Freitag, 4. August 2017

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Allianz pro Schiene

Guten Tag,
der Dieselskandal bestimmt die Medien. Heiß und innig diskutiert man die schöne neue Verantwortungskultur der Automobilindustrie. Untergegangen in der Berichterstattung zum Dieselgipfel ist indes, dass die anwesenden Bundesminister auch eine Ausweitung der Förderung von Hybrid- und Brennstoffzellen-Zügen ankündigten. Bisher belaufen sich die Zuschüsse des BMVI auf insgesamt 12 Millionen Euro. Diese Erklärung füllen wir gerne mit lebendigen Ideen: Finanzielle Unterstützung brauchen die EVUs bei den hohen Anfangsinvestitionen, damit die Markteinführung von alternativen Antrieben auf der Schiene Fahrt aufnimmt. Im Diesel-Sprech: Eine Umstiegsprämie. Frischen Wind braucht es auch bei der Infrastruktur. Damit bis 2025 wenigstens 70 Prozent unseres Schienennetzes eine Oberleitung bekommen, ist es jetzt Zeit für das dringend benötigte Sonderprogramm zur Elektrifizierung weiterer Eisenbahnstrecken. Wir behalten es im Auge, aber jetzt wünsche ich Ihnen erstmal viel Vergnügen bei der Lektüre unseres August-Newsletters.

AUS DER POLITIK
Förderung leiserer Güterwagen mit „TSI Lärm+“

Damit die Lärmsanierung nach dem Verbotsgesetz und der Flüsterbremsen-Förderung noch dynamischer durchstartet, will das Bundesverkehrsministerium (BMVI) jetzt einen zusätzlichen Anreiz schaffen: Güterwagenhalter, die über die aktuellen Grenzwerte hinaus in lärmmindernde Technik investieren, können rückwirkend zum 1.1.2017 die neue Förderung „TSI Lärm+“ in Anspruch nehmen. Das BMVI übernimmt demnach 40 Prozent der Mehrkosten, die bei der Umrüstung vorhandener Güterwagen oder der Ersatzbeschaffung neuer Güterwagen anfallen, die die Grenzwerte der aktuellen „TSI Lärm“ um weitere 3 dB(A) bzw. 5 d(B)A unterschreiten. Zudem müssen die geförderten Fahrzeuge innerhalb der ersten acht Jahre die Hälfte ihrer Laufleistung auf dem deutschen Schienennetz erbringen. Pro Wagen ist die Zuwendung auf max. 20.000 bzw. 25.000 Euro begrenzt. Handelt es sich um eine Ersatzbeschaffung, wird die Förderung nur in voller Höhe gewährt, wenn der außer Betrieb gesetzte Güterwagen verschrottet wird. Zuständig für die Durchführung des Förderverfahrens ist das Eisenbahn-Bundesamt. Nach Informationen der Allianz pro Schiene soll sich die Höhe der Fördermittel auf insgesamt 60 Millionen Euro bis Ende 2021 belaufen.

AUS DER BRANCHE
Was bringt die „TSI Lärm+“?

Gut gemacht oder nur gut gemeint – was bringt die „TSI Lärm+“ der Branche konkret? Darüber habe ich mit Carsten Schiering gesprochen, Geschäftsführer der Transwaggon-Gruppe in Hamburg. Die Flotte des europaweit tätigen Güterwagen-Vermieters umfasst rund 13.500 Fahrzeuge.

Herr Schiering, welchen Nutzen hat die TSI+ für Transwaggon?
Die Ausstattung unserer Wagen richtet sich in erster Linie nach den Anforderungen unserer Kunden. Aus unseren Kernbranchen – also Papier, Holz, Automobile, Baustoffe und Konsumgüter – gibt es aktuell keine Nachfrage nach Wagen, die noch leiser sind, als es die aktuelle TSI-Norm fordert. Mit der Förderung „TSI Lärm+“ verbleiben 60 Prozent der Mehrkosten für die Umrüstung bzw. den Neubau beim Halter. Das löst bei mir erst mal keine Begeisterungsstürme aus. Ohne einen Anreiz für Wagenmieter, der sich wirklich rechnet, wird der Markt die Investitionen in noch leiseres Equipment wohl kaum honorieren. Eine Möglichkeit wäre aber, die Trassenpreise für besonders leise Züge zu senken.

Wie können die zusätzlichen Lärmreduktionen überhaupt erreicht werden?
Nach einer überschlägigen Prüfung ist wahrscheinlich eine Investition in die Scheibenbrems-Technik notwendig. Für einen Drehgestell-Wagen sprechen wir dann von Mehrkosten zwischen 20.000 und 30.000 Euro. Mit Scheibenbremsen wird ein Wagen nochmal deutlich leiser und voraussichtlich ist auch der Verschleiß der Räder geringer. Dieser Kostenvorteil rechnet sich allerdings nur bei Wagen, die eine hohe Laufleistung erbringen. Zum Beispiel Containerwagen, die weit mehr als 100.000 Kilometer im Jahr unterwegs sind. Bei Transwaggon ist das nur ein geringer Teil des Wagenparks.

