbahnen von 21,5 Prozent (lediglich plus 5,3 Prozentpunkte). Noch zurückhaltender schätzte Grube den Anteil bei den Personenzügen ein, denen er für 2030 einen Marktanteil von 12 Prozent und damit in 20 Jahren ein mageres Plus von 2,5 Prozentpunkten voraussagte. „Die Branche kann mehr, als der Bahnchef prognostiziert“, sagte Flege. „Wenn die Politik in Deutschland nicht alles falsch macht, können die Güterbahnen in Deutschland im Jahr 2020 die Marktanteilsgrenze von 25 Prozent überspringen und im Personenverkehr die 15-Prozentmarke erreichen.“ Im internationalen Vergleich sei dies immer noch „bescheiden wenig“, sagte Flege. Japans Personenzüge hätten mittlerweile einen Marktanteil von 30,1 Prozent (Stand: Ende 2008) und in den USA, Russland, China und Australien lägen die Marktanteile der Güterbahnen mit über 40 Prozent deutlich über dem Anteil der Lastkraftwagen.

„Erschreckend ist die Tatsache, dass die deutsche Politik das Wachstumspotenzial der Schiene nicht wirklich wahrhaben will. Im neujustierten „Aktionsplan Güterverkehr und Logistik“ hat man nun sogar das Ziel „Mehr Verkehr auf Schiene und Binnenwasserstraße“ ersatzlos gestrichen. Der deutschen Volkswirtschaft erweist die Regierung damit einen Bärendienst. Wer heute nicht mit aller Kraft auf die energieeffizienten Eisenbahnen setzt, fällt im internationalen Standortwettbewerb gnadenlos zurück“, kritisierte Flege. An der nicht repräsentativen Umfrage der Allianz pro Schiene während der ersten drei Messetage beteiligten sich knapp 200 Fachbesucher der InnoTrans.