Allianz pro Schiene fordert klare Verkehrs-Ziele

Europäische Umweltagentur schlägt CO2-Alarm

Berlin/Brüssel. Nach am Donnerstag veröffentlichten Zahlen der Europäischen Kommission verursacht der Verkehrssektor einen alarmierenden Anstieg der CO2-Werte „Schon seit Jahren sagen uns die europaweiten Statistiken, dass es brennt“, sagt Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Aber die aktuellen Zahlen übertreffen unsere allerschlimmsten Befürchtungen: Der Kohlendioxidausstoß des Verkehrs wächst ungebremst. Seit 1990 um 36 Prozent.“ Flege fordert ein verbindliches CO2-Minderungsziel von 20 Prozent bis 2020 für den gesamten Verkehrssektor in Deutschland und Europa. „Wenn wir Mobilität erhalten wollen, wird das ohne Verlagerung auf die Schiene nicht zu machen sein“, sagt der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. So stießen Güterzüge pro transportierter Tonne und Kilometer nur ein Viertel soviel CO2 aus wie der Lkw. Beim Personenverkehr halbiert sich der CO2-Wert bei der Verlagerung vom Pkw auf die Schiene.

Das „Pocket Book“ der EU-Kommission identifiziert den Verkehr als Hauptsorgenkind. Während alle anderen Bereiche – Industrie, Haushalte und Energie-Erzeuger – seit Jahren sinkende CO2-Emissionen vorweisen können, explodieren allein die Emissionen des Verkehrssektors. In ihrem jüngsten Jahresbericht mit dem sprechenden Titel „Verkehr am Scheideweg“ schlägt auch die Europäische Umweltagentur (EEA) CO2-Alarm: „Die Trends im Verkehr weisen in die falsche Richtung“, schreibt EEA-Leiterin Jacqueline McGlade. Nach dem EEA-Bericht sind vor allem Flugverkehr (mit Emissionszuwächsen von 89 Prozent) und Straßenverkehr (Zuwächse von 29 Prozent) für die desolaten Werte des Verkehrssektors verantwortlich. Dagegen hat der Schienenverkehr seinen CO2-Ausstoß im Vergleich zum Basiswert von 1990 um fast 44 Prozent gesenkt. „Damit ist erwiesen, dass nicht das Bedürfnis der Menschen nach Mobilität unser Problem ist“, sagt Dirk Flege. „Mit der Schiene steht eine umweltverträgliche Alternative bereits zur Verfügung.“ Vor diesem Hintergrund sei schwer verständlich, warum weder Deutschland noch Europa bisher klare CO2-Minderungsziele für den Verkehrssektor formulieren wollten, sagt Flege.

Zwar habe der EU-Ministerrat am 6. April nach jahrelangem Verhandlungsmarathon endlich das Klimaschutzpaket verabschiedet, das bis 2020 eine verbindliche Absenkung der Treibhausgase um ein Fünftel festschreibt. Allerdings sei dabei keine Bremse für den Verkehrssektor eingebaut worden. „Wie ein EU-weites Klimaziel zu erreichen ist, wenn man sich nicht an eine grundlegende Neuausrichtung der Verkehrspolitik traut, muss ein Rätsel bleiben.“

Den am Mittwoch bekannt gewordenen internen Entwurf der EU-Kommission, künftig einheitliche Energiesteuern am Kohlendioxidausstoß auszurichten, bewertet die Allianz pro Schiene mit Zurückhaltung. „Ohne klare Klimaschutzziele für den Verkehr bringen auch immer neue Debatten um Instrumente herzlich wenig“, sagt Flege.

Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit-Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 85 Unternehmen der Bahnbranche.