Schienenlärm: Bahnsektor verspricht leise Güterwagenflotte bis 2020

Allianz pro Schiene startet Dialog-Projekt "Plattform Leise Bahnen"

Diskussion bei der Auftaktkonferenz Plattform Leise Bahnen über Schienenlärm und Lärmschutz
Die Bahnen müssen leiser werden. Lärmbetroffene, Unternehmen und Politik diskutieren bei der Allianz pro Schiene, wie das geht.

Berlin, den 2. Juli 2014. Zum Auftakt des vom Umweltbundesamt geförderten Projektes „Plattform Leise Bahnen“ haben Vertreter des Bundesumweltministeriums (BMUB) und des Verkehrsministeriums (BMVI) das Ziel bekräftigt, den Schienenlärm (Schienenverkehrslärm) in Deutschland bis zum Jahr 2020 zu halbieren. „“Beim Thema Schienenlärm müssen die Bahnen besser werden““, sagte Umwelt-Staatssekretär Jochen Flasbarth am gestrigen Dienstag in Berlin. „“Wir wollen die Verkehrsverlagerung auf die umweltfreundliche Schiene, aber der Schienenlärm gefährdet inzwischen die Akzeptanz der Eisenbahn in Deutschland.““

Verkehrs-Staatssekretär Enak Ferlemann betonte: „Lärmschutz hat in unserer Verkehrspolitik höchste Priorität. Wir haben in den letzten Jahren ein ganzes Bündel wichtiger Maßnahmen gegen den Schienenlärm umgesetzt: Wir investieren jedes Jahr über 120 Millionen Euro in zusätzlichen Lärmschutz an besonders belasteten Strecken. 2012 haben wir das lärmabhängige Trassenpreissystem eingeführt, seitdem zahlen laute Züge mehr als leise. Wir haben den Schienenbonus abgeschafft und die Berechnungsgrundlagen für Schienenlärm modernisiert. Bis 2020 fördern wir die Umrüstung alter Waggons auf Flüstertechnik (siehe: Flüsterbremse). Diese Maßnahmen kommen direkt bei den Menschen an. Ich begrüße das Dialogprojekt als Unterstützung unseres Engagements für die Bahn als umweltfreundlichstes Transportmittel.“

Schienenlärm: Lange Zeit keine Fortschritte

Allianz pro Schiene-Geschäftsführer Dirk Flege räumte beim Projektauftakt am 1. Juli ein, dass die lärmgeplagten Anwohner von belasteten Schienenstrecken zu lange auf Fortschritte beim Lärmschutz hätten warten müssen. Zugleich sei die zentrale verkehrspolitische Herausforderung bisher ungelöst: „“Der Schienenverkehr muss leiser werden, ohne seine Wettbewerbsfähigkeit gegenüber der Straße zu verlieren““, sagte Flege. „“Der überfällige Lärmschutz beim Schienengüterverkehr darf im harten Preiskampf zwischen Güterbahnen und Lkw nicht zu einer Rückverlagerung von Gütern auf die Straße führen.“ Mit der „Plattform Leise Bahnen“ werde die Allianz pro Schiene gemeinsam mit allen Akteuren bis zum Frühjahr 2016 nach Lösungen für das Problem Schienenlärm suchen.

Die Lärmbeauftragte der Deutschen Bahn, Ines Jahnel, sicherte indessen zu, dass der DB-Konzern bis Ende 2020 über eine leise Güterwagenflotte verfügen werde. „“Schienenlärm ist die Achillesferse der Bahn““, sagte Jahnel, „„deshalb haben wir ein Gesamtkonzept zum Lärmschutz bis 2020 aufgelegt. Neben Lärmschutzmaßnahmen an der Infrastruktur werden wir bis zum Stichjahr rund 60.000 Güterwagen auf die sogenannte Flüsterbremse umrüsten. Mit bis dahin rund 15.000 neu beschafften Güterwagen, die bereits leise sein werden, verfügt DB Schenker Rail dann über eine Flotte von 75.000 leisen Güterwagons.““ Mit diesen Maßnahmen sei eine Lärmminderung von 10 Dezibel (dB(A)) zu erreichen, die der Mensch als Halbierung der Lautstärke wahrnehme.

Auftakt Plattform leise Bahnen: Der Schienenlärm muss verringert werden

Auch Jürgen Tuscher, Geschäftsführer des VPI – Verband der Güterwagenhalter in Deutschland e. V. bekannte sich zum Lärmhalbierungsziel des Bundes. „“Der Sektor wird die Anstrengung auf sich nehmen. Auch die privaten Güterwagen der im VPI organisierten Halter werden bis 2020 leise sein“, dies hauptsächlich durch komplett auf eigene Kosten neubeschaffte leise Waggons, weniger durch Umrüstung alter Wagen“, sagte Tuscher am Dienstag in Berlin.

Politik: Mehr Mittel für den Kampf gegen Schienenlärm

Martin Schmitz, Geschäftsführer Technik Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV), wünschte sich von der Politik eine deutlich größere Hilfestellung für die Branche bei der Umrüstung der Güterwagons. „“Das Förderprogramm des Bundesverkehrsministeriums in Höhe von rund 152 Millionen Euro bis 2020 deckt nicht die Kosten, die der Sektor tatsächlich schultern muss““, sagte Schmitz. „„Im Vergleich zur Grauguss-Sohle verursacht die leise LL-Sohle nicht nur Kosten bei der Umrüstung, sondern auch beim Betrieb. Diese Mehrkosten in Höhe von 700 bis 800 Millionen Euro muss der Eisenbahnsektor alleine tragen, was seine Stellung im Wettbewerb zum Lkw erheblich verschlechtert““, sagte der VDV-Technik-Chef. Hier sei jetzt die „verschärfte Phantasie der Politik“ gefragt.

Hans-Joachim Mehlhorn, stellvertretender Vorsitzender der Bundesvereinigung gegen Schienenlärm, warnte davor, die angestrebte Halbierung des Schienenlärms im Jahr 2020 für die endgültige Lösung des Problems zu halten. „Für die Menschen im Rheintal kommt dieser erste Schritt reichlich spät. Und der Leidensdruck bleibt auch danach weiterhin hoch.“ Mehlhorn mahnte die Politik, die Minderung des Verkehrslärms als Daueraufgabe zu begreifen. „Beim Schienenlärm wollen wir dahin kommen, dass Menschen wieder gern an der Bahn leben wollen.“

Im Video: Auftaktveranstaltung Plattform Leise Bahnen (o:44 min.)

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Weitere Informationen zu Schienenlärm und Lärmschutz bei der Eisenbahn finden Sie hier: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/umwelt/laerm-und-laermschutz-bahn/