Berlin. Jeder zehnte Deutsche lebt in einem Haushalt, der bewusst auf ein Auto verzichtet. Das geht aus der jüngsten Erhebung des europäischen Statistikamtes Eurostat hervor, die auf Zahlen von 2007 basiert. Danach leben insgesamt 14 Prozent der Deutschen in Haushalten, die ohne Auto mobil sind und weder über ein gekauftes, noch ein gemietetes oder geleastes Fahrzeug verfügen. Von allen autofreien Haushalten gaben lediglich ein Drittel an, sich kein Auto leisten zu können. Zwei Drittel der Haushaltsvorstände nannten andere Gründe für ihre Entscheidung. Für Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, ist hier erstmals ein gängiges Deutungsmuster der Automobilindustrie erschüttert worden.
Jahrelang wurde uns eingetrichtert, dass der moderne Mensch ein Auto braucht. Nur wer es sich nicht leisten kann, hat keins. Nun gibt es zum ersten Mal Zahlen, die zeigen, dass ein nennenswerter Teil der Deutschen gar kein Auto will“, sagt Flege. Die Rechnung kein Auto gleich Armut‘ stimmt definitiv nicht.“
Nach Ansicht der Allianz pro Schiene stimmt die Gleichsetzung Mobilität gleich Automobilität“ ebenso wenig. Zahlen zum Pkw-Besitz in den Metropolen belegen diese Einschätzung. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes von 2005 entschieden sich 50 Prozent der Berliner Haushalte und 45 Prozent der Hamburger Haushalte für eine Mobilität ohne eigenes Auto. Tatsächlich sind die Großstädte Hochburgen der Autofreien“, sagt Flege. Grundlage dafür sei natürlich ein gut ausgebauter öffentlicher Nahverkehr. Wenn das Angebot im öffentlichen Verkehr stimmt, kehren immer mehr Menschen dem Auto den Rücken.“
Eine bemerkenswerte Trendwende spiegelt sich in den Wachstumsraten der Verkehrsträger. Seit Jahren wächst der Personenverkehr auf der Schiene schneller als der Pkw-Verkehr: Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes legte der Schienenpersonenverkehr 2008 um 3,4 Prozent zu, während für den Personenverkehr auf der Straße 2008 sogar ein Minus prognostiziert wird.
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Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 87 Unternehmen der Bahnbranche.