Das Rundum-Sorglos-Paket

Kirstin Schley ist seit 2014 Kundenbetreuerin bei DB Regio. Sie ist zwischen Homburg und Kaiserslautern im Einsatz und sorgt dafür, dass die Fahrgäste möglichst bequem und sicher von A nach B kommen. Bei Verspätungen schaut sie nach Anschlusszügen, sie kontrolliert Tickets und unterstützt Menschen an Bord, die Hilfe beim Ein- und Aussteigen in den Zug benötigen.

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Frau Schley, erst mal ganz herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Auszeichnung! Erzählen Sie doch mal, wie es dazu kam, dass Sie bei einer Reisenden einen so positiven Eindruck hinterlassen haben.

Im Grunde war es ein ganz normaler Arbeitstag, und ich war abends im letzten Zug von Pirmasens nach Saarbrücken unterwegs. Bei der Fahrkartenkontrolle habe ich eine Frau im Rollstuhl getroffen und wir haben festgestellt, dass sie im falschen Zug sitzt.

Oh nein, wie ist das denn passiert?

Naja, also sie wollte eigentlich in die Gegenrichtung, nach Kaiserslautern, ist aber in den falschen Zug gestiegen. Das war insofern doppelt ärgerlich, weil sie schon ein Fernbus-Ticket von Kaiserslautern nach Dresden gebucht hatte. Aber um diese Zeit hätte sie keine Chance mehr gehabt nach Kaiserslautern zu kommen, weil der letzte Zug schon abgefahren war. Es sah also so aus, als würde sie in Saarbrücken stranden und die Nacht am Bahnhof verbringen müssen.

Steckbrief

Kirstin Schley

Unternehmen: DB Regio AG Mitte
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Einsatzgebiet: Homburg, Saarbrücken, Kaiserslautern

Keine sehr angenehme Vorstellung…

Ja, allerdings. Die Frau war verständlicherweise ziemlich aufgelöst, und ich habe versucht sie erst mal zu beruhigen. Ich hab ihr erklärt, dass wir jetzt gemeinsam schauen, ob es nicht doch irgendeine Möglichkeit gibt, nach Dresden zu kommen. Dann habe ich tatsächlich einen Bus gefunden, der nachts um 1.00 Uhr von Saarbrücken nach Dresden fahren sollte. Aber die Frau hatte kein Geld mehr dabei, um den Bus zu buchen.

Das klingt aber auch nach zu viel Pech auf einmal.

Ich habe dann kurz überlegt und habe einfach selbst das Ticket für sie gebucht und aus eigener Tasche bezahlt.

Wow, das ist aber auch nicht selbstverständlich. Sie konnten ja nicht wissen, ob sie das Geld wirklich wieder bekommen.

Die Frau hat mir zugesagt, dass sie mir das Geld am nächsten Tag oder einen Tag später überweisen würde. Ich hab mir gesagt: Ok, und falls nicht, dann habe ich halt Pech gehabt. Aber ich fand sie sehr vertrauenswürdig. In dem Moment war es mir vor allem wichtig zu helfen.

Eine echte Eisenbahnerin mit Herz!

Als wir in Saarbrücken ankamen, haben wir zusammen geschaut, von wo genau der Bus abfährt. Mit dem Rollstuhl wäre die Frau aber nicht allein zur Haltestelle gekommen. Ich habe ihr dann also noch einen Taxigutschein besorgt, damit sie mitten in der Nacht auch sicher zum Bus kommt.

Da waren Sie aber wirklich eine große Hilfe. Und dann sind Sie hoffentlich in Ihren wohlverdienten Feierabend gegangen?

Zuerst habe ich noch Telefonnummern mit der Reisenden ausgetauscht. Ich wollte ja am nächsten Morgen wissen, ob sie auch gut in Dresden angekommen ist. Und dann hat sie sich auch bei mir gemeldet und mir gesagt, dass alles gut geklappt hat und sich bedankt. Einen Tag später hatte ich sogar schon das Geld von ihr auf meinem Konto.

Das ist eine wirklich schöne Geschichte. Was bedeutet es Ihnen, dass Sie jetzt als Eisenbahnerin mit Herz dafür ausgezeichnet werden?

Das ist für mich eine tolle Anerkennung. Ich freue mich darüber und bin auch stolz auf den Preis. Man hilft ja eigentlich täglich Menschen, wenn man als Kundenbetreuerin bei der Bahn arbeitet. Im Normalfall gehen die einzelnen Taten aber eher ein bisschen verloren. In diesem Fall hatte ich das Glück, dass sich jemand gemeldet und mich nominiert hat. Ich nehme den Preis auch stellvertretend für meine Kolleginnen und Kollegen entgegen, die genau wie ich täglich den Reisenden helfen. Ob es nun um ein liegengebliebenes Handy geht oder ob man einem Fahrgast sein Ladekabel leiht – irgendwas ist ja immer. Und es ist schön, wenn diese Arbeit anerkannt und honoriert wird.

Wir freuen uns mit Ihnen über diese Anerkennung! Vielen Dank für das Gespräch, liebe Frau Schley.