Flüsterbremse

Ein Rad eines Güterwaggons der Deutschen Bahn mit einer Flüsterbremse (LL-Sohle)

Bei der Flüsterbremse handelt es sich um eine Bremse mit elastischen Komposit-Bremssohlen (K-Sohlen) an einem Eisenbahn-Güterwagen. Sie reduziert den Schienenlärm von Güterzügen um die Hälfte und wirkt unmittelbar an der Quelle des Lärms.

Wie unterscheidet sich die Flüsterbremse von herkömmlichen Bremssohlen?

Bei einer Flüsterbremse besteht die Bremssohle (Bremsklotz) aus Komposit-Materialen. Diese sogenannten K-Sohlen sind elastischer als ältere, metallische Grauguss-Bremssohlen. Im Komposit werden in der Regel Metallfasern, Kautschuk- und Harz-Verbindungen sowie zusätzliche Materialien verarbeitet, weshalb man auch von der „Verbundstoffbremssohle“ spricht. Verbundstoffbremssohlen können auf glatter Gleisoberfläche eine Lärmreduktion des Rollgeräusches von 8-10 dB (A) bewirken. Das menschliche Ohr nimmt diese Reduktion als Halbierung des Lärms wahr.

Weshalb verursachen Güterzüge mit Flüsterbremsen weniger Lärm?

Entscheidend für die Lärmemissionen eines Zuges sind die Rollgeräusche, die zwischen Rad und Schiene entstehen: Je glatter die Oberflächen sind, desto leiser sind die Rollgeräusche. Während bei jedem Bremsvorgang mit Grauguss-Bremssohlen die Laufflächen der Räder aufgeraut werden, bleiben bei der Flüsterbremse die Räder glatt. Deshalb verursachen Güterzüge mit Flüsterbremsen während ihrer Fahrt und bei Bremsvorgängen weniger Lärm. In diesem Zusammenhang spricht man von lauten und leisen Güterwaggons.

Woher kommt der Begriff der Flüsterbremse?

Der Begriff der Flüsterbremse ist ein werblicher Begriff, da auch um 8-10 dB (A) leisere Güterzüge nicht „flüstern“, sondern immer noch deutlich lauter als leises Sprechen sind. Insbesondere die Deutsche Bahn verwendet den Vergleich und beschreibt damit die Fortschritte bei der Senkung des Schienenlärms.

Was sind die Nachteile der Flüsterbremse?

Das Komposit der Flüsterbremse verschleißt schneller und verursacht höhere Wartungskosten für die Eisenbahnverkehrsunternehmen. Bei neuen Waggons ist die Flüsterbremse ohne Probleme einbaubar. Die Umrüstung eines mit Grauguss-Bremssohlen ausgestatteten Güterwaggons ist allerdings aufwändig. Die gesamte Bremsanlage des Fahrzeugs muss zu diesem Zwecke umgebaut und je nach Wagenbauart neu zugelassen werden. Pro Güterwaggon beziffert die Deutsche Bahn die Kosten für die Umrüstung eines Güterwaggons auf die Flüsterbremse auf einen Betrag zwischen 5.000 und 7.000 Euro.

Welche Weiterentwicklungen gibt es bei der Flüsterbremse?

Die seit 2013 zugelassenen LL-Sohlen („low noise, low friction“ – wenig Lärm, wenig Abrieb) sind eine Weiterentwicklung der Flüsterbremse und verursachen wesentlich geringere Kosten in der Umrüstung. Der Reibungskoeffizient dieser leisen Sohle ist mit dem der herkömmlichen Grauguss-Sohle vergleichbar. Daher können die alten Grauguss-Sohlen bei Standardgüterwagen ohne weiteren Umbau 1:1 gegen die neuen Verbundstoffbremssohlen ausgetauscht werden.
Außer Flüsterbremsen mit Verbundstoff-Bremssohlen kommen im Schienengüterverkehr zunehmend auch Scheibenbremsen zum Einsatz. Eine Technik, die seit jeher für das Bremsen der leichteren Personenzüge verwendet wird. Mit Scheibenbremsen lassen sich die Rollgeräusche der Güterbahnen noch stärker reduzieren als mit Flüsterbremsen.

Wieso fahren Güterzüge mit Flüsterbremsen günstiger?

Seit Dezember 2012 wird der Einsatz leiserer Güterwaggons mit Flüsterbremsen vom Bund finanziell unterstützt und der Betrieb lauter Güterwaggons finanziell benachteiligt. Auf Initiative des Bundesverkehrsministeriums gilt seit dem Fahrplanwechsel 2012/2013 auf Bundesschienenwegen ein lärmabhängiges Trassenpreissystem. Laute Güterzüge zahlen einen Malus und dadurch für die Nutzung der Schienentrassen mehr als leise Güterzüge.