Wie ist der Stand der Umrüstung bei Transwaggon?
Aktuell ersetzen wir ältere Wagen mit Neubaufahrzeugen, die mit lärmarmen K-Sohlen ausgestattet sind. In den nächsten Wochen beginnen wir dann mit der Umrüstung unserer Flotte auf LL-Sohlen, die wir zunächst im Feldversuch getestet haben. Zu Beginn des nächsten Jahres wird dann rund ein Drittel unserer Wagen leise unterwegs sein. Bis Ende 2019 planen wir mit 70 Prozent, Ende 2020 ist die gesamte Transwaggon-Flotte umgerüstet.

AUS DEM AUSLAND
„Flüsterbonus“ für leise Güterwagen

Auch unsere Nachbarn aus Österreich stimmen mit ein, in die Reduzierung des Schienenlärms – allerdings in einer anderen Lautstärke. Güterwagen, die mit Flüsterbremsen ausgestattet sind, erhalten ab Fahrplanwechsel 2017 einen „Flüsterbonus“ auf die Trassenpreise der ÖBB-Infrastruktur. Pro Flüsterachse und zurückgelegtem Kilometer erlässt das BMVIT einen Cent, bis zur maximalen Gutschrift von 1.700 Euro pro Güterwagen. Das seien in etwa die Kosten, die beim Umrüsten eines vierachsigen Waggons entstünden, so das Ministerium. Das klingt doch gut.

SCHLAUER WERDEN
Fahrerloses Fahren: Schiene hat 30 Jahre Vorsprung

Eine fahrerlose Metro in Lausanne

Auf leisen Sohlen trapst die Bahnbranche beim Thema Innovation – leider. Wir haben nachgerechnet: Beim fahrerlosen Fahren hat die Schiene mehr als 30 Jahre Vorsprung. Dennoch dreht sich beim Hype um autonome Fahrzeuge alles um die Straße. Damit die Bahnen dem Wettbewerb mit Auto und Lkw auch künftig standhalten können, müsse die Bahnbranche ihr Image dringend aufpolieren und bei Zukunftsthemen selbstbewusster trommeln, kommentiert das unser Geschäftsführer Dirk Flege im aktuellen „Eisenbahningenieur“. Den ganzen Artikel können Sie hier lesen

UNTERWEGS
Hilfe für heiße Sommertage

Die Wiener Bahnen haben ein revolutionäres Konzept für heiße Sommertage entwickelt, wie dieses Foto belegt. Wir fordern auch in Deutschland: Mehr Deoüberwachung in den Zügen! Vielen Dank @wolfgangorgler für das Foto.

Deoüberwachung in den Wiener Bahnen

GUTE NACHRICHTEN
Unterstützung im Kampf gegen Gigaliner

Der ACV Automobil-Club Verkehr unterstützt ab sofort unsere Kampagne gegen die umstrittenen Riesen-Lkw in Deutschland www.keine-gigaliner.de. Gemeinsam mit dem ACV, dem BUND und der Deutschen Umwelthilfe kämpfen wir gegen Riesen-Lkw auf unseren Straßen. Machen Sie mit bei unserer Protestmail-Aktion: Fordern Sie Ihre Landesregierung auf, keine Strecken für Riesen-Lkw freizugeben.

Protestmail schreiben: Gigaliner-Strecken streichen!

NEU AN BORD
Willkommen in der Allianz pro Schiene

Deutsche Eisenbahn Service GmbH, aktiv im Personen- und Güterverkehr und zugleich Eisenbahninfrastrukturbetreiber in Brandenburg, Berlin und Sachsen-Anhalt

ÖBS GmbH, vertreibt Spezialprodukte für den Verkehrswegebau

Neu an Bord: DESAG & ÖBS

ENTGLEIST
Höchststrafe: Bahn fahren

Was ist des Bürgers schlimmster Albtraum? Der Führerscheinentzug. So sehen es offenbar die Rechtsexperten von Union und SPD. Deshalb sei es nur folgerichtig das Selbst-Fahrverbot nicht nur bei Verkehrsdelikten zu verhängen, sondern zukünftig auch bei allen anderen Straftaten. Ein entsprechendes Gesetz passierte im vergangenen Monat den Bundesrat. Heißt das etwa, Bahn fahren ist eine Strafe? Willkommen im Mobilitätsknast.

Ich hoffe, unser Newsletter hat Ihnen gefallen. Leiten Sie ihn gerne an Freunde und Kollegen weiter und vernetzen Sie sich mit uns bei facebook, twitter und Xing. Ich verabschiede mich hier von Ihnen, beruflich zieht es mich von der Spree an die Elbe. In der nächsten Ausgabe Anfang September wird Sie dann unsere neue Kollegin Carolin Flege begrüßen.

Herzliche Grüße
Christopher Harms

MEDIENECHO

KALENDER

  • 25. August, Berlin: Pressekonferenz – Auszeichnung des Bahnhofs des Jahres 2017
  • 30. August, Berlin: Ladies Brunch der TOP 100 weiblichen Führungskräfte der Mobilitätsbranche auf dem 5. Railway Forum Berlin
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