Silber: Alexander Pojonie

Wenn Alexander  Pojonie einen Zug betritt, fährt die gute Laune mit. Eine rekordverdächtige Zahl von Bahnreisenden hat den Zugbegleiter für die Auszeichnung „Eisenbahner mit Herz“ vorgeschlagen. Als wir ihn am Kölner Hauptbahnhof treffen und ein Passant an einer Treppe stürzt, ist Pojonie sofort zur Stelle.  Wenn andere vorbeilaufen, kümmert er sich um Verbandsmaterial und leistet erste Hilfe. Für seinen Charme, seinen Witz und seine Freundlichkeit im Umgang mit Passagieren gewann er bereits einen Landespreis – diesmal war für die Jury eine Auszeichnung auf Bundesebene fällig. Mal sehen, was nächstes Jahr kommt.

„Bahnkunden sind meine Gäste

DB-Zugbegleiter Alexander Pojonie über Freude und Liebe – und über Wünsche an die Fahrgäste

 

Stress und schlechte Laune – gibt es das bei Alexander Pojonie?

Natürlich. Aber ich weiß, wie ich mit Stress-Situationen umzugehen habe. Wenn es kritisch wird, hilft mir meine Liebe zum Beruf. Sobald ich im Zug bin, ist die schlechte Laune ohnehin weg.

Und jetzt die Auszeichnung als Eisenbahner mit Herz. Was bedeutet diese Wertschätzung für Sie?

Das ist für mich Gänsehaut pur. Es ist für mich eine ganz große Freude, weil ich offensichtlich die Herzen der Fahrgäste erreiche. Ein schönes Gefühl.

Für einen Zugbegleiter gibt es viele Pflichtaufgaben. Wie finden Sie die Zeit, sich intensiv um das Wohlbefinden der Passagiere zu kümmern?

Wir sind nie allein im Zug. Wir sind gemeinsam stark. Der Schaffner gemeinsam mit den vielen Kollegen, die hinter den Kulissen arbeiten.

Haben Sie ein Lebensmotto?

Mein Lebensmotto ist, dass sich meine Fahrgäste wohl fühlen sollen. Für mich sind Bahnkunden wie Gäste, die ich zu Hause empfange.

Bekannt sind Ihre Gesangseinlagen. Wo haben Sie das Talent dafür entwickelt?

Schon als Schüler habe ich gerne gesungen. Einmal habe ich es geschafft, im Fernsehen den Raab der Woche zu gewinnen. Und das für eine Gesangseinlage, die mich sehr stolz gemacht hat.

Eine kleine Kostprobe, bitte.

(Singt) Junge Leute brauchen Liebe – ohne Liebe kann doch keiner leben…

Ist der ICE Ihre Bühne?

Den Eindruck will ich auf keinen Fall erwecken. Ich mache da schon meine Arbeit. Aber immer mit dem Wunsch, den Fahrgast ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern.

Genießen Sie bei Zugfahrten auch mal die Stille, wenn Sie weniger zu tun haben?

Das tue ich. Gestern bin ich zum Beispiel aus Brüssel gekommen und konnte mir den wunderschönen Sonnenaufgang anschauen. Da konnte ich Energie tanken.

Wenn Sie einen Wunsch an Bahnreisende frei hätten, was wäre das?

Ich würde mir wünschen, dass die Fahrgäste entspannter sind. Nicht zu gestresst. Das ist einfacher gesagt als getan – aber das würde ich mir wünschen.

 

Das schreibt die Einsenderin

„Nach einem verspäteten Flug verpassten wir in München unseren Anschlusszug nach Frankfurt/Wiesbaden. Völlig genervt suchten wir daraufhin ein Hotel und probierten unser Glück mit der Bahn am nächsten Tag. Nach 15 Stunden Rückreise und weiteren viereinhalb Stunden Zugfahrt vor uns konnten wir uns kaum vorstellen, dass unsere Laune sich noch einmal aufrappeln würde. Doch wie das Schicksal es wollte, lernten wir Alexander Pojonie kennen. Letztendlich bin ich sogar froh, dass wir unseren anderen Zug verpasst haben und wir Alexander Pojonie kennenlernen durften. Ich hoffe seitdem, dass wir ihn bei jeder Bahnfahrt treffen.“

Michelle Schmid (Ditzingen)