Berlin. Ein verbindliches CO2-Minderungsziel von 20 Prozent bis 2020 für den gesamten Verkehrssektor in Deutschland und Europa haben heute die Allianz pro Schiene, der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) sowie der Naturschutzbund Deutschland (NABU) bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Berlin gefordert. Ihre Forderung richten die drei Verbände an die europäischen Verkehrsminister, die beim Weltverkehrsforum vom 28. bis 30. Mai in Leipzig erwartet werden. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, sagte: Ein verbindliches CO2-Minderungsziel für den gesamten Verkehrssektor existiert bislang nicht. Wir wollen Mobilität erhalten, müssen aber mit Rücksicht auf den Klimawandel die CO2-Emissionen im gesamten Verkehrsbereich so schnell wie möglich senken. Das ist vor allem über Verkehrsvermeidung und Verkehrsverlagerung auf die Schiene zu schaffen, die unter Umweltgesichtspunkten im Vergleich zum Luft- und Straßenverkehr hervorragend abschneidet.
Der Verkehr ist das Klimasorgenkind Nr. 1. Das darf nicht so bleiben“, sagte der BUND-Bundesgeschäftsführer Gerhard Timm. Er kritisierte das Versagen der Autoindustrie bei der Minderung des CO2-Ausstoßes ihrer Neuwagen: Vor zehn Jahren hatte die europäische Autoindustrie eine Minderung um 25 Prozent bis Ende 2008 versprochen. Dieses Ziel hat sie aber nie ernsthaft verfolgt. Heute verbrauchen die Autos in Deutschland durchschnittlich 7,8 Liter auf 100 km und emittieren 141 Gramm CO2 pro Personenkilometer. Pkw müssten ihre Effizienzpotentiale viel besser ausschöpfen, so Timm. Bei einer Verdoppelung der Effizienz bis 2025 würden die Pkw nur noch 3,9 Liter im Durchschnitt verbrauchen und 71 Gramm CO2 pro Personenkilometer ausstoßen. Timm: Selbst wenn beim Auto die Effizienztechnik eingesetzt und die Pkw downgesized‘ würden, würden die Pkw in 2025 noch mehr CO2 pro Personenkilometer ausstoßen als die Bahnen heute. Die Bahn fährt nämlich heute schon mit 66 Gramm CO2 pro Personenkilometer klimaschonender als das effiziente Auto der Zukunft‘.“
NABU-Verkehrsexperte Benjamin Bongardt: Mit seinem Pro-Kopf-Ausstoß von klimaschädlichem Kohlendioxid liegt Deutschland weit über dem europäischen Mittelwert. Da ist noch viel Einsparpotenzial vorhanden.“ Auch auf EU-Ebene sei die Entwicklung im Verkehrsbereich erschreckend. Anders als die Industrie, die Haushalte und die Energieerzeugung, verzeichnet der Verkehr bei den CO2-Emissionen eine steile Aufwärtsbewegung. In den EU-Mitgliedstaaten gehen 27,4 Prozent der CO2-Emissionen auf das Konto des Verkehrssektors. 1990 waren es noch 20 Prozent gewesen. Damit nicht genug. Der CO2-Ausstoß des Verkehrs ist in Europa seitdem um ein Drittel gestiegen. Die Verkehrsminister in ganz Europa müssen sich für die klimafreundliche Verkehrsverlagerung auf die Schiene einsetzen“, so Bongardt.
Erst kürzlich hatte der Weltklimarat (IPCC) darauf hingewiesen, dass die Verlagerung vom Straßenverkehr auf die Schiene und öffentliche Verkehrssysteme zu den wichtigsten aktuell verfügbaren Schlüsseltechnologien und -praktiken zur Emissionsminderung“ gehört.
Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit-Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 79 Unternehmen der Bahnbranche.