Bahnhof Göttingen

Lag es daran, dass die Jury neuerdings Zuwachs vom Allgemeinen Deutschen Fahrrad Club ADFC bekommen hat? Nein, die Begeisterung der Experten war einstimmig: Für Fahrradfahrer sorgen einige unter den 5400 Bahnhöfen Deutschlands inzwischen recht vorbildlich, aber ein Fahrradparkhaus mit einer Fahrradwaschanlage? Das hat nur der Bahnhof Göttingen zu bieten. Die niedersächsische Studentenhochburg, die ahnungslose Vorbeifahrer fast nicht als Großstadt einstufen würden, hat ihren Bahnhof allerdings ganz umfassend auf Fußgänger, Fahrradfahrer und Flaneure eingestellt.

Schöner Vorplatz mit Wasserspielen, Palmen und Sitzgelegenheiten

Ihren Bahnhofsvorplatz hat die Stadt resolut aus der Umklammerung einer Unmenge von teils schrottreifen Fahrrädern befreit. Durch Bügel und neue Abstellanlagen erscheint der frühere Wildwuchs heute harmonisch orchestriert, Radreisende finden am Bahnhof Göttingen endlich einen passenden Platz für den geliebten Drahtesel. Nun lädt der Vorplatz mit Wasserspielen, Palmen und Sitzgelegenheiten zum Verweilen ein die Aussicht auf das denkmalgeschützte Sandsteingebäude ist allemal ein Hingucker. Und wen das „Eisfieber“ packt, der schlendert hinüber zum gleichnamigen Lädchen, das es sich unter den alten Bäumen gemütlich gemacht hat.

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Keine Schmuddelecken mehr

Auch die Rückseite des Bahnhofs ist inzwischen so ansprechend, dass manch eine Stadt für ihren Vorplatz von solchen Verhältnissen träumen könnte. Statt durch die üblichen Schmuddelecken zwischen Unterführungen oder Parkhäusern herumzuirren, können Reisende auch von rückwärts den Bahnhof standesgemäß betreten: dank des Vordachs bietet der weitläufige Platz sommers wie winters einen eleganten Zugang. Die Taxen drehen nur wenige Meter daneben ihre Runden und natürlich warten auch hier unzählige Fahrradständer auf Kundschaft. Sogar die Zubringerstraße auf der Rückseite ist hochgelegt worden, so dass am Bahnhof Göttingen der Pendler nirgendwo in den Keller abtauchen muss. Beim Vororttest war die Jury daher auch am Hinterausgang noch beflügelt. Das Fazit der Bahnhofstester: „In Göttingen scheint auf beiden Seite die Sonne.“

Viele helfende Hände am Bahnhof Göttingen

Wie motiviert das Personal im Bahnhof zupackt, zeigt ein Anruf im Fahrradparkhaus aus dem verspäteten ICE: „Wenn das Parkhaus um 23 Uhr schließt und der Zug erst um Mitternacht einfährt, wie kommt der Kunde dann an sein Gefährt?“ „Kein Problem“, sagte der Betreiber: „Ein Anruf genügt und wir stellen Ihr Fahrrad für Sie raus.“ Dass gleich nebenan auch ein Reparaturservice seine Dienste anbietet, überzeugte die Jury dann vollends: Wer morgens mit kaputtem Licht und ausgeleierten Bremsen vorfährt, kann abends ein rundum überholtes Fahrrad wieder mitnehmen. Und für den späten Hunger gibt es im Bahnhof Göttingen sogar einen Automaten für Grillfleisch. So etwas bietet nicht einmal die Party Metropole Berlin: Göttingen ist ganz klar der Bahnhof des Jahres 2013.

Allgemeine Informationen zum Bahnhof Göttingen

Westlich des mittelalterlichen Stadtkerns von Göttingen liegt der 1854 erbaute Bahnhof. Mit 27.000 Reisenden täglich ist der Göttinger Bahnhof ein bedeutender Schienen- und Verkehrsknotenpunkt für den Nah- und Fernverkehr in Südniedersachsen. Der Bahnhof erstreckt sich über eine Fläche von knapp 23.000 qm. Auf acht Durchgangsgleisen werden täglich 377 Züge im Nah- und Fernverkehr abgefertigt, darunter die ICE-Verbindungen Berlin-München,Berlin-Basel, Hamburg-Stuttgart oder Hamburg-München und die IC-Verbindung Stralsund-Karlsruhe (alle im Zwei-Stunden-Takt). Im Nahverkehr bedienen die Eisenbahnunternehmen DB Regio, Metronom und Cantus Städte wie Hannover, Kassel, Bebra, Nordhausen oder Ottbergen. Ausführliche Informationen haben wir hier für Sie zusammengestellt.