Themen: Güterverkehr

„Versuche mit Monstertrucks gehören sofort gestoppt“

NRW ignoriert Länderbeschluss und verlängert Riesen-Lkw-Tests

Berlin. Nach Informationen der Allianz pro Schiene rollen weiterhin Riesen-Lkw durch Nordrhein-Westfalen, obwohl die Versuche mit so genannten „Gigalinern“ eigentlich Ende 2007 hätten beendet werden müssen. Die Länderverkehrsministerkonferenz hatte am 10. Oktober vergangenen Jahres gegen das Votum Nordrhein-Westfalens beschlossen, „bestehende Modellversuche planmäßig zu Ende zu führen und neue Versuche mit langen Fahrzeugen nicht zuzulassen“.

„Nordrhein-Westfalens Verkehrsminister Oliver Wittke ignoriert diesen Beschluss einfach und hat still und heimlich im Nachhinein die Versuche bis zum 30. Juni 2008 verlängert“, kritisierte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege am Mittwoch in Berlin. Beim Start der so genannten „Feldversuche“ hatte Wittke den Bürgern noch versprochen, dass die Monstertrucks nur bis zum 31.12.2007 rollen würden. „Wittke scheint sich um demokratisch gefasste Mehrheitsbeschlüsse nicht sonderlich zu scheren. Die Versuche mit Monstertrucks gehören sofort gestoppt. Notfalls muss der Bund eingreifen und Verkehrsminister Wittke zur Räson bringen“, forderte Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege.

Die Verkehrsministerkonferenz hatte sich in ihrem mit 10 zu 6 Stimmen gefassten Beschluss unter anderem wegen „des sich erheblich erhöhenden Risikos für die Verkehrssicherheit“ gegen weitere Experimente mit Gigalinern ausgesprochen. Niedersachsen, das ebenfalls mit Riesen-Lkw experimentiert hatte, hat sich an diesen Beschluss gehalten und die Versuche Ende Oktober 2007 beendet. Bislang sind in Deutschland Lkw mit einer Länge von bis zu 18,75 Metern und einem maximalen Gewicht von 40 Tonnen erlaubt. In Nordrhein-Westfalen sollen bis zum Sommer 2008 überwiegend auf Autobahnen in Modellversuchen rund ein Dutzend Lkw mit einer Länge von 25,25 Metern und einem Gewicht von 44 Tonnen fahren.

„Gegenüber anderen Verkehrsteilnehmern ist dies unverantwortlich. Wenn es Unfälle geben sollte, in die Gigaliner involviert sind, muss sich Verkehrsminister Wittke fragen lassen, wie er seine eigenmächtige Versuchsverlängerung verantworten will“, sagte der Geschäftsführer des Schienenbündnisses, in dem auch zwei Automobilclubs organisiert sind.

Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 75 Unternehmen der Bahnbranche.