Verkehrsbündnis rügt Fixierung auf Elektroautos

Elektromobilitätskonferenz der Bundesregierung

Elektroautos
Mehr als 43 Millionen Pkw fahren in Deutschland. Nur 7114 davon sind Elektroautos. „Ein homöopathischer Anteil von 0,016 Prozent“, meint die Allianz pro Schiene.

Berlin, 27. Mai 2013. Bei ihren Bemühungen um die Förderung der Elektromobilität blendet die Bundesregierung den Schienenverkehr weiterhin aus, kritisierte die Allianz pro Schiene zum Auftakt der zweitägigen Konferenz der „Gemeinsamen Geschäftsstelle Elektromobilität“ in Berlin. „Mit einem Auge sieht man auch in der Verkehrspolitik nicht besser“, sagte der Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, Dirk Flege, am Montag in Berlin. „Obwohl die Schiene anders als das Elektroauto keine Probleme mit mangelnder Nachfrage der Kunden hat und auch nicht mit ungelösten technischen Schwierigkeiten kämpfen muss, setzt die Politik weiterhin kurzsichtig Elektromobilität mit Automobilität gleich“, bemängelte Flege.

„Hunderte Kilometer Schienenstrecken warten in Deutschland seit Jahrzehnten auf Elektrifizierung, und es geht nur im Schneckentempo voran“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. Flege wies darauf hin, dass Deutschland im EU-Vergleich bei der Bahnelektrifizierung mit einem Ausstattungsstand von 58,8 Prozent nur Mittelmaß erreiche und weit hinter dem Anteil elektrifizierter Strecken in Österreich (68,0 Prozent), Italien (70,7 Prozent), den Niederlanden (76,1 Prozent) oder dem Spitzenreiter Schweiz (99,3 Prozent) liege. Symptomatisch für den fehlenden Elan sei etwa die Elektrifizierung der Bahnstrecke München – Lindau, die nun auf das Jahr 2020 verschoben worden sei, obwohl die Schweiz 50 Millionen Euro für die Vorfinanzierung zugesagt habe. „Die kleine Schweiz leistet für das große Deutschland Entwicklungshilfe, und es bleibt trotzdem schwergängig“, sagte Flege. Auch ein Blick nach Dänemark könne der deutschen Verkehrspolitik auf die Sprünge helfen. Die dänische Regierung hatte unlängst ein klimaschutzpolitisches Wachstumsprogramm beschlossen, das Öl- und Gasunternehmen zur Kasse bittet. Die Einnahmen von umgerechnet 3,6 Milliarden Euro fließen in einen Schienenfonds, der die Elektrifizierung und den Ausbau des dänischen Netzes vorantreiben soll.

„Der deutschen Elektromobilitätspolitik mangelt es nicht nur an Weitsicht, sondern auch Zielen“, sagte Flege. Während sich die Bundesregierung beim elektrischen Autoverkehr immerhin die Messlatte gesetzt habe, bis zum Jahr 2020 eine Millionen Fahrzeuge an den Start zu bringen, fehle der Politik beim Schienenverkehr jedes Ziel. „Bei insgesamt 43,4 Millionen Pkw fahren heute erst 7114 Elektroautos auf deutschen Straßen. Das ist ein homöopathischer Anteil von 0,016 Prozent“, sagte Flege und forderte die Bundesregierung auf, ihre Kraft nicht an den Randbereichen zu verausgaben. „Um in Europa anschlussfähig zu bleiben, fordern wir vom Bund für das deutsche Schienennetz ein Elektrifizierungsziel von 70 Prozent bis zum Jahr 2020“, sagte Flege.

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