Donnerstag, 2. November 2017

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Carolin Flege, Allianz pro Schiene

Guten Tag,

gleich zwei Stürme suchten Deutschland in den vergangenen Wochen heim. Während die Bahnen noch die Scherben von „Xavier“ zusammenfegten, kündigte sich bereits „Herwart“ an. Die Deutsche Bahn rüstete ihre Mitarbeiter hoch und verteilte provisorisch Kettensägen. Passend zum Thema hat die EU-Kommission einen Entwurf zur Neufassung der EU-Verordnung über Fahrgastrechte von Bahnreisenden vorgelegt. Wesentliche Neuerung des Papiers ist, dass nun auch Fälle von höherer Gewalt geregelt werden. Bislang war das Thema in der Richtlinie nicht enthalten. Doch seit einer Musterfallentscheidung des Europäischen Gerichtshofs 2013 müssen Eisenbahnverkehrsunternehmen auch für Fälle höherer Gewalt haften und sind erstattungspflichtig. Laut Entwurf sollen Bahnen fortan nur noch bei Fällen haften, die sich von „normalen jahreszeitlich bedingten Witterungsbedingungen wie Herbststürmen“ unterscheiden. Hoffen wir mal, dass die neue Regel nicht gleich neue Unklarheit schafft: Denn was sind wohl „normale Stürme“ – gerade in Zeiten des Klimawandels?

Ich wünsche Ihnen viel Vegnügen beim Lesen!

Herzliche Grüße
Carolin Flege
Referentin für Öffentlichkeitsarbeit

AUS DER POLITIK
ERTMS-Ausbau in der EU: Deutschland hinkt hinterher

Am 3. Oktober veröffentlichte der Europäische Rechnungshof einen Sonderbericht mit dem Titel „Ein einheitliches europäisches Eisenbahnverkehrsleitsystem: Wird die politische Entscheidung jemals Realität?“. Das Resümee ist ernüchternd: das Europäische Eisenbahnverkehrsleitsystem (ERTMS) wird in der EU bisher nur wenig und lückenhaft eingesetzt. Deutschland kommt beim Anteil seiner ERTMS-Strecken auf gerade mal ein Prozent der Kernnetzkorridore. Damit liegt es deutlich unter dem europäischen Durchschnitt von acht Prozent. Zu der Problematik findet passenderweise am 15./16. November in Frankreich eine internationale Konferenz statt. Hier soll die Zukunft zum ERTMS-Ausbau diskutiert werden.
Foto: Deutsche Bahn AG / Uwe Miethe

Einen Überblick zum ERTMS-Ausbau können Sie sich hier verschaffen.

AUS DER BRANCHE
Neue Oberleitungen braucht das Land

Video: 100 Prozent Elektromobilität auf der Schiene - Wie geht das?

Spätestens seit Rastatt ist die Politik elektrisiert: Das deutsche Schienennetz ist zu sehr auf Kante genäht. Dem Güterverkehr fehlen elektrifizierte Umleitungen, aber auch im Personennahverkehr wollen die Bahnen vom Diesel wegkommen. Gleichzeitig arbeiten die Hersteller unter Hochdruck an alternativen Antrieben, um auch noch die hartnäckigsten Elektrifizierungslücken technisch in den Griff zu kriegen. Wie das aussieht, zeigt Ihnen unser neuer Film zur Elektrifizierung: Vorsicht, Hochspannung!
Foto: Allianz pro Schiene / Deutsche Bahn AG / Claus Weber 

AUS DEM AUSLAND
Japan: Die 10 häufigsten Unarten der Zugfahrer

In einer Studie der japanischen Medienfirma Standbye wurden insgesamt 200 japanische Männer über ihre schlechtesten Manieren in Zügen befragt. Die Teilnehmer suchten aus 13 Unarten jeweils drei aus, die sie am häufigsten an sich selbst beobachten können. Das Ergebnis der Studie ist eindeutig – die Unart Nummer eins: einen Stehplatz direkt an der Tür besetzten, obwohl man ganz genau weiß, dass man dabei ein- und aussteigende Passagiere behindern könnte. Außerdem: Beine in der überfüllten Bahn übereinanderschlagen und dadurch wissentlich in die Privatsphäre des Mitreisenden eindringen. Auch gut: Große Taschen auf dem Nachbarsitz platzieren und in den Zug drängeln, während Passagiere noch aussteigen. Ganz ehrlich? Diese Unarten kommen mir verdächtig bekannt vor. Wenn es ums Zugfahren geht, dann sind sich Menschen aus der ganzen Welt wohl ziemlich ähnlich.
Foto: sumikai.com

NACKTE ZAHLEN
Rekordinvestitionen in Großbritannien

Das britische Verkehrsministerium hat bekannt gegeben, dass Großbritannien in den nächsten fünf Jahren 48 Milliarden Pfund in seine bestehende Schieneninfrastruktur investieren wird. Das sind umgerechnet rund 54,5 Milliarden Euro. Das Geld soll in erster Linie zur Verbesserung von Pünktlichkeit und Service eingesetzt werden. Zum Vergleich: Deutschland investiert in seine bestehende Infrastruktur – die wohlbemerkt sehr viel größer ist, als die britische – rund 3,3 Milliarden Euro pro Jahr, was hochgerechnet auf fünf Jahre gerade mal 16,5 Milliarden Euro entspricht.
Foto: Deutsche Bahn AG / Frank Kniestedt

SCHLAUER WERDEN
Bahnbranche gründet sektorweiten Trägerverein

Große Verbände und Unternehmen der Bahnbranche haben einen Trägerverein für den externen Normenausschuss FSF (Fahrweg und Schienenfahrzeuge) gegründet, der fortan den Namen „Verein für Normung und Weiterentwicklung des Bahnwesens – NWB e.V.“ trägt. Das gemeinsame Ziel: alle Normungsaktivitäten der Bahnbranche finanziell und organisatorisch sinnvoll zusammenbringen. Dabei soll der Verein außerdem als Koordinierungsplattform für Technik- und Schnittstellenthemen im Sektor fungieren. Wir finden, das sind freudige Nachrichten! Das Thema Normung wird so endlich mit vereinten Kräften systematisch angegangen.
Foto: Martina Berg – Fotolia.com

GUTE NACHRICHTEN
Erster vollautomatischer Güterzug im Eisenerznetz

Das australische Unternehmen Rio Tinto hat Anfang Oktober erfolgreich den ersten vollautonomen Güterzug im Eisenerznetz fahren lassen. Auf der 100 Kilometer langen Strecke von Wombat Junction nach Paraburdoo wurde der Zug sowohl von Mitarbeitern des Unternehmens als auch von Vertretern der nationalen Eisenbahn-Sicherheitsbehörde von Luft und Boden aus überwacht. Rio Tinto betreibt schon seit dem ersten Quartal 2017 rund 200 Züge im automatisierten Modus, bis Ende September jedoch immer begleitet und kontrolliert von einem Lokführer. Das Unternehmen rechnet mit einer vollständigen Inbetriebnahme bis Ende 2018. Ziel ist es, das weltweit erste vollständig autonome Schwerlast- und Fernverkehrsnetz zu betreiben. Hier geht’s zur Eröffnungsfahrt.
Foto: Rio Tinto / NTC NET AU

UNTERWEGS
Ein Relikt aus alten Zeiten

Auf unserer Facebook-Seite erreichen uns täglich Kommentare von unseren Abonnenten. Diese sind mal mehr und mal weniger lustig. Vor ein paar Tagen hat uns dann dieses schöne Bildchen erfreut. Es zeigt einen Werbeaufkleber, den die Deutsche Bundesbahn massenhaft in den siebziger Jahren verteilte. Das Kampagnenziel: Güter von der Straße auf die Schiene zurückholen. Meine Kollegin Ulrike Hunscha findet: „Ziemlich cool und noch immer aktuell.“ Wie wäre es mit einer Neuauflage, liebe DB? Die Sticker kann man übrigens auf eBay erwerben. Kosten: um die sechs Euro.
Foto: Facebook

ENTGLEIST
SUV – Das unbekannte Wesen

Zum Schluss würden wir gern noch über den anhaltenden SUV-Boom nach-denken: Böse Zungen sehen darin eine obszöne Vorliebe des automobilen Großstädters für hochbeinige Panzerkarossen. Andere verstehen das Gerät als Demonstration archaisch ländlicher Wehrfähigkeit. Möglicher-weise ist beides falsch. Spricht aus den Trutzgeräten nicht auch nackte Angst, die hochbeschleunigte und einsame menschliche Teilchen in die weichen Polster des „Sport Utility Vehicle“ treibt? Während die Österreicher inzwischen immerhin herausgefunden haben, dass in Wien mehr Geländewagen fahren als in Tirol, wissen wir hierzulande nicht einmal, ob die SUVs eher über Norddeutschlands Deiche brausen oder in Stuttgart im Stau stecken. Das Kraftfahrtbundesamt vermeldet lediglich, dass inzwischen mehr als jeder fünfte neuzugelassene Wagen in Deutschland ein SUV oder ein Geländewagen ist – Tendenz steigend.
Foto: Daimler AG

NEU AN BORD
Willkommen in der Allianz pro Schiene

Ermewa SA. Französischer Waggonvermieter. Mit 45.000 Güterwaggons nach VTG die Nummer 2 in Europa.

Forum für Verkehr und Logistik e.V. Im Jahr 2008 von den DEVK Versicherungen und dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen (VDV) gegründet. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Elektromobilität im ÖPNV. Bietet exklusive Versicherungen an, etwa die DEVK-Verkehrsrente.

RAILBETON HAAS KGMittelständisches Familienunternehmen mit Sitz in Chemnitz. Produziert Betonprodukte rund um den Oberbau und für Verkehrsstationen. Gegründet vor 80 Jahren.

Ich hoffe, unser Newsletter hat Ihnen gefallen. Leiten Sie ihn gerne an Freunde und Kollegen weiter und vernetzen Sie sich mit uns bei facebook, twitter und Xing. Die nächste Ausgabe erscheint Anfang Dezember.

MEDIENECHO

KALENDER

  • 07. November, Berlin: Fahr umweltbewusst-Projekt, Workshop „Best Practice und Hemmnisse im Schienengüterverkehr“
  • 17. November, Berlin: DVWG „Klimaziele 2050 – Verkehrspolitik zwischen Elektrifizierung, Dekarbonisierung und Digitalisierung“ mit einem Impulsvortrag von Dirk Flege
  • 30. November, Berlin: Klimadialog-Projekt, Workshop „Klimaschutz konkret: Verkehrsträger im Dialog“
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