1.100 Eisenbahnbrücken in Deutschland müssen erneuert werden. Das entspricht einem Anteil von 4,4 Prozent aller Brücken im Schienennetz. Mit dem Modernisierungsprogramm der Deutschen Bahn AG werden aktuell so viele Brücken saniert wie nie zuvor. Langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren sorgen jedoch für einen enormen Rückstand.
Sie steht seit rund 180 Jahren: Über die älteste Eisenbahnbrücke Deutschlands in der Nähe des sächsischen Wurzen rollen täglich die ICE auf der Strecke Leipzig – Dresden. Alte Bauwerke sind auf vielen Strecken keine Seltenheit. Das Durchschnittsalter der Eisenbahnbrücken im Bundesschienennetz beträgt rund 57 Jahre und über 9.000 Brücken sind mehr als 100 Jahre alt. Werden sie regelmäßig modernisiert, halten Eisenbahnbrücken für Generationen und sind genauso sicher wie Neubauten.
Der Baurückstand ist jedoch enorm. Auf Nachfrage der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen gab die Bundesregierung Auskunft über den Brückenzustand in den Bundesländern. Demnach müssen sich vor allem die Brandenburger in den kommenden Jahren auf viele Baustellen einstellen. Knapp ein Zehntel aller Eisenbahnbrücken des Bundeslands (76 von 811) fallen in die Zustandsklasse 4 (ZK4) und müssen bald erneuert werden. Das bedeutet nicht, dass diese Brücken unsicher sind. Regelmäßige Inspektionen garantieren die ununterbrochene Betriebssicherheit. Jedoch wäre eine Sanierung in diesen Fällen deutlich teurer, als ein Neubau. Brandenburgische Eisenbahnbrücken sind im Durchschnitt 61 Jahre alt.
Zustandsklassen für Eisenbahnbrücken (Deutsche Bahn AG)
Die Mittel für die Modernisierung der Eisenbahnbrücken stammen aus der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV II). 875 der insgesamt rund 25.000 Brücken im Schienennetz will die DB bis zum Jahr 2019 sanieren, so sieht es das Modernisierungsprogramm des Konzerns vor. Hinzu kommt der Bau und die Sanierung von Straßen- und Fußgängerüberführungen und Bahnübergängen. Die Modernisierung einer Eisenbahnbrücke kann schon mal mehrere Jahre dauern. Die Bauarbeiten sind oft anspruchsvoll, zudem müssen die Einschränkungen für den Zugverkehr so gering wie möglich gehalten werden.
Ein Grund für die Dauer der Modernisierungen sind zudem die langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren in Deutschland, insbesondere bei der Eisenbahn. Jedes Verkehrsprojekt wird in unterschiedlichen Planungsständen von unterschiedlichen Behörden und aus unterschiedlichen Blickwinkeln geprüft. Damit in Zukunft notwendige Modernisierungsarbeiten zügiger durchgeführt werden können, müssen die behördlichen Genehmigungsverfahren vereinfacht und der Planungsaufwand verringert werden. Zahlreiche sinnvolle Vorschläge kommen hierzu aus dem „Innovationsforum Planungsbeschleunigung“. Aber auch der Fachkräftemangel in Deutschland hat Auswirkungen auf die Bauzeiten: Es fehlt an Ingenieuren. Bau- und Planungsbüros sind oft über Jahre ausgelastet. Mehr als 700 offene Ingenieursstellen listet der Verband Deutscher-Eisenbahningenieure aktuell auf seiner Webseite.
Der Spiegel zum Thema: „Hier zerbröseln Deutschlands Eisenbahnbrücken“
Grafik zum Download: Erneuerungsbedarf bei Eisenbahnbrücken nach Bundesländern
Interaktive Karte: Alle Eisenbahnbrücken im deutschen Schienennetz
Brückenbuch 2016: Diese Eisenbahnbrücken werden erneuert
Infografik: Die zehn spektakulärsten Bahnbrücken Deutschlands