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Freitag, 06. September 2019

Guten Tag,

während sich die Außentemperaturen in Deutschland langsam, aber sicher abkühlen, gehen die Debatten rund um das „Klimakabinett“ jetzt erst in die heiße Phase über. So richtig los ging es mit der Diskussion über eine Senkung der Mehrwertsteuer auf Bahntickets im Fernverkehr. Ein Thema, das die Allianz pro Schiene schon seit 17 Jahren umtreibt und das von dem ein oder anderen Branchenexperten teilweise für tot erklärt wurde, mutierte über Nacht zum Dauerbrenner. Plötzlich sprachen sich prominente Politiker aller Parteien dafür aus. Und jeder wollte den Vorschlag zuallererst (!) gemacht haben. Eine längst überfällige Maßnahme, die erstmal lediglich für einen faireren Wettbewerb zwischen den Verkehrsträgern sorgt, wurde auf einmal als Allheilmittel im Schienenverkehr glorifiziert. Das ist gefährlich, da andere dringende Schienenthemen unter den Tisch zu fallen drohen. Auf diese Weise gerät etwa das klimapolitische Potenzial der Güterbahnen immer weiter in den Hintergrund. Kritisch sehen wir auch das Verhalten von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. Der macht kurz vor der Zusammenkunft des Klimakabinetts am 20. September nicht nur keine Anstalten, die Verlagerung auf die Schiene zum Top-Thema seiner Klimaschutz-Strategie zu erklären, er ignoriert auch noch die Zahlen seiner selbst eingesetzten Experten-Kommission (siehe Tagesschau-Bericht vom 04. September).
Sollten die Mitglieder des Klimakabinetts es wirklich ernst meinen mit dem Klimaschutz, dann folgt dem Ideen-Wettbewerb der ersten Phase hoffentlich zeitnah ein wahrer Umsetzungs-Wettbewerb. Mit der Schiene als Hauptgewinnerin.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen des September-Newsletters!
Herzliche Grüße

Carolin Flege
Referentin Öffentlichkeitsarbeit

PS: Da ich ab Oktober wieder mit den Studenten aufstehen möchte und für den Master zurück an die Uni gehe, lesen Sie heute den letzten Newsletter von mir. Ich hoffe, Sie hatten an diesem Format genauso viel Spaß wie ich und haben sich immer bestens informiert gefühlt. Ich danke Ihnen für Ihre Lesetreue und wünsche Ihnen viel Spaß mit unserem neuen Kollegen Dennis Junghans. Schon jetzt freue ich mich darauf, künftig die Newsletter aus seiner Feder zu lesen.

AUS DER POLITIK
Die 86-Milliarden-LuFV – ein Mega-Deal?

Es stimmt, dass die Bundesregierung im Laufe der nächsten Jahre so viel Geld in die Schiene investieren wird wie nie zuvor. Gern zitierte Zahlen sind in diesem Kontext die   86 Milliarden Euro für die kommenden zehn Jahre im Rahmen der Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV) des Bundes mit der DB. Ja, das ist viel Geld und ein guter Anfang. Was jedoch gern vergessen wird: Der Investitionsstau ist riesig, die Baupreise steigen und der Bund addiert zu seinem Beitrag in Höhe von 62 Milliarden Euro noch einen großen Eigenbeitrag von DB und Branche (24 Milliarden Euro) hinzu. 
Für eine spürbare Verlagerung des Verkehrs auf die Schiene wird der Bund außerdem bei den Aus- und Neubaumitteln nachbessern müssen, denn die bislang geplante Investitionslinie wird für eine Verkehrswende nicht reichen. Denn wie wenig trotz Steigerung wirklich für Zukunftsinvestitionen übrigbleiben kann, zeigt ein einfaches Beispiel: Laut Haushaltsentwurf 2020 plant der Bund im Jahr 2020 etwa 10 Millionen Euro für die Elektrifizierung regionaler Schienenstrecken ein. Das ist zwar doppelt so viel wie 2019, doch davon können gerade einmal rund 7 Kilometer Strecke mit Oberleitungen ausgestattet werden.

Foto: Deutsche Bahn AG/ Uwe Miethe

AUS DER BRANCHE
Die drei größten Aus- und Neubauprojekte Schiene 2020

376 Millionen Euro will der Bund im Jahr 2020 in den Neubau der Bahntrasse von Wendlingen nach Ulm investieren. Das ist der größte Einzelposten im kommenden Haushaltsjahr für ein Projekt aus dem Bedarfsplan Schiene. Mit bewilligten 426 Millionen Euro für das Haushaltsjahr 2019 lag das Projekt bereits im vergangenen Jahr bundesweit vorne (siehe dazu auch den September-Newsletter 2018). Auf Platz zwei folgt neu der dreigleisige Ausbau der Strecke von Oberhausen über Emmerich bis zur deutsch-niederländischen Grenze (Anschluss an die Betuwe-Route) mit veranschlagten 161 Millionen Euro. Baumaßnahmen für das Verkehrsprojekt Deutsche Einheit (VDE 8.1, Neubaustrecke Ebensfeld – Erfurt), das auch 25 Jahre nach Baubeginn immer noch nicht abgeschlossen ist, liegen mit 109 Millionen Euro auf Platz drei (Vorjahr Platz 2). Diese Zahlen stammen aus dem Regierungsentwurf des Bundeshaushaltes 2020 (BT-Drucksache 19/11800), der im November vom Bundestag beschlossen werden soll.
Foto: Deutsche Bahn AG/ Frank Kniestedt

AUS DEM AUSLAND
Luxemburg: „Europas Musterschüler“ bei der Schiene

Es kommt nicht alle Tage vor, dass ein ausländischer Verkehrsminister bei der Allianz pro Schiene anruft. Umso mehr freuten wir uns über die Kontaktaufnahme des luxemburgischen Verkehrsministers François Bausch, der sich wenige Tage nach unserer Pressekonferenz über die staatlichen Pro-Kopf-Investitionen bei uns meldete. Mitarbeiter in Bauschs Ministerium hatten ihn darauf hingewiesen, dass Luxemburg in unserem EU-Vergleich nicht auftaucht. Und das aus ihrer Sicht völlig zu Unrecht. Schließlich sei das kleine europäische Land, zumindest was die Schieneninfrastrukturinvestitionen pro Kopf angeht, ein wahrer „Musterschüler“. Aus dem Hinweis hat sich ein interessantes Gespräch entwickelt, das Sie hier nachlesen können:
Foto: CFL

Zum Interview

NACKTE ZAHLEN
Viel zu kurz: Güterzüge in Deutschland

Wer sagt, auf die Länge käme es sowieso nicht an, der hat definitiv keine Ahnung vom Schienengüterverkehr. Die Länge eines Zuges ist nämlich eines der zentralen Instrumente, um die Effizienz des Systems Schiene zu steigern und beeinflusst damit erheblich die Wettbewerbsfähigkeit der Güterbahnen.
Die Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der FDP offenbart den enormen Nachholbedarf in Deutschland: Gerade einmal 499,1 Meter ist der durchschnittliche Güterzug lang (Quelle: BT-Drucksache 19/9069). Ein erschreckend niedriger Wert, wenn man bedenkt, dass laut EU 740 Meter der Standard sein sollten.

Welche Vorteile 740-Meter lange Güterzüge im Detail haben, erfahren Sie hier.

GUTE NACHRICHTEN
Vorschlag: Lkw-Mauteinnahmen für den Schienengüterverkehr

Plastiktütenverbot, Aktionsprogramm Insektenschutz, Klimaprämie für Waldbesitzer – wenn es dem Bundesumweltministerium an einer Sache nicht mangelt, dann an wohlklingenden Ideen, wie wir unsere Umwelt und unser Klima (doch noch) retten können. Da kann es passieren, dass in der Nachrichten-Flut ein guter Vorschlag etwas „untergeht“. Gemeint ist der Vorstoß von Umweltministerin Svenja Schulze, die Einnahmen aus der Lkw-Maut künftig auch für den Ausbau von Alternativen zur Straße, konkret für die umweltfreundliche Schiene, zu verwenden. Was in anderen Ländern eine völlige Selbstverständlichkeit ist, würde für Deutschlands Verkehrspolitik eine kleine Revolution bedeuten. Hier sind die Gelder aus der Lkw-Maut seit 2011 zweckgebunden und dürfen nur noch für den Straßenbau verwendet werden („geschlossener Finanzierungskreislauf“). Und das, obwohl die Einnahmen seit Jahren weit über dem eigentlichen Erhaltungsaufwand liegen. Die Tatsache, dass sich mit Andreas Jung nun erstmals ein führender Unionspolitiker offen für eine verkehrsträgerübergreifende Verwendung der Lkw-Mauteinnahmen ausgesprochen hat, lässt hoffen, dass der Vorschlag unserer Bundesumweltministerin Realität werden kann.
Foto: ehrenberg-bilder/Fotolia

UNTERWEGS
Zug vs. Flugtaxi

Dass der Kabarettist und Kolumnist Horst Evers eine BahnCard 100 hat, ist für einen Vielfahrer wie ihn erstmal nichts Ungewöhnliches. Beim alljährlichen Parkfest von Radioeins outete sich Evers nun jedoch als waschechter Bahn-Fan. Auf offener Bühne gestand der 51-Jährige dem Publikum, dass er sich „nirgendwo besser konzentrieren“ könne als im Zug und er deshalb zum Schreiben seiner Texte regelmäßig „einfach so“ durch die halbe Republik und gleich wieder zurückfahren würde. Auch für Digital-Staatsministerin Dorothee Bär wird der Zug wohl immer öfter zum praktischen Sprechstunden-Büro. Gegenüber der Zeitung „Fränkischer Tag“ sagte sie, dass sie im Zug „häufig interessante Menschen“ kennenlernen würde. Übrigens eine Sache, die man im Flugtaxi der Zukunft mit ziemlicher Sicherheit nicht erleben wird.
Foto: Deutsche Bahn AG/ Max Lautenschläger

SO GESEHEN
Traumhafte Wahlmöglichkeiten für Lokführer

„Engpassanalyse“ lautet der etwas sperrige Titel der Auswertung der Bundesagentur für Arbeit vom 11. August dieses Jahres. Insgesamt 118 Berufsgruppen von „Altenpflege“ bis „Werbung und Marketing“ werden miteinander verglichen: Wieviel Arbeitslose kommen in den jeweiligen Berufsgruppen auf 100 offene Stellen? Das Ergebnis ist für Arbeitgeber in der Eisenbahnbranche niederschmetternd. Es gibt keinen Beruf in Deutschland, bei dem Nachfrage und Angebot so weit auseinanderklaffen wie beim Lokführerberuf. Lediglich 23 arbeitssuchende Lokomotivführer kommen auf 100 offene Stellen. Was für Arbeitgeber und Fahrgäste der Bahnen – Stichwort Zugausfälle wegen Personalmangels – äußerst misslich ist, bedeutet für Lokführer eine traumhafte Wahlmöglichkeit des Arbeitsplatzes und Arbeitgebers. Sage und schreibe 100 Prozent der Lokführer sind unbefristet angestellt und die Lokführer-Arbeitslosenquote liegt bei einem Prozent. Ganz anders geht’s den Gebäudetechnikern. 1.707 von ihnen müssen sich statistisch in Deutschland um 100 offene Stellen balgen. Laut Bundesagentur für Arbeit ebenfalls ein Extremwert – nur am anderen Ende der Skala.
Dass der Lokführer-Beruf für viele noch immer ein Traumberuf ist, zeigt die bewegende Geschichte von Mario Meier und Noah Katic. Wie ein alteingesessener Lokführer einen Azubi bei seinem großen Traum unterstützt hat, lesen Sie hier.
Foto: privat

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1999 als privates Eisenbahnverkehrsunternehmen gegründet, seit 2017 Tochterunternehmen der italienischen Staatsbahn. Zählt zusammen mit unserem Fördermitglied Captrain zu den beiden größten Wettbewerbern von DB Cargo.

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Ausgewählte Artikel der letzten 30 Tage

KALENDER
Allianz pro Schiene-Termine

  • 9. September, Berlin: Netzwerk-Treffen Verkehrspolitik
  • 11. September, Berlin: Netzwerk-Treffen Personalmarketing, Recruiting & Schienenjobs
  • 12. September, Berlin: Geschäftsführer Dirk Flege als Jurymitglied beim „DB mindbox Startup Selection Day“
  • 18. September, Berlin: Pressekonferenz „Bahnhof des Jahres 2019“
  • 24. September, Berlin: Netzwerk-Treffen E-Mobilität und Alternative Antriebe im SPNV
  • 30. September, Berlin: Förderertreffen der Allianz pro Schiene
  • 1. und 2. Oktober, Berlin: SchienenJobs.de präsentiert sich auf dem RAILWAY FORUM
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