Messingtafel ziert den Bahnhof von Aschaffenburg

Bahnhof des Jahres 2012: Siegerkür am 19. Oktober

Aschaffenburg. Dass auch ein neu erbauter Bahnhof das höchste Kundenlob verdienen kann, lesen die Reisenden im bayerischen Aschaffenburg seit dem 19. Oktober in Messing graviert in der Halle ihres Hauptbahnhofs. Verkehrsexperten und Bahnfreunde feierten gemeinsam mit der Allianz pro Schiene am Freitag in Aschaffenburg die Siegerkür zum Gewinn des Titels „Bahnhof des Jahres 2012“. Im Beisein des Vorstandsvorsitzenden von DB Station&Service, André Zeug, enthüllten die Jury-Mitglieder die Siegertafel im Bahnhof. Der Aschaffenburger Bahnhofsmanager Elmar Hirsch (Deutsche Bahn) und Oberbürgermeister Klaus Herzog (SPD) bekamen eine Urkunde für ihre vorbildliche Gemeinschaftsleistung bei der Planung und dem Neubau des Aschaffenburger Bahnhofs, der im Januar 2011 nach zahllosen Planungsrunden mit der Aschaffenburger Bürgerschaft fertiggestellt worden war.

Jury-Mitglied Karl-Peter Naumann vom Fahrgastverband Pro Bahn würdigte das besonders enge Verhältnis des Bahnhofs zu seiner Stadt. „Egal durch welchen Ausgang der Reisende diesen Bahnhof betritt oder verlässt: Der Bau ist so eingebunden in sein Umfeld, dass die Übergänge fließend sind.“ Beim Inkognito-Test hätte der lichte leichte Bahnhof die Jury „mitgenommen“ und „harmonisch“ geführt, sagte Naumann. Mit der Eröffnung der Bahnhofsunterführung zum Stadtteil Damm hin, habe der Bahnhof 2012 eine 360-Grad Öffnung zur Stadt hin geschafft. „Mehr Zugänglichkeit geht nicht“, sagte Naumann. Jury-Mitglied Dieter Harms vom Autoclub Europa (ACE) lobte den Kundenservice vor Ort, die erschwinglichen Gebühren der Parkhäuser und sogar die Bahnhofsunterführung. „Normalerweise sind die Unterführungen in Bahnhöfen echte Angstzonen für die Reisenden. In Aschaffenburg gibt es sogar Rosen an den Wänden.“ Und weil der Neubau bei aller Funktionalität auch mit einem Mosaikfußboden glänzen könne, sei die Jury vollends begeistert gewesen: „Dieser Bahnhof ist ein architektonisches Meisterstück. Traumhaft schön.“

Jury-Mitglied Dirk Flege von der Allianz pro Schiene wies darauf hin, dass Aschaffenburg bereits beim Bürgerranking während der Nominierungsphase des Wettbewerbs unter die Top Ten der Kleinstadt-bahnhöfe gekommen sei. „Für uns war das ein wichtiger Hinweis: Der Bahnhof ist offensichtlich in der Stadt angekommen, und die Bürger indentifizieren sich mit ihm.“ Zugleich zeige die Ausstattung in Aschaffenburg auch, dass die Ansprüche der Reisenden gestiegen seien. „Wer als Alternative ein High-tech-Auto mit Klimaanlage, beheizten Sitzen und Navigation zur Verfügung hat, der verlangt auch bei einer Bahnreise mehr Komfort“, sagte Flege und erteilte Pauschalvorwürfen, dass viele Bahnhöfe sich in bessere Einkaufszentren verwandelt hätten, eine Absage. „Die Kombination von Einkaufen und Verreisen ist in Aschaffenburg besonders gut gelungen. Wer den Einzug einer Kommerzglitzerwelt ins Leben der Bahnhöfe beklagt, verkennt die Bedürfnisse der Reisenden“, sagte Flege.

Den Titel Bahnhof des Jahres 2012 gewann im neunten Jahr des Wettbewerbs neben Aschaffenburg (Kategorie Kleinstadtbahnhof) der Bremer Hauptbahnhof (Kategorie Großstadt). Die Siegerbahnhöfe der Vorjahre waren 2011: Leipzig und Halberstadt, 2010: Darmstadt und Baden-Baden, 2009: Erfurt und Uelzen, 2008: Karlsruhe und Schwerin, 2007: Berlin Hauptbahnhof und Landsberg am Lech, 2006: Hamburg Dammtor und Oberstdorf, 2005: Mannheim und Weimar und 2004: Hannover und Lübben. Mit dem Titelgewinn für Aschaffenburg zieht Bayern bei der Anzahl der bereits prämierten Siegerbahnhöfe mit Baden-Württemberg gleich: beide Länder haben nun jeweils drei Bahnhöfe des Jahres vorzuweisen, während etwa Nordrhein-Westfalen, Schleswig-Holstein oder das Saarland noch keine einzige Auszeichnung gewonnen haben.