Berlin. Die Deutsche Bahn AG will trotz sinkender Infrastrukturzuschüsse des Bundes mehrere Milliarden Euro für den Kauf neuer Lokomotiven und Züge ausgeben. „Wir werden bis 2009 neue Fahrzeuge im Wert von rund fünf Milliarden Euro kaufen“, sagte der Generalbevollmächtigte der Deutschen Bahn, Stefan Garber, Donnerstag abend während einer Allianz pro Schiene-Veranstaltung in Berlin. Garber: „Alleine in diesem Jahr vergeben wir an die Bahnindustrie für Fahrzeuge voraussichtlich ein Auftragsvolumen von mehr als eine Milliarde Euro“.
Der Generalbevollmächtigte für den Bereich Beschaffung und Technik sagte vor 60 Managern aus der Bahn- und Baubranche, die Deutsche Bahn habe „in den vergangenen 10 Jahren knapp 15 Milliarden Euro in den rollenden Fuhrpark investiert“. Rechne man die Infrastrukturinvestitionen hinzu, dann sei die Bahn allein im Jahr 2003 „mit fast 13 Milliarden Euro Auftragsvolumen Deutschlands größter Investor“ gewesen und habe „direkt und indirekt mehr als 600.000 Arbeitsplätze gesichert“.
Scharfe Kritik übte der Sprecher der in der Allianz pro Schiene zusammen geschlossenen Unternehmen, Peter Witt, an den Planungen des Bundes zu Absenkung der Mittel für die Schienenwege. „Nach jeweils gut vier Milliarden Euro in den beiden vergangenen Jahren will der Bund in den nächsten Jahren nur noch rund drei Milliarden Euro in die Schienennetze investieren“, sagte Witt, der beim Schienenverkehrstechnikproduzenten Bombardier Transportation Aufsichtsratsvorsitzender ist. Damit falle die Schiene „trotz entgegenlautender Politikerversprechungen weit hinter die Straße zurück und Tausende Arbeitsplätze gehen verloren“.
Martin Bay, Vorsitzender der Geschäftsführung der DB ProjektBau GmbH, kritisierte, dass die Bahn „am Ende des ersten Quartals immer noch keine klare Auskunft vom Bund hat, wie viel Geld in diesem Jahr für Schienenwege zur Verfügung steht“. Bay: „Mit jedem weiteren Tag Zeitverzug wird es schwieriger, die von der öffentlichen Hand zur Verfügung gestellten Finanzmittel auch tatsächlich bis zum Jahresende zu verbauen“. Obwohl seit Anfang der Woche die Verhandlungen mit dem Bund laufen, auf welche der ursprünglich geplanten Schienenprojekte wegen der beabsichtigten Reduzierung der Bundesmittel verzichtet werden müsse, stehe die Bahn „bei wichtigen Projekten weiter zu ihren Zusagen“. Als Beispiele nannte Bay die termingerechte Fertigstellung des Hauptbahnhofs Lehrter Bahnhof in Berlin mit der gesamten Nord-Süd-Verbindung, sowie die Schnellverbindung Hamburg-Berlin.
Die Allianz pro Schiene ist ein Zusammenschluss von 17 Non-Profit-Organisationen (Gewerkschaften, Umweltverbände sowie Verbraucherorganisationen) und 39 Wirtschaftsunternehmen, darunter die Deutsche Bahn AG, Connex, Alstom, Bombardier, Siemens, Vossloh und mehrere Baufirmen.