Marburg und Obstfelderschmiede/Lichtenhain sind Sieger

Bahnhöfe des Jahres 2015: Jury kürt die Besten aus Kundensicht

Berlin, den 26. August 2015. Nach ausgedehnten Testreisen durch ganz Deutschland hat die Jury ihr Urteil gefällt: Das hessische Marburg und das thüringische Bahnhofs-Duo Obstfelderschmiede/Lichtenhain gewinnen den Titel „Bahnhof des Jahres 2015“. Zum zwölften Mal in Folge prämiert die Allianz pro Schiene damit die kundenfreundlichsten Bahnhöfe Deutschlands. In der Kategorie „Alltagsmobilität“ gewinnt das hessische Marburg, das die Jury als „Heimstätte einer intelligenten Mobilität und zeitgemäße Abkehr von der autogerechten Stadt“ auszeichnete. In der Kategorie „Tourismusbahnhof“ überzeugten die beiden Stationen der Oberweißbacher Bergbahn, bei denen die Jury „die bruchlose Einbettung raffinierter Ingenieurskunst in eine überaus liebliche Landschaft“ würdigte. Die 6-köpfige Jury besteht aus Vertretern des Fahrgastverbandes Pro Bahn, dem Deutschen Bahnkunden-Verband (DBV), dem Verkehrsclub Deutschland (VCD), dem ACE Auto Club Europa, dem Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club (ADFC) und der Allianz pro Schiene. Bei der Auswahl des Tourismusbahnhofs reisen außerdem Verkehrsexperten des Deutschen Tourismusverbandes (DTV) und der Kooperation „Fahrtziel Natur“ mit. 

Video: Jury-Mitglied Karl-Peter Naumann über die Siegerbahnhöfe



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Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt lobte das Engagement der Sieger: „Attraktive Bahnhöfe sind ein Gewinn für jede Gemeinde und hoch geschätzt bei allen Bahnkunden. Die Auszeichnung Bahnhof des Jahres ist seit zwölf Jahren eine begehrte Anerkennung für gelungenes Engagement um die Attraktivität der Bahnhöfe.“

Marburg: Der Platzhirsch

„Wer Marburg mit dem Zug bereist, erlebt ein kleines Wunder: der dunkle, vom Autoverkehr umbrauste Bahnhof ist verschwunden. Unter den Planen der Baugerüste hat sich der Bahnhof in eine helle, stille Alltagsschönheit verwandelt“, lobte die Jury. „Zur Krönung dieser Wandlung hat die Stadt dieser neuen Heimstätte intelligenter Mobilität einen großzügigen Bahnhofsvorplatz vor die Füße gezaubert“, urteilten die incognito reisenden Bahnhofstester. Auf Marburgs neuem Vorplatz kommen seit Fertigstellung des Umbaus im Jahre 2014 alle gleichberechtigt zum Zug: Fußgänger, Radfahrer, Busreisende, Autofahrer. Nur der Durchgangsverkehr muss draußen bleiben. Die Jury sah darin in Marburg ein „erstes Zeichen einer Abkehr vom Primat der autogerechten Stadt: Wenn alle Bahnhöfe in Deutschland solche Entwicklungen zu Wege brächten, hätte der öffentliche Verkehr gewonnen.“

Obstfelderschmiede/Lichtenhain: Der Drahtseilakt

Bahnhof des Jahres 2015
Kurz vor der Ankunft an der Bergstation in Lichtenhain: So sieht der Tourismusbahnhof des Jahres 2015 aus.

Dass die Oberweißbacher Bergbahn unter den weltweiten Eisenbahnfans einen einsamen Kultstatus genießt, hat die Jury zunächst wenig beeindruckt. Doch umgeben von Blumenwiesen und Waldidyll lassen sich sogar die Zweifler von der Technik faszinieren: „Deutschlands steilste Standseilbahn bietet die bruchlose Einbettung raffinierter Ingenieurskunst in eine überaus liebliche Landschaft“, schwärmte die Jury. Nach dem Test waren die Juroren sicher: „Die Bahnhöfe Obstfelderschmiede und Lichtenhain haben alles, was ein Tagestourist braucht.“ Ein Glück, dass die engagierten Mitarbeiter der Oberweißbacher Bergbahn dieses Juwel über die Ära der Wende hinwegretten konnten. „In Obstfelderschmiede/Lichtenhain ist die Zeit stehen geblieben – im allerbesten Sinne des Wortes.“

 
Zwölf Jahre Bahnhof des Jahres: Gute Bahnhöfe sind eine Gemeinschaftsaufgabe
„Im Laufe der zwölfjährigen Geschichte des Wettbewerbs sind wir immer wieder darauf gestoßen, dass die gute Zusammenarbeit vor Ort entscheidend für den Sieg ist“, sagte Dirk Flege, Jury-Mitglied und Allianz pro Schiene-Geschäftsführer am Mittwoch in Berlin. In Marburg habe die Stadt ganz entscheidende Impulse für die Gestaltung des neuen Bahnhofs gegeben. In Thüringen sei die Oberweißbacher Bergbahn sogar der wesentliche Motor beim Zusammenwachsen der verschiedenen Gemeinden zu einer Tourismusregion. „Bahnhöfe sind Querschnittsaufgaben“, sagte der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer. 

„Wir verstehen unsere Bahnhöfe heute als Drehscheibe für Mobilität. Die Auszeichnung für den Bahnhof Marburg zeigt einmal mehr, dass diese Strategie bei all unseren Kunden gut ankommt. Ganz besonders freut uns, dass die Jury die Barrierefreiheit des Marburger Bahnhofs herausgestellt hat. Denn hier ermöglichen wir mobilitätseingeschränkten Personen mit Brailleschrift, taktilen Leitsystemen und einem stufenfreien Ausbau einen optimalen Zugang zum System Bahn“, sagte André Zeug, Vorstandsvorsitzender der DB Station&Service AG. Der Titel Bahnhof des Jahres für Marburg „bestärkt uns in unserem Ziel, barrierefreies Reisen mit der Bahn konsequent weiter voranzutreiben. Pro Jahr bauen wir rund 100 Bahnhöfe barrierefrei aus“, sagte Zeug. 

 

Die Checkliste immer dabei
Mit dem Wettbewerb „Bahnhof des Jahres“ prämiert die Allianz pro Schiene seit 2004 jährlich die besten Bahnhöfe in Deutschland. Ausgezeichnet wird nur, wer nach einer festen Kriterienliste am besten auf die Bedürfnisse der Bürger eingeht: Objektive Erfordernisse wie Kundeninformation, Sauberkeit, Integration in die Stadt und Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln sind dabei ebenso entscheidend wie ein eher subjektiver Wohlfühlfaktor. Dass schmutzige Toiletten das Aus bedeuten, versteht sich. Die Siegerbahnhöfe der vorigen Jahre waren 2014: Dresden und Hünfeld, 2013: Göttingen und Oberursel, 2012: Bremen und Aschaffenburg, 2011: Leipzig und Halberstadt, 2010: Darmstadt und Baden-Baden, 2009: Erfurt und Uelzen, 2008: Karlsruhe und Schwerin, 2007: Berlin Hauptbahnhof und Landsberg am Lech, 2006: Hamburg Dammtor und Oberstdorf, 2005: Mannheim und Weimar und 2004: Hannover und Lübben.