„Große Unterschiede zwischen Bundesländern“

Fast drei Viertel der Bahnhöfe in Deutschland sind barrierefrei

Rollstühle, Fahrräder und Kinderwagen schaffen den Einstieg: Fast drei Viertel der deutschen Bahnhöfe sind inzwischen barrierefrei. Aber nicht alle Bundesländer sind gleich gut.

Berlin. Der Anteil barrierefreier Bahnhöfe in Deutschland wächst: Insgesamt 71 Prozent aller Bahnhöfe des Landes sind in den letzten Jahren so umgebaut worden, dass sie von Menschen mit Behinderungen genutzt werden können. Das haben Recherchen der Allianz pro Schiene und die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken ergeben. Danach gibt es allerdings erhebliche Unterschiede zwischen den einzelnen Bundesländern. Schlusslichter sind das Saarland (mit nur 44 Prozent an barrierefreien Bahnhöfen), Hamburg (51 Prozent), Hessen (54 Prozent), Sachsen (61 Prozent), Bremen (63 Prozent) und Rheinland Pfalz (65 Prozent). Im Mittelfeld liegen die Bahnhöfe in Baden-Württemberg (72 Prozent), Bayern (73 Prozent), Brandenburg (74 Prozent) und Berlin (77 Prozent). Vorreiter beim behindertengerechten Bahnhofsumbau sind Schleswig-Holstein (88 Prozent), Mecklenburg-Vorpommern (87 Prozent) und Thüringen (86 Prozent), gefolgt von Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen (beide 82 Prozent) sowie Niedersachsen (mit 80 Prozent), die sämtlich deutlich über dem deutschen Mittelwert von 71 Prozent liegen.

„Diese großen Unterschiede zwischen den Bundesländern sind auffällig“, sagte Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene. „Für uns sind sie ein schlagender Beweis dafür, dass die Länder unterschiedlich viel für ihre Bahnhöfe tun.“ Flege widersprach der Auffassung der Bundesregierung, die in der Antwort auf die parlamentarische Anfrage der Linken erklärte hatte, die Herstellung der Barrierefreiheit liege allein in der unternehmerischen Verantwortung der Eisenbahnunternehmen. „Bahnhofsfinanzierung ist eine Gemeinschaftsaufgabe von Deutscher Bahn, Bund, Ländern und Kommunen“, sagte Flege. „Beispielsweise haben Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Baden-Württemberg spezielle Förderprogramme aufgelegt, in denen auch Maßnahmen zur Erreichung von Barrierefreiheit gefördert werden.“
Der Allianz pro Schiene-Geschäftsführer verlangte, dass auch nach dem Auslaufen der Konjunkturpakete weiterhin Geld für den Umbau von Bahnhöfen zur Verfügung stehen müsste. „Die Kehrseite der guten Nachricht ist nämlich: 29 Prozent der Bahnhöfe in Deutschland warten noch auf einen Umbau, der Behinderten, Fahrradfahrern und Müttern mit Kinderwagen entgegenkommt.“ Flege forderte die Deutsche Bahn, Bund, Länder und Kommunen auf, das Thema Barrierefreiheit gemeinsam voranzutreiben und pro Bundesland klare Ziele auf dem Weg zur barrierefreien Mobilität zu definieren. „Natürlich legt auch die Jury des Wettbewerbs „Bahnhof des Jahres“ großen Wert auf Barrierefreiheit. Die Siegerbahnhöfe 2009, Erfurt und Uelzen, sind selbstverständlich barrierefrei.“

Weitere Informationen:

Im Wettbewerb „Bahnhof des Jahres 2009“ stehen die Termine zur Siegerehrung jetzt fest:
  • Hauptbahnhof Erfurt , 26. Oktober, 11 Uhr – Kategorie Großstadtbahnhof
  • Hundertwasserbahnhof Uelzen, 3. November, 11 Uhr – Kategorie Kleinstadtbahnhof
  • UBB-Bahnhof Heringsdorf, 14. November, 11 Uhr  – Sonderpreis Gesamtbild aller Bahnhöfe der Usedomer Bäderbahn

Die Allianz pro Schiene ist das Bündnis in Deutschland zur Förderung des umweltfreundlichen und sicheren Schienenverkehrs. In dem Bündnis haben sich 16 Non-Profit- Verbände zusammengeschlossen: die Umweltverbände BUND, NABU, Deutsche Umwelthilfe und NaturFreunde Deutschlands, die Verbraucherverbände Pro Bahn, DBV und VCD, die Automobilclubs ACE und ACV, die drei Bahngewerkschaften TRANSNET, GDBA und GDL sowie die Eisenbahnverbände BDEF, BF Bahnen, VBB und VDEI. Die Mitgliedsverbände vertreten mehr als 2 Millionen Einzelmitglieder. Unterstützt wird das Schienenbündnis von 93 Unternehmen der Bahnbranche.