Arbeitswelt: Simone Bauer

Eigentlich wollte Simone Bauer (39) als junges Mädchen einmal Musikerin werden: Sie spielte Klavier, Cello und Querflöte und war in mehreren Orchestern aktiv. Doch die Tochter und Nichte zweier eingefleischter Eisenbahner hat es dann doch in die Eisenbahnbranche verschlagen. Beim Bahninfrastrukturunternehmen Spitzke ist Bauer seit zwei Jahren im Zentraleinkauf für den Bereich Elektrotechnik tätig. Und weil sie hier im Zusammenspiel mit vielen Kollegen an pfiffigen Lösungen für die Instandhaltung tüfteln kann, vermisst sie das Orchester nur noch ganz selten.

 

Mobilitäsgestalterin Simone Bauer (39)

Position: Zentraleinkauf Bereich Elektrotechnik / Schweißaufsichtsperson 

Unternehmen: Spitzke

 

Die Innovation: Schweißrauch? Nicht mit Spitzke

Schon das Wort „Schweißrauch“ lässt nichts Gutes vermuten. Zum Glück hat es bei der Wartung von Gleisbaumaschinen eine tatkräftige Frau auf den Plan gerufen: Simone Bauer ist eine Mobilitätsgestalterin, die sowohl mit technischer als auch kaufmännischer Expertise den Arbeitsschutz bei der Schienenfahrzeugbau Großbeeren GmbH (SFG) und der gesamten Unternehmensgruppe Spitzke vorantreibt. Das besondere Augenmerk der 39-Jährigen liegt auf der Frage, wie der gesundheitsgefährdende, aber unvermeidliche Schweißrauch in der Werkhalle besser abgesaugt werden kann.

Innovationspreis MobilitaetsgestaInnovationspreis Mobilitätsgestalterin: Die Expertin in der Schweißaufsicht Simone Bauer (Spitzke) hat eine Methode erfunden, um die Arbeiter in den Werkshallen besser vor Schweißrauch und Strahlung zu schützen und wird Mobilitätsgestalterin in der Kategorie „Arbeitswelt“.
Die Schweißer der SFG sind mit einem Schweißerhelm mit integriertem Luftfilter und einer Schweißpistole mit Absaugvorrichtung ausgestattet. Doch wie schützt man die im Umfeld arbeitenden Kollegen sowohl gegen die optischen Einwirkungen des Lichtbogenschweißens als auch vor dem entstehenden Schweißrauch? Eine kniffelige Angelegenheit, da die am Markt verfügbaren zentralen und mobilen Absauganlagen oft nicht bis an den Schweißort in oder an den Lokomotiven und Gleisbaumaschinen heranreichen. In Abstimmung mit dem Hersteller modifizierte Simone Bauer bereits eine mobile Absauganlage. Dies brachte erste Erfolge hinsichtlich des Schweißrauchs. Mit ihren SFG-Kollegen, Schweißfachingenieur Werner Kulawick und Schweißfachmann Dirk Drechsler, entwickelte sie zusätzlich ein System, das an die modifizierte, mobile Absaugvorrichtung gekoppelt wird und umstehende Kollegen auch vor der optischen Strahlung des Lichtbogenschweißens schützt.

Ähnlich wie ein Trichter wird dieses System aus Stahlblech mit Schwerlastmagneten an den Maschinen befestigt. Auf einer Fläche von 110 x 50 Zentimetern ermöglicht es großflächig eine gezielte Schweißrauchabsaugung, ohne den luftempfindlichen Schweißprozess zu beeinflussen. Am System angebrachte Schweißer-UV-Lamellen verhindern die Einwirkung optischer Strahlungen.

Simone Bauer arbeitet seit zwei Jahren bei der Unternehmensgruppe SPITZKE und betreut im Zentraleinkauf den Bereich Elektrotechnik. Die Maschinenbauingenieurin und Mutter von zwei Kindern ist zudem Schweißaufsichtsperson der SPITZKE-Tochter Schienenfahrzeugbau Großbeeren GmbH (SFG).

 

Interview: „Ich bin schon die klassische Erfinderin“

Frau Bauer, so ein klassischer Tüftler, der in der Garage aus rostigen Resten neue Geräte zusammenbastelt, erkennen Sie sich darin wieder?

Ja, das trifft es genau: So entstehen neue Anlagen, die vielleicht ein bisschen komisch aussehen, aber sie funktionieren. Deshalb bin ich wohl tatsächlich eine klassische Erfinderin.

Arbeiten Sie bei Spitzke auch so intuitiv?

In der Instandhaltung müssen Sie als Ingenieur da sein, wo gearbeitet wird. Da sehe ich, dass jemand im Wagenkasten drinsitzt und schweißt und ruckzuck sind alle Kollegen im Umkreis eingenebelt. Und dann sind wir dran, dafür eine leistungsfähige Konstruktion zu bauen, ohne dabei den Schweißprozess zu stören.

Sind Sie zu Hause auch so anpackend?

Auf jeden Fall. Wenn wir den Grill aufstellen, dann baue ich dafür eine feuerfeste Verkleidung. Unser Grill ist danach sogar schicker.

Und Ihr Mann? Lässt der das zu?

Mein Mann ist bei uns für alles zuständig, was mit Kabeln und Strom zu tun hat. Aber wenn ich will, dass beim neuen Ikea-Schrank die Zierleisten vorne angeschraubt werden, dann muss ich selber Hand anlegen.

Sie stammen aus einer Eisenbahnerfamilie?

Durch und durch: Mein Vater war zeitlebens Bahner, mein Onkel hat als Gleisbauer gearbeitet und mein Mann ist bei DB Netz für das Zugsicherungssystem ETCS zuständig.

Sie hatten also eigentlich keine Chance, der Eisenbahn zu entkommen.

Heute bin ich froh, dass ich nicht Musikerin geworden bin. Das ist eine brotlose Kunst. Die Bahnbranche bietet dagegen gerade uns Frauen eine riesige Palette spannender und komplexer Berufe. Und mit unserem weiblichen Blick auf die Dinge kommen wir auch nochmal auf andere Ideen als unsere männlichen Kollegen.

Ihre Kinder sind nicht zufällig…

Doch. Meine zwei Töchter wissen alles übers Zugfahren. Die kleine Achtjährige hat sich gerade zum Geburtstag einen Elektronikbaukasten gewünscht